Bei einer Podiumsdiskussion in der Essener Kreuzkirche trafen Humanisten und Christen aufeinander, um über Unsicherheiten im Leben zu diskutieren. Das Konzept, Vertreter einer christlichen und einer humanistischen Weltanschauung zum Dialog an einen Tisch zu bringen, ist so einfach wie innovativ.
Beim Einkaufen im Supermarkt fängt es schon an: Welchen von den vielen Artikeln nehme ich bloß? Entscheidungen können zur Qual werden, wenn wir nicht absolut sicher sind. Zum Glück gehen wir nur ein geringes Risiko ein, wenn wir die Getränke für unsere Silvesterparty auswählen – schlimmstenfalls verspielen wir unser Image als Sektkenner. Andere Entscheidungen reichen in ihren Konsequenzen weit über den Neujahrsmorgen hinaus. Denken wir nur an Berufs- und Partnerwahl, mit denen wir die Weichen für unsere Biografie stellen. Oder, auf gesellschaftlicher Ebene, das Für und Wider zum Einsatz von Kernkraft oder Grüner Gentechnik. Angesichts der Tragweite solcher Fragen ist die Sehnsucht nach einem verlässlichen Fundament für unsere Entscheidungen nur zu verständlich. Doch gibt es überhaupt so etwas wie fundamentale Sicherheit? Und wie gehen Individuen und Gesellschaften, religiöse und säkulare, mit existenzieller Unsicherheit um? Solche Fragen standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion in der Essener Kreuzkirche, den die Akademie für säkularen Humanismus gemeinsam mit der Evangelischen Akademie im Rheinland im Dezember veranstaltete.
Das Konzept, Vertreter einer christlichen und einer humanistischen Weltanschauung zum Dialog an einen Tisch zu bringen, ist so einfach wie innovativ. Zudem wurde die öffentliche Veranstaltung per Livestream auf Facebook übertragen, sodass sich im Anschluss an die Impulsvorträge der drei Teilnehmer auch Interessierte online per Kommentar an der Debatte beteiligen konnten. Optimale Voraussetzungen, um sowohl Differenzen als auch Anknüpfungspunkte der offensichtlich konträren Positionen zu formulieren und im offenen Gespräch zu benennen. Moderatorin war Hella Blum, Öffentlichkeitsbeauftragte der Evangelischen Akademie im Rheinland.
Christliche und humanistische Standpunkte
Die ganze Bandbreite der vertretenen Positionen wurde bereits bei den einführenden Impulsreferaten deutlich. Eine säkular-humanistische Auffassung vertrat der Physiker und Naturalist Helmut Fink von der Akademie für säkularen Humanismus (Nürnberg), dessen Kernthese zusammengefasst lautet: "Totale Sicherheit gibt es nicht" – weder in der Wissenschaft noch im Alltagsleben. Trotzdem sind wir den Unwägbarkeiten unserer Existenz nicht hilflos ausgeliefert, denn wir verfügen um kognitive Ressourcen, um Hypothesen aufzustellen und zu testen. Durch diesen – im Laufe der Evolution bewährten – Prozess verbessert sich unser Wissensstand immer weiter, sodass wir zunehmend verlässliche Aussagen treffen können.
Einen anderen Standpunkt vertritt der Unternehmer Reinhard Wiesemann, der unter anderem den Begegnungsort "Unperfekthaus" in Essen begründet hat. Zwar pflichtet er Fink insofern bei, als auch er die Vorstellung völliger Sicherheit als illusionär ablehnt und das immer neue Prüfen als elementar für den stetigen wissenschaftlichen Erkenntnisprozess betrachtet. Dennoch werde "unser Handeln ... von einer Rest-Unsicherheit bestimmt", ist Wiesemann überzeugt. Demnach wird selbst nach intensivster Prüfung stets eine kleinere oder größere Rest-Unsicherheit bleiben.
