BERLIN. (hpd) Am Tag nach der Schießerei im Münchener Olympia-Einkaufszentrum geht die Polizei von einem Amoklauf eines Einzeltäters aus. Viele Gerüchte und Spekulationen wurden über die sozialen Netzwerke verbreitet, obwohl es keine gesicherten Erkenntnisse gab. Der Politologe Hamed Abdel-Samad kommentiert die Reaktionen.
Die Reaktionen auf den Amoklauf von gestern müssen uns allen zu Denken geben. Es ist beschämend, dass viele schon alles besser wussten, bevor irgendwelche Details bekannt wurden. Noch beschämender ist es, dass viele nun enttäuscht sind, dass der Täter offensichtlich keinen islamistischen oder rechtsradikalen Hintergrund hat, obwohl die eine Variante katastrophaler wäre als die andere, und zwar für uns alle. Die einen wollten die Tragödie missbrauchen, um gegen Muslime pauschal zu hetzen, die anderen (u.a. einige Muslime und Linke) wünschten sich einen rechtsradikalen Täter, um sich als Opfer zu stilisieren.
Wir sitzen alle im gleichen Boot. Der Hass vergiftet die ganze Welt. Der Terror verselbstständigt sich. Jeder frustrierte junge Mensch kann sich nun die Vernichtungsfantasien der Islamisten zu eigen machen und die Menge überfahren oder auf sie losschießen. Die Live-Übertragung solche Ereignisse ermutigt die Nachahmer, ihren Namen in die Hall of Fame einzutragen. Alle, die ihre Lust an der Sensation durch die "Live-Bilder" stillen wollten und alle, die sich an Spekulationen beteiligt haben, sind irgendwie mitverantwortlich. Das Ganze ist aber nicht lustig und eignet sich nicht für die billigen ideologischen Grabenkämpfe, die viele von ihrer Couch aus austragen.
Können wir uns nicht auf folgendes einigen?
- Dass es so viele Muslime gibt, die Terror durchführen, bejubeln oder gutheißen, macht nicht alle Muslime automatisch zu potentiellen Terroristen oder Schläfern
- Dass wenn Menschen aus anderen Motiven töten, macht dies den Islam nicht automatisch zu einer friedlichen Religion
- Dass der Islam ein ernsthaftes Problem mit Gewalt hat, und dass es im Interesse der Muslime selbst ist, dieses Problem ehrlich anzusprechen und nach Lösungen zu suchen
- Dass alle vernünftigen Menschen, Muslime, Christen, Juden und Atheisten, Buddhisten und Nudisten gemeinsam für eine Sache kämpfen sollen: Freiheit und Menschenrechte
- Dass wir alle uns gegen Hass und Ausgrenzung einsetzen sollen, auch wenn es aus den eigenen Reihen kommt
- Dass die Opferrolle und die Verschwörungstheorien nur eine Flucht vor der Verantwortung sind
- Dass man Demokratie niemals mit Hass und Ausgrenzung, sondern mit Vielfalt, Offenheit, Rechtsstaatlichkeit und Wachsamkeit verteidigen kann
- Dass die Welt immer verrückter und unberechenbarer wird. Deshalb brauchen wir mehr Besonnenheit, aber auch mehr Ehrlichkeit, wenn wir die Wurzeln der Probleme benennen
Wird deshalb meine Islamkritik in der Zukunft leiser? Natürlich nicht. Im Gegenteil. Sie muss noch deutlicher werden, und zwar wegen der oben genannten Vorschläge! Was aber auch noch deutlicher sein sollte, ist der Unterschied zwischen der Ideologie und den Menschen, die vielfältiger und vielschichtiger sind als die Ideologie, die sie einschränken und uniformieren will!
29 Kommentare
Kommentare
Olaf Sander am Permanenter Link
Vielen Dank!
Ich unterschreibe jedes Wort.
Olaf Sander
Serafin Fernandez am Permanenter Link
Ich finde auch sehr gut ihre Artikel, vielen Dank!!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ja, Hamed, das stimmt alles!
Versuch einer konstruktiven Frage meinerseits: Welches sind die Faktoren, die derartige Terrorangriffe (ob Amok, IS oder rechts/links/oben/unten) immer wahrscheinlicher werden lassen?
Könnte es sein, dass uns nicht nur Religionen indoktrinieren, sondern auch Killerspiele, die junge Menschen genau auf dieses "Machtgefühl" trainieren, mit Schusswaffen andere Menschen umzubringen, abzuknallen?
Könnte es sein, dass eine zunehmende Globalisierung und entsprechende Vernetzung der Informationen und Dauerverfügbarkeit im Internet die Plattform liefern, sich hier für wenige Stunden zum globalen Medienhelden aufzubauen?
Könnte es sein, dass die Ideologie des Islamismus (basierend auf einer Religion, die man glaubt vollumfänglich akzeptieren zu müssen, weil dies im GG so steht) gepaart mit Verschwörungstheorien und Opfermentalität eine Art Legitimierung liefert?
Kann das sein, dass diese Mischung aus PC-Spiel-Indoktrination, globaler Medien-Hype und religiöser Ideologie zu einer fatalen Verkettung führt, die selbst völlig areligiöse oder apolitische Menschen zu solchen Irrsinnstaten verleitet?
Wäre dies eine Erklärung dafür, dass wir uns nur noch kopfschüttelnd fragen, wer als nächster als völlig unbeschriebenes Blatt aus der Anonymität auftaucht und Familien zerreißt, Leid und Elend produziert?
Gerade der IS präsentiert uns doch diesen Mix aus medialer Globalisierung mit dem Versprechen auf Abenteuerurlaub, nach Heldsein, große Dinge bewegen. Das kann auch andere labile Menschen ohne jeden religiösen oder politischen Hintergrund zu solchen Taten verlocken. Ich bin dort noch nicht abschließend zu einem Urteil gekommen, aber gewisse Entwicklungen der letzten 30 Jahre geben mir zu denken.
Olaf Sander am Permanenter Link
Lieber Herr Kammermeier,
ich bin zwar nicht Herr Abdel-Samad, möchte Ihnen aber dennoch den Versuch einer Antwort auf Ihre Fragen zu geben. ;o)
Mit den Killerspielen ist es wohl so, wie mit dem Cannabis. Fast alle, die einen Drogentod starben, haben Cannabis konsumiert. Aber längst nicht alle, die Cannabis konsumieren, sterben einen Drogentod.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass so mancher nicht aus der Bahn gerät, weil sich mit Killerspielen Frust abbauen und Logik, Taktik und Menschenkenntnis (am anderen Ende sitzt ja auch jemand) schulen lassen.
