Angesichts der AfD wird wieder über Extremismus gesprochen, Linke und Protestbewegte wollen mitunter aber nichts mit dem Terminus zu tun haben. Doch was ist damit überhaupt gemeint und warum ist das wichtig? Dies thematsiert der Extremismusforscher und hpd-Autor Armin Pfahl-Traughber aus politikwissenschaftlicher Sicht.
Ist von "Extremismus" oder gar von "Linksextremismus" die Rede, reagieren manche politischen Betrachter mitunter verstört: Man befürchtet eine Apologie der politischen "Mitte", eine Diffamierung von Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, eine Gleichsetzung von "links" und "rechts", eine Ignoranz gegenüber dem Rechtsextremismus, eine Spaltung von Protestbewegungen oder eine Verdammung von radikalem Wandel. Dabei wird häufig vom politischen Kampfbegriff gesprochen, ohne sich näher mit dem inhaltlich Gemeinten auseinanderzusetzen. Denn die benannten und kursierenden Auffassungen stehen mehr für inhaltliche Fehldeutungen und Verzerrungen. Sie ermöglichen es auch, sich nicht mit einer bestimmen Frage zu beschäftigen: Warum soll die Einstellung zu Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat keine Relevanz bei der Einschätzung eines politischen Phänomens haben? Denn genau darum geht es beim "Extremismus". Eine darauf bezogene Distanz steht denn auch für einen demokratietheoretischen Relativismus.
Basis des Extremismusverständnisses: Demokratie und Menschenrechte
Um diese Auffassung inhaltlich zu begründen, muss zunächst erläutert werden, was "Extremismus" überhaupt meint. Ausgangspunkt für eine Begründung ist die Frage, wodurch das menschliche Wissen erweitert wird. Die Antwort lautet: dadurch, dass man Annahmen einer kritischen Prüfung an der Realität aussetzt. Hiervon geht jedenfalls der Kritische Rationalismus des Erkenntnistheoretikers Karl R. Popper aus.1 Diese Grundauffassung kann indessen nicht politisch neutral sein, setzt sie doch für das Individuum sowohl Meinungsfreiheit wie Rechtssicherheit voraus. Fragt man nun, welche Sozialordnung dies am besten garantiert, so lehren historische Erfahrung wie theoretische Reflexionen: in einer modernen Demokratie und offenen Gesellschaft. Worin bestehen nun deren Basismerkmale? Es sind Abwahlmöglichkeit und Gewaltenteilung, Individualitätsprinzip und Menschenrechte, Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit, Säkularität und Volkssouveränität. Die folgenden Ausführungen gehen davon aus, dass diese Normen und Regeln verteidigenswert sind.
Denn sie bilden die Grundlage für die friedliche Koexistenz ganz unterschiedlicher individueller und kollektiver Meinungen, die auch in einem ausgeprägten Konkurrenz- und Spannungsverhältnis stehen können. Der damit angesprochene Pluralismus macht indessen erst diese Vielfalt möglich. Gleichwohl ist sie immer einer existentiellen Gefahr ausgesetzt, wenn die Berufung auf die Freiheit zur Etablierung der Unfreiheit führen würde. Demnach muss es auch Grenzen des Pluralismus und der Toleranz geben. Um eben eine allseitige Freiheit und Interessenvertretung zu ermöglichen, bedarf es der ebenso allseitigen Akzeptanz von Grundprinzipien für das Leben in Vielfalt. Der Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel sprach hier von einem "nicht-kontroversen Sektor", der Rechtsphilosoph John Rawls von einem "übergreifenden Konsens".2 Beide Denker verwiesen dabei auf ein notwendiges Minimum von Normen und Regeln, die um eines freien und gerechten Miteinanders in einer Sozialordnung willen inhaltlich und praktisch allgemein geteilt werden sollten.
Es gab und gibt indessen politische Akteure, die den genannten Grundkonsens nicht teilen, geht es ihnen doch um die gesellschaftliche Dominanz ihrer Ideen bei gleichzeitiger Negierung von anderslautenden Positionen. Die damit angesprochene Ablehnung von moderner Demokratie und offener Gesellschaft macht dann auch das aus, was mit der Bezeichnung "Extremismus" als politischem Phänomen gemeint sein soll. Dabei handelt es sich um eine abstrakte Formulierung, kann man den "Extremismus" doch nicht als konkretes Objekt wahrnehmen. Gleichwohl spricht dies nicht gegen die gemeinte Auffassung, wie etwa der Historiker Wolfgang Wippermann postuliert3, sind doch viele andere Begriffe wie "Demokratie", "Gerechtigkeit" oder "Staat" ebenfalls abstrakte Termini. Würde man auf sie in der Kommunikation verzichten, liefe dies auf einen Rückfall menschlicher Wissenserweiterung hinaus. Die Bezeichnung "Extremismus" erlaubt es also, die Gegner moderner Demokratie und offener Gesellschaft in einer Sammelbezeichnung zu erfassen.
