Immer wieder wird von religiöser Seite behauptet, dass die "Zehn Gebote" oder die in der Bibel verkündete "Gottesebenbildlichkeit" des Menschen die Wurzeln der Menschenrechte seien. Tatsächlich sind die "Zehn Gebote" Befehle Gottes, bzw. der Priesterschaft, zur Errichtung einer hierarchischen Ordnung, zur Beschränkung der individuellen Freiheit und auch zur Aufstellung ethischer Verhaltensregeln. Die Menschenrechte hingegen sind Freiheitsrechte des Bürgers gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie mussten in einem zähen Ringen in der Zeit der Aufklärung, zwischen dem 17. und 20. Jh., gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, gegen die Päpste und Kirchen, den Adel, die Diktatoren und den Staat erkämpft werden.
Diese Untersuchung soll belegen, dass die "Zehn Gebote" wenig mit den Menschenrechten zu tun haben oder ihnen sogar in vieler Beziehung widersprechen.
Gottesebenbildlichkeit
Die Kirchen behaupten heute, die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in der Bibel: "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib" (1 Mose 1,27), hätte zu den Menschenrechten beigetragen. Man muss ganz tief in die theologische Trickkiste greifen, um zu solchen Schlüssen zu kommen. Was heißt Gottesebenbildlichkeit? Soll das heißen, dass auch Adolf Hitler das Ebenbild Gottes war?
Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes wäre, müsste er eben wie Gott unfehlbar, allwissend und unsterblich sein. Dann blieben der Erde die ganzen Probleme mit diesem offensichtlich missratenen, fehlerhaften Mangelwesen erspart. Daran erkennt man, dass es genau umgekehrt ist: Nicht Gott hat den Menschen, sondern die Menschen haben ihre Götter erschaffen, nach ihrem Ebenbild. Sie haben ihrem Gott all das angedichtet, was sie selber nicht waren und gerne gewesen wären.
Wann wurde diese Ebenbildlichkeit Gottes entdeckt? Nachdem die Menschenrechte proklamiert und sich durchgesetzt hatten – 1776 Unabhängigkeitserklärung der USA; 1789 Französische Revolution; 1948 Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen –, haben die Gläubigen in ihren heiligen Büchern nachgeschaut, ob dort nicht auch etwas Brauchbares in dieser Richtung zu finden wäre. Da man in der Bibel alles finden kann, sowohl Stellen, die für den Krieg als auch Stellen, die gegen den Krieg sprechen, für die Sklaverei und gegen sie, für die Gleichheit von Mann und Frau und gegen sie, für den Fremden und gegen ihn, sind sie schließlich fündig geworden. Im Schlepptau der Aufklärung haben sie behauptet, dass dies auch in ihren Büchern längst offenbart wurde. Man muss sich allerdings fragen: Warum wurden in der Bibel auf Gottes Befehl ganze Völker ausgerottet, wenn die Israeliten von der Ebenbildlichkeit aller Menschen mit Gott und damit von der "Würde des Menschen" überzeugt gewesen wären?
Warum hat die katholische Kirche jahrhundertelang Menschen geschunden, verfolgt, versklavt, verbrannt, gefoltert? Weil nicht die Regeln der Menschlichkeit, sondern das unmenschliche, angeblich göttliche Gesetz der Bibel gegolten hat. Schon von Jesus wurde es kritisiert. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil 1965 hat die katholische Kirche sich gegen die Menschenrechte gesträubt und die Europäische Menschenrechtskonvention bis heute nicht ratifiziert.
Auch die Gleichheit von Mann und Frau wollen sie damit begründen. Die ganze Bibel, die Gesetze der Juden und die Frauenverachtung der Kirchenväter sprechen dagegen, dass dies jemals so verstanden wurde. Schließlich ist die Frau – laut Bibel – nur nachträglich aus der Rippe Adams geschaffen worden. Warum wurden diese Stellen erst entdeckt oder ernst genommen, nachdem die Gleichwertigkeit von Mann und Frau in einem jahrhundertelangen Kampf gegen die geistigen Führer der Kirche durchgesetzt worden war? Warum setzt Paulus den Mann über die Frau? Warum gilt die Frau in allen abrahamitischen Religionen heute noch als minderwertigeres Wesen, das meist keine priesterlichen Handlungen ausüben darf?
Weil die Bibel etwas ganz anderes lehrt!
Die Zehn Gebote
Bei Juden, Anglikanern, Lutheranern, Katholiken… werden die Zehn Gebote unterschiedlich gezählt, was für die Untersuchung ohne Bedeutung ist.
Die "Zehn Gebote" sollen also Vorläufer der Menschenrechte sein?
Die "Zehn Gebote" in der Bibel galten nur für die rechtgläubigen Juden. Für Völker und Menschen anderen Glaubens gab es dagegen klare Sonderregelungen. Man durfte sie vertreiben, ausrotten, versklaven, töten, ausrauben… auf Gottes Befehl. (3 Mos 25:44; Hosea 13:16; 2 Mose Ex:34:12) Das kann mit vielen Bibelstellen belegt werden.
Die Zehn Gebote sind ein Auszug aus den 613 Ge- und Verboten, die ein Jude zu befolgen hat. Schon daran kann man erkennen, dass sie nicht als Freiheitsrechte, sondern eher als Schikane zur absoluten Unterwerfung von unmündigen Menschen gedacht sind. (Wer sich intensiver mit dem Terror beschäftigen möchte, den die jüdische Priesterschaft dem Volk auferlegt hat, sollte diese Liste lesen.)
Ich zitiere die Zehn Gebote aus der Lutherbibel. 2 Mose 20:
Vorstellung Gottes
Und Gott redete alle diese Worte: (2) Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe.
Ich stamme nicht aus dieser Gegend, mich hat niemand aus Ägypten geführt, ich gehöre nicht zum "auserwählten Volk" und habe keinen Vertrag mit einem Gott unterzeichnet. Ich muss mich also fragen, wieso sich dieser "Gott" anmaßt, meiner zu sein und mir Vorschriften zu machen?
Fremdgötterverbot
Erstes Gebot: (3) Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Es wird damit zugegeben, dass es nicht nur einen Gott gibt.
Das erste der Zehn Gebote widerspricht der Weltanschauungsfreiheit, die sehr wichtig ist, um Religionskriege zu vermeiden. Wenn in verschiedenen Religionen, wie allein schon in den drei abrahamitischen, jeder Gott beansprucht, der einzig wahre zu sein, ist der Streit unter den Religionen vorprogrammiert.
Dieses erste Gebot widerspricht auch dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, wo ich Staatsbürger mit uneingeschränkten Bürgerrechten und Pflichten bin. Also gilt für mich nicht, dass ich keine anderen Götter haben darf, sondern, dass ich so viele Götter haben kann wie ich will oder auch keinen, was mir am liebsten ist, weil ich selbständig denken kann, ein freier Mensch sein will und sich noch keiner der tausend Götter mir vorgestellt hat.
Bilderverbot
Zweites Gebot: (4) Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.
Als bildender Künstler finde ich das sehr bedauerlich. Das Gebot widerspricht der Gedanken- und Kunstfreiheit. Also, wieder keine Freiheit, sondern Verbot und Drohung.
(5) Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.
Das widerspricht der Religionsfreiheit. Außerdem: Wer kommt schon auf die Idee, nicht-existierende Geister anzubeten?
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen;
Er droht mit Sippenstrafe. Dieser Gott lebt in der Eisenzeit und ist noch nicht auf dem Boden unseres Verfassungsstaates angekommen, hat auch nichts dazu beigetragen, ihn zu verwirklichen, denn zum Glück ist hier die Sippenhaft abgeschafft… nicht durch Gottes Gebot, sondern durch menschliche Vernunft, gegen Gottes Gebot. Nur die Nationalsozialisten haben sie für kurze Zeit wieder eingeführt. Die Sippenhaft widerspricht unserer Vorstellung von Schuld. Kinder sind nicht schuldig für die Verbrechen der Väter und dürfen dafür auch nicht bestraft werden. Das ist archaisches Denken.