Dass totale Sicherheit nur in der Illusion existiere, sei klugen Köpfen in Wissenschaft und Theologie bewusst. Andererseits gebe es auf beiden Gebieten Fundamentalisten, die Scheinsicherheit predigen und daraus rigorose Maßnahmen ableiteten. Vor diesem Hintergrund warnt Wiesemann vor einer Wissenschaft, die sich als "alternativlos" versteht, und plädiert stattdessen angesichts der vielfältigen Probleme in Wissenschaft und Gesellschaft für eine Pluralität der Denkmodelle auf allen Gebieten. Der Zweifel sei auch für Religion elementar.
Kritik kam von Helmut Fink. So wies er zum einen darauf hin, dass die Ergebnisse von Messungen und Experimenten im Gegensatz zu religiösen Erfahrungen kulturübergreifende Gültigkeit besitzen. Weiter erinnerte er daran, dass die Abkehr von religiösem Dogmatismus erst in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen hat. Zuvor galten über Jahrhunderte in der Religion völlig andere Spielregeln als in der Forschung. Jeglicher Zweifel an religiösen Dogmen wurde als böse gebrandmarkt, während der "feste Glaube" als Tugend höchstes Ansehen genoss.
"Wirf dein Anliegen auf den Herrn"
Im Gegensatz zu seinen beiden Vorrednern betrachtet Dr. Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland, ein festes Vertrauen als unabdingbar für jegliches Handeln. Dass er damit nicht ein beliebiges Vertrauen meint, versteht sich von selbst. Es geht ihm vielmehr um das Vertrauen in den christlichen Gott, welches die Basis für alle anderen Vertrauensformen bildet. Nicht einmal im Umgang mit Technik kommt man ohne Vertrauen aus, so der Ingenieur und Theologe Vogelsang. Welcher Fluggast prüft schon vor Start alle Treibstofftanks und Messgeräte? Vertrauen sei in zwei Szenarien wichtig: bei Handlungen, die man, anders als einen Versuch im Labor, nicht unter gleichen Bedingungen wiederholen kann, etwa die Berufsentscheidung. Und im sozialen Umgang – wer möchte schon vom potenziellen Ehepartner vorm Ja-Wort auf Herz und Nieren getestet werden? Über diese alltäglichen Erfahrungen gehe das Grundvertrauen in Gott freilich hinaus, ist Vogelsang überzeugt.
Spätestens an diesem Punkt mag man aus säkular-humanistischer Sicht einiges entgegnen, wie Helmut Fink es auch tat. So wies er darauf hin, dass es – auch bei der Partnerwahl – letztlich um eine Abwägung auf Grundlage von Erfahrungen geht. Demnach wird das soziale Miteinander von Verhaltensweisen geprägt, die sich im Laufe der Evolution bewährt haben und auch bei Menschen ohne religiösen Glauben prima funktionieren. "Da muss man nicht von Gott reden, da muss man auch nicht gläubig sein." Und wenn unser entgegengebrachtes Vertrauen enttäuscht wird, können wir daraus für die Zukunft lernen, ähnlich wie aus empirischen Tests in der Wissenschaft.
Wenn gläubige Christen in der Bibel eine Sammlung solcher Erfahrungen entdecken, liegt die Vermutung nahe, dass evolutionär bewährtes Handeln und pures Gottvertrauen letztlich dasselbe seien, wie Reinhard Wiesemann bemerkte.
Aber meinen Gläubige und Säkulare überhaupt dasselbe, wenn sie von Vertrauen sprechen? Zu Recht rief Helmut Fink zu einer klaren Begriffsbestimmung auf, um Missverständnisse zu vermeiden. So bedeutet der Begriff Vertrauen im Alltag häufig nichts anderes "als für zutreffend halten", ganz ohne emotionale Aufladung. Fraglich ist nur, ob die zeitgenössische Theologie da mitgeht. Frank Vogelsang zumindest räumt zwar diese verschiedenen Bedeutungsnuancen ein, hält aber dennoch an einer besonderen, religiösen Bedeutung des Begriffs fest, die sich gegenüber alltäglichen Vertrauensakten durch stärkere Passivität auszeichnet: "Man ist nicht aktiv, sondern wird von Gott angesprochen." Gleichwohl räumt er ein, dass die Parallelen und Differenzen zwischen Christen und Säkularen hier auch für die Zukunft noch viel Diskussionsstoff bereithalten.
