Das beliebte aber wirkungslose Erkältungsmittel Meditonsin und eine Studie zum Wissen von angehende Biologielehrern über Pseudomedizin stehen im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe des Skeptiker 4/2018, die ab sofort im Print und als ePaper erhältlich ist.

"Pflanzliche Medikamente sind sanfter als andere", "Heilpraktiker sind Ärzte mit Zusatzausbildung", "Es ist wissenschaftlich belegt, dass Homöopathie wirkt": Irrtümer wie diese sind weit verbreitet – selbst bei denjenigen, die es eigentlich besser wissen müssten – und die als angehende Biologielehrerinnen und -lehrer die Verantwortung für eine sinnvolle schulische Gesundheitserziehung tragen.

Umso mehr erschrecken die Wissenslücken bei den Studierenden, die eine aktuelle Studie der Uni Gießen offenbart. "Die Ergebnisse sind bedenklich schwach", resümieren die beiden Autoren, Prof. Dittmar Graf vom GWUP-Wissenschaftsrat und die Lehrerin Elena Hamdorf.

Etwas besser schnitten ältere Befragte ab. Dies werten Hamdorf und Graf als Hinweis, dass das Wissen über die Unsinnigkeit von "Alternativmedizin" nicht in der Schule erworben wurde, sondern auf anderen Wegen. Hierbei dürften auch eigene leidvolle Krankheitserfahrungen eine Rolle spielen.

Die Befunde zeigten deutlich, "dass das Lehramtsstudium nicht angemessen auf die unterrichtliche Aufarbeitung alternativmedizinischer Themen vorbereitet, da grundlegendes Wissen zum Teil auch nach längerem Studium fehlt." Hamdorf und Graf fordern deshalb dringende Nachbesserungen bei der Hochschulausbildung von künftigen Biologielehrern. "Wer weiß, wie Wissenschaft arbeitet, ist im Schnitt nur leicht skeptischer gegenüber Alternativmedizin als jemand, der dies nicht weiß."

Meditonsin – die Story

Gerade in der Erkältungszeit geht das "meistgenutzte homöopathische Arzneimittel bei Erkältungskrankheiten" vermehrt über den Ladentisch der Apotheken. Doch was sich wirklich in den Tropfen und Globuli verbirgt, bringt nicht nur Vertreter einer evidenzbasierten Medizin zum Kopfschütteln. Sogar Homöopathie-Erfinder Samuel Hahnemann hätte sich angesichts der Zutatenliste zumindest die Augen gerieben. Im Laufe der Jahre wurde die Rezeptur immer wieder verändert, sodass wir es heute mit keinem bedenklichen, sondern einem garantiert unwirksamen Mittel zu tun haben, schreibt Udo Endruscheit.

So enthielt die Rezeptur anfangs wenigsten noch eine wirksame Zutat, Cetylpyridiniumchlorid, das den Rachenraum desinfiziert. Es wird in gleicher Konzentration auch in konventionellen Medikamenten verwendet und hat mit Homöopathie genau Null zu tun. Heute ist dieser einzige wirksame Bestandteil aus der Rezeptur verschwunden. Geblieben sind giftige Bestandteile wie Eisenhut und Quecksilber – zum Glück bis zur Unwirksamkeit verdünnt, homöopathisch eben. Neben der Homöopathie beruft sich der Beipackzettel auch auf die anthroposophische Medizin. Jedes dieser Konzepte ist unsinnig, außerdem beruhen sie auf völlig unterschiedlichen Vorstellungen. Trotzdem greifen viele wohlmeinende besorgte Eltern gern zu dem "homöopathisch-anthroposophischen Mittel", in der trügerischen Gewissheit, ein nützliches Medikament für ihr erkältetes Kind in Händen zu halten.

Die Fakten sprechen eine andere Sprache, wie der Autor überzeugend darlegt. Meditonsin hat nicht einmal die Vermutung einer spezifischen Wirksamkeit für sich, geschweige denn einen Beleg, kritisiert er.

Und all das unter dem Schutz des Gesetzgebers. Das muss ein Ende haben, fordert Endruscheit: "Meditonsin – wie auch andere Homöopathika – mag jeder weiter für sich selbst einnehmen, wie es ihm gefällt – ohne das derzeit noch bestehende Netz von Des- und Fehlinformationen und die Vortäuschung von Seriosität durch ein scheinwissenschaftliches Mäntelchen, für die dieser Beitrag nur ein exemplarisches Beispiel liefert."

Weitere Beiträge

Außerdem stellt Dr. Martin Mahner vom Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP eine kleine Systematik des Skeptizismus vor. Und Dr. Florian Aigner, Mitorganisator des "Goldenen Bretts" 2018, porträtiert die Gewinner des Negativpreises für Esoterik und Pseudowissenschaft.

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