"…der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied." (2 Mose 34,7)
(6) und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten.
Daraus geht hervor, dass nur die Rechtgläubigen und Frommen es wert sind, dass man ihnen Gutes tut, nicht aber die Ungläubigen und Falschgläubigen. Das widerspricht der Universalität der Menschenrechte.
Namensmissbrauchsverbot
Drittes Gebot: (7) Du sollst den Namen des Herren, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Das widerspricht der Meinungsfreiheit! Und wieder droht er mit Strafen, sogar mit Steinigung für einen Fluch. (3 Mose 24,14) Einen Beitrag zu den Menschenrechten kann ich darin nicht erkennen, dagegen eine klare Einschränkung eines Menschenrechtes.
Sabbatgebot
(8) Gedenke des Sabbattags, dass Du ihn heiligest.
Das widerspricht der Freiheit, den Sabbat/Sonntag nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Nach jüdischem Gesetz sollten Leute, die am Sabbat dabei erwischt wurden Holz zu sammeln, gesteinigt werden. (4 Mose 15,35)
(9) Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken;
(10) aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herren, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist.
Diese Reglementierung des Alltags bis ins Kleinste kann ein freier Mensch nur als Schikane empfinden. Ich will auch mal Freizeit haben und, wenn's notwendig ist, ohne Schuldgefühle am Sabbat arbeiten. Einen Ruhetag finde ich an sich eine gute Idee. Er darf aber nicht zur strafbaren Pflicht werden.
Meine Katze kann ich nicht dazu bringen, den Sabbat einzuhalten. Sie geht auch am Sabbat auf die Jagd.
(11) Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.
Inzwischen wissen wir, dass die Entstehung der Welt etwas länger gedauert hat, dass manches anders gelaufen ist als in der Bibel beschrieben und dass da wohl kein allmächtiger und allwissender Gott am Werk war.
Die ersten drei Gebote begründen eine hierarchische Ordnung, mit einem obersten Herrn, der bedingungslose Anbetung und Gehorsam fordert und für die banalsten Vergehen die Todesstrafe verhängt. Sie dienen vordergründig der Ehre Gottes, tatsächlich der Priesterschaft und erheben diese weit über das Volk. Das Verhältnis von Gott und Mensch, auf dem diese Gebote aufbauen, ist dasselbe wie zwischen dem Pharao und einem rechtlosen Volk. Von irgendwelchen Rechten für mündige Bürger, von Persönlichkeitsentfaltung oder demokratischen Ideen ist hier nirgends die Rede.
Elterngebot
Viertes Gebot: (12) Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt.
Das Gebot ist gut gemeint, aber überflüssig. Man kann einem Kind nicht befehlen, eine Rabenmutter oder einen tyrannischen Vater zu verehren. Zumal in der Bibel des Öfteren dazu aufgefordert wird, die Söhne zu züchtigen, sogar dazu, den "störrischen" Sohn zu töten. (5 Mose 21,21)
Selbst das Neue Testament droht: Gott hat geboten: "Du sollst Vater und Mutter ehren; wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben." (Math 15:4)
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern kann nicht göttlich, sondern muss menschlich durch gegenseitiges Verständnis, durch das Zusammenleben, durch Geben und Nehmen, durch Fürsorge und Zuneigung geregelt werden.
Tötungsverbot
Fünftes Gebot: (13) Du sollst nicht töten.
Natürlich muss es dieses Gebot in jeder funktionierenden Gesellschaft geben.
Aber es erstaunt. Schließlich haben wir oben gesehen, dass Gott geboten hat, für die banalsten Vergehen zu töten: Für Leute, die fluchen; die am Sabbat Holz holen; für störrische Söhne; für Söhne, die Vater und Mutter verfluchen; es folgen noch: für Ehebruch (3 Mose 20:10) und homosexuelle Handlungen; im Auftrag Gottes bei Eroberungskriegen (5 Mose 20:16 ; Jesaja 13:16; Josua 6:21); für Verführung zu falschen Göttern (5 Mose 13,6 / 13:10 / 13:16)… und unzählige andere Dinge. Gemäß diesen Gesetzen war das Leben nicht viel wert, weder das menschliche, wenn man an diese Strafen denkt, noch das tierische, wenn man an den Opferkult denkt.
Ehebruchsverbot
Siebtes Gebot: (14) Du sollst nicht ehebrechen.
Auf Ehebruch steht bei Gott wieder mal die Todesstrafe durch Steinigung.
Ehebruch ist nicht schön, aber die Steinigung ist eine unmenschliche Strafe, die den Menschenrechten widerspricht.
Diebstahlsverbot
Achtes Gebot: (15) Du sollst nicht stehlen.
Keine Gesellschaft kann das Stehlen erlauben. Dabei ordnet Gott Raubzüge im großen Stil an und die Führer Israels führen sie durch.
"Alle Menschen und das ganze Vieh, das sie erbeutet und geraubt hatten, nahmen sie mit. Sie brachten die Gefangenen und die geraubte Beute zu Mose, zum Priester Eleasar und zur Gemeinde der Israeliten in das Lager in den Steppen von Moab am Jordan bei Jericho." (4 Mose 31)
Falschzeugnisverbot
Neuntes Gebot: (16) Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
"Du sollst nicht ehebrechen, nicht lügen, nicht stehlen, nicht töten" sind notwendige ethische Forderungen für jede Gesellschaft. Deswegen gab es diese Gebote in allen Kulturen, auch schon lange vor Moses gegeben, im mesopotamischen Codex Ur-Nammu -2100, im Totenbuch der Ägypter -2000, in den Gesetzen des babylonischen Königs Hammurabi -1700, in China, in Indien, in Amerika…
Begehrensverbot
Zehntes Gebot: (17) Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat.
Dem Begehren des Einen steht das Recht auf Besitz der Anderen gegenüber. Das muss jedem einleuchten, auch ohne göttliches Gebot.
Hier wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sklaverei etwas Natürliches und keineswegs etwas Verwerfliches ist, denn Knecht meint hier Sklave. Das widerspricht den Menschenrechten, die Sklaverei verbieten.
Außerdem werden hier Frauen und Esel in einem Satz zum Besitztum eines Mannes gezählt. Das ist nicht gerade ein Wegweiser in Richtung Gleichberechtigung.
Die wichtigsten Menschenrechte:
Sie haben universelle Gültigkeit: Menschenwürde; Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit; Verbot der Sklaverei; Verbot der Folter; Gleichheit vor dem Gesetz; Verbot der willkürlichen Verhaftung; Rechtsstaatliche Garantien: Unschuldsvermutung, keine Strafe ohne Gesetz; Schutz der Privatsphäre; Freizügigkeit; Asylrecht; Staatsangehörigkeit; Eheschließung, Schutz der Familie; Eigentum; Religionsfreiheit; freie Meinungsäußerung; Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit…
Fazit
Die "Zehn Gebote" wurden nicht von einem fürsorglichen Gott vom Himmel gesandt, zum Wohle der ganzen Menschheit, sondern wurden von der jüdischen Priesterschaft dem Volke Israel diktiert. Es ging ihr nicht darum, mündige Menschen zu erziehen, sondern Gehorsam und Blindgläubigkeit zu fordern, um eine hierarchische Ordnung zu errichten: Gott – Herrscher – Priesterschaft – Volk!
Die drei ersten Gebote und die drakonischen Strafen für die Übertretung aller Gebote stehen in krassem Widerspruch zur Idee der Menschenrechte. Sie können nur durch den Glauben an einen strafenden Gott aufrechterhalten werden. Sie sind dazu geschaffen, die Menschen auf Gott und ein jenseitiges Leben auszurichten, durch den Glauben an Gott der Priesterschaft möglichst viele Vorteile zu verschaffen und ihre Herrschaft zu legitimieren.