Differenzierung "links" und "rechts", "demokratisch" und "extremistisch"
Diese können dann je nach ihrer ideologischen Ausrichtung weiter unterschieden werden, wozu sich die Differenzierung von Links- und Rechtsextremismus eingebürgert hat.4 Doch worin bestehen die entscheidenden inhaltlichen Differenzen? Beachtenswerte Antworten auf diese Frage lieferte der italienische Sozialphilosoph Norberto Bobbio, ging es ihm doch sowohl bezogen auf das Freiheitsverständnis wie die Theorien um trennscharfe Unterscheidungsmerkmale. Er nannte dazu die Einstellung zur sozialen Gleichheit: Eine eher linke Auffassung befördere diese in der Gesellschaft und eine eher rechte Orientierung stehe hier mehr für eine Zurückdrängung. Doch Bobbio differenzierte das politische Spektrum noch weiter: Es gebe autoritäre und freiheitliche Bewegungen und Doktrine auf der Linken wie auf der Rechten. Sie könnten danach unterschieden werden, welche Bedeutung die Freiheit jeweils auf dem Weg zu ihrem Ziel habe. Demnach stellte Bobbio auch auf die Formen politischer Handlungen ab, also die bevorzugten Mittel auf dem Weg in die Zukunft.5
Es können noch so ideale Auffassungen für die gesellschaftliche Gestaltung einer besseren Welt formuliert werden. Sofern die politische Entwicklung dorthin mit demokratiefeindlichen Methoden erfolgen soll, kommt es zu diktatorischen oder willkürlichen Wirkungen. Darauf machte bereits der Philosoph Bertrand Russell in einer frühen vergleichenden Betrachtung von Faschismus und Kommunismus aufmerksam. Der bekennende demokratische Sozialist, der aber den Marxismus auch als Theorie ablehnte, bekannte: Mit den Absichten der Kommunisten stimme er eher überein, wende sich aber gegen die von ihnen angewandten Methoden. Bei den Faschisten missbillige er Methoden wie Ziele gleichermaßen.6 Darin kann die inhaltliche Differenz von Links- und Rechtsextremismus gesehen werden. Im letztgenannten politischen Bereich lehnt man die oben erwähnten Grundprinzipien direkt oder indirekt im eigenen Selbstverständnis ab. Im Linkextremismus werden diese häufig bei der ideologischen Positionierung bejaht, aber in der politischen Praxis dann doch negiert.
Daher kann der Linksextremismus wie folgt als Sammelbezeichnung definiert werden: Es geht um Auffassungen und Handlungen, welche die Grundlagen moderner Demokratie und offener Gesellschaft im Namen der sozialen Gleichheit ablehnen. Auf die Egalität bezogene Forderungen stellen also nicht das Problem dar. Dies ist aber bezogen auf die Exklusivität ethnischer Identität beim Rechtsextremismus sehr wohl so, mündet diese doch in Nationalismus und Rassismus, Fremden- und Minderheitenfeindlichkeit. Die Bejahung von mehr sozialer Gleichheit führt hiervon unterscheidbar nicht zwingend zu Konsequenzen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.7 Damit hat man es mit grundlegenden Differenzen auf der Ebene von Inhalten und Zielen zu tun. Gleichwohl bestehen bei der Frontstellung gegen die oben erwähnten Merkmale, die für eine moderne Demokratie und offene Gesellschaft stehen, bei Links- und Rechtsextremisten ähnliche ideologische Strukturprinzipien und praktische Verhaltensweisen.