Andererseits erinnere ich mich gerade daran, als damals, vor einer gefühlten Ewigkeit, das Spiel mit dem Moorhuhn En Vogue war. Ich habe mich von dem Hype anstecken lassen und Moorhühner noch und nöcher geschossen. Bis ich eines Abends im Bett lag und vor meinem inneren Auge Moorhühner mit X-en in den Augen gesehen habe. Da habe ich aufgehört. Es ging mir viel zu tief rein.
Wenn ich mir vorstelle, um wie viel realistischer die Spiele von heute sind und was nur das Moorhuhn mit mir gemacht hat, dann denke ich schon, dass an Ihrer Frage was dran ist.
Die Wahrheit wird wohl wie so oft irgendwo in der Mitte liegen. Bestimmt sind Killerspiele ein Teil des Puzzels aus Ursachen, welche einen Menschen zum Amokläufer oder Terroristen (wobei man sich über das Wort Terrorist sicher gut streiten kann) machen. Die sozialen Beziehungen, das generelle Lebensumfeld, die psychischen Präferenzen, und weiß der Kuckuck was noch alles, dürften da auch eine große Rolle spielen.
Der Zugang zu Waffen zählt für mich nicht. Weil man, richtig angewandt, aus beinahe jedem Gegenstand eine Waffe machen, bzw. ihn als solche nutzen kann.
@ Internet
Ganz klar bietet das Internet hier eine Plattform. Das tun die klassichen Medien aber auch. Angeblich wegen der Nachfrage. Beiden Medien schaukeln sich bis zum Erbrechen gegenseitig hoch. Wenn ich aber gerade lese, was der Tagesschau wegen der "Berichterstattung" (in dem Fall müssen die Anführungsstriche sein) zum Amoklauf in die Kommentare geschrieben wurde, dann ergibt sich für mich ein anderes Bild. Die Leute wollen keine Brennpunkte, Programmänderungen und hektische Reporter, die (noch) nichts zu sagen haben. Die Leute wollen gesicherte Fakten und sind auch bereit, darauf zu warten.
Beim Journalismus besteht für mich die Hoffnung auf Veränderung, wenn die Schmerzen noch ein bisschen größer werden und auch die Doppelmoral nicht mehr aushaltbar ist.
Anders sehe ich es mit dem Internet. Hier ist die Doppelmoral vermutlich so groß, wie die Kabel zur Vernetzung lang sind. Während bspw. bei Facebook Bilder von stillenden Müttern der bloßen Brust wegen ziemlich flott gelöscht werden, kann die Propaganda-Abteilung vom IS in allerbester Hollywood-Manier einen brutalen Streifen nach dem anderen ins Netz stellen und ganz in Ruhe jene Seelen einfangen, die sich durch die unzähligen gewollten und ungewollten Systemfehler vom Leben betrogen fühlen.
Was den technologischen Platzhirschen im Netz und den ideologischen Fundamentalisten aller Couleur gemein ist, ist der Versuch die eigene (Un)Moral über alle anderen auszubreiten und sie gegebenenfalls auch dazu zu nötigen. Die Platzhirsche machen es in eigener Sache nur viel subtiler und geben, Hallo Doppelmoral!, den Fundamentalisten ihre Plattform als Plattform.
Fragen Sie mich jetzt aber bitte nicht, wie das, außer durch Abschalten, gelöst werden könnte.
@ der ganze Rest ;)
Ich denke, dass es ganz viel die Lebensumstände sind, die aus jungen Menschen Terroristen machen. Und da muss man fragen, wer für die Lebensumstände verantwortlich ist. Ganz klar stehen da für mich die Religionen in der ersten Reihe, aber auch die Politik der Staaten im Einzelnen und ganz besonders auch der jeweils Verbündeten.
Aber damit sich da etwas ändert, braucht wohl wie noch vor Kurzem in der DDR, oder, schon ein bisschen länger her, im Dritten Reich, einen totalen Zusammenbruch.
Vielleicht sind die Überlebenden dann wieder ein paar Jahre lang schlauer als wir.
Mit herzlichen Grüßen aus Utopia. ;o)
Olaf Sander
little Louis am Permanenter Link
@ Olaf Sander und:
".. Die Leute wollen gesicherte Fakten und sind auch bereit, darauf zu warten. .."
Das klingt zunächst mal gut, setzt aber absolutes Vertrauen in die Integrität der Großmedien voraus. Dieses habe ich aufgrund langjähriger kritischer Medienbeobachtung spätestens sit dem Juguslawienkrieg nicht mehr. Ich halte deshalb den freien Informationszugang des Einzelbürgers für einen der Hauptanker der Demokratie. Da dies fast nur noch über das Internet möglich ist, sollten Informationen aus dieser Quelle nur im extremsten Notfall gefiltert oder vorzensiert werden. Auch und gerade nicht vom Staat.
Seien Sie ehrlich: Fühlen (fühlten) Sie sich über die "Medien am Freitagabend und bis heute über "München" umfassend informiert? Anfänglich gab es z. B weder genaue Ortsangaben, noch genaue zeitangaben. Dies wurde erst durch die ersten offiziellen Verlautbarungen von der Polizei "definiert" und dann von da an von allen Großmedien genauso übernommen. So gut wie keine eigenen Rechercheergebnisse!
Spätestens seit ich im Jahr 2008 in der Nacht auf CNN die Pressekonferenz der US- Außenministerin zum Ausbruch der Georgienkrise gesehen habe und am ächsten Tag erleben musste,dass deren (einseitige!) "Version" fast wortgleich von ALLEN Medien hier als "objektive- unabhängige Berichrerstattung und und "Erklärung" der Vorgänge diente, bin ich skeptischer.
Sie meinen also, die Wahrheit liege fast immer in der Mitte. Nun ja, das gilt nur, wenn zwei gegenläufige Kräfte die Wahrheit mit etwa gleicher Kraft nach rechts und nach links zu VERZERREN suchen. Ob das der Normalfall ist?
Olaf Sander am Permanenter Link
Hej little Louis,
eine pauschale Medienkritik will mir nicht über die Lippen. Das in der deutschen Medienlandschaft einiges im Argen liegt, steht wohl außer Frage. Aber das ist bei der Polizei, dem Militär, im Gesundheitswesen, der Politik und in vielen anderen Bereichen auch so. Das einzige auf was man sich verlassen kann ist die Tatsache, dass sich die Dinge wandeln. Manchmal zum Guten und manchmal zum Schlechten. Manchmal gehts rauf und manchmal runter. So ist ist das Leben. Wenn wir als Gesellschaft klug sind, lernen wir daraus. Und nennen bei Kritik Ross und Reiter und bleiben dabei höflich und konstruktiv. Dann haben wir eine Chance, die Herausforderungen der heutigen Zeit zu stemmen.
