Großbritannien

Widerstand gegen religiöse Schulen

Im September hatte die britische Premierministerin Theresa May eine Schulreform angekündigt, die unter anderem das Entstehen neuer Schulen in religiöser Trägerschaft fördern würde. Mays Vorhaben stieß außerhalb religiöser Kreise auf starke Kritik – und führt nun zu einem verstärkten Spendenaufkommen für die Kampagne "Sag Nein zu Glaubens-Schulen" der British Humanist Association.

"Über ein Drittel aller staatlichen Schulen in England und Wales – mehr als 7000 Schulen – sind bereits religiöse Schulen, und ihre Zahl steigt rasant" schreibt die British Humanist Association auf ihrer Kampagnenseite. "Vor einigen Wochen hat die Church of England angekündigt, dass sie in den nächsten vier Jahren mehr als 100 neue Schulen eröffnen will. Die Katholische Kirche folgte ihrem Beispiel. (…) Es handelt sich dabei um staatlich finanzierte Schulen, die berechtigt sind, die Mehrheit der Familien, die für sie bezahlen, auszuschließen."

Dass die Church of England und die katholische Kirche aktuell die massive Ausweitung ihres religiösen Schulnetzes planen, hat einen Grund: Bislang galt in Großbritannien für staatlich finanzierte Schulen in religiöser Trägerschaft, dass sie maximal 50% ihrer Schüler nach dem Glauben auswählen dürfen. So mussten beispielsweise katholische Schulen 50% ihres Kontingents für Kinder aus atheistischen, muslimischen, jüdischen, sprich: nicht-katholischen Haushalten zur Verfügung stellen. Nun jedoch plant die Regierung May, die bisher geltende 50%-Deckelung zu kippen. Demnach könnten in Zukunft Schulen in religiöser Trägerschaft 100% ihrer Schüler nach dem ihnen genehmen Glauben auswählen. Und das, obwohl sie vom Staat finanziert werden.

Die säkulare Organisation British Humanist Association zeigte sich erschüttert von den Plänen der Regierung. Bereits vor Ankündigung der geplanten Schulreform hatte sie über die Problematik staatlich finanzierter Religionsschulen aufgeklärt, doch nun hat sie für ihre Kampagne "Sag Nein zu Glaubens-Schulen" prominente Unterstützung bekommen. BBC-Fernsehmoderatorin und Universitätsprofessorin Alice Roberts startete eine Spendenaktion für die Kampagne der British Humanist Association.

"Als Naturwissenschaftlerin und Universitätsprofessorin, bin ich davon überzeugt, dass Schulen Kinder zuallererst mit der Fähigkeit und Freiheit ausstatten müssen, selbst zu denken", sagt Roberts in ihrem Spendenaufruf. "Ihre natürliche Neugier muss unterstützt werden, ihrem Wunsch, verschiedene Sichtweisen auszuprobieren und unterschiedliche Meinungen zu gewichten, muss nachgekommen werden, und die Fähigkeit, mit Ideen zu kämpfen und Überzeugungen zu gewinnen, die ihre und nur ihre sind, muss vor allem anderen verteidigt werden. Bedauerlicherweise versagen zu viele 'Glaubens'-Schulen darin, diese Vorstellung von Erziehung umzusetzen."

Die Spendenaktion dient einem konkreten Ziel: Mit dem Geld soll für ein Jahr der Lebensunterhalt von Jay Harman finanziert werden, der bei der British Humanist Association die Kampagne gegen religiöse Schulen leitet und dank der geplanten Schulreform der Regierung May in den kommenden Monaten einiges zu tun haben wird. 3 Tage nach dem Aufruf, sind bereits knapp 30.000 Britische Pfund an Spenden eingegangen.

"Jeder, der die beispiellose Welle an religiöser Einflussnahme auf das Bildungssystem in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat, weiß dass es mehr denn je eines festen und engagierten Kampagnenaktivisten bedarf, der dem verheerenden Einfluss von 'Glaubens'-Schulen etwas entgegensetzt", erklärt hierzu Andrew Copson, Geschäftsführer der British Humanist Association. "Wenn unsere Schulen fair und integrativ sein sollen statt spaltend und diskriminierend, ist es unverzichtbar, dass die British Humanist Association diese Arbeit fortsetzen kann."