"Du sollst nicht lügen, stehlen, töten" sind keine Menschenrechte, sondern grundlegende ethische Normen, die in jeder funktionierenden Gesellschaft gelten müssen.
Dem gegenüber stehen die Menschenrechte, die Freiheitsrechte sind und dem einzelnen Menschen Schutz vor der Willkür und den Übergriffen des Staates gewähren sollen. Es sind vernünftige Regeln, die das friedliche und gerechte Zusammenleben auf diesem Planeten garantieren sollen. Sie gehen von einem fundamental anderen Menschenbild aus. Der Mensch ist nicht mehr Untertan Gottes, sondern das Maß aller Dinge. Sie gehen von der Gleichwertigkeit aller Menschen aus, von seinem Recht, über sich selbst bestimmen zu dürfen und von seinem natürlichen Streben nach irdischem Glück.
Die Menschenrechte werden nicht gewährt, weil einer ein Geschöpf Gottes ist oder angeblich sein Ebenbild, sondern weil einer ein vernunftbegabter, fühlender Mensch ist.
Wir sind in einem langen evolutionären Prozess aus dem Tierreich entstanden und sind nach unzähligen schrecklichen Erfahrungen aus der Geschichte zu der Einsicht gelangt, dass es für ein friedliches Zusammenleben auf diesem Planeten notwendig ist, allen Menschen unveräußerliche Menschenrechte zu gewähren.
Die "Zehn Gebote" stehen in vieler Beziehung im Widerspruch zu den Menschenrechten! Sie wurden nicht von einem Gott erfunden und stehen in keinem der Heiligen Bücher!
Die Erfinder der Menschenrechte
Die Menschenrechte und die Idee, dass alle Staatsgewalt vom Volk und nicht von Gott und Königen von Gottes Gnaden auszugehen hat, wurde im Zeitalter der Aufklärung vom 17. - 20. Jh. gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, der Päpste, der Kirchen, des Adels, trotz Verfolgung erkämpft. Die wichtigsten Aufklärer waren: Samuel Pufendorf 1632-1694, Würde des Menschen; John Locke, 1632-1704; Charles de Montesquieu, 1689-1755, Gewaltenteilung; David Hume, Thomas Paine 1775, "The rights of men"; Thomas Jefferson 1776, Amerikanische Unabhängigkeitserklärung; Voltaire 1694-1778, Religionskritik; Olympe de Gouges 1748-1793, Frauenrechte; Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778, Gesellschaftsvertrag; Immanuel Kant 1724-1804, "Vom ewigen Frieden".
Erst durch die Aufklärung wurden die Sklaverei, die Todesstrafe und die Folter abgeschafft, die Frauen gleichberechtigt und ein Verfassungsstaat mit Gewaltenteilung in Europa möglich. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen wurde 1948 verabschiedet, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 1949.
In leicht veränderter Fassung nachveröffentlicht von rolandfakler.de.
32 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Schöne Darstellung. Das ist einer der seltenen Fälle, bei denen man einen Lieblingssatz der Geistergläubigen verwenden kann:
Menschenrechte? Das hat doch nix mit Religion zu tun...!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Dem ist praktisch nichts hinzuzufügen.
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
Das erste Gebot ist ein Aufruf sich einer Diktatur zu unterwerfen.
Wolfgang am Permanenter Link
Die zehn Gebote haben mit Menschenrechten überhaupt nichts zu tun. Die zehn Gebote werden jeden Tag tausende von Malen gebrochen, von jenen, die behaupten, sie zu kennen und zu ehren.
Gerhard Streminger am Permanenter Link
Ist nicht die biblische Geschichte von der Ursünde gerade der Ursprung der höchst problematischen, ungeheures Leid verursachenden Idee der KOLLEKTIVSCHULD?
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Kleiner Nachtrag zum zweiten Gebot:
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Büchner!
Die Einheitsübersetzung, die in katholischen Gottesdiensten und im Religionsunterricht verwendet wird, gebraucht das Wort "eifersüchtig".
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
'Eifersüchtig' wird aber heute gerne als 'süchtig nach Eifer' uminterpretiert. Also wäre "Gott" besonders eifrig.
Aber schön, dass Sie zugeben, dass "Gott" tatsächlich als eifersüchtig beschrieben ist. Würde er existieren, müsste ich mir jetzt wohl Sorgen machen, weil ich ihn ja nicht anbete - und damit seinen unstillbaren Zorn und seine krankhafte Eifersucht auf mich ziehen. Puh... Glück gehabt...
Hella am Permanenter Link
Nachtrag zum 9. Gebot:
"Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten."
Natürlich wird auch das von der Kirche 1000fach gebrochen. So erweckte sie in der Berliner Pro-Reli-Kampagne den Eindruck, der Religionsunterricht solle abgeschafft werden - in Wirklichkeit sollten an dem neuen Fach "Ethik" nur alle Kinder gemeinsam teilnehmen.
Frage: Wie ist es mit Täuschung? Ob Täuschung (zum Beispiel über Kirchenfinanzen) auch verboten ist, weiß ich nicht. Es geht aber in Richtung Diebstahl - man will die Übervorteilten in Unwissenheit halten.
Wo Vertrauen bestehen soll, bei Freundschaft, Familie und so weiter, hat die Lüge nichts zu suchen. Politiker lügen leider oft, und verspielen dabei Vertrauen. Nur wenn es um Privates geht (Bill Clinton), haben wir keinen Anpruch auf die Wahrheit, der betreffende sollte lieber schweigen.
Ansonsten, finde ich, ist der Artikel eine gute Zusammenstellung.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Hella Liebe Hella,
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
In den Versen 3, 5, 7 und 8 des dritten Kapitels des Römerbriefs geht Paulus auf Verleumdungen ein, die ihm von seinen Gegnern (in diesem Fall wahrscheinlich gesetzestreuen Juden) in den Mund gelegt werden. Jede dieser Verleumdungen weist er im darauffolgenden Vers zurück.
Das Ganze hat eine klare Struktur: Die Verleumdung kommt in Form einer Frage. Die Antwort wird bei den ersten beiden Malen mit der Floskel "Das sei ferne" (Lutherübersetzung) eingeleitet, bei der dritten, übelsten Verleumdung lautet sie "Deren Verdammnis geschieht zu Recht".
(Die Verleumdung, auf die er im Vers 7 eingeht, zieht sich bis in Vers 8 und wird im zweiten Teil des achten Verses zurückgewiesen).
Er sagt also, dass ein Christ eben nicht lügen darf, genauso, wie er nicht Böses tun darf, damit Gutes entsteht (Vers 8).
Das ganze Zitat lautet:
"Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wurde zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?
Und ist es etwa so, wie wir verlästert werden und einige behaupten, dass wir sagen: Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus komme? Deren Verdammnis geschieht zu Recht." (Lutherübersetzung)
Wenn man nach dem Vers 7 auch noch den Vers 8 gründlich liest (oder idealerweise mit Vers 1 anfängt), dann kann man m.E. unmöglich zu dem Schluss kommen, dass Paulus hier den Christen erlaubt, zur höheren Ehre Gottes zu lügen.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker - Wahrheit / Lieber Herr Schönecker, danke für ihre Kommentare.
