Wieder einmal mokiert sich die evangelische Kirche über Dinge, die sie nichts angeht. Dieses Mal möchte sie verbieten, dass aus der Asche von Verstorbenen Diamanten gepresst werden.
Da mussten die Christen schon hinnehmen, dass Menschen sich nach ihrem Tode verbrennen lassen. Jahrhunderte lang hatten sie es verboten, da sie an die leibliche Auferstehung der Toten glaub(t)en. Das erste Krematorium in Deutschland wurde am 10. Dezember 1878 in Gotha eröffnet; die erste Feuerbestattung in Deutschland fand schon vier Jahre zuvor, 1874 in Dresden statt.
Es waren seinerzeit Freidenker, die sich für die Feuerbestattung einsetzten. "So bestand in Dresden Die Urne – Verein für facultative Leichenverbrennung, der 1876 den ersten 'Europäischen Kongress der Freunde der Feuerbestattung' veranstaltete. 1905 bildete sich der Verband Freidenker für Feuerbestattung. In Österreich setzte sich seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem der Verein Die Flamme für die Errichtung eines Krematoriums ein. Das erste österreichische Krematorium – die Feuerhalle Simmering in Wien – wurde 1922 eröffnet." (Wikipedia) Noch im Jahr 1886 untersagte die Kongregation für die Glaubenslehre unter Papst Leo XIII. Katholiken die Feuerbestattung sowie die Zugehörigkeit zu Feuerbestattungsvereinen und nannte die Feuerbestattung eine "barbarische Sitte".
Heute werden rund 60 % aller Bestattungen als Feuerbestattung durchgeführt – im säkularen Ost-Berlin sogar 73 %. Das bedeutet im Übrigen auch, dass sich Christen feuerbestatten lassen. Man sollte also meinen, dass sich in den letzten 150 Jahren die Kirchen damit abgefunden haben sollten.
Doch das scheint nicht so der Fall zu sein: Der evangelische Bischof Markus Dröge lehnt die Pläne des Landes Brandenburgs ab, das Pressen von Totenasche zu Diamanten zu legalisieren. Am Donnerstag soll über einen entsprechenden Beschluss im Landtag abgestimmt werden.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es mag zunächst nachvollziehbar sein, dass man ein Stück des geliebten Menschen nah bei sich behalten möchte. Aber es bedeutet, dass man das, was vom Körper des Verstorbenen übrig bleibt, aufteilt und für sich behält." Doch die Würde des Menschen sei auch nach seinem Tode unantastbar. Und deshalb müsse die Kirche das ablehnen.
Er erklärt jedoch nicht, was genau daran verwerflich wäre, wenn man einen Diamanten – der an den Verstorbenen erinnert – als zum Beispiel Schmuckstück trägt.
Bischof Dröge mokiert sich laut FAZ jedoch darüber, dass das Gesetz eine kommerzielle Verwertung möglich machen würde. Als wären die Bestattungskosten und die Liegegebühren auf evangelischen Friedhöfen kein Geschäft. Tatsächlich jedoch ist jeder aus Totenasche gepresste Diamant eine nicht verkaufte Urnenstelle.
6 Kommentare
Kommentare
Ich am Permanenter Link
Kann mir jemand das erklären?:
Mir persönlich ist die Feuerbestattung gleichgültig, barbarisch finde ich aber das Verbrennen lebendiger Menschen. Ich nehme kaum verwundert zur Kenntniss, dass die katholische Kirche das anders sieht/gesehen hat.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Diese Frage haben meine Frau und ich mit unseren Kindern besprochen und für gut befunden.
Thomas am Permanenter Link
"Doch die Würde des Menschen sei auch nach seinem Tode unantastbar."
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Konrad Schiemert am Permanenter Link
Kompromissvorschlag: Die Kirche erhält als einzige die Lizenz Diamanten aus der Asche der Toten zu pressen.
René am Permanenter Link
@Jan Weber: "Tatsächlich jedoch ist jeder aus Totenasche gepresste Diamant eine nicht verkaufte Urnenstelle."
Kurzes Nachlesen ergibt, dass das nicht stimmt. Es ist trotz "Diamantbestattung" eine Urnenstelle von Nöten. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Diamantbestattung
Christian Nentwig am Permanenter Link
Naja... aus der Asche eines Toten läßt sich wohl kaum soviel Kohlenstoff extrahieren, dass daraus ein Diamant herstellbar wäre.
Gehen tut das... Und für die Abgase, die beim Verbrennen entstehen, um die kümmert sich doch von den Religioten keiner... Über was regen die sich auf?
Chr. Nentwig