Formale und negative Gemeinsamkeiten von Links- und Rechtsextremisten
Was ist damit gemeint? Zunächst lassen sich im Denken der angesprochenen Extremisten unabhängig von der jeweiligen ideologischen Orientierung identische Strukturprinzipien ausmachen. Dies sind erstens ein exklusiver Erkenntnisanspruch, also der Glaube an ein "höheres Wissen", zweitens ein dogmatischer Absolutheitsanspruch, also die Behauptung der pauschalen Richtigkeit der eigenen Vorstellungen, drittens ein essentialistisches Deutungsmonopol, also die beanspruchte Erkenntnis des eigentlichen "Wesens", viertens eine holistische Steuerungsabsicht, also die angestrebte totale Lenkung der Sozialordnung, fünftens das deterministische Geschichtsbild, also die beanspruchte Erkenntnis eines Gesetzes der Geschichte, sechstens eine identitäre Gesellschaftskonzeption, also die Behauptung von einer politisch homogenen Sozialordnung, siebtens der dualistische Rigorismus, also das Denken in Freund-Feind-Kategorien, und achtens die fundamentale Verwerfung, also die komplette Negierung des bestehenden demokratischen Verfassungsstaates.8
Das Gemeinte artikuliert sich aber im Linksextremismus und Rechtsextremismus in unterschiedlicher Weise: Man will allein die Interessen des Proletariats oder des Volkes kennen, die einzig richtige materialistische oder naturwissenschaftliche Weltanschauung vertreten, den "wahren" Sozialismus oder das "wahre" Volk repräsentieren, die komplette Gesellschaft mit dem egalitären oder nationalistischen Ideal durchdringen, den Gesetzen der Geschichte oder der Natur folgen, die Gesellschaft sozial oder "völkisch" vereinheitlichen, in Klassen- oder Rassenfeindkategorien denken und die gesellschaftlichen oder kulturellen Gegebenheiten komplett umstürzen. Hier bedarf es aber auch Einschränkungen beim Verständnis: Die vorstehenden Ausführungen verstehen sich als idealtypisches Modell. Derart ausgeprägt findet man einschlägige Auffassungen nur bei den besonders extremistischen und hochgradig ideologisierten Formen des Links- und Rechtsextremismus, meist hat man es nur mit Ansätzen im gemeinten Sinne zu tun.9
Entscheidend für die folgende Argumentation ist, dass es zwar bei den Inhalten der jeweiligen Positionen grundlegende Unterschiede gibt. Gleichwohl weisen die linken wie rechten Extremisten eben formale Gemeinsamkeiten im strukturellen Sinne auf. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Fundamentalismus", der von dem Politikwissenschaftler Thomas Meyer in einem weiteren Sinne definiert wurde. Dabei geht es um eine Einstellung, die sich den Anforderungen an Eigenverantwortung und Selberdenken entzieht, Offenheit und Unsicherheit für verwerflich erachtet und die Geschlossenheit absoluter Ordnungsmodelle verherrlicht.10 Auch diese Definition beschreibt eine Haltung, aber keine Inhalte. Daher nannte Meyer ganz unterschiedliche Phänomene: christliche Evolutionsgegner, islamistische "Gottesstaat"-Anhänger, esoterische Kleingruppen, fanatische Öko-Aktivisten oder sozialrevolutionäre Terroristen.11 Alle eint die Ablehnung der kulturellen Moderne wie die Extremisten die Frontstellung gegen die moderne Demokratie eint.
(CC BY 2.0)
Aufklärung zu Fehldeutungen der Extremismustheorie
Auch in der sozialwissenschaftlichen Debatte gab es zum Gesagten einige Irritationen, was Ausführungen zu den Fehldeutungen über die Extremismustheorie nötig macht. Hierzu soll es eine Klarstellung und eine Kritik der Kritik12 geben: Dazu gehört erstens die Auffassung, es handele sich bei "Extremismus" um einen "Kampfbegriff", der als politisches Instrument missbraucht werde. Der Politikwissenschaftler Wolf-Dieter Narr sprach etwa davon, "Extremismus" stamme aus dem "Irrgarten der Kampfbegriffe"13. Dass es eine solche Instrumentalisierung geben kann, soll hier gar nicht abgestritten werden. Doch welcher politische Begriff wird nicht auch politisch missbraucht? Gilt dies doch ebenso für "Demokratie", "Gerechtigkeit" oder "Sozialismus". Gleichwohl benutzt man derartige Bezeichnungen in Öffentlichkeit und Wissenschaft. Es kommt darauf an, das Gemeinte trennscharf zu definieren, um so eine missbräuchliche Nutzung auszuschließen. Ansonsten müsste man auf viele politische Begriffe im öffentlichen Diskurs verzichten.
Ein zweiter Einwand behauptet, dass es um eine Abgrenzung von der "Mitte" und eine Leugnung von deren Gefahrenpotential gehe. Der erstgenannte Aspekt ist ebenfalls schlicht falsch, wird doch "Extremismus" nicht als Gegnerschaft zur "Mitte" definiert. Es geht vielmehr um eine Ablehnung und Frontstellung gegen die Grundlagen moderner Demokratie und offener Gesellschaft. Erst wenn diese von einem politischen Akteur negiert werden, ist vom "Extremismus" die Rede. Insofern können die Auffassungen einer politischen "Mitte" sowohl von einer demokratischen Linken wie Rechten kritisiert werden, ohne dass dabei von "Extremismus" als Werturteil gesprochen werden kann. Bei dem angedeuteten Gefahrenpotential aus der "Mitte" wird häufig auf einen "Extremismus der Mitte" verwiesen. Der damit gemeinte Ansatz des Soziologen Seymour M. Lipset meint aber einen Extremismus aus der sozialen Mitte, er behauptete nicht einen Extremismus der politischen Mitte.14 Die Einwände verwechseln die beiden Ebenen und deuten Lipset falsch.