Es gibt viele Texte und viele verschiedene Christen. Das Problem ist, es gibt kein klares Wertegerüst in diesem Glauben. Es ist doch offensichtlich, dass vor allem die katholische Kirche durch ihre Wundermärchen (Himmelfahrten, Totenerweckungen, Brotvermehrung…) ihre Heiligenlegenden, ihre Marienerscheinungen, durch Reliquienschwindel – es gibt mindestens 10 Kirchen, die behaupten die Vorhaut Jesu zu besitzen – das Volk belogen hat, um den Glauben, die Macht und die Geldquellen zu erhalten. Ob nun Paulus dazu beigetragen hat oder nicht? Die kath. Kirche - bei den Mormonen ist es noch schlimmer - hat ein seltsames Verhältnis zur Wahrheit, um das mal milde auszudrücken.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
Ich kann Ihnen versichern, dass ich tatsächlich fest an die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu glaube. Wenn ich damit falsch liegen sollte, dann handelt es sich also um einen Irrtum, nicht aber um eine Lüge.
Auch bei der Brotvermehrung und den in der Bibel geschilderten Totenerweckungen neige ich zur Annahme, dass es sich um wahre Geschichten handelt. Man kann darüber diskutieren. Man kann auch darüber diskutieren, ob ob Adam und Eva wirklich gelebt haben, oder ob Homer und Sokrates und Odysseus wirklich gelebt haben. Wer diesbezüglich guten Gewissens eine falsche Meinung vertritt, ist kein Lügner, sondern ein Mensch, der sich irrt. So etwas kann vorkommen.
Ich kann Ihnen auch versichern, dass ich nicht meinen Glauben vertrete, um mir Macht und Geldquellen zu erhalten. Ich bekenne nämlich nicht meinen Glauben, weil ich Priester bin - es ist genau umgekehrt. Ich bin Priester, weil ich meinen Glauben bekenne. Dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen kann, ist für mich erfreulich. Andernfalls wäre ich aber ebenfalls Priester und müsste halt nebenbei auf andere Art Geld verdienen.
Also: Erstens lüge ich nicht, und zweitens sind Macht und Geld nicht mein Motiv.
Ich weiß schon, mir persönlich haben Sie das gar nicht unterstellt. Sie verhalten sich mir gegenüber überhaupt viel freundlicher als der hiesige Durchschnittskommentator. Aber: Meine geistlichen Mitbrüder, die ich kenne, schätze ich - meinen Bischof inklusive - ebenso ein wie mich selbst. Auch die glauben wirklich, was sie predigen. Und auch die sind nicht auf persönlichen Reichtum oder Macht aus. Das gilt für fast alle, die ich kenne.
Was die Reliquien betrifft: Hier ist sicher viel gelogen worden. Von wem, wird man nie mehr herausfinden können. Waren es die klerikalen oder sonstigen Auftraggeber in Europa? Die Pilger, die die Reliquien aus dem Heiligen Land gebracht haben? Die dortigen Verkäufer? Wir wissen nicht, wer die Betrüger und wer die Betrogenen waren.
Sicher war es für einige ein gutes Geschäft, und sicher wurde viel gefälscht. Im Kunsthandel war und ist es übrigens ganz ähnlich. Damals gab es halt viel weniger Möglichkeiten, Fälschungen zu entlarven.
Heute ist die Amtskirche übrigens mit der Anerkennung von Wundern aller Art viel vorsichtiger als das Kirchenvolk. Es sind die päpstlichen Behörden, die die Euphorie bremsen, wenn wieder mal eine Marienstatue weint. Und früher war das auch nicht viel anders. In Lourdes z.B. haben der dortige Pfarrer und der Bischof dem Mädchen Bernadette zuerst kein Wort geglaubt und später gründlich untersucht, während das Volk schon eifrig Andachten hielt (und erste Geschäftsleute auftauchten).
Und bereits das Laterankonzil (1213-1215) schrieb:
"Weil dadurch, daß manche Leute Heiligenreliquien zum Verkauf anbieten und diese allüberall zeigen, die christliche Religion öfter herabgewürdigt wurde, bestimmen Wir, damit sie künftig nicht herabgewürdigt werde, durch das vorliegende Dekret, daß die alten Reliquien von nun an keinesfalls mehr außerhalb des Reliquiars gezeigt oder zum Verkauf angeboten werden dürfen. Neugefundene aber soll niemand öffentlich zu verehren wagen, wenn sie nicht zuvor durch die Autorität des Römischen Bischofs anerkannt wurden. Die Vorsteher aber sollen fortan nicht erlauben, daß jene, die um der Verehrung willen zu ihren Kirchen kommen, mit leeren Erdichtungen oder falschen Dokumenten getäuscht werden, wie es auch an sehr vielen Orten wegen der günstigen Gelegenheit zum Gelderwerb zu geschehen pflegt."
Hier wurde also offensichtlich die Wahrheit über den Gelderwerb gestellt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich kann Ihnen versichern, dass ich tatsächlich fest an die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu glaube.
Eine typische Relativierung Gläubiger bzgl. ihrer eigenen Irrtümer, derer jedes Jahr mehr entdeckt werden.
Die Autoren des NT mögen noch von Auferstehung und Himmelfahrt ausgegangen sein, weil es frühestens 40 Jahre nach den (missinterpretierten?) Ereignissen aufgeschrieben wurde (Stille Post).
Was an Verständnis des ursprünglich Gemeinten durch eine unbekannte Anzahl von Übersetzungen, Fehlübersetzungen (z.B. das berühmte Kamel, das durch kein Nadelöhr geht) und "Korrekturen" durch Kopisten verloren ging, kann nur erahnt werden.
Aber selbst wenn wirklich die Reanimation einer drei Tage lang verwesenden Leiche und deren anschließender Aufstieg in höhere Schichten der Atmosphäre gemeint war, dann dürfen wir mit unserem heutigen Wissen über Biologie und Meterorologie erhebliche Zweifel anmelden, ob dies so geschehen sein kann.
Wobei sich die Frage anschließt: Wozu das? Macht die Reanimation eines hingerichteten Wanderpredigers und dessen Verbringung in die Stratosphäre diesen automatisch zum Sohn eines Weltraumgeistes? Hier kann die Logik keinen Zusammenhang erkennen und in der Theologie machen dies nur unbeweisbare Mythen.
Da die angebliche Wissenschaft, die sich ausschließlich mit dem Treiben der Weltraumgeister beschäftigt, hier keinen aufklärenden Beitrag liefern kann, bleibt uns doch nur, mit dem heutigen Wissen die beiden von Ihnen aufgeführten Beispiele zu beurteilen. Beide schließt die Logik aus, zumal nirgends erwähnt wird, dass Jesus auch ein Sauerstoffgerät mitbekam, um in den höheren Schichten der Atmosphäre zu überleben - zu welchem Zweck auch immer er dort überleben wollte.
Wer also diesen Quatsch heute noch glaubt
(gleichzeitig aber anderen Quatsch kategorisch ablehnt), der unterliegt keinem Irrtum (das taten die Autoren des NT), sondern der lügt - oder ist schlicht uninformiert oder leidet unter einer intellektuellen Dysfunktion.
"Wer diesbezüglich guten Gewissens eine falsche Meinung vertritt, ist kein Lügner, sondern ein Mensch, der sich irrt. So etwas kann vorkommen."
Tja, dann hat sich die Kirche halt ein paar Jahrhunderte lang geirrt, Millionen von Menschen indoktriniert, die, die sich gewehrt haben, gefoltert, bestialisch ermordet und greift bis heute ganz tief in die Tasche der Bürger, um sich zu bedienen... So etwas kann vorkommen.
Glauben Sie ernsthaft, Ihre Kirche käme mir einem simplen "Shit happens" aus der Nummer raus?
"Was die Reliquien betrifft: Hier ist sicher viel gelogen worden. Von wem, wird man nie mehr herausfinden können."
Aber natürlich! Es ist auch völlig unklar, wer das Blutgeld in Süd- und Mittelamerika bestellt hat, wer den Ablasshandel betrieb, wer immer wieder profitable Verträge mit der Obrigkeit abschloss, um die Schatullen zu füllen. Das ist alles völlig unklar, Herr Schönecker. Wahrscheinlich ist der Klerus selbst am überraschtesten, wenn er das viele Geld in seinen bischöflichen Stühlen sieht. Wo das nur herkommt?