Scheinsicherheit in der Echokammer
Der aktuelle Bezug der Debatte wurde gegen Ende der Diskussion deutlich, als Frank Vogelsang eine massive Zunahme der gefühlten Unsicherheit in der Bevölkerung diagnostizierte. Nach seiner Beobachtung führe sie zu einer Abschottung gegenüber Andersdenkenden als gleichberechtigte Gesprächspartner.
Nicht nur Vogelsang sieht darin einen Nährboden für künftige Problemfelder. Auch Helmut Fink warnt davor, dass die unübersehbare Menge von Informationen in der Wissensgesellschaft Menschen überfordert und in die Scheinsicherheit von Echokammern treibt.
Dagegen komme es im Leben immer auch darauf an, kompetent mit Unsicherheit umzugehen und sich der Unsicherheit zu stellen, anstatt Freund-Feind-Schemata aufzubauen, so Vogelsang: "Wenn man zu schnell dogmatisch wird, verliert man die Fähigkeit, klüger mit der eigenen Unsicherheit umzugehen." Oder führt die Erkenntnis der eigenen Unsicherheit im Gegenteil zu mehr Toleranz, weil sie uns vor Augen führt, dass unser eigenes Wissen und unsere Kompetenzen begrenzt sind, wie Reinhard Wiesemann hofft?
Dass die Tiefe und Relevanz der Thematik im Rahmen der Diskussionsrunde nur angeschnitten werden konnte, liegt auf der Hand. Festzuhalten bleibt, dass die angerissenen Fragen auch in Zukunft nichts an Aktualität einbüßen werden. Die Diskussionsreihe "Lasst und reden!" wird 2019 fortgesetzt. (Hashtag bei Twitter: #lasstunsreden)
19 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie jetzt - eine Flugreise anzutreten bedarf des Vertrauens "in den christlichen Gott"?
Nee, nich?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo H.T. wie man schon auf dem Bild im Hintergrund sieht, ist die Location von vornherein einseitig besetzt.
Derartige Alibi-Versuche von Seiten der Kirchen halte ich für sinnlos, aber das ist nur meine subjektive Meinung. Gerichte und Gefängnisse versuchen seit Jahrzehnten schon uneinsichtige Verbrecher zu resozialisieren, aber das gelingt leider nur in wenigen Fällen und
wird wahrscheinlich auch bei "frommen" Klerikern versagen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ich schrieb ja: nicht innovativ...
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Reden ist gut. Reden über die gemeinsamen human-humanistischen Werte besser. Am besten: reden auf Augenhöhe. Da müssen die Christen aber viel lernen. Wie sie uns bzw.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Über "die gemeinsamen human-humanistischen Werte" sehe ich da nix.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Tja, naja. Einen vernünftigen Dialog zu finden haben wir ja versucht, jahrzehntelang sogar. Zumindest am politischen Endergebnis hat es nichts geändert - haben wir ja gesehen z.B. am §217 StGB.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Vertrauen oder Gottvertrauen ?
„festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit einer Person, Sache“, dagegen definiert sich Gottvertrauen am besten über das im Duden angeführte Beispiel: „wenn sie das ernsthaft meint, besitzt sie aber Gottvertrauen (ist sie naiv)“
Zwischen den Aussagen von H. Fink und R. Wiesemannn kann ich keinen großen Unterschied entdecken und habe nur die etwas kryptische Aussage Wiesemanns bezüglich der Bibel zu kritisieren.