Und ein dritter Einwand behauptet eine Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus, wofür als frühes Beispiel die Historikerin Helga Grebing mit der Formulierung "falsche Gleichung"15 stehen kann. Doch in der Extremismusforschung wird eine solche Gleichung gar nicht vorgenommen. Dies wäre bereits für die Ebene der Ideologie absurd und unangemessen, gibt es doch die erwähnten grundlegenden Unterschiede in der Zielsetzung. Aber auch bezüglich des Gefahrenpotentials erfolgt keine Gleichsetzung, bedarf es doch zur Beurteilung der Demokratiegefährdung durch Links- und Rechtsextremisten jeweils einer gesonderten Untersuchung. Ein Beispiel dafür wäre die Gewaltintensität: Seit Beginn der 1990er Jahre gab es in Deutschland kein linksextremistisch motiviertes Tötungsdelikt mehr, demgegenüber kam es aber in über hundert Fällen zu rechtsextremistisch motivierten Tötungsdelikten. Diese Besonderheit ergibt sich aber erst durch den Vergleich. Die erwähnten Einwände verwechseln meist die Gleichsetzung als ein Resultat mit der Methode des Vergleichs.
Kritik des demokratietheoretischen Relativismus
Abschließend sei an die oben formulierte Frage erinnert: Warum soll die Einstellung zu Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat keine Relevanz bei der Einschätzung eines politischen Phänomens haben? Genau darum geht es bei der Extremismustheorie, die Normen und Regeln des demokratischen Verfassungsstaates für verteidigenswert hält. Das Entscheidende ist hier – entgegen kursierender Fehldeutungen – aber nicht der Staat. Ihm kommt dabei nur als Garant individueller Freiheit und Rechtssicherheit eine Relevanz zu. Bei einer Ablehnung der Extremismustheorie verdient daher Interesse, ob damit auch eine Negation der genannten Werte verbunden ist. Dies muss nicht notwendigerweise der Fall sein, gleichwohl lässt sich immer wieder eine Relativierung konstatieren. Denn hier besteht in der politischen Linken ein Widerspruch: Während diesbezügliche Einstellungen im rechten Lager kritisch kommentiert werden, ignoriert man im eigenen politischen Lager extremistische Positionen. Dies läuft auf einen demokratietheoretischen Relativismus hinaus:
Ein solcher lässt sich bis in die Gegenwart nicht in der gesamten politischen Linken, aber in relevanten Teilen von ihr immer wieder ausmachen. Da werden autoritäre Diktaturen kritisiert, sofern sie eine rechte Orientierung aufweisen. Aber zu linken Diktaturen schweigt man: Die Einstellung zu Kuba stand und steht dafür. Wer die Diktatur Somozas in Nicaragua kritisierte, sollte auch die Repressionspolitik Ortegas in dem Land verurteilen. Eine damit einhergehende Ambivalenz findet man ebenfalls bei der Kommentierung des Nahost-Konflikts: Wer gegenüber Israel dortige Menschenrechtsverletzungen beklagt, der sollte bezogen auf die Hamas deren Menschenrechtsverletzungen nicht verschweigen. Ähnlich verhält es sich bei der Deutung innenpolitischer Entwicklungen: Angriffe von Autonomen auf Polizeibeamte sind ebenso kritikwürdig wie Angriffe von Neonazis auf Polizeibeamte. Für die Einschätzung der Gewalt sollten die ideologischen Unterschiede nicht relevant sein, kommt es hier doch auf die genutzten Mittel und nicht auf die letztendliche Zielsetzung an.
Die vorstehenden Ausführungen haben Konsequenzen für die politische Praxis: Denn es stellt sich die Frage, ob man mit Anhängern der DDR-Diktatur gegen demokratiefeindliche Rechtsextremisten demonstrieren kann, und, ob man mit gewaltorientierten Autonomen gegen die Folgen von Globalisierung und Neoliberalismus auf die Straße gehen sollte. Denn wie die Ablehnung der Extremismustheorie für einen abstrakten demokratietheoretischen Relativismus spricht, so spricht eine solche Kooperation für einen konkreten demokratietheoretischen Relativismus. Beides bedeutet, dass Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit objektiv in ihrem Stellenwert minimiert werden. Damit beraubt man sich auch der Glaubwürdigkeit, der es bedarf, um deren Bedrohungen von rechtsextremistischer Seite zu begegnen. Abschließend sei somit die Ausgangsfrage erneut wiederholt: Warum soll die Einstellung zu Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaat keine Relevanz bei der Einschätzung eines politischen Phänomens haben?