Ich denke, dass die Redaktion der Tagesschau mit dieser Berichterstattung ein klägliches Bild abgegeben hat. Aber ich glaube keinesfalls, dass die Berichterstattung gesteuert wird, außer vielleicht von dem Wahnsinn, Quoten erfüllen zu müssen. Es gibt genügend Journalisten da draußen, die eine gute Arbeit machen und pauschale Verurteilungen werden diesen Leuten nicht gerecht.
"Da dies fast nur noch über das Internet möglich ist, sollten Informationen aus dieser Quelle nur im extremsten Notfall gefiltert oder vorzensiert werden. Auch und gerade nicht vom Staat."
Weder die YouTube-Universität, noch die Twitter-News gehören zu meinen bevorzugten Informationsmedien. Da wird nicht nur nicht gefiltert und eingeordnet, da wird wild losgequatscht und wer es am besten übertreibt, wird am meisten geklickt und geliked. Da wird Wahrheit gemacht und nicht über sie berichtet.
Würde der Staat die Medien kontrollieren, wüssten wir das. Wir wissen das bereits ganz aktuell im Fall der Türkei, wir wussten es damals in der DDR und bei den Nazis wussten wir es auch. Dass der Staat die Medien kontrolliert (wie eigentlich?), habe ich bis jetzt immer nur in Kommentaren oder Blogs gelesen. Einen Beweis dafür konnte bis heute keiner der Autoren liefern.
"Anfänglich gab es z. B weder genaue Ortsangaben, noch genaue zeitangaben. Dies wurde erst durch die ersten offiziellen Verlautbarungen von der Polizei "definiert" und dann von da an von allen Großmedien genauso übernommen. So gut wie keine eigenen Rechercheergebnisse!"
Anfänglich... ...ist bei solche außergewöhnlichen Ereignissen Chaos. Ab der wie vielten Minute nach Beginn einer solchen Wahnsinnstat müssen gesicherte Erkenntnisse vorliegen? Und wie gewinnt man die so schnell und sicher?
Die Polizei definiert die Orts- und Zeitangaben? Bitte denken Sie über diesen Satz noch einmal nach.
Und über die anderen vielleicht auch?
little Louis am Permanenter Link
Hallo Olaf Sander,
wie kommen Sie darauf, dass ich PAUSCHALE Medienkritik übe?
Es ist nicht gerade fair,dass man jemandem,der in konkreten Fällen Kritik übt, solches unterstellt. Ich psycho- spekukiere mal, dass das daher kommt, dass man glaubt , an der Art der Kritik oder der Formulierungen jemanden einer politischen Windrichtung zuorden zu können. Falls man diese selbst
(aus Vorurteil) für irgenwie "verdächtig" hält, meint man ,den vom rechten Weg Abgekommenen pädagogisch fürsorglich auf diesen zurückbringen zu müssen. Wie gesagt, in Ihrem Fall in Bezug auf mich reine Spekulation.
Das Gesagte scheint aber in Bezug auf die großen Medien sehr oft zuzutreffen. (Die öffentlichen haben ja sogar einen verbrieften Erziehungs- und Bildungsauftrag). So etwas ist aber halt mal , zumindest in der Theorie,
auch leicht zu missbrauchen. Spielen Sie nicht den Naiven.
Ich habe niergendwo behauptet, dass die Freiheit des Internets ein Garant für den Zugang zur " Wahrheit" sei. das wäre in der Tat naiv.
Aber die Freiheit des Internets ist die unabdingbare GRUNDVORAUSSETZUNG für die MÖGLICHKEIT wahre Erkenntnisse über wissenschaftliche, soziologische oder politische Sachverhalte erlangen zu KÖNNEN.
Mag sein,dass es Ihnen genügt,dass Nachrichtenagenturen oder oft auch Chefredakteure die Nachrichten für SIe vorsortieren. In jedem politikwissenschaftlichen Anfangsseminar über "Medien" wird der Witz gerissen: Komisch, dass in der Welt immer nur so viel passiert, wie auf drei Zeitungsseiten passt. Oder st Ihnen noch nie aufgefallen,dass die Texte von Nachrichten der öffentlich Rechtlichen und Ihrer Tageszeitung zu ca. achtzig % identisch sind, weil sie von - Agenturen stammen?
Sie meinen, "wir" wüssten es, wenn der Staat die Medien kontrollieren würde. (Wer ist übrigens "wir? Die Demokratie wäre schon in Gefahr, wenn 55% der Menschen es NICHT wüssten, wenn der Staat die Medien kontrollieren würde)
In einer modernen Demokratie ist es nicht nötig, die Medien allumfassend zu kontrollieren, um unbemerkt Politik in seinem Sinne zu beeinflussen. Es reicht schon auf medialem Wege durch InformationsFILTERUNG auf die Meinungsbildung der Bevölkerung Einflusszu nehmen. Sie meinen, das sei nicht möglich? Öffentlich rechtliche Aufsichtsgremien und damit auch Chefredakteure sind real von den den Mehrheitsparteien abhängig. Die Verbändevertreter vertreten überwiegend auch nur diese Interessen.
Private Medien sind von der politischen Meinung der Eigentümer/Kapitalgeber /Anzeigenkunden abhängig.
Ich soll über die Zeitangaben Nachdenken? Das tat ich am Tatabend ab ca
19:00 Uhr. Bis zur Verlautbarung der Polizei, dass um ca.(!) 18:50 Uhr erste Notrufe eingegangen seien , hörte ich im TV gar nichts zum Zeitpunkt und las im "Netz" (bei onlei- Großmedien) nur Widersprüchliches. Die ersten Meldungen dort waren sogar teilweise auf die Zeit zwischen 16 un17 Uhr datiert. Alles Chaos? Mag sein.
Ich bin jetzt Ihrer Forderung nachgekommen und habe etwas nachgedacht.
Spaßeshalber - Weil ich dieses online Großmedium hier schätze.
Holger Tallowitz am Permanenter Link
Hallo Bernd,
Ja Hamed hat das gut auf den Punkt gebracht.
Würde ich gern mal direkt diskutieren. Habe da auch noch keine endgültige Meinung (sofern überhaupt möglich).
René am Permanenter Link
Die "Killerspiele", ja? Ich halte das für eine seltsame und auch schädliche Sichtweise. Es tut mir Leid, wenn ich etwas direkter auf Dich als Person dabei abziele, Bernd.
Ich habe als Kind(!) die klassischen "Killerspiele" in verschiedenen Abwandlungen gespielt. Jetzt spiele ich die heutigen unzähligen Varianten in der virtuellen Welt. Bei manchen wird etwas mehr "gekillt" bei manchen weniger. Nichts von alledem hat mich "indoktriniert". Ich kann klar denken und einschätzen, was schädlich für meine realen Mitmenschen ist und was nicht. Ich weiß, welches Verhalten ich mir im Zusammenleben von meinen Mitmenschen in der "Draußenwelt" wünsche. Auch viele Menschen in meinem Umfeld spielen "Killer-" und andere Spiele am PC. Wir sind alle keineswegs unfähig, uns als unschädliche Teile der Gesellschaft unter "Euch" zu bewegen. Wir müssen ganz bestimmt nicht permanent unsere Mordgelüste zügeln. Ich bin mir zudem recht sicher, dass das psychologisch ziemlich schwierig in einen kausalen Zusammenhang zu bringen wäre.
