TERRE DES FEMMES fordert Vollverschleierungs-Verbot

Die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES forderte Ende März ein Verbot der Vollverschleierung im öffentlichen Raum. Die Tageszeitung taz wirft ihr vor, sich damit zum Helfershelfer der AfD zu machen. TERRE DES FEMMES kritisiert solch reflexartiges Verhalten in linken Kreisen, sobald es um das Thema Vollverschleierung geht.

Ende März veröffentlichte die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES (TDF) auf Ihrer Homepage ein Positionspapier, in dem sie sich gegen alle Formen der Vollverschleierung ausspricht, die Ausdruck eines religiös legitimierten Patriarchats sind. Die Vollverschleierung symbolisiere nicht nur, dass Frauen zum "Reproduktionsbesitz" des Mannes gemacht würden, sondern darüber hinaus auch als "sündige Verführerinnen" betrachtet würden. Sie sei deshalb keine harmlose religiöse Folklore, sondern drücke eine Menschenverachtung aus, die reale Auswirkungen auf das Klima einer demokratischen Gesellschaft sowie ein gleichberechtigtes Zusammenleben der Geschlechter habe. Immer häufiger werde der Begriff Religionsfreiheit völlig einseitig interpretiert, heißt es im Papier. Er verkomme daher zu einer Worthülse, die "dafür genutzt wird, menschenverachtenden und antidemokratischen Gesinnungen Tür und Tor zu öffnen" – wobei es nicht nur um den Islam gehe.

Vor allem Religionskritik am Islam einschließlich seiner fundamentalistischen Strömungen werde jedoch pauschal als Rassismus und Rechtspopulismus diskreditiert, beklagt TERRE DES FEMMES: "Die Vorwürfe sind so vehement, teils denunziatorisch geworden, dass sie die Debatte vergiften und nichtreligiöse wie religiöse säkulare und liberale Kräfte zum Schweigen bringen." Von diesem Verstummen profitiere in erster Linie die religiöse Rechte. MuslimInnen, die sich für einen aufgeklärten Islam einsetzen, werde so die dringend notwenige Unterstützung gegen den Islamismus versagt.

Die Antwort auf die Forderungen von TERRE DES FEMMES aus einschlägigen Kreisen ließ nicht lange auf sich warten. Die Tageszeitung taz warf der Frauenrechtsorganisation vor "sich zum Helfershelfer – nicht der Frauen, sondern der AfD" zu machen.

Tatsächlich wird die Verschleierungs-Debatte aktuell stark von der AfD dominiert. Im Februar hatte sie im Bundestag einen Antrag für ein generelles Verbot der Vollverschleierung eingebracht, der von den anderen Parteien mit Hinweis auf die Religionsfreiheit abgeschmettert wurde. Nicht zuletzt deshalb, weil er von der AfD kam.

TERRE DES FEMMES-Vorstandsmitglied Hania Luczak erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Organisation ganz eindeutig von dem rückwärtsgewandten Frauenbild der AfD abgrenze. "Gleichzeitig bedauern wir, dass sich alle reflexartig vom Thema Vollverschleierung abwenden, nur weil auch die AfD für ein Verbot ist."