- Vgl. Karl R. Popper, Logik der Forschung (1934), 8. Auflage, Tübingen 1984; Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Bd. 1: Der Zauber Platons, Bd. 2: Hegel, Marx und die Folgen (1945), 6. Auflage, München 1980. Beim Abfassen dieser Bücher verstand sich Popper als demokratischer Sozialist, erst ab Ende der 1940er Jahre wandelte er sich zu einem ökonomischen Liberalen. ↩︎
- Vgl. Ernst Fraenkel, Demokratie und öffentliche Meinung, in: Ders., Deutschland und die westlichen Demokratien, 9. Auflage, Baden-Baden 2011, S. 231-255, hier S. 243; John Rawls, Politischer Liberalismus, Frankfurt/M. 1998, S. 219-265. ↩︎
- Vgl. Wolfgang Wippermann, Politologentrug. Ideologiekritik der Extremismus-Legende, in: Standpunkte, Nr. 10/Oktober 2010, S. 1-7. ↩︎
- Es gibt darüber hinaus auch einen religiösen Extremismus, der etwa im Islamismus oder bei Scientology auszumachen ist. Eine Auseinandersetzung damit würde aber hier den Rahmen sprengen. ↩︎
- Vgl. Norberto Bobbio, Rechts und links. Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung, Berlin 1994, S. 82-85. ↩︎
- Vgl. Bertrand Russell, Scylla und Charybdis oder Kommunismus und Faschismus, in: Ders., Lob des Müßiggangs, München 2002, S. 118-130, hier S. 123. ↩︎
- Nach der folgenden Arbeit würde sich dadurch auch für viele gesellschaftliche Probleme eine grundlegende Verbesserung ergeben: Richard Wilkinson/Kate Pickett, Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Frankfurt/M. 2009. ↩︎
- Vgl. Armin Pfahl-Traughber, Gemeinsamkeiten im Denken der Feinde einer offenen Gesellschaft. Strukturmerkmale extremistischer Ideologien, in: Ders. (Hrsg.), Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2009/2010, Brühl 2010, S. 9-32. ↩︎
- Vgl. Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland, 4. Auflage, München 2006; Ders., Linksextremismus in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme, Wiesbaden 2014. ↩︎
- Vgl. Thomas Meyer, Fundamentalismus. Aufstand gegen die Moderne, Reinbek 1989, S. 157. ↩︎
- Vgl. ebenda, S. 65-154; Ders., Was ist Fundamentalismus? Eine Einführung, Wiesbaden 2011, S. 31-72. ↩︎
- Vgl. ausführlicher dazu: Armin Pfahl-Traughber, Kritik der Kritik der Extremismustheorie. Eine Auseinandersetzung mit einschlägigen Vorwürfen, in: Ders. (Hrsg.), Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2013, Brühl 2013, S. 31-55. ↩︎
- Wolf-Dieter Narr, Radikalismus/Extremismus, in: Martin Greiffenhagen (Hrsg.), Kampf um Wörter? Politische Begriffe im Meinungsstreit, München-Wien 1980, S. 366-375, hier S. 374. ↩︎
- Vgl. Seymour Martin Lipset, Der „Faschismus“, die Linke, die Rechte und die Mitte, in: Ernst Nolte (Hrsg.), Theorien über Faschismus (1959), Köln 1967, S. 449-491. ↩︎
- Vgl. als frühe Fehldeutung in diesem Sinne: Helga Grebing, Linksradikalismus gleich Rechtsradikalismus. Eine falsche Gleichung, Stuttgart 1971. ↩︎
27 Kommentare
Kommentare
hj_allemann am Permanenter Link
Bin ich ein Extremist?
* Extrem ist für mich die Verteilung von Reichtum und Armut, weltweit, in Europa und in Deutschland.
* Extrem ist für mich, wenn ein Warren Buffett erklärt, dass es einen Krieg der Reichen gegen die Armen gibt und fast alle Medien so tun, als existiere dieser Krieg nicht.
* Extrem ist für mich, wenn "wir" über Flüchtlinge jammern und Waffen exportieren.
* Extrem ist für mich, wenn ich wahre Armut in Ländern der Dritten Welt kenne und sehe, wie "wir" Freihandel betreiben müssen, um "unsere" Arbeitsplätze (vulgo Einkommen) zu sichern.
* Extrem ist für mich, wenn unsere Regierung endloses Wachstum fordert, obwohl wir in einer endlichen Welt leben.