Ich habe den Eindruck, dass manche Menschen per se Angst vor Dingen haben, die heute unter Benutzung von PCs gemacht werden können. Vielleicht spiegelt diese Angst fehlende Medienkompetenz wider. Kein Grund diejenigen brandmarken zu wollen, die spielerisch mit den neuen Medien umgehen (können). Man muss ja nicht gleich Computerspiele toll finden. Manche Menschen mögen vielleicht auch überhaupt nichts spielen. Ich akzeptiere das. Für mich gehört spielen aber zum Leben. Und ich kenne keinen einzigen Fall von "Killerspiel-Indoktrination".
Frank Nicolai am Permanenter Link
Lieber Bernd,
auch ich mag diese "Killerspiel"-Argumentation nicht mehr hören. Einen guten Artikel dazu hat Kattascha verfasst: http://kattascha.de/?p=2709
"Auch wenn viele Amokläufer Egoshooter gespielt haben – allerdings haben sie wahrscheinlich auch Fernsehen geschaut und Brot gegessen. Und? Allein in Deutschland gibt es mehrere Millionen Menschen, die gerne solche Spiele zocken. Auf der Gamescom ist die Bundeswehr sogar mit einem Panzer angerückt um an ihrem Stand junge Zocker für den Dienst an der Waffe zu begeistern. Egoshooter? Seriously? Mit Verlaub, ich finde diese Debatte ist von vorne bis hinten absurd."
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Frank und alle anderen,
immer ruhig mit den wilden Pferden. Ich habe Fragen gestellt und ich bin schon eine Weile auf der Welt, um gewisse Abläufe aus eigener Erfahrung sehen und beurteilen zu können. So erlaube ich mir, diese Fragen zu stellen. Ich habe auch nirgends behauptet, dass Killerspiele automatisch und monokausal zum Killer machen (im Gegenteil, wenn man meinen Text aufmerksam liest), so wie Zigaretten nicht automatisch Krebs erzeugen.
Ich kann aber diese "der oder der nimmt doch auch das oder das zu sich und macht nicht, was andere unter dem gleichen Einfluss machen"-Argumentation auch nicht mehr hören. Früher hieß es immer, man habe einen Opa, der wurde trotz Rauchen 90, also kann rauchen nicht schädlich sein. Oder ist deswegen, weil viele Deutschen ohne Unfall betrunken Autofahren, Alkohol am Steuer ungefährlich?
Es gibt auch so etwas wie ein Gefahrenpotential, das heißt eben nicht Gefahrengewissheit. Niemand hört auf Lotto zu spielen, weil die Chance auf den Jackpot verschwindend gering ist. Ein gewisses Risiko (zum Guten oder Schlechten) ist im Leben nie ganz auszuschließen, aber es gibt Faktoren, die meiner Beobachtung nach zunehmen, die ganz eng begrenzten Gruppen nutzen, nämlich den Produzenten. Ich gehört auch zu dieser Gruppe als langjähriger Medienschaffender. Allerdings im Bereich Kino und TV mit dem Versuch, ein wenig Niveau zu produzieren.
Es ist leicht, Menschen zu verführen, sonst gäbe es viele sinnlose Freizeitbeschäftigungen nicht. Wer seine Zeit damit totschlagen will, soll das gerne tun. Aber wer würde einem dreijährigen Alkohol, Zigaretten oder Haschisch anbieten? Warum parkt man aber bedenkenlos Kleinkinder hinter Fernsehern (die inzwischen ausgedient haben, eine Playstation muss es sein)? Auch wenn das Pädagogen ablehnen, praktizieren es die meisten Familien, weil sie das Gefahrenpotential dabei nicht erkennen – und weil die Kinder über Stunden keinen Mucks von sich geben.
Nicht nur, dass bestimmte Fähigkeiten verkümmern (siehe die motorischen und haptischen Schwächen heutiger Kinder, 50% können nicht mal schwimmen!), nicht nur, dass Zeit totgeschlagen wird, nicht nur, dass soziale Fähigkeiten verkümmern und nicht trainiert werden, dass die Kommunikation leidet. Das viel entscheidendere ist, dass uns diese bunte Bilder einer Scheinwelt produzierenden Maschinen konditionieren. Das ist doch alles durch Studien belegt und auch völlig logisch. Niemand würde diese letztlich öden Spiele spielen, wenn sie nicht auch einen Suchtfaktor implementiert hätten. Dies kann bei einem echten Räuber und Gendarm-Spiel nicht geschehen, weil dies eben kein Killerspiel ist (im Kopf ist der Gegner eines PC-Killerspiels wirklich ausgeschaltet, beim Spiel mit Freunden weiß man um deren Weiterleben und es geht dabei auch ganz nebenbei bemerkt nicht ums Töten [der einzige Zweck eines Killerspiels], sondern um Spaß und Spannung an der frischen Luft. Wir haben damals jedenfalls keine Bomben gezündet oder mit Panzern geschossen).
Ich selbst habe mich am Anfang dieser Entwicklung in den 80er-Jahren auch mal an solche Maschinen gesetzt, in Spielotheken mit gefühlsechter Rüttelkabine. Das nimmt einen gefangen, zieht einen in den Bann und macht einen Riesenspaß. Und wie harmlos waren diese Spiele im Vergleich zu heute.
Ich habe damit aufgehört, als ich merkte, dass ich damit zu viel Zeit vergeude, denn am Ende des Spiels habe ich nichts, als Zeit verloren. Dann doch lieber mit Freunden Maumau oder Schach spielen. Das ist wenigstens in absehbarer Zeit fertig, während man sich im PC von Level zu Level hangelt und wenn man oben angekommen ist, kommt die nächste Version auf den Markt.
Ich weiß, dass man sich mit einer kritischen Haltung gegenüber diesen Zeitdieben unbeliebt macht. Aber das ist mir egal. Ich finde es bedenklich, wenn immer nur aus der Ich-Position („ich bin doch harmlos und mache das auch“) argumentiert wird. Ein stabiler, in sich ruhender Mensch wird viel mehr abkönnen und mehr aushalten, als ein anderer, der vielleicht ein sozialer Außenseiter oder ein Mobbing-Opfer ist oder sogar an psychischen Erkrankungen leidet. Doch diese Leute kommen auch an diese Spiele, die einen trainieren, Menschen zu töten – und die familiäre Kommunikation töten. Das kenne ich aus eigener Erfahrung.
