Kunstfreiheit

Religionskritisches Theaterstück löst Skandal in Polen aus

Das religionskritische Theaterstück "Der Fluch" von Oliver Frljić hat in Polen zu einem Skandal geführt. Die Kirche protestiert gegen eine weitere Aufführung, da es sich um eine Schändung des christlichen Kreuzes und um Gotteslästerung handele. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verletzung religiöser Gefühle.

Beispielbild
Das Plakat zum Theaterstück "Der Fluch"

Für Empörung sorgt insbesondere eine Szene, in der eine Schauspielerin des "Teatr Powszechny" Oralsex mit einer Statute des einstigen Papstes Johannes Paul II. simuliert. Weitere Sexzenen und eine Anspielung auf einen möglichen Anschlag auf den Chef der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, riefen schließlich die Staatsanwaltschaft auf den Plan, die nun wegen "Verletzung religiöser Gefühle" ermittelt. Die Anzeige stellte Dominik Tarczynski, Abgeordneter der PiS.

Kirche wirft Theatermachern Gotteslästerung vor

Der Sprecher der polnischen Bischofskonferenz, Pawel Rytel-Andrianik sieht in dem umstrittenen Theaterstück eine Beleidigung der Flagge des Vatikan und rief indessen zum Gebet gegen eine vermeintliche "Gotteslästerung" auf. Eine von Jan Kabzinski, Leiter des kirchlichen Johannes-Paul-II.-Zentrums in Krakau, aufgesetzte Petition wurde inzwischen mehr als 30.000 Mal unterzeichnet. Darin heißt es: "Es besteht kein Zweifel, dass diese Art von Provokation, nämlich Pornografie, gotteslästerliche Szenen, die Verhöhnung der Kirche - und hierfür der Missbrauch einer Figur des heiligen Johannes Paul II. - sowie die Anstiftung zum politischen Hass, nicht stattfinden dürfen." Die Petition fordert daher die Streichung von Subventionen an das Theater und die Abberufung des Theaterdirektors.

Das "Teatr Powszechny" in Warschau beruft sich dagegen auf die Kunstfreiheit und steht hinter dem kroatischen Regisseur Oliver Frljic. Es handele sich bei dem Theaterstück um eine zulässige Kritik an der Macht der katholischen Kirche in Polen.