Gestern erklärte der profilierte Islamexperte Hamed Abdel-Samad seinen sofortigen Rücktritt aus der Deutschen Islamkonferenz. Während Innenminister Horst Seehofer (CSU) die Islamkonferenz als Erfolg feiert, kritisiert Abdel-Samad, dass die deutsche Politik sich nur den Vertretern des politischen Islam anbiedert.
Der hpd veröffentlicht hier den Offenen Brief von Hamed Abdel-Samad:
Sehr geehrter Herr Innenminister Horst Seehofer,
hiermit trete ich aus der Deutschen Islamkonferenz (DIK) zurück. Als ich vor zehn Jahren in dieses Forum eingeladen wurde, hatte ich die Hoffnung, Teil eines ehrlichen Dialogs über den Islam in Deutschland zu werden. Doch seit dieser Zeit konnten die Islamverbände alle kritischen Themen, die von kritischen Stimmen auf den Tisch gebracht wurden – wie etwa das Thema Radikalisierung von jungen Muslimen oder die Stellung der Frau – von der Tagesordnung verbannen. Am Ende blieben nur die Themen, die nur für die orthodoxen Verbände und nicht für die Gesamtgesellschaft von Relevanz sind, wie Imamausbildung, Islamunterricht und muslimische Seelsorge. Mir wurde klar, dass die Verbände nur Geld vom Staat wollten, und dass der Staat nicht einmal wusste, was er von den Verbänden will!
Ich stellte fest, dass die staatlichen Vertreter ebenfalls keine kritischen Stimmen hören wollen. Man hat uns eingeladen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass alle Stimmen im Forum vorhanden sind. Doch die Realität ist: Der Staat biedert sich an die Vertreter des politischen Islam in dieser Konferenz an und ignoriert alle Warnungen und Vorschläge der kritischen Stimmen. Bei der letzten öffentlichen Sitzung erklärte der DITIB-Chef, dass er Absolventen der Fakultäten für islamische Theologie der deutschen Universitäten nicht als Imame einstellen würde, weil diese die DITIB-Standards nicht erfüllen würden. Ich habe danach erwartet, dass die anwesenden Vertreter des Staates sich über diese Arroganz empören, doch dies ist nicht passiert. Stattdessen unterstützt der Staat nun, dass die DITIB und andere Vereine selbst ihre Imame ausbilden und zwar auf Kosten der Steuerzahler.
Nein, ich mache nicht mehr mit. Denn die DITIB-Standards sind: Loyalität zu Erdoğan und zum türkischen Nationalismus.
Ja, lieber Herr Innenminister, ich mache auch die Islamkonferenz für die politische Aufwertung von DITIB und dem Zentralrat der Muslime verantwortlich, und somit mitverantwortlich für den Aufbau von Erdoğan-Kult und für die Stärkung des politischen Islam! Und ich halte die Unterstützung dieser Vereine nicht nur für eine Veruntreuung von Staatsgeldern, sondern auch für eine Gefahr für die Innere Sicherheit.
Deshalb nehme ich weder an der heutigen Sitzung noch an zukünftigen Sitzungen der Islamkonferenz teil und ziehe mich endgültig zurück.
Wir haben Sie oft gewarnt, unsere Warnung wurde nicht gehört. Nun tragen Sie die ganze Verantwortung alleine!
12 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Es ist eine Schande, wie sich unsere verantwortlichen Politiker dem politischen Islam Anbietern, diese schaffen damit ein Klima der Spaltung und des Terrors in unserem Lande.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Die Menschen, die aus Islamischen Ländern vor der Scharia nach Deutschland geflohen sind, werden jetzt von unseren Politikern an DITIB verraten und verkauft.
D-eutsch
I-slamisch
T-ürkisches
I-nteressen
B-ündnis
Dr. Jochen Lengerke am Permanenter Link
Ein für Herrn Seehofer vernichtendes Fazit, lieber Herr Abdel-Samad - vielen Dank! Leider wird es wohl ohne Resonanz bleiben - zumindest, was Taten angeht.
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Seehofer hat sich von DITIP & Co. über den Tisch ziehen lassen. Seine Wähler*innen werden es ihm voraussichtlich nicht danken, sondern sich verabschieden hin zu Parteien, die Trump & Co. bejubeln.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Einfach mal überfliegen: www.direkte-saekulare.de Alles noch etwas unausgegoren, aber die Richtung dürfte klar sein.
Martin am Permanenter Link
Das schlimme ist, daß die Islamverbände um so mehr Zugeständnisse erhalten, je stärker der islamistische Terror ist. Denn sie werden als "beruhigendes", de-eskalierendes Element gesehen.
Das war (und ist) bei den Neonazis die gleiche Sache: In Rostock wurde wild randaliert, es wurden Häuser angezündet, um ein Haar wäre es ein Massenmord geworden. Die Reaktion der Politik: Appeasement zu Lasten der Flüchtlinge, das Asylrecht wurde mittels Verfassungsänderung(!) eingeschränkt, statt die Nazis zu bekämpfen und das Recht auf Asyl zu verteidigen. Ergebnis: Noch mehr rassistischer Terror mit vielen Toten, NSU, die Braunen in allen Parlamenten...
Wolfgang Wachter am Permanenter Link
Nach seinen Amtsvorgängern macht Herr Seehofer nun die gleichen Fehler und macht
Wolfgang Wachter
Danke, lieber H... am Permanenter Link
Danke, lieber Herr Abdel Samad, ich stehe voll hinter Ihrer Wahrnehmung und bin traurig, daß unsere Politiker so feige sind und nichts dagegen unternehmen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Damit sehe ich den Ausverkauf unserer Demokratie, die eigentlich NIE wirklich vorhanden war, Deutschland ist seit Kriegsende eine Kirchenrepublik ohne reale Säkularisation und unsere beiden Kirchen in Verbindung mit d
werner haas am Permanenter Link
Das waren klare Worte.
Können wir hoffen, dass dieser Offene Brief auch von (hoffentlich sehr vielen) anderen Presseorganen weiterverbreitet wird?
Erwin Gubbel am Permanenter Link
Es ist richtig, dann auszusteigen, wenn man sieht, dass ein echter Dialog gar nicht erwünscht ist. Insofern: Hut ab! Danke für den den Versuch, etwas in die richtigen Bahnen zu leiten.
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Die alevetische Jugend hat sich aus dem gleichen Grund vom evangelischen Kirchentag verabschiedet.
können sich Muslime einen Platz im Himmel durch das Morden von Ungläubigen erkaufen. Was ist dieser Allah in dieser Sure nur für ein Gott.