Ich bin wahrlich kein Feind moderner Technik, ganz im Gegenteil. Ich habe computergesteuerte Kamerakräne entwickelt und sehr früh auf digitale Bildbearbeitung gesetzt. Doch da ich so intimen Kontakt mit diesen technischen Möglichkeiten hatte, erlaube ich mir einen kritischen Blick darauf. Wenn dehydrierte Zocker tot von Sessel kippen, weil sie drei Tage ohne Pause durchgespielt haben, ist dies die Ausnahme, gewiss, zeigt uns aber, dass manchen Menschen Steuerungsmechanismen fehlen, um gegen die Sucht und Konditionierungswirkung dieser Zeitdiebe zu bestehen.
Vielleicht fehlt hierbei manchem User noch ein wenig Medienkompetenz...
Johann Beck am Permanenter Link
Eigentlich ganz einfach. Nur so könnte unser Zusammenleben noch besser werden. Ihr Kommentar müßte eigentlich in allen Medien der Aufmacher sein. Danke dafür.
Hannelore Brenner am Permanenter Link
Gute Gedanken!
Ursula Bartlick am Permanenter Link
Vielen Dank für diesen Artikel. Sehr treffend geschrieben.
Hans-Dieter Steffan am Permanenter Link
Danke für diesen herausragenden Kommentar zum aktuellen Thema!
Wolfgang am Permanenter Link
Jeder Religion und Ideologie stehe ich sehr skeptisch gegenüber.
[Teile von der Redaktion gelöscht - bitte bleiben Sie in den Kommentaren sachlich.]
Wolfgang am Permanenter Link
„Gott regiert im Himmel, auf Erden wir.”
Simon Bolivar
Besonnenheit ist gut, Denken gehört dazu.
Fritz Iv am Permanenter Link
Der Ruf nach mehr Besonnenheit, nach mehr Abwägen und mehr Bemühen um sachgerechte Formulierungen, ist richtig, allerdings nur notwendig, seit so viele regelrcht die Taktik verfolgen, die Besonnenheit zu zerstören.
"Können wir uns darauf einigen ..." ist - leider, leider - zwar eine berechtigte, aber vermutloich völlig ineffektive Frage. Hilfreicher ist vielleicht eher Frage, wie man diese psychopathisch gewordene Öffentlichkeit therapieren und wie man die derzeit ziemlich erfolgreiche Taktik der Vernunftzerstörung politisch entschärfen könnte?
Markus Pfeifer am Permanenter Link
"Dass wir alle uns gegen Hass und Ausgrenzung einsetzen sollen, auch wenn es aus den eigenen Reihen kommt"
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Wie wäre es mit "vor allem, wenn es aus den eigenen Reihen kommt"? Immerhin wirft das ein schlechtes Licht auf das eigene Team! Die Hooligans im eigenen Verein schaden mir doch viel mehr als die im gegnerischen Verein!
Sollten eigentlich auch die abrahamitischen Religionen kapieren, so von wegen "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen." (heißt so viel wie: "Wenn du als Mitglied unseres Vereins ein Arschloch bist, ok, das ist menschlich; aber behaupte gefälligst nicht, dass du das im Namen unseres Vereins machst! Denn auch, wenn wir dich deswegen nicht rauswerfen können, da Mitgliedschaft ja im Wesentlichen durch Selbstzuschreibung bestimmt wird, hast du hinterher keine Freunde mehr in diesem Verein!")
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Ich haben die Kommentare auf Facebook nicht mitbekommen, dafür jedoch am Tatabend einen kurzen Ausschnitt der Livesendung im öffentlichen deutschen Fernsehen. Das war absurdes Theater in Reinkultur.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
So tragisch der Tod von neun Menschen in München ist, so tragisch finde ich, dass die Exekutive eine Massenhysterie ohne Gleichen geschürt hat und sich im Nachgang selbst lobt wie gut sie mit der Situation umgangen is
Praktisch kam in München das öffentlichen Leben zum erliegen und was von Millionen Menschen an diesem Wochenende geplant war, war nicht mehr möglich. Damit wurde Lebenszeit vernichtet.
Ebenso haben Veranstalter von Events auch über München hinaus, selbst nachdem klar war, dass der Täter sich getötete hatte, dennoch Veranstaltungen abgesagt. Damit wurde Lebenszeit vernichtet.
Ich vermute nicht wirklich freiwillig, sondern aus Angst gegen political correctness zu vertstossen. Vermutlich wurden auch wirtschaftliche Existenzen gefährdet, denn wenn investiert wurde und doch keine Einnahmen kommen...
Jedenfalls war der impact der Schüsse selbst weit geringer als der impact der Exekutive die alles im Grossraum München zum erliegen brachte, statt den Menschen zu sagen, außerhalb des Einkaufszentrum ist alles in Ordnung, macht was ihr vor hattet, sollten diese alle ihre Pläne canceln. Da eh kein ÖPNV mehr fuhr war es nicht ganz freiwillig, wenn die Menschen dem nach kamen.
Rechnen wir doch mal hoch:
9 Menschen getötet. Jugendliche, sagen wir 9*60 Jahre Lebenszeit vernichtet durch die Schüsse
vs.
Die Pläne von 1,4 Mio Münchnern (das Umland könnte man ggf dazu nehmen) durch die Exekutive sabottiert. Rechnen wir jeweils nur 12 Stunden. Ergibt ca 24 Menschenleben an kummulierter Lebenszeit die durch die Exekutive vernichtet/verschwendet/sabottiert wurde.
Davon abgesehen hat Hamed Abdel-Samad recht, wenn er ob soviel Aufhebens, ob dieses Potentials einmal berühmt zu werden, davon ausgeht, dass diese maßlos übertriebene Reaktion der Sicherheitsbehören geeignet sind Nachahmer zu ermutigen :(
Es sind 9 Menschen die getötet wurden. Das ist bitter für Ihre Angehörigen und Freunde. Darüber hinaus ist das Heucheln von Betroffenheit die dazu führe, dass man alles Andere zum Erliegen bringt meiner Meinung nach pure Heuchelei.
Wir nahmen im Mittel in Deutschland 9,5 Tote pro Tag durch den Strassenverkehr hin. Das ist der akzeptierte Preis der Mobilität.
Wir nehmen in Deutschland taglich gut 40 Tote durch einem MRSA Keim, den Sie sich im Krankenhaus eingefangen haben, in Kauf. Das ist der Preis für rückständige Krankenhaus Hygiene. Und niemand regt sich darüber auf und bringt das öffentliche Leben zum Erliegen.
Nun werden einmal, und nicht täglich - das Motiv sei dahingestellt - 9 Menschen erschossen. Und es wird in einem Maße reagiert, das gemessen am Tod von viel mehr Menschen an anderen Ursachen absolut unangemessen ist.