"Hier wurde also offensichtlich die Wahrheit über den Gelderwerb gestellt."
Der Satz ist der Knaller aus der Feder eines, der an reanimierte Zombies und einen sinnlosen Trip in die Stratosphäre glaubt...
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker / Lieber Herr Schönecker, Sie haben es ganz richtig eingeschätzt: Ich werfe Ihnen gar nichts vor!
Aus meinen Geschichtskenntnissen weiß ich auch, dass Päpste und Bischöfe sehr wohl macht- und geldgierig waren…sogar größenwahnsinnig: Innozenz III., Gregor VII. Tebartz Van Elst… Wenn dies nicht so wäre, hätten wir längst die Trennung von Kirche und Staat.
Auf dem 4. Laterankonzil wurde auch beschlossen, dass die Wandlung von Brot und Wein in das Blut und den Leib Christi wirklich stattfindet. Über solche Verwandlungswunder kann ich nur ungläubig staunen. Vielleicht sollte man das mal von einem Chemiker überprüfen lassen? Aber das wär natürlich Spielverderberei. Sie wollen ja glauben! Und ich wünsche ihnen, dass Sie damit glücklich sind!
Auf dem 4. Laterankonzil wurden noch andere Dinge, wie die Verschärfung der Ketzerverfolgung beschlossen, Privilegien für Kreuzritter, Juden und Muslime müssen sich anders kleiden…. Zum Glück leben wir in besseren Zeiten, Dank Ketzer und Kirchenkritiker!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
Da ich glaube, dass Gott das ganze Universum mitsamt seiner Materie kraft seines Geistes im Dasein hält, habe ich auch kein Problem mit einer Himmelfahrt. Wenn Gott dieses Universum im Dasein hält, dann kann er auch in eine Wolke entschweben.
Wobei ich nicht glaube, dass der Weg nach oben rein geographisch gesehen der Weg zu Gott wäre. Ich halte es für eine Zeichenhandlung für die Jünger, um ihren Glauben zu stärken. Sie sollten lernen, dass Jesus Christus wirklich eins mit Gott dem Vater ist: Jesus ist im Himmel - bei Gott - daheim.
Dass es geldgierige und machtgeile Päpste und Bischöfe gab, ist unbestreitbar. Wobei ich es interessant finde, dass gerade in Zeiten der größten Korruptheit an der Kirchenspitze der Anteil der wirklich üblen Päpste kleiner war als der Anteil der wirklich üblen Kardinäle.
Über meinen Bischof (Kardinal Schönborn, Wien) kann ich nur Gutes sagen. Ich weiß, dass er liebend gerne das Erzbischöfliche Palais gegen eine Klosterzelle tauschen würde, wenn diese nur nahe an der Bibliothek liegt. Ebenfalls nur Gutes weiß ich über Weihbischof Turnovszky zu berichten, mit dem ich gemeinsam im Priesterseminar war. Als studierter Chemiker hat er ein recht ansehliches Gehalt aufgegeben, um Priester zu werden. Dass er später Bischof werden sollte, konnte er da noch nicht ahnen, und er hat es sicher nicht geplant.
Und persönliche Erfahrungen wirken nun mal stärker als die Lektüre der Kirchengeschichte.
À propos Chemie: Gegen eine chemische Untersuchung einer konsekrierten Hostie würde ich heftig protestieren. Sie wäre auch völlig unsinnig: Natürlich (!) würde man nur Brot finden, und im Kelch ist, chemisch gesehen, nur Wein. Es schmeckt und wirkt, körperlich, wie Brot und Wein; chemische Untersuchen sind nicht notwendig.
Es handelt sich um Symbole. Wir nehmen Symbole sehr ernst. Zur Erläuterung eine Geschichte, die ich gerne zu Fronleichnam predige:
Ein Mann schenkt einer Frau eine rote Rose. Sie versteht das Geschenk und nimmt es an. Die Beziehung und die Liebe wachsen, sie heiraten.
Die Frau hat die Rose aufgehoben. Diese steht in einer Vase. Staubig. Beim Abstauben würde sie wahrscheinlich zerfallen.
Ein Gast schlägt vor, die alte staubige Rose wegzuwerfen und durch eine neue zu ersetzen. Die Frau schaut ihn entgeistert an: Wie kannst Du nur! Diese Rose ist unersetzbar! Sie - und nur sie, keine andere Rose - ist das Zeichen unserer Liebe!
Nach Katholischem Glauben wird bei der Messe das Letzte Abendmahl gegenwärtig, wo Jesus den Jüngern den Brot und den Wein als Zeichen der Hingabe seines Leibes zu essen und zu trinken gab. Es war und ist ein wirksames Zeichen - so, wie auch das Überreichen einer roten Rose ein sehr wirksames Zeichen sein kann, wenn beide es richtig verstehen. Aus diesem speziellen Brot wird also mehr und etwas anderes als nur Brot.
Es ist also wesentlich mehr als ein Zaubertrick! Es wird eine Handlung gegenwärtig, in der der Sohn Gottes seine Lebenshingabe für die Menschen symbolisch vollzieht.
Das hat nichts mit Chemie zu tun. Wer natürlich im Überreichen einer roten Rose nichts anderes sieht als den Ausdruck biochemischer Gehirnvorgänge, wird auch für Sakramente wenig Verständnis aufbringen. (Das ist jetzt eher an andere Leser gerichtet als an Sie, Herr Fakler)
Dass vieles im Lauf der letzten Jahrhunderte besser geworden ist, genieße ich täglich. Manches davon verdanken wir auch Kirchenkritikern, manches vielleicht auch Ketzern. Die Katharer (von denen das Wort "Ketzer" stammt) hatten ursprünglich sehr ehrenwerte Absichten und haben die Geldgier der Kirchenobrigkeit völlig zurecht kritisiert. Ihre Verfolgung war zunächst ein Verbrechen. Später wurden die Katharer selbst zu einer extremistischen Terrorgruppe (würde man heute sagen). Das mag psychologisch verständlich sein, bleibt aber übel. Die nachhaltige Verbesserung kam damals eher von den neuen Bettelorden.
Für die Inspiration durch die frühen Katharer kann die Kirche aber immer noch dankbar sein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Da ich glaube, dass Gott das ganze Universum mitsamt seiner Materie kraft seines Geistes im Dasein hält, habe ich auch kein Problem mit einer Himmelfahrt."
Dann haben Sie sicher auch kein Problem damit, dass Erzengel Gabriel (der ja in Ihrer Welt auch existieren muss, weil gegen seine Existenz nicht mehr spricht, als gegen die Existenz "Gottes") dem Propheten Mohamed mitteilte, dass "Gott" keine Kinder hat, also auch keinen Sohn, und dass Isa (Jesus) nur ein Prophet war. Damit müssen Sie gleichzeitig an die Gottessohnschaft Jesu und an sein reines Menschsein glauben. Dabei hilft sicher Schizophrenie.
"Wobei ich nicht glaube, dass der Weg nach oben rein geographisch gesehen der Weg zu Gott wäre."
Muss ich Sie immer wieder über Religionsgeschichte aufklären? Selbstverständlich ging man (bis weit nach Luther) davon aus, dass das geozentrische (babylonische) Weltbild korrekt sei, weil es ja so in der Bibel steht. D.h über der Erde spannt sich eine feste Kuppel (das "Firmament"), in deren Zenit der Thron "Gottes" steht. Noch heute verbindet der Volksmund mit Himmel "nach oben kommen".
D.h. die Autoren des NT gingen natürlich davon aus, dass der Sohn Gottes (ab 325 u.Z.) zu seinem Vater entschwebt und der wohnt nun mal im Himmel, also im Zenit der Himmelskuppel. Jesus soll doch auch bis heute an der Seite seines Vaters sitzen, wobei die beiden ja nur ein und derselbe... Nein, das führt hier zu weit.