* Extrem ist für mich, wenn wir mit der Vernichtung unserer Umwelt fast ungehindert fortfahren.
* Extremisten sind für mich "unsere" Politiker, die von Einhaltung der Menschenrechte reden, aber ungehinderten Freihandel und Waffenexporte befördern.
* Extremisten sind für mich Autoren, die statt auf diese Extremisten lieber mit dem Finger auf jene zeigen, die gegen diese Umstände rebellieren, nur weil sie illegale Mittel und möglicherweise idiotische Rechtfertigungen nutzen. (Damit will ich nicht sagen, dass deren Mittel legitim oder nützlich sind)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie könnte eine Lösung für die im letzten Absatz anklingende Zwickmühle aussehen?
hj_allemann am Permanenter Link
Gute Frage und bedarf natürlich auch einer Antwort, selbst wenn es auf der Liste der Probleme nicht ganz oben rangiert.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Eine "sofortige" Auflösung des BfV ist völlig illusorisch (wie denn?) und daher keine Lösung.
Es wird dauern.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Warum sollte das "illusorisch" sein - es werden doch ständig öffentliche Dienstleiter geschlossen.
Ich vermute allerdings, dass aus ganz anderen Gründen der Regierung das Amt unverzichtbar erscheint:
Es sammelt Informationen für das (übergeordnete) Kanzleramt die dann gegen Alle benutzt werden (können), die als "gefährlich für die aktuelle Politik & Absicht der Regierung" angesehen werden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ebend: "aus ganz anderen Gründen der Regierung das Amt unverzichtbar ..."
Für eine Auflösung gibt es derzeit m.E. keine parlamentarische Mehrheit.
Thomas Baader am Permanenter Link
Wir kriegen hier zwar interessante Einblicke in Ihr Seelenleben, aber eben keine wissenschaftliche Definition von "Extremismus". Ich bin mir daher nicht sicher, inwieweit Sie den Text verstanden haben.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
" ..Fragt man nun, welche Sozialordnung dies am besten garantiert, so lehren historische Erfahrung wie theoretische Reflexionen: in einer modernen Demokratie und offenen Gesellschaft.
[<a href="https://hpd.de/artikel/extremismus-ueberhaupt-16428" rel="noopener" target="_blank">Quelle</a>]
Verteidigenswert wohl schon, allein: Wie anders als durch "Extremismus" zu erreichen?
Dazu ein paar Überlegungen.
Da die Kriterien:
1. Abwahlmöglichkeit
In unserem Wahlsystem ist es den Wählern unmöglich Politiker abzuwählen - durch die Ebene der Parteien wird selbst ein schlechter Politiker, den niemand mehr wählen würde, mit Platzierung durch seine Partei auf der Landesliste (o.ä.) wieder ein Mandat erhalten.
Das bedeutet: Es ist ein ganz kleiner Zirkel in jeder Partei der tatsächlich die Richtung vorgibt - und dieser Gruppe werden von den Mächtigen (Besitzer von Vermögen, Kommunikations- und Produktionsmitteln) die Richtlinien vorgegeben bzw. die Politiker kennen deren Notwendigkeiten und handeln vorauseilend, ohne Anweisung, im Eigeninteresse ihren Status zu erhalten.
2. Säkularität
Auf allen gesellschaftlichen Ebenen sind die Religionen in den Gremien vertreten, die das allgemeine Leben und die Struktur formen. Eine wesentliche Opposition gegen dieses Kartell von Glauben gegen Wissen und Vernunft ist nicht möglich, so lange diese Vertreter dort verbleiben und trotz schrumpfender Gläubigenzahl überproportional vertreten sind. Der gesellschaftliche Wandel schreitet schneller fort als es die Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen in diesen Gremien darstellt.
Da also in unserer Gesellschaft die beiden oben erläuterten Voraussetzungen nicht vorhanden sind erübrigt sich (fast schon) die restliche Erörterung. Es ist vergleichbar mit einem Haus dem das Fundament fehlt.
Extremismus entsteht durch (gefühltes oder tatsächliches) Unrecht - und wenn schon im Grundsatz das Staatswesen weder demokratisch ist noch eine offene Gesellschaft gewährleistet kann davon ausgegangen werden, dass die Forderungen das zu ändern immer von jenen als "extrem" bezeichnet werden, die am Fortbestehen der un-demokratischen Strukturen und geschlossenen Zirkeln (der macht) ein Interesse haben.
Die mangelnde Möglichkeit den Volkswillen tatsächlich durch Vertreter in Parlamenten darzustellen, verbunden mit einem ausgeprägten Beharrungsvermögen überkommener Rechte und Repräsentanz in gesellschaftlich bestimmenden Gremien, macht es doch erst aus, dass Menschen sich links und rechts der sogenannten "Mitte" von trägen Mitläufern radikalisieren.