===> Wenn so maßlos überreagiert wird reagiert wird, ist der Preis die Freiheit aller Überlebenden. Und davon, dass dieser Preis bezahlt wird haben die Toten nichts mehr. Sondern vielmehr die Täter, so es ihr Ziel ist die Freiheit der Menschen in Deutschland zu zerstören.
little Louis am Permanenter Link
Zum Thema Überreaktion hat Atheist Steinbrenner wohl in vielem Recht. Das penetrante Eigenlob "der" Polizei fiel mir von Anfang an unangenehm auf.
Weitgehend verschwiegen wird auch, dass offenbar die Leitenden bzw alle Beamten( nach eigenen in nur ganz wenigen Medien geposteten Verlautbarungen) zwei Stunden lang nicht wusssten, dass zwei Zivilpolizisten den Täter vefolgt haben (sollen?). Als Grund wird angegeben,dass diese "Zivilen " die ganze Zeit versucht hätten, sich zu melden und über die Lage zu informieren, aber wegen "Überlastung" des Polizeifunks zwei Stunden lang nicht durchgekommen wären. Man hätte deshalb den (richtigen) Augenzeugenberichten geglaubt, die (korrekt)mehreren(drei) zum Teil mit Gewehren bewaffneten Täter beschrieben hätten.Dazu passt auch, dass in der ARD ganz am Anfang eine Bedienstete eines Schnellrestaurants zitiert wurde, die aussagte, dass Polizisten in den Laden kamen und dort (wohl über Festnetz) telefonieren wollten.
Hat man in der Tagesschau von all dem gehört?
Macht nichts. Wir sollen ja die Polizei und wer weiß wen sonst noch erstmal tagelang ungestört ermitteln lassen und "möglichst" keine blöden Fragen stellen bzw. posten, da das den Fahndungserfolg gefährden könnte.
Zu Killerspielen:
Mag sein, dass die meisten immun gegen spielerische Aufstachelung zur Gewalt sind . Die Statistik spricht dafür.
Merkwürdig ist nur, dass alle glauben eine Verführung zu Gewalt durch Videoclips von Dschihadisten oder durch "Hassreden" von Rechtsextremisten würde bei fast allen von deren Adressaten problemlos funktionieren.
Frank Nicolai am Permanenter Link
Hallo Little Louis,
Wenn Sie schreiben: "Verschwiegen wurde und wird bis jetzt, dass Reporter die Beamten in den ersten beiden Stunden als hektisch und konfus beschrieben" dann ist das nur die halbe Wahrheit. Woher wissen Sie, dass die Polizei anfänglich "hektisch und konfus" war, wenn nicht aus den Medien? Zu sagen, dass das verschwiegen wurde, kann also so nicht stimmen. Und tut es auch nicht.
Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, die Meldungen der Medien und der Polizei bei Twitter und im TV zu verfolgen.
Wie kommen Sie zu der Aussage: "Man hätte deshalb den (richtigen) Augenzeugenberichten geglaubt, die (korrekt)mehreren(drei) zum Teil mit Gewehren bewaffneten Täter beschrieben hätten..." Woher wissen Sie, dass es mehrere Täter (drei) waren? Das war zwar anfänglich die Hypothese (weil es so im ersten Alarm hieß), bestätigte sich dann aber nicht (das gilt ebenso für die "Langwaffen", die bis gegen 1:00 Uhr erwähnt wurden).
Wenn Sie also EINE Pressemeldung lasen oder sahen, in der anderes gesagt/geschrieben wurde, dann halten Sie das für glaubwürdiger, als das, was alle anderen Medien beschrieben? Das nennt man "selektiv" lesen und das führt zu Verschwörungstheorien - wie anhand Ihres Kommentars gut zu beweisen ist.
Am besten finde ich diesen Teil Ihres Kommentars: "dass in der ARD ganz am Anfang eine Bedienstete eines Schnellrestaurants zitiert wurde, die aussagte, dass Polizisten in den Laden kamen und dort (wohl über Festnetz) telefonieren wollten. Hat man in der Tagesschau von all dem gehört?" Sie sind sich aber schon bewußt, dass die Tagesschau die Nachrichtensendung der ARD ist?
Dass es am Anfang Informationen gab, die sich als fehlerhaft herausstellten liegt in der Natur der Sache. Wenn sie dann im Laufe der vielstündigen Nachrichtensendung nicht mehr erwähnt werden bedeutet nicht, dass sie "verheimlicht" werden, sondern, dass sie sich als falsch herausstellten.
..."Wir sollen ja die Polizei und wer weiß wen sonst noch erstmal tagelang ungestört ermitteln lassen"... Ja, das sollten wir. Denn wir leben in einem Rechtsstaat.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Zum Thema Sicherheitsbehörden möchte ich noch nachschieben, dass aus soziologischer Sicht alle Organisationen dannach streben zu wachsen.
Aus dieser Sicht instrumentalisieren/steuern die Sicherheitsbehörden aus reinem Eigeninteresse ein solches Ereignis dahingehend, dass man a) das Maß des Eingreifens in das öffentliche Leben für angemessen hält, und b) im Nachgang wenn es mal drum geht die Mannstärke aufzustocken anführen kann, dass man damals eigentlich noch mehr Kräfte gebraucht hätte um noch Handlungsfähiger zu sein.
Wie ich bereits in Frage stellte, ist der Umfang des Einsatzes und die Kollateralschäden (Nichtung der Lebenszeit von über einer Million Menschen, durch Lahmlegung des öffentlichen Lebens) die in Summe den Schaden durch die Anfangstat nüchtern betrachtet übersteigen, eben nicht mehr angemessen.
Und deswegen kann und sollte man sich auch klar dagegen aussprechen, dass die Sicherheitsbehörden grenzenlos einfach mal so machen was sie wollen. Jeder Einsatz muss angemessen sein. Und der Zweck heiligt eben nicht die Mittel.
Auch sollte klar sein, dass die Sicherheitsbehörden aus der Natur ihrer Tätigkeit heraus tendenziell einem law and order Denken verhaftet sind, das nur allzuleicht in Konflikt mit den Grundrechten kommt. Wie käme es sonst dazu, dass seinerzeit Innenminister Friedrich Sicherheit zu einem "Supergrundrecht" erklärte, und damit wohl eine Nachrangigkeit der Freiheit hinter Sicherheit meinte.
Dem kann nur mit den Worten Benjamin Franklins geantwortet werden:
"Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann um eine geringfügige bloß jeweilige Sicherheit zu bewirken, verdient weder Freiheit, noch Sicherheit."
Daher fordert dieser überbordende Einsatz am Wochenende meiner Meinung nach alle denen die Freiheit das wichtigste Gut ist, dazu auf, nein zu solcher Maßlosigkeit zu sagen!
