Missbrauch in der katholischen Kirche

Katarina Barley: Die Kirche muss Verantwortung übernehmen

Kurz vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz kritisiert Bundesjustizministerin Katarina Barley das Verhalten der katholischen Kirche im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.

Vom 24. bis 27. September 2018 findet in Fulda die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, statt. Im Mittelpunkt wird die Vorstellung der Studie zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche stehen, die in Auszügen bereits vorab veröffentlicht wurde. 

Demnach wurden zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3.677 Betroffene von sexuellem Missbrauch durch mindestens 1.670 Geistliche der katholischen Kirche dokumentiert. Die vorliegenden Zahlen seien jedoch eine "konservative Annahme", die nichts über die Dunkelziffer aussage: "Damit unterschätzen alle Häufigkeitsangaben die tatsächlichen Verhältnisse", so die Autoren der Studie. 

"Vermutlich nur die Spitze des Eisbergs"

Angesichts des massiven Ausmaßes des Missbrauchsskandals hat Justizministerin Katarina Barley nun einen fehlenden Aufklärungswillen der katholischen Kirche kritisiert. Im aktuellen SPIEGEL bewertet sie die Zahlen der Studie als "schockierend und vermutlich nur die Spitze des Eisbergs."

Von der Kirche fordert sie eine umfassende Zusammenarbeit mit der Justiz. Jede bekannt gewordene Tat müsse angezeigt werden, damit Staatsanwaltschaften diese verfolgen können. "So etwas wie ein Schweigekartell darf es nicht geben", so Barley. Stattdessen müsse die Kirche "Verantwortung für jahrzehntelanges Verschweigen, Vertuschen und Verleugnen übernehmen."