Am 1. Februar feiern die einen die Verhüllung von Frauen für Allah mit dem "World Hijab Day". Die anderen sträuben sich dagegen, dass Verschleierung als harmloses Mode-Accessoire gefeiert wird und begehen seit Jahren den "No Hijab Day". Dass der Hijab nicht nur ein ein Stück Stoff ist, sondern ein Politikum, zeigt sich im Iran und in Afghanistan.
Die Muslima Nazma Khan hat 2013 den "World Hijab Day" in die Welt gesetzt, also den Welttag der islamischen Kopfbedeckung. Unter dem Hashtag "WorldHijabDay" zelebrieren Muslimas auf der ganzen Welt ihr Kopftuch. Der Hijab schütze die Frauen und schaffe Identität, sagte die Erfinderin gegenüber der Deutsche Welle (DW). Khan ist US-Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln. Eine aus Tunesien stammende, in Deutschland lebende Ärztin sagt im Gespräch mit der DW: "Der Hijab ist ein Kleidungsstück, das für die Freiheit der Frauen steht – und nicht gegen sie."
Sehr wohl sei ein Hijab gegen die Freiheit der Frauen, heißt es aus dem anderen Lager. Eine prominente Kritikerin ist Ensaf Haidar, die Ehefrau des in Saudi-Arabien verurteilten islamkritischen Bloggers Raif Badawi. Die Gegner:innen des Hijab haben im Gegenzug die Hashtags "NoHijabDay" und "FreeFromHijab" ins Leben gerufen.
Verschleierung als Instrument der islamischen Regierung
Eine scharfe Kritikerin des Hijabs ist auch Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime. Der Hashtag verharmlose die Verschleierung, sagt sie gegenüber DW. Ahadi habe als Kind im Iran gesehen, was der Hijab als kulturelles oder religiöses Phänomen bedeute. Danach habe sie die Verschleierung als Instrument einer islamischen Regierung kennengelernt. "Als solches hat der Hijab alle Rechte von uns Frauen unsichtbar werden lassen", sagt Ahadi.
Der Hijab als politisches Instrument richtet sich auch gegen Männer: Der iranische Sänger Mehdi Yarrahi muss zwei Jahre ins Gefängnis – wegen eines Songs über die Kopftuchpflicht. Der Popmusiker hatte im August 2023 ein Lied mit dem Titel "Roosarito", auf deutsch "Dein Kopftuch" auf YouTube veröffentlicht. Sein Lied hat Yarrahi den "noblen Frauen in meinem Heimatland gewidmet, die mutig in der ersten Reihe der 'Frau, Leben, Freiheit'-Bewegung stehen".
Den Frauen das Leben zur Hölle machen
In Afghanistan haben die islamistischen Taliban derweil Frauen verhaftet, weil sie einen "schlechten Hijab" trugen. Für afghanische Frauenrechtler:innen ist das ein Versuch, Frauen noch stärker einzuschränken und sie aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. "Die Taliban haben das Ziel, Frauen aus dem öffentlichen Leben auszuschließen und ihnen das Leben zur Hölle zu machen", sagt Sanam Kabiri, Mitglied der Menschenrechtsgruppe Unity and Solidarity of Afghan Women gegenüber VOA News. Ihr Instrument ist ein Stück Stoff, das zu einer politischen Waffe geworden ist: Der Hijab.
4 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das zeigt wieder einmal deutlich dass Religionen per se' Schei....sind und Menschen nur unterdrücken, jede auf seine eigene Art, die Menschheit ist erst wirklich frei, wenn es KEINE Religionen mehr gibt.
nach und nach abgelöst werden von der Vernunft, welche eigentlich in allen Menschen inhärent ist.
David Z am Permanenter Link
"World Hijab Day"
Aus meiner Sicht hat das mit Individualismus nicht das geringst zu tun. Es gibt hier nur zwei Dimensionen, und beide haben mit autoritärem Kollektovismus zu tun.
Zum einen gibt es die üblichen Fundamentalisten, die ihre Agenda voranbringen wollen unter dem Deckmantel von Toleranz und Meinungsfreiheit. Und zum anderen gibt es all die naiven Mitläufer, egal ob Kopftuchträgerin oder politischer Fürsprecher, die hier eine vermeintliche Selbstbestimmung feiern, aber dabei völlig verkennen, dass diese vermeintliche Selbstbestimmung der Motor für die Unterdrückung ihrer Geschlechtsgenossen in all den vielen, nicht-liberalen Staaten mit muslimischer Prägung ist und diesen unsäglichen Zustand perpetuiert.
Roland Fakler am Permanenter Link
Welche Identität symbolisiert das islamische Kopftuch?
A.S. am Permanenter Link
Religion ist ein Unterdrückungsinstrument, der Hijab ist nur ein gut sichtbarer Teil des unterdrückerischen Systems names "Islam".
Religion ist Denk- und Verhaltens-Diktatur. Die Mullahs schreiben den Gläubigen vor, was diese zu denken und zu glauben haben und was sie tun und lassen müssen.
Mitreden dürfen die Gläubigen nicht und damit ist das ganze undemokratisch.