Es ist "ohnmächtige Wut", die durch das System selbst generiert wird und Extremismus so erst ermöglicht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Vllt. hilft da nur der lange Marsch (der Aufklärung) durch die Institutionen.
Ich habe mich das häufig gefragt und finde keine andere akzeptable Lösung.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Revolution?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Friedlich?
PS:
Was Sie weiter unten über Schliff + Mobbing in Parteien schreiben, kenne ich persönlich aus der PdH, der ich mal die relativ kurzfristige Säkularisierung Deutschlands zugetraut hatte. Dann also der lange Marsch.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Friedlich, in meinem Alter neigt man nicht mehr zu physischer Gewalt.
Die Franzosen haben es ja gerade vorgemacht wie man friedlich zu Änderungen kommt ...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Bzgl. Letzterem ist noch nicht aller Tage Abend.
Aber friedlich passt schon mal.
Michael Fischer am Permanenter Link
Finde ich ganz nachdenkenswert, was Sie da geschrieben haben, aber so ganz überzeugt bin ich nicht.
Nehmen wir Punkt 1, die Abwahlmöglichkeit.
Niemand zwingt einen, die Partei zu wählen, die diesen schlechten Politiker ganz oben platziert hat. Wie kommt der überhaupt auf der Liste nach oben? Natürlich mittels Wahl durch die Mitglieder des Verbandes. Da wird überhaupt nichts von oben vorgegeben. Beispiel: Elmar Brok, eine regelrechte EU-Koryphäe, wurde von seinem Landesverband nicht mehr nominiert. Ministerpräsident Laschet hatte sich zwar für ihn eingesetzt, aber das kümmerte die Delegierten wenig.
Warum funktioniert das System also nicht? Ganz einfach: Weil wir kleine Bürger uns nie dafür interessiert haben. Volksentscheide leiden bei uns z.B. unter grauenhaft niedrigen Wahlbeteiligungen.
Wir haben einen Deal mit den Politikern gemacht: Kümmert ihr euch um diese Dinge, wir haben genug andere Sorgen. Wir müssen arbeiten und Kinder großziehen. Wir hauen uns abends noch ein wenig vor die Glotze und gucken vielleicht die Tagesschau, aber damit muß es dann auch gut sein.
Und die Politiker haben uns ja auch darin bestärkt. "So wählen Sie richtig - wir machen das!" Das einzige Problem bei der Sache ist, dass sie jetzt von den Problemen völlig überfordert werden. Diese wachsen ihnen regelrecht über den Kopf. Und das merken und spüren wir natürlich inzwischen immer deutlicher. Das macht uns Angst. Zum anderen werden wir wütend. Weil das doch deren Job ist, uns die Probleme vom Leib zu halten.
Im Grunde genommen hätte uns kleinen Leuten das alles von Anfang an klar sein können, wenn wir ein bißchen Grips im Kopf hätten. Aber wir haben es uns lieber bequem gemacht und die Verantwortung gerne weiterdelegiert. Vielleicht kann man auch nicht mehr von der Masse erwarten.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Danke für das Attribut "nachdenkenswert", wäre es "interessant" gewesen hätte ich mir Gedanken gemacht ....
Bürger interessieren sich - entgegen ihrer Annahme - doch, nur müssen sie dazu (bis auf ganz wenige Ausnahmen) durch die Parteiroutine hindurch. Bis sie eventuell da ankommen wo sie (mit-) entscheiden können sind sie wie Flusskiesel an der Mündung *rundgeschliffen* und auf Parteilinie - oder sie sind schon raus gemobbt oder freiwillig mit Frust ausgeschieden. Das System der Parteien verhindert 'große Würfe' und 'unorthodoxe Ideen', man bewegt sich im Mittelmaß. [Wie ansonsten in unserer Gesellschaft immer öfter, obwohl immer nach "Querdenkern" und "Generalisten" gefragt wird hat man Angst vor ihnen, da sie doch intelligenter und entscheidungsfreudiger sind als eben die vorgenannte "Mitte"]
Die Politiker werden ja nicht erst seit heute überfordert, das liegt auch an dem durch die Parteien geschickt immer weiter zu ihren Gunsten gewandelten System: Um Konsens zu erreichen werden Rücksichten genommen, werden faule Kompromisse geschlossen, wird das Klientel hier und dort vor Ort einbezogen ihm genehme Kandidaten zu stützen - was Geld in die Kassen spült und den weiter oben angesiedelten neben den Diäten ein hübsches Sümmchen und Pöstchen nach Ausscheiden einbringt (wenn sie sich "wohl verhalten haben).