Das Ganze war also rein geographisch gemeint und jede heutige Hermeneutik, die die Himmelfahrt "metaphorisch" sehen will, ist der Erkenntnis geschuldet, dass es kein geozentrisches Universum gibt, dass wir auf einer Kugel leben und es keine feste Himmelskuppel mit Thron obendrauf gibt.
"Es schmeckt und wirkt, körperlich, wie Brot und Wein; chemische Untersuchen sind nicht notwendig. Es handelt sich um Symbole."
Da habe ich anderes gelesen. Geht nicht sogar der zentrale Streit beim Abendmahl zwischen Katholiken und Protestanten ausschließlich um die Frage der Transsubstantiation? Wegen eines "Symbols" müsste man sich nicht Jahrhunderte lang streiten. Aber schön, dass Sie mehr und mehr dazu neigen, die Bibel als Symbol zu sehen. Dann müssten wir eigentlich nur noch die Frage klären: Als Symbol für was...?
Thomas am Permanenter Link
"Wer natürlich im Überreichen einer roten Rose nichts anderes sieht als den Ausdruck biochemischer Gehirnvorgänge, wird auch für Sakramente wenig Verständnis aufbringen.
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Noch immer weigern Sie sich, systematisch zwischen Objektivität und Subjektivität zu unterscheiden, also zwischen dem, was etwas IST, und den Empfindungen, die es in wahrnehmenden Subjekten auslöst. Die Folge ist (u.a.) eine diffamierende Haltung gegenüber Wissenschaftlichen Materialisten. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß "unser" Innenleben keineswegs ärmer ist als das anderer Menschen. So ist das Geschenk einer geliebten Person auch für uns nicht durch ein anderes Objekt der gleichen Art ersetzbar - ganz einfach deshalb, weil es nicht DASSELBE Objekt wäre und nicht DIESELBEN Emotionen erzeugen könnte. Rationalität stumpft nicht ab, sie ORDNET das Denken und mit ihm auch das Empfinden. Daher können wir zwar in allen möglichen (sogar quasi-religiösen!) Emotionen schwelgen, nicht aber fälschlicherweise annehmen, der Christengott sei real oder die eucharistische Transsubstantiation sei eine tatsächlich stattfindende Veränderung von Wein und Brot. Während uns also das gesamte Empfindungsspektrum unserer Körper zur Verfügung steht, sind wir bestmöglich vor Fehlinterpretationen unserer inneren Prozesse und damit auch vor der Entwicklung von Wahnvorstellungen geschützt. Daran sollten Sie sich dringend ein Beispiel nehmen!
Roland Fakler am Permanenter Link
Dank an alle Kommentatoren!
Zu den verschiedenen Bibelversionen empfehle ich:
https://www.biblegateway.com
Man kann sich hier durch alle möglichen Bibelversionen in vielen Sprachen klicken.
Z.B. in der Übersetzung, „Hoffnung für Alle“:2 Mos20:5 Ich dulde keinen neben mir!
20: 16 Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen!
„Schlachter 2000“ zu 20:5 Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott,…
20: 16 Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!
21 St. Century King James Bible:20:5 for I, the Lord thy God, am a jealous God, …
20:16 16 “Thou shalt not bear false witness against thy neighbor....
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
Da Sie mich schon so nett namentlich nennen:
Nein, die 10 Gebote alleine machen keine modernen Menschenrechte. Da haben Sie schon recht.
Schon gar keine universellen Menschenrechte. Die zehn Gebote sind offensichtlich gezielt an erwachsene israelitische Männer (!) gerichtet.
Und speziell die Religionsfreiheit wird sogar deklariert abgelehnt.
Die Einleitung der 10 Gebote in der Version des Buches Exodus, die Sie verwenden (es gibt auch eine leicht andere jüngere Version im Buch Deuteronomium), ist dagegen sehr erfreulich: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus". In der Deuteronomium-Version wird darauf nochmals beim Sabbat-Gebot Bezug genommen, wenn extra wiederholt wird: "Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand ..."
Das führt mich zum Thema "Sklaverei in der Bibel".
In der Bibel wird Sklaverei als gegeben hingenommen. Insbesondere wird die Versklavung von jungen Frauen geschildert, die im Gegensatz zu den Männern nach der Eroberung von Städten im Gelobten Land am Leben gelassen wurden.
Nach der Niederschrift der Tora allerdings (frühestens König Salomo, wahrscheinlich deutlich später) gab es kaum noch Eroberungen fremder Städte. Es scheint aber weiterhin echte Sklaverei gegeben zu haben. Nicht unter Israeliten (die Schuldsklaverei verdient diesen Namen nicht wirklich, die hebräischen Schuldsklaven hatten zahlreiche Rechte), aber die Möglichkeit, Sklaven aus anderen Völkern zu kaufen, bestand weiterhin (Lev 25, 44ff).
Eine deutliche Änderung gibt es dann im Neuen Testament: Entsprechend dem Gedanken von Paulus, dass nun nicht mehr nur die Juden, sondern alle Menschen das Volk Gottes bilden, hat er auch jeden Menschenhandel verboten. In 1 Tim 1,10 stehen Menschenhändler in einer Liste der Gesetzlosen zwischen Knabenschändern und Meineidschwörern. Im sechsten Kapitel desselben Briefes werden christliche Sklaven aufgefordert, gehorsame Sklaven zu bleiben, um das Christentum nicht in Verruf zu bringen. Dafür schickt er im Philemonbrief den Sklaven Onesimus an seinen Herrn Philemon zurück, mit dem Zusatz "nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder".
Als historische Folge gab es unter Christen tatsächlich ab etwa 1000 n.Chr. keine Sklaverei mehr. Im europäischen Mittelalter wurde sie durch die weitaus humanere Hörigkeit abgelöst. Der Sachsenspiegel (ca. 1230) begründet das so: "Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen und hat ihn durch sein Martyrium erlöst, den einen wie den anderen. Ihm steht der Arme so nah wie der Reiche. Als man zum ersten Mal Recht setzte, da gab es keinen Dienstmann und da waren alle Leute frei."
Auch auf die Juden wurden die Rechte ausgedehnt. Gregor IX schreibt 1241 anlässlich der Judenmorde durch Kreuzritter: "Sie bedenken nicht, dass Jesus Christus gekommen ist, um uns in seinem Blute mit Gott zu versöhnen und alle Menschen ohne Unterschied des Standes und Geschlechtes aus jedem Volk zu Kindern Gottes anzunehmen."
Das Motiv der Erlösung aller Menschen, unterschiedslos, durch Christus, hat von der Antike bis ins Hochmittelalter stark gewirkt und auch später, z.B. bei den Bauernkriegen und bei Erasmus, noch eine große Rolle gespielt.
Für Muslime und Heiden galt das Sklavereiverbot in dieser Strenge nicht. In Malta hielten z.B. die Johanniter echte Galeerensklaven, großteils muslimische Gefangene.
Aber die meisten frühen Aufklärer haben sich, sofern sie überhaupt gegen die Sklaverei waren, bei den genannten christlichen Motiven bedient und bereits altbekannte christliche und biblische Argumente gegen die Sklaverei verwendet. Die nordamerikanischen Dissenters sowieso.
Kürzere Kommentare zu anderen Geboten:
Das Sabbatgebot war insgesamt sicher ein Fortschritt. Vor allem für die Sklaven, die Schuldknechte und die Nutztiere.
Das Elterngebot richtet sich, wie alle anderen Gebote, an erachsene Männer und soll das Wohlergehen und die Versorgung der Senioren sichern. Es gab ja noch keine Pensionsversicherung.
Die Gebote fünf bis acht sind sicher nicht originell. Aber sie sind gut.