Zu den Aussagen von Dr. F. Vogelsang aber habe ich folgendes kritisch anzumerken:
- festes Vertrauen ist nicht unabdingbar für jegliches Handeln; wenn man schon unterscheidet zwischen festem und weniger festem Vertrauen, dann muss man auch beim Handeln nach der Schwere der Folgen des Handelns unterscheiden; wenn ich in einem (japanischen) Lokal Kugelfisch bestelle, brauche ich schon sehr festes Vertrauen in den Koch, wenn ich im Goldenen Ochsen ein Schnitzel bestelle, genügt mir Vertrauen auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
- das Vertrauen in den christlichen Gott bildet nicht die Basis für alle anderen Vertrauensformen; die entsprechende Aussage von V. ist anmaßend und ein Affront für alle Nicht-Christen.
- was ist das für eine Art von Vertrauen, bei dem man nicht selbst aktiv ist, sondern von dem Objekt des Vertrauens „angesprochen“ d.h. manipuliert wird ?
- das „Grundvertrauen in Gott“ oder das Gottvertrauen hat offensichtlich mit der realen Welt nichts zu tun; es wird durch keine „alltägliche Erfahrung“ gerechtfertigt, sondern im Gegenteil durch die vielfältigen Erscheinungsformen des Theodizee-Problems immer wieder ad absurdum geführt. Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit moderner Verkehrsflugzeuge durchaus gerechtfertigt – sofern sie nach den Anleitungen des Herstellers gewartet werden; das zeigen die Statistiken auch wenn die eine oder andere Katastrophe ein „absolutes“ Vertrauen nicht zulässt. Das ist aber für das praktische Handeln nicht erforderlich und Gottvertrauen ist dabei ja auch nicht hilfreich (siehe obiges Beispiel aus dem Duden).
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ja Klaus Bernd, genau so ist es, besser kann man die Argumentation der Kirchenmänner nicht beschreiben. Wie diese um eine Lüge !! herum argumentieren ist schon fast lächerlich.
Das sind dann auch meist Leute, die sich ständig in "Fake-book" informieren wie die Welt
funktioniert und das dann auch glauben.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Gespräche zwischen Religiösen und Nichtreligiösen Vertretern können durchaus sinnvoll sein, z.B. wenn es gilt, für beide Gruppen gesellschaftliche Gleichberechtigung herzustellen.
In solchen Fällen wie oben habe ich Zweifel.
"Das Konzept, Vertreter einer christlichen und einer humanistischen Weltanschauung zum Dialog an einen Tisch zu bringen, ist so einfach wie innovativ."
Worin genau bestand die besondere Innovation?
Noch wichtiger, wo könnte der konkrete Nutzen für die Gesellschaft liegen, wenn Abergläubige und Wissenschaftler Themen wie "Unsicher sein und trotzdem handeln" gemeinsam diskutieren?
Ich sehe den Vorteil solcher Veranstaltung einseitig auf seiten der Kirchen, die dadurch den Eindruck von Scheinwissenschaftlichkeit und Seriosität vorgaukeln können und neue Besucherkreise für die leer werdenden Kirchen erschließen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Scheinwissenschaftlichkeit und Seriosität vorgaukeln" - richtig!
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Zuerst meine volle Anerkennung für Helmut Fink. Es ist nicht leicht, in einer solchen Runde so zu bestehen, wie er. Im Übrigen dachte ich ständig an das Buch Andreas Killian, die Logik der Nichtlogik.
Gerd Mitschke am Permanenter Link
Lieber E.L. ich stimme ihnen zu, nur auch sie pflegen einen leider verbreiteten Irrtum über Logik. Mathematiker und Logiker wissen: Aus etwas falschem kann beliebiges, also leider auch richtiges gefolgert werden.
