Kommentar

"Die meisten Parteien verhalten sich, als lebten wir in einer Kirchenrepublik!"

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Konfessionsfreie und Atheisten werden in der deutschen Parteienlandschaft kaum repräsentiert. Zeit, diesen Missstand aufzuheben, meint Hamed Abdel-Samad.

Muslimbrüder-nahe Personen sind in der SPD willkommen, Christen, Juden und Muslime dürfen Arbeitskreise gründen, aber säkulare Sozis sind in der Partei unerwünscht und dürfen keinen Arbeitskreis gründen. Und das, obwohl mehr als 40 Prozent der Bevölkerung mittlerweile konfessionslos ist und über 70 Prozent sich als säkular sieht!

Die meisten Parteien verhalten sich, als lebten wir in einer Kirchenrepublik! Kinderschutz darf nicht als unabhängiger Artikel im Grundgesetz verankert werden, weil die Religiösen im Bundestag darin eine Verletzung der Familie nach christlichem Vorbild sehen. Beschneidung von Kindern, Privilegien von Kirchen, Tier-Schächtung und Menschenrechtsverletzungen im Namen der Religion können deshalb nicht im Bundestag diskutiert werden.

CDU und CSU sind schon dem Namen nach der Religion verpflichtet.
Die Grünen, die früher rebellisch und antiautoritär waren, sind seit geraumer Zeit mit der evangelischen Kirche verheiratet. Die SPD feierte Karl-Marx-Jubiläum in einer Kirche und blendete seine Religionskritik vollkommen aus. Selbst die Linke will sich dem Thema Religion nicht annähern. Religionskritik ist in jeder Partei der Mitte verpönt. Doch diese Parteien repräsentieren die Mitte nicht mehr. 

Der Bundestag spiegelt die wahre Haltung der Bevölkerung nicht mehr wider. 
Kirchenlobbyisten, Graue Wölfe und Erdogan-Anhänger, Muslimbrüder, die Wirtschaft und viele Interessengruppen bringen ihre Themen und Interessen in alle Parteien rein, nur die Säkularen nicht.  

Deshalb jetzt meine Warnung: Entweder öffnen sich die Parteien auch für die Säkularen und ihren Themen oder wir gründen eine neue Partei!