Olaf Sander am Permanenter Link
Hej Atheist Steinbrenner,
nachdem Sie ihre Ansicht zum wiederholten Male kundtun, fühle ich mich gezwungen Ihnen nun doch zu antworten. Ich finde nähmlich Ihre Meinung - höflich gesagt - ziemlich daneben.
Was Sie hier machen, nämlich das Eine mit dem Anderen gegeneinander aufrechnen, mag funktionieren, wenn es um Sachwerte geht. Wir reden hier aber über junge Menschen, fast noch Kinder, die da ermordet wurden.
Wir reden über eine Situation, die einzigartig ist und am Anfang von den Sicherheitsbehörden gar nicht eingeordnet werden kann. Niemand kann das einordnen und schon gar nicht die Augen- und Ohrenzeugen, die panisch und mit großer Angst bei der Polizei anrufen.
Wie sollte Ihrer Meinung nach die Polizei da reagieren? Einen Streifenwagen hinschicken und zwei Beamte suchen lassen? Natürlich hat die Zentrale hingeschickt, was und wen sie da in der Nähe hatten. Die Taktik, notfalls den schlimmsten aller Fälle, nämlich einen koordinierten Terroranschlag an verschiedenen Orten, so wie in Paris, sofort abzudecken, kann ich komplett nachvollziehen. Ehrlich gesagt ist es das, was ich von der Polizei erwarte. Wenn hinterher Ausnahmezustände ausgerufen werden, so wie in Frankreich, dann hat das zunächst erstmal nichts mit der Polizei zu tun. So etwas beschließt die Politik und nicht der Münchner Polizeipräsident.
Folgte man Ihrer Logik, dann müsste man sagen, dass es billiger gewesen wäre, hätte man den Amokläufer seine Magazine leer schießen lassen. 300 Schuss (gesicherte Erkenntnis) hatte er dabei. Davon ausgehend, dass nicht jeder Schuss trifft, hätte er vielleicht noch 30 weitere Menschen erschießen können.
Dann hätten wir eine real vernichtete Lebenszeit von 39 Menschen, welche dann die nicht real vernichtete Lebenszeit der Millionen anderen Menschen überträfe. Ich frage mich, was Sie, Atheist Steinbrenner, wohl über die Polizei gesagt hätten, wenn die Ihrer "Strategie" gefolgt wären?
Glauben Sie wirklich, dass auch nur ein Unternehmen in Konkurs gehen muss, weil an einem Abend der ÖPNV still stand und Veranstaltungen abgesagt wurden?
Dass an anderer Stelle jeden Tag mehr Menschen sterben als bei diesem Amoklauf, ist sachlich richtig. Aber es ist auch ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Weil der Auslöser für den Amoklauf eben kein Verkehrsunfall war.
Am Ende reden wir hier über Werte. Auf der einen Seite Ihre Werte, nämlich die rein ökonomische Sicht auf die Dinge und - viel schlimmer - auf die Menschen.
Auf der anderen Seite stehen so komische Werte wie Mitgefühl, Verständnis und Verzicht. Aber so viel Verzicht war da gar nicht. Denn das normale Montag-bis-Freitag-Geschäft war kurz vor Ladenschluss und sowohl Gastronomen, wie auch Taxifahrer, können mit Flauten umgehen.
Wenn neun Menschen ermordert werden und die Umwelt an einem Abend einen Schritt zurück tritt, zu Hause bleibt, umbucht und dem Spaß absagt, dann hat das nichts mit Einschränkung der Freiheit zu tun, sondern mit Rücksicht und Anteilnahme.
Das wollte ich Ihne nur mal sagen, Atheist Steinbrenner.
Weil ich finde, dass Meinungen wie die Ihre, nicht mehr unbeantwortet stehen bleiben dürfen.
little Louis am Permanenter Link
@frank nicolai und zu :1
1)
"..Verschwiegen wurde und wird bis jetzt, dass Reporter die Beamten in den ersten beiden Stunden als hektisch und konfus beschrieben" dann ist das nur die halbe Wahrheit. Woher wissen Sie, dass die Polizei anfänglich "hektisch und konfus" war, wenn nicht aus den Medien? Zu sagen, dass das verschwiegen wurde, kann also so nicht stimmen. Und tut es auch nicht. ..."
(Zitatende)
Tatsache ist, dass in den beiden erstenbeiden Stunden kaum jemand das Narrativ von der ungewöhnlichen professionellen Souveranität " der Polizei" (der verschiedenen "Polizeien) verbreitet hat. das geschah erst massiv nachdem sich die bayrische Politik in ihrer ersten Stellungnahme dahingehend geäußert hat. Eventuell hätte ich aber soformulieren sollen:
Verschwiegen wurde SPÄTER und bis jetzt.......
2)
Auch ich habe zumindest die halbe Nacht damit verbracht "die Medien" zu verfolgen.
3) Zu :
"...Wie kommen Sie zu der Aussage: "Man hätte deshalb den (richtigen) Augenzeugenberichten geglaubt, die (korrekt)mehreren(drei) zum Teil mit Gewehren bewaffneten Täter beschrieben hätten..." Woher wissen Sie, dass es mehrere Täter (drei) waren? Das war zwar anfänglich die Hypothese (weil es so im ersten Alarm hieß), bestätigte sich dann aber nicht (das gilt ebenso für die "Langwaffen", die bis gegen 1:00 Uhr erwähnt wurden). (Ende Ihres Zitates)
Nach allem, was mir bekannt ist, haben die Augenzeugen berichtet, sie hätten mehrere Menschen mit Waffen bzw. (auch?) mit Langwaffen gesehen
Das wurde vom Polizeisprecher inhaltlich auch so wiedergegeben.Nach meinen Informationen hat die Polizei am nächsten tag erklärt, dass diese Beobachtungen wohl richtig gewesen seien. Dass die Zeugen die Zahl "drei" nannten und von "Langwaffen berichtet hätten, habe aber daran gelegen, dass sie zwei den Täter verfolgende/bekämpfende (?) Zivilpolizisten (in Freizeitkleidung) für (zusätzliche) Täter gehalten hätten.
Man sei erst durch die detaillierte Beschreibung der Zeugen auf die Idee gekommen, dass es sich im Zivilpolizisten handel müsse, die zufällig in der nähe des Tatorts oder am Tatort anwesend waren. Es sei diesen lange Zeit ( 1-2 Stunden?)nicht gelungen, über Funk alle anderen über diesen Sachverhalt zu benachrichtigen.
Dies sind offizielle Verlautbarungen der Polizei. Warum wissen Sie offenbar nichts davon?
Und was soll daran verschwörungstheoretisch sein?
Gebietet es der Rechtsstaat, dass ber Bürger tagelang den kritischen Verstand ausschalten soll, damit die Polizei ungestört ermitteln kann?
Ich habe solche Argumente bisher immer nur in Bezug auf die Kritik in Bezug auf die Diktaturaffinität der russischen Führung gehört. Oder in Bezug zu China usw.
