Vorauseilend gehorsam

BERLIN. (hpd) Eine Seife, die bei Aldi-Süd im Angebot ist, wurde aus den Regalen entfernt. Der Grund: auf der Verpackung ist eine Moschee abgebildet. Und damit habe die Flüssigseife "Ombia – 1001 Nacht" Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt.

Die Abbildung auf dem Etikett hätte - so Aldi-Süd auf ihrer Facebookseite - zu vielen Diskussionen geführt. "Uns hat die negative Resonanz vieler unserer Fans und Kunden überrascht."

In einem Artikel der WELT wird gesagt: "vermutlich muslimische Kommentatoren hätten angemerkt, dass eine Moschee in einem Badezimmer oder gar in der Nähe einer Toilette nichts zu suchen habe."

Da stellt sich die Frage: Und wie ist es in der Küche? Denn es gibt in den Türkischen Märkten zuhauf Moscheen und Minarette auf Dosen mit Käse, auf Süßigkeiten, Fladenbrotverpackungen und auf Engergy-Drinks.

Knabbereien

In diesem Falle wurde - wegen einiger weniger Immerbeleidigter - wieder einmal vorauseilend gehorsam reagiert. Selbst wenn sich der Händler beeilt, zu erklären, dass seine "Entscheidung … weder politisch noch religiös motiviert ist." - Sondern? Wie sonst könne man das dann nennen, wenn eine Handelskette, die vermutlich mehr Kunden hat als es Muslime in Deutschland gibt, wegen rund zwanzig Negativ-Kommentaren eine Ware aus den Regalen nimmt?

Besonders erstaunlich ist, dass die Abbildung eines Museums jetzt schon die "religiösen Gefühle" zu verletzen imstande ist. Denn bei dem abgebildeten Gebäude handelt es sich offenbar um die Hagia Sophia in Istanbul. Diese war sowohl Moschee als auch Kirche und ist inzwischen ein Museum.

Wäre auf dem Etikett eine Kirche abgebildet, würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, sich zu beschweren oder angeben, dass seine "religiösen Gefühle" verletzt sind.

Während Aldi-Süd sich also feige zeigte, erstaunt die Stadt Hanau mit einer genau gegenteiligen Haltung: eine Ausstellung mit Werken der Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz wird nun doch gezeigt. "Ursprünglich wollte die Stadt die Schau absagen, weil der Sicherheitsaufwand nach den Terroranschlägen von Paris zu groß geworden sei."