Die Begehrensverbote deute ich gerne so: Respektiere das, was einem anderen gehört! Erstens kann Neid den Charakter verderben, und zweitens gibt es bekanntlich auch subtilere Methoden als Diebstahl, um an das Eigentum eines anderen zu kommen. Aber die können genauso verwerflich sein.
Zu den von Ihnen aufgezählten wichtigen Aufklärern:
Samuel von Pufendorf betrachtete Kriegsgefangene als im Eigentum ihres Herrn stehend und wie jede andere Ware verhandelbar.
Jefferson besaß zahlreiche Sklaven.
Voltaire war ein Rassist und definierte den Neger als "schwarzes Tier mit Wollhaar auf dem Kopf".
Hume sprach über die Schwarzen nicht viel besser ("... daß die Neger den Weißen von Natur aus unterlegen sind").
Da ist mir der Jesuit Petrus Claver (als ein Beispiel unter vielen) lieber. Der hat wirklich etwas für die Rechte der Menschen getan. Und das ein paar Jahrzehnte vor der Aufklärung.
Montesquieu stellte fest, dass die Sklaverei in Europa vom Christentum abgeschafft worden ist.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker Sklaverei / Lieber Herr Schönecker. Sicher darf man nicht allen Christen den Vorwurf machen, sie seien für die Sklaverei gewesen. Aber die mächtige Kirche war hierarchisch aufgebaut.
Die Aufklärer waren alle christlich erzogen. Wenn sie also einen Rassendünkel hatten, - und den hatten sie ganz sicher, - ist das ja auch wieder der jahrhundertelangen totalen Herrschaft des Christentums über die Köpfe der Menschen zu verdanken. Der erste, der gegen die Sklaverei geschrieben hat, war meines Wissens Thomas Paine 1775, ein Baptist, der allerdings wegen seiner Kritik am Christentum bei seinen christlichen „Brüdern“ in Ungnade fiel. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, die Bösen und die Guten gibt es bei den Gläubigen und den Ungläubigen. Verbleiben wir so!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
"Die Welt ist nicht schwarz-weiß, die Bösen und die Guten gibt es bei den Gläubigen und den Ungläubigen."
- Wie wahr!
Ich bin meinen Recherchen auf zwei interessante Fakten gestoßen:
1) Die päpstliche Bulle "Dum Diversas": Hier erlaubt und ermuntert der Papst den König von Portugal ausdrücklich nicht nur dazu, Nordwestafrika zu erobern (angesichts der bevorstehenden Eroberung Konsantinopels durch das Osmanische Reich politisch immerhin noch verständlich, wenn auch unschön), sondern auch dazu, die heidnischen Bewohner zu versklaven (in jeder Hinsicht ekelhaft und auch politisch nicht mehr tolerierbar, sondern nur noch zum Schämen).
2) Der ziemlich bedeutende Papst Callistus (oder Calixtus) war ein freigelassener Sklave. Diese Tatsache war zunächst einmal bedeutsam für die Beurteilung der Rolle der Sklaven in der christlichen Antike: Die Kirche hat zwar die Sklaverei gesetzlich nicht verurteilt, aber innerhalb der christlichen Gemeinde gab es keine Unterschiede: Ein (ehemaliger) Sklave konnte Bischof von Rom werden. Das deckt sich auch mit der Lehre des Paulus: Vor Christus gibt es keine Unterschiede zwischen Sklaven und Freien.
Außerdem ist es interessant, dass die Kirche keineswegs die Vergangenheit des Callistus verschämt unter den Teppich gekehrt hätte. Oft wird ja behauptet, die Kirche hätte sich ihre eigene Geschichte nach ihren eigenen Wünschen zurechtgeschrieben. Hier hat die Kirche jedenfalls über all die Jahrhunderte nie geleugnet, dass aus einem Sklaven ein Papst werden kann.
"Der erste, der gegen die Sklaverei geschrieben hat, war meines Wissens Thomas Paine 1775"
- In den USA war der Quäker John Woolman ein paar Jahrzehnte früher dran.
"Sie (die Kirche) stand immer auf Seiten der Sklavenhalter."
- Hier empfehle ich einen Blick auf die Jesuitenreduktionen in Südamerika. Diese haben sich deutlich gegen die Sklaverei gewandt, auch gegen die Interessen der spanischen Krone.
Teilweise wurden diese Reduktionen auch von Bischöfen bekämpft, zugegeben.
Aber die Jesuiten waren und sind zweifellos auch ein Teil der Kirche. Sogar ein wichtiger und einflussreicher Teil. Und sie standen keineswegs auf Seiten der Sklavenhalter.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker / Dann sind wir ja in Sachen moderner Sklaverei beide ein Stück weiter gekommen: Papst Nikolaus V.
Die Versklavung der Schwarzafrikaner war aber 1452 schon Jahrhunderte lang von den Muslimen praktiziert worden. Man sollte nie auf einem Standpunkt verharren, nur weil man damit alte Überzeugungen über Bord werfen muss. Danke!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ebenfalls Danke! Sowohl für für Ihre Informationen als auch dafür, dass Sie sie ohne Aggressionen präsentieren.
Ich denke übrigens, dass Rassismus eine ganz natürliche Erscheinung ist und keinerlei Traktate braucht. Menschen, die anders sind, wurden und werden fast überall misstrauisch bis feindlich betrachtet. Wer die Reiseberichte der frühen Entdecker liest, stellt fest, dass auch bei Magellan und Co. der "friedliche und neugierige Wilde" eher die Ausnahme war. Die Überwindung von Fremdenangst und Fremdenhass ist schwere geistige Arbeit, verbunden mit viel Selbstüberwindung.
Nein, ich schreibe das nicht, um Nikolaus V zu entlasten. Er hätte die Aufgabe gehabt, Fremdenfeindlichkeit und Hass abzubauen - stattdessen hat er beides gerechtfertigt und geschürt.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker Ergänzung zur Sklaverei / Mit folgender Bibelstelle haben Christen in den USA die Versklavung der Schwarzafrikaner ~ 1640 - 1865 gerechtfertigt: Noah soll einst von seinem Sohn Ham betrunken und n
Die alten Hebräer leiteten die drei „Rassen“ von den drei Söhnen Noahs ab, von Sem, Cham und Japhet. Sem der älteste, gilt als Ahnherr der Semiten, Ham gilt als Ahnherr afrikanischer, also schwarzer Stämme und der Kanaaniter und Japhet soll Ahnherr der in Europa lebenden Völker sein.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
Sie schreiben ganz richtig: So wurde "gerechtfertigt".
Andere rechtfertigten mit dem Recht des Stärkeren, mit geistigen Fähigkeiten, mit kulturellem Rückstand, mit der Schädelform, mit Sozialdarwinismus.
Als eigentliche Motive schätze ich am stärksten ein:
) Faulheit - andere sollen statt mir arbeiten
) Machtrausch und Sadismus (im klinischen Sinn) - der Wunsch, andere völlig zu beherrschen
Ihre angeführte Geschichte soll den Anspruch des Volkes Israel legitimieren, im Land Israel (Kanaan) zu herrschen und die anderen dortigen Völker zu unterdrücken. Das ist schlimm genug, selbst wenn man bedenkt, dass es sich um eine rückwirkende Legitimierung handelt (die Geschichte wurde lange nach der Landnahme verfasst).
Warum gleich alle Afrikaner verflucht sein sollen, ist aus der Bibel nicht ableitbar. Verflucht wurden nämlich nur die Kanaan und seine Nachkommen. Die restlichen Afrikaner sind Nachkommen der anderen Söhne Hams, die interessanterweise nicht von Noah verflucht worden sind.
Dass das Alte Testament nicht verwendet werden kann, um jede Sklaverei zu ächten, wird aber sicher auch durch diese Stelle belegt. Hier kommen auch noch Sippenhaftung und, damit verbunden, Rassismus hinzu. Beides wird in der Tora unhinterfragt als gegeben hingenommen.