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Die christliche Offenbarung
a) Die Offenbarung als Erkenntnisquelle der kosmischen Wirklichkeit
Allgemeines
Die verlässlichste Erkenntnisquelle über die kosmische Wirklichkeit wäre die göttliche Offenbarung. Wenn Gott selbst uns über sich und unsere Bestimmung Auskunft gäbe, könnten und müssten wir ihm vertrauen und unser Leben in Hingabe an ihn ausrichten. Als angestammter Katholik will ich mich darum zuallererst der katholischen Offenbarungslehre zuwenden.
b) Als ich vor etwas mehr als fünfzig Jahren Theologie studierte, interessierte ich mich in besonderer Weise für die Lehre von den sogenannten „Sigma revelationis.“ (Kennzeichen der Offenbarung) Ich wusste zwar, dass nach der Lehre der Kirche der christliche Glaube in erster Linie Gnadensache ist und dass man nur durch Gebet und frommes Leben ihn erhalten und vertiefen kann. Da es jedoch viele Menschen gibt, die zu Unrecht behaupten, Gott hätte zu ihnen gesprochen, beglaubigt Gott seine echte Offenbarung durch Wunder und Weissagungen. So der Stand der damaligen Theologie.
c) Das Zweite Vatikanische Konzil hat im Vorwort seiner dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei Verbum“ die oben als „Sigma revelationis“ bezeichnete Lehre nicht verworfen, aber auch nicht mehr - zumindest nicht mehr ausdrücklich - erwähnt. Auf die naheliegende Frage der rationalen Erkennbarkeit der Offenbarung geht das Dokument nicht ein. Das Warum zu hinterfragen ist wohl mehr als berechtigt.
d) Keine Antwort ist auch eine Antwort
Bei der Beschäftigung mit „Dei Verbum“, hatte ich persönlich den Eindruck, dass das Konzil erhebliche Schwierigkeiten gehabt hatte, sich auf objektiv erkennbare Kriterien für den rationalen Nachweis oder die rational erfassbare Bescheinigung der Tatsächlichkeit der christlichen Offenbarung zu einigen. Darum blieb diese Frage unbehandelt. Stattdessen konzentrierte man sich auf spirituelle Inhalte. Dies brachte zwar Fortschritte in der Glaubenslehre, kann aber im Ergebnis nicht wirklich befriedigen. Wenn hochkarätige Theologen als Organe eines Konzils nahezu drei Jahre lang in bewegten Sitzungen und Diskussionen eine moderne katholische Offenbarungslehre erarbeiten und dabei das Thema der rationalen Erkennbarkeit der stattgefundenen Offenbarung unbehandelt lassen, kann m. E. der Grund wohl nur darin liegen, dass die Tatsächlichkeit der Offenbarung aus heutiger Sicht rational nicht nachgewiesen werden kann.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Lakatha, in den Naturwissenschaften ist es üblich, einen indirekten Zugang zu einem Phänomen zu suchen, wenn der direkte aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist.
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Seitdem ich das Prinzip der Evolution verstanden habe, bemühe ich mich, evolutionär zu denken. Wir Menschen sind Affen.
Jede einzelne Anlage des heutigen Menschen ist durch eine kontinuierliche Entwicklung entstanden. Dazu gehören auch Herrschsucht und Gewalt. Leben die Affen in einer Demokratie oder stehen sie unter einer autoritären Leitung? Gibt es bei ihnen Revier- und Machtkämpfe? Wie haben sich diese Revier- und Machtkämpfe evolutionär bis zum heutigen Menschen entwickelt? Sie können nichts anderes sein, als ein Teil der Gesamtentwicklung der Menschheit. Darum halte ich es für falsch, von unserer heutigen Sicht aus Vergangenes zu beurteilen. Die Evolution geht ihre eigenen Wege: Wollen wir die Evolution kritisieren, weil bestimmte ihrer Etappen nicht dem heutigen Geschmack entsprechen? Naturgesetze sind wertneutral und die durch sie entstandenen Erscheinungsformen ebenfalls. Nur, weil wir im Laufe der Entwicklung unserer Vorderen fähig wurden, zu fühlen und zu denken, empfinden wir, was uns förderlich ist als gut und was uns schadet als schlecht. Wir können raunzen und von einer besseren Welt träumen: Der Natur ist es egal, welche Gefühle wir haben. Wir wurden eben als fühlende Wesen in eine Wirklichkeit hineinversetzt, die absoluten Vorrang vor unserem Fühlen und Denken hat.