3) Zu:
".. Hat man in der Tagesschau von all dem gehört?" Sie sind sich aber schon bewußt, dass die Tagesschau die Nachrichtensendung der ARD ist?.."
(Ende Ihres Zitats)
Meine Kritik ging dahin ,dass (zumindest nach meiner Beobachtung) objektive ( eventuell richtige) Beobachtungen immer häufiger im weiteren Verlauf der Berichrerstattung "verschwinden", insbesondere dann, wenn sie nicht mehr so richtig zur offiziellen Darstellung und Interpretation der Geschehnisse zu passen scheinen. Auch Sie haben die Aussage der Zeugin aus dem Schnellrestaurant ja nicht als Falschmeldung bezeichnet , ebensowenig die Polizei. Trotzdem taucht sie später kaum bzw. gar nicht mehr auf.
4.) Zu Ihrem vorletzten Absatz:
Woher wissen Sie eigentlich so genau, dass alle später nicht mehr auftauchenden Informationen grundsätzlich Falschmeldungen gewesen sein müssen? Hier erweisen Sie sich wirklich als glaubensfest.
5) Zu:
"...Wenn Sie also EINE Pressemeldung lasen oder sahen, in der anderes gesagt/geschrieben wurde, dann halten Sie das für glaubwürdiger, als das, was alle anderen Medien beschrieben? Das nennt man "selektiv" lesen und das führt zu Verschwörungstheorien - wie anhand Ihres Kommentars gut zu beweisen ist..." (Ende Ihres Zitats)
Für Sie ist Wahrheit (objektive Faktenlage) also das , was die Mehrheit der Medien in einem Land berichtet. Ich danke Ihnen für diese Erkenntnis. Ich muss eingestehen, dass ich als Verschwörungstheoretiker bisher völlig unfähig war, diese einfache und offensichtliche Tatsache zu durchschauen.
Zudem war ich Irregeleiteter nämlich bisher immer der offenbar falschen (wissenschaftlichen) Ansicht ,dass es sowohl richtige als auch falsche (Verschwörungs- )Theorien gäbe und dass die Etikettierung einer Hypothese mit dem Begriff "Verschwörungs...." nicht die argumentative Widerlegung derselben ersetzen könne. Auch wusste ich nicht, dass es im Verlauf der bisherigen Geschichte in Wahrheit noch nie Verschwörungen gab und dass alle Berichte von Historikern darüber in Wahrheit spinnerte Verschwörungstheorien sind.
Zum Glück gibt es noch Aufklärer, die mich auf den rechten Weg zu bringen in der Lage sind.
little Louis am Permanenter Link
Nachtrag zum blinden Vertrauen in die Staatsgewalt in Krisenlagen:
Generell zum Objekttivitätsanspruch bzw, zur Rolle der Medien in diesem Lande siehe auch: Diter Jazbinsek: Telepolis -Artikel vom 25.07.16:
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48921/1.html
MGS am Permanenter Link
Lieber Hamed,
d'accord in fast allem. Doch deiner 'Einstiegs-Komparative'
"Noch beschämender ist es, dass viele nun enttäuscht sind, dass der Täter offensichtlich keinen islamistischen oder rechtsradikalen Hintergrund hat,"
fehlte mir der Superlativ:
'Am beschämendsten ist es jedoch, dass viele nun erleichtert sind, dass der Täter wohl keinen islamistischen Hintergrund hat, sondern 'nur' psychisch krank gewesen wäre.'
----
Insbesondere da sich mir der Unterschied zwischen 'psychisch krank' und 'religiös determinierten Terror' nicht recht erschließen möchte.
Dass die IS-infiltrierten Jungs wohl gerade "einen Lauf" haben, wird von niemanden bestritten. Insofern zuerst das Naheliegende zu denken, halte ich für verzeihlich.
Und dass du alle, die sich die Sondersendungen anschauten "und alle, die sich an Spekulationen beteiligt haben, [...] irgendwie mitverantwortlich" machst, strotzt nun auch nicht unbedingt von Besonnenheit, wie es die Überschrift versprach.
Der Ausnahmezustand war für München ausgerufen, die Bürger sollten in ihren Häusern bleiben und sich informieren. Pardon, so falsch fand ich das gar nicht.
little Louis am Permanenter Link
@ Olaf Sander und zu seinem Post am 25.07. 16 um 21:38 Uhr
Hallo Olaf Sander,
ich habe gestern abend entsprechen Ihrer Empfehlung nochmal über Ihren Kommentar vn 21:38 nachgedacht, insbesondere, da ich Ihre abschließenden Formulierungen dort --
( ".... Die Polizei definiert die Orts- und Zeitangaben? Bitte denken Sie über diesen Satz noch einmal nach. Und über die anderen vielleicht auch?..") --
doch etwas seltsam fand.
Leider ist mir erst dabei "aufgegangen", dass Sie meine Formulierung missverstanden haben könnten (Ob aufgrund meiner Ausdrucksweise unwillentlich oder mit Absicht wage ich nicht zu beurteilen.)
Misstrauisch macht mich aber, dass Sie zum Schluss so tun, als hätte ich den Ausdruck "definiert" NICHT in Anführungszeichen gesetzt, was ja eindeutig die ironische Verwendung des Begriffs verdeutlichen und klarmachen soll, dass ich keineswegs die Absicht hatte, die Polizei in irgendeinen ursächlichen Zusammenhang mit dem Geschehenen zu bringen (wie sie eventuell vermuten) sondern dass sonst offenbar niemendden Zeitpunkt recherchiert hat und sich voll und ganz auf die Polizeiverlautbarungen verlasssen hat.
Fällt Ihnen nicht auch auf ,dass bei "unpolitischen" "Sensationen" sonst immer minutengenaue Rekontruktionen des Ablauf veröffentlicht werden, hier aber bis heute alles in einem Nebel des Unklaren und Ungefähren bleibt? Welche nachvollziehbaren polizeitaktischen Gründe sollte es dafür geben?
Trotz allen demokratischen Grundvertrauens in die Administrative/Regierung sollten mündige kritiche Bürger nicht allzu naiv dem Glauben anhängen, in einer Demokratie werde die Obrigkkeit (Regierung/Administrative/Verwaltung) schon immer von sich aus die geforderte Integrität auch ohne Transparenz, Kritik und Bürgerkontrolle
gewährleisten.
Schauen Sie aktuell nach Nizza bzw. nach Paris und Nizza. Die örtlichen Polizeibehörden wurden offensichtlich von "der Regierung" genötigt, aktiv Tatsachen zu verfälschen, eventuell in der Absicht, die Sicherheits- oder auch Ermittlungssituation in einem der Regierung genehmeren Licht darstellen zu können.
Gruß von L.L.