Eine Besserung tritt in späteren Schriften des AT ein. Mein Lieblingsbuch zum Thema "Achtung vor Heidenvölkern" ist das vergnüglich zu lesende Buch Jona.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker Wandlung / Es ist Ihnen doch hoffentlich klar, dass sie mit Ihrer Ansicht, die Wandlung sei ein symbolischer Akt, zu den Ketzern gehören, denn genau das wollte die Kirche mit ihrem Dogma bestreite
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker Lieber Herr Schönecker, sie sind für mich ein schönes Beispiel dafür, wie ein intelligenter und gebildeter Mensch durch religiöse Erziehung in beliebige Glaubenswelten abfliegen kann, weil ihm der
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Fakler!
Zum Thema "Wandlung":
Wie gesagt, wir nehmen Symbole sehr ernst. Symbole können neue Wirklichkeiten produzieren. Sie als Künstler verstehen das wahrscheinlich besser als viele andere Menschen.
Seit Thomas von Aquin gilt in der Katholischen Kirche folgende Lehre:
Dinge haben eine Substanz und sie haben Akzidenzien.
Nehmen wir als Beispiel einen Apfel. Die Tatsache, dass es sich um einen Apfel handelt, ist die Substanz.
Der Apfel verändert sich: Zuerst ist er klein und sauer, dann ist er groß und süß, dann verfault er. Was sich ändert, sind die Akzidenzien. Bis zu einem gewissen Grad ändert sich auch die Materie, aus der er besteht. Dennoch bleibt er substanziell derselbe Apfel.
Nach Thomas ist es bei der Wandlung genau umgekehrt: Die Akzidentien bleiben bestehen, aber die Substanz ändert sich. Er vergleicht es mit einem Schöpfungsakt. Jesus ist jetzt nicht mehr in einem Körper, wie damals in Palästina, sondern in einem Brot. Das Brot bleibt materiell, der Form nach, dasselbe. Das ist gute alte katholische Lehre.
Thomas sagt, dass das ein rein übernatürliches Geschehen ist und dass es so etwas in der natürlichen Welt nicht gibt. Ich sage: In der menschlichen Welt gibt es so etwas durchaus! Wenn ein Künstler ein Bild erschafft, dann wird aus Farbe etwas völlig Neues (wobei der Künstler immerhin die Form der Farbe ändert). Kinder können aus einem Stück Holz einen Zauberstab machen, einfach, indem sie es beschließen. Auch die Rose aus meinem Beispiel ist zu etwas geworden, was sie vorher nicht war. Nichts von all dem ist chemisch nachweisbar.
Bei der Wandlung ist es nicht ein Mensch, der einem Ding einen neuen Inhalt gibt, sondern Gott selbst. Dadurch entsteht noch viel mehr Wirklichkeit. Es entsteht genausoviel Wirklichkeit wie bei der Schöpfung. Dieses Brot ist nach der Wandlung wirklich Jesus Christus. Nur, wie gesagt: Das ist keine physikalische Wirklichkeit. Aber eine Wirklichkeit, wie jeder sie kennt, der einst als Kind mit Stöckchen gespielt hat oder dem eine Rose geschenkt worden ist oder der staunend vor einem Kunstwerk gestanden ist.
Wenn schon Menschen so etwas können, dann kann Gott es erst recht.
All das setzt natürlich voraus, dass man an Gott glaubt, oder zumindest, dass man glaubt, dass künstlerische oder kindlich-phantastische Erfahrungen mehr sind als eine Täuschung, hervorgerufen durch elektromagnetische Impulse im Gehirn.
Sicher kann ich Ihnen sagen: Seit vielen Jahrhunderten ist es katholische Lehre, dass bei der Wandlung nichts geschieht, was mit natürlichen Methoden (sei es Geschmack oder Chemie) messbar wäre.
Roland Fakler am Permanenter Link
@ Norbert Schönecker Wenn Kinder im Kindergarten beschließen, dass ein Stöckchen ein Zauberstab sein soll, ist dagegen nichts einzuwenden, wenn sie aber beschließen, alle umzubringen, die das nicht glauben wollen, fän
Thomas am Permanenter Link
"Symbole können neue Wirklichkeiten produzieren."
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Nein, MENSCHEN, die Symbole INTERPRETIEREN, "produzieren neue Wirklichkeiten".
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Nein, jedes Ding IST seine Substanz, und die hat jeweils bestimmte aktuelle und mögliche Eigenschaften, aufgrund derer das jeweilige Ding es selbst, also ein ganz bestimmtes Ding mit ganz bestimmten Veränderlichkeiten ist. Da es keine Substanz ohne Eigenschaften und keine Eigenschaften ohne Substanz gibt, ist die Unterscheidung zwischen Dingen und ihren Eigenschaften eine REIN BEGRIFFLICHE (wie ich Ihnen bereits am 25.1. in einem anderen Thread erklärt habe)! Entsprechend absurd ist die Annahme, Eigenschaften könnten sich unabhängig von den Dingen ändern, die sie "besitzen" (wie wäre das auch erkennbar?).
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"Jesus ist jetzt nicht mehr in einem Körper, wie damals in Palästina, sondern in einem Brot."
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Lächerliche, unprüfbare und mit dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht zu vereinbarende Aussage! Wer sie als wahr ausgibt, LÜGT!
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"Auch die Rose aus meinem Beispiel ist zu etwas geworden, was sie vorher nicht war."
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FALSCH! Nicht die Rose hat sich verändert (wie auch???), es sind die inneren Zustände des Beschenkten (ggf. auch des Schenkenden). Differenzieren Sie endlich zwischen der Wirklichkeit und den menschlichen Wahrnehmungen der Wirklichkeit!
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"All das setzt natürlich voraus, dass man an Gott glaubt,"
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Ohne irgendwelche Anhaltspunkte für seine Existenz wäre das ja irrational und eine üble Frechheit gegenüber den Realwissenschaftlern, die vor dem Hintergrund der Gesamtheit (!) ihrer wohlbestätigten (!) Erkenntnisse keinerlei (!) Notwendigkeit sehen, ihn auch nur zu postulieren. Wie bereits mehrfach angemerkt (und von Ihnen sorgfältig ignoriert): Theisten könnten nur dann recht haben, wenn die Wissenschaft strukturell krass unzulänglich und fehlerhaft und ihre Vertreter ein Haufen Idioten wären. Wer das nicht nachweisen kann, möge es auch nicht implizieren und gefälligst stillschweigen!
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"oder zumindest, dass man glaubt, dass künstlerische oder kindlich-phantastische Erfahrungen mehr sind als eine Täuschung, hervorgerufen durch elektromagnetische Impulse im Gehirn."
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Die Wahrnehmungen unserer inneren Prozesse sind keine Täuschungen, denn diese Prozesse finden tatsächlich statt. Wir täuschen uns nur dann, wenn wir uns von ihnen zu falschen Behauptungen über die Wirklichkeit verleiten lassen, wie Sie und andere Irrationalisten das unentwegt tun.
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"Seit vielen Jahrhunderten ist es katholische Lehre, dass bei der Wandlung nichts geschieht, was mit natürlichen Methoden (sei es Geschmack oder Chemie) messbar wäre."
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Dann gibt es auch keinen vernünftigen Grund anzunehmen, daß ÜBERHAUPT etwas geschieht. Jedenfalls sind entsprechende Aussagen unprüfbar, was jeden zum Lügner macht, der sie dennoch als wahr ausgibt.
Rüdiger von Gizycki am Permanenter Link
Als ich in psychotherapeutischer Behandlung war, geriet ich an eine Ärztin, die erklärte, dass sie im Ring christlicher Ärzte sei. Sie versuchte über die 10 Gebote Einfluss auszuüben.