Die heutige Menschheit hat die Welt verändert, nicht aber die Wirkungsweise der Evolution. Wir wissen nicht, ob der Klimaschutz greifen wird. Wir können nicht voraussehen, welche Kräfte zusammenwirken. Es gibt zu viele Möglichkeiten, die wir nicht durchschauen oder erahnen können. Wenn wir alles in unserer Macht Stehendes verwirklichen, kann ein einziger uns unbekannter Faktor unser Planen und Wollen zunichtemachen. Ebenso wissen wir nicht, welche Faktoren mitwirkten, dass unsere Welt so ist, wie sie ist.
Ich muss leider aus dem Gedächtnis zitieren, weil ich das Video Stephen Hawking, Urknall oder Schöpfung nicht abspielen kann. In ihm spricht er u. a. davon, was dass effiziente Systeme die einzigen Realitäten sind. So meine ich, dass die Religionen Realitäten sind, solange sie effizient sind. Durch das wissenschaftliche Zeitalter verlieren sie ihre Effizienz. Darum sind sie, wenn überhaupt, nurmehr für ihre Gläubigen effiziente Systeme.
Andreas Leber am Permanenter Link
Das Wörtchen "glauben" hat viele Bedeutungen. Man kann es fast immer durch ein anderes, präziseres ersetzen, was ich so konsequent wie es mir möglich ist auch tue:
Nur in einem Sinne kann ich nicht auf das Wort verzichten: religöses Glauben ist und bleibt Glauben: Glauben "wie die Kinder", blind glauben, ohne rationalen Grund glauben - nur das ist das "Glauben", von dem hier wie oft die Rede ist. Und auf dieses "glauben" kann ich dann andererseits doch wieder recht gut verzichten.
Eines noch: Wie kann man nur immer und immer wieder über dieses "Gott" reden, und niemand liefert eine Definition oder Erklärung für diesen theologischen Fachterminus? Wie viele Jahrhunderte noch lassen wir uns darauf ein und lassen und an der Nase durch die Manege ziehen, und tun ihnen den Gefallen über "Gott" zu reden und keiner weiß, wovon eigentlich die Rede ist?
Vorschlag: Einfach mal ein anderes Wort nehmen, das nicht so aussieht, als wäre es klar. Man ersetze in obigem Text einfach überall das Wort "Gott" durch den "Quasiplasmodischen Gurgelhurz", den Michael Schmidt-Salomon mal erfunden hat. Plötzlich wird (hoffentlich) klar, wie erklärungsbedürftig jeder Satz wird.
Ursula Hollwedel am Permanenter Link
In These 6 von Herrn Dr. Vogelsang steht unter Anderem ...Der christliche Glaube bezieht sich nicht auf Mirakel, also auf Ereignisse, in denen
Naturgesetze gebrochen werden.....
Habe ich da etwas verpasst? Hat eine der christlichen Kirchen sich vom Märchen der unbefleckten Empfängnis verabschiedet?
Diese den Naturgesetzen widersprechende Behauptung ist doch die Basis der christlichen Religion!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Eine Diskussion zwischen Nichtgläubigen und Christen ist nicht möglich. Ich bin als Atheist mit einer Katholikin verheiratet. Diskussion nicht möglich, man ist und bleibt ein Ketzer.
jemanden dauernd vor den Kopf stoßen zu können, auch wenn Vernunft abprallt. Ich habe dauernd Rückendeckung von meinen drei Söhnen und die schützen mich vor Kreuzschmerzen.
A.S. am Permanenter Link
Ist die Suche nach "Sicherheit" nicht die infantile Seite des Menschen? Der Schein-Sicherheit eines Kindes in Gegenwart der Eltern verlustig gegangen suchen wir billigen Ersatz ...