Kunstaktion demonstriert gegen Bewerbung der Stadt Erfurt für Katholikentag 2024

Die Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" wird heute (Dienstag) und Mittwoch in Erfurt gegen die Pläne der Landeshauptstadt demonstrieren, wonach der Katholikentag 2024 einen Zuschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro erhalten soll. Die Aktivisten übersenden einen öffentlichen Brief an die Stadtratsmitglieder, um die Falschbehauptungen des Katholikentagsveranstalters zu widerlegen.

Mit einer knapp drei Meter hohen "steinernen Gesetzestafel", neben der ein ebenso großer Moses seinen Zeigefinger mahnend in den Himmel reckt, machen die Aktivisten vom "11. Gebot" seit 2014 auf die verfassungswidrige Subventionierung der kirchlichen Großereignisse aufmerksam. David Farago, Initiator der Aktion: "Der Staat muss sich weltanschaulich neutral verhalten und darf sich daher gar nicht um die Ausrichtung eines konfessionellen Großevents bewerben. Die Kirche macht ja gar keinen Hehl daraus und spricht selbst von einem 'Fest des Glaubens'. Erst recht darf der Staat solche Veranstaltungen nicht auch noch finanziell fördern!"

Maximilian Steinhaus, Pressesprecher der Aktion, ergänzt: "Es rächt sich jetzt, dass Erfurt den evangelischen 'Kirchentag auf dem Weg' letztes Jahr mit 200.000 Euro unterstützt hat. Nun fordert die katholische Kirche Gleichbehandlung und verlangt ebenfalls Subventionen. Doch wohin soll das führen? Soll nun jede Religionsgemeinschaft auf Kosten der fast 80 Prozent Konfessionsfreien in Erfurt ein Sommerfest spendiert bekommen? Vollkommen unklar ist auch, weshalb der Zuschuss für den Katholikentag nun sechsmal so hoch sein soll wie der für den evangelischen Kirchentag, obwohl sich mit 6,8 Prozent im Vergleich zur evangelisch-lutherischen Kirche weniger als halb so viele Menschen zum Katholizismus bekennen."

Kritisch sehen die Aktivisten auch das bisherige Verfahren im Stadtrat. Farago: "Erfurts Oberbürgermeister und der Katholikentagsveranstalter wollen die 1,2 Millionen Euro als 'eilbedürftig' schnell durchwinken, damit Diskussionen wie in Leipzig und Münster gar nicht erst entstehen. Noch nicht einmal die Stellungnahmen des Kultur- und des Finanzausschusses will man abwarten – das zeugt von wenig Respekt vor den Fachgremien."

Die öffentlichen Zuschüsse für die Katholikentage in Leipzig (2016) und Münster (2018) waren hoch umstritten. Insbesondere die vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) behauptete "Umwegrendite" hat sich als Flop erwiesen. Steinhaus: "Katholikentage führen zwar zu höherem Umsatz in Hotelerie und Gastronomie – aber dann sollen die sich lieber an der Finanzierung des Missionierungsfests beteiligen. Für den Stadthaushalt und den Einzelhandel lohnt sich das Spektakel nicht: In Leipzig rechnete die Stadtverwaltung mit Steuermehreinnahmen von gerade einmal 180.000 Euro. In Münster beklagte der Einzelhandel sogar Verluste. Wenn die Stadt die Wirtschaft fördern möchte, dann sollte sie die Fördermittel lieber langfristig investieren anstatt in solche einmaligen Events."

Die Demonstration musste kurzfristig bei der Versammlungsbehörde angemeldet werden und die Abstimmungen laufen noch. Unter Vorbehalt werden wir an folgenden Orten sein:

Dienstag, 15.05.2018:

10–12 Uhr Domplatz
12–14 Uhr Fischmarkt
14–22 Uhr Angerdreieck  

Mittwoch, 16.05.2018:

10–14 Uhr Angerdreieck  
14–20 Uhr Fischmarkt

Die Kunstaktion wird getragen von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). Weitere Informationen finden Sie auf der Aktionswebsite: 11tes-gebot.de.