Ich habe die Fremdzahlungen schon öfter als eine Krux bezeichnet, sie werden ja höflich als "Spende" deklariert, es sind aber in Wahrheit BESTECHUNGSGELDER. Wenn wir als Bürger das gegenüber Staatsdienern machen werden wir wegen Bestechung vor den Kadi gezogen.
Da haben wir schon zwei Punkte die die derzeitige Politik als schlecht ausweisen:
- Bestechlichkeit,
- Mittelmaß.
Dazu kommen Unkenntnis von wesentlichen Strömungen in Gesellschaft und technischer Entwicklung die, weil es das Ego dieser Leute nicht verträgt, dann oft in kleinen Gremien mit Hilfe der regulierten Industrie entworfen werden und dementsprechend nicht zum Nutzen der Bevölkerung sein können und es fast immer auch nicht sind [Axel Voss, CDU, Leistungsschutzrecht EU].
Wer Berufspolitiker ist und noch nie (möglicherweise aber auch nach eine Lehre als Bankkaufmann) in dem dann vertretenen Feld gearbeitet hat muss doch dilettieren [Spahn]!
Ihre Zusammenfassung im letzten Absatz schreibe ich mir nicht zu, die dürfen Sie behalten und an andere weitergeben. Es ist zwar nicht als Qualitätsmerkmal unfehlbar, aber mit zwei Universitätsabschlüssen zähle ich mich nicht zur *Masse* von intellektuell Minderbemittelten und Mitläufern .... die im übrigen an ihrer Situation nicht immer selbst Schuld haben, sondern denen oft die Chancen bereits von unserem Schulsystem sehr früh genommen worden sind.
Jetzt zu beklagen, dass diese Menschen sich zu Pegida oder AfD hingezogen fühlen und vor der Glotze sitzen und Unterschichtfernsehen schauen ist billig, denn es hat doch genau den Grund, dass man sie als Wahlschafe gesehen und ihnen verführerische Lügen aufgetischt hat um ihnen dann das Fell über die Ohren zu ziehen.
So kommen zu
- Bestechlichkeit und
- Mittelmaß noch
- Unwissenheit und
- Großmannssucht (übersteigertes Ego, Selbstüberschätzung)
Dieses Auseinanderdriften von Aufgabenstellung und Aufgabenerfüllung wird durch das Internet wie in einer Echokammer vervielfältigt - und das ist einmal der Grund für steigenden Unmut bei der Bevölkerung und dem Bestreben der Politik das Internet so zu regulieren [Öttinger!], dass sie wieder die Meinungshoheit zurück gewinnen.
Michael Fischer am Permanenter Link
"Bürger interessieren sich - entgegen ihrer Annahme - doch, nur müssen sie dazu (bis auf ganz wenige Ausnahmen) durch die Parteiroutine hindurch."
"Interessiert" sind sie vielleicht schon...aber man sollte nicht allzu hohe Erwartungen in punkto Engagement stellen. Wenn ich an das Engagement der Leute in meinem örtlichen Humanistenverband denke, kann ich Ihnen sagen, das ist sehr überschaubar.
Die Frage ist, ob das System grundsätzlich überhaupt viel besser funktionieren kann als die Summe seiner Einzelteile. Demokratie ist das Eingeständnis an den Dilettantismus und der Versuch, das Beste daraus zu machen. Verglichen mit dem Rest der Welt stehen wir da ja sogar ziemlich gut da.
Die Frage ist allerdings, ob man das System aufgrund der gewachsenen Komplexität nicht verbessern sollte. Ich kann z.B. keinen Sinn darin sehen, den Bundestag mit achthundert Abgeordneten vollzustopfen, von denen die Hälfte bestenfalls wohlmeinende Dilettanten sein dürften.
Ich persönlich würde statt dessen hundert Plätze für ausgesuchte Experten aus den Wissenschaften reservieren, die dann auch Stimmrecht haben. Was nützt es z.B., wenn Klimaforscher die Bundesregierung seit Jahrzehnten beraten, diese aber deren Forderungen nur ungenügend umsetzt?
Vielleicht ist aber auch die Sache mit der Konsultative keine schlecht Idee (dazu passend zum Thema "Demokratie in Not": https://www.planet-wissen.de/sendungen/sendung-demokratie-in-not-100.html).
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Ob es hier korrekt ist den örtlichen Humanistenverband mit einer bundesweit operierenden Partei gleichzusetzen? Da habe ich Bedenken. Es lenkt zudem vom Grundproblem ab.
Den Vorschlag Fachleute anstatt Dilettanten in den Bundestag zu bringen finde ich gut - weil die derzeitige Form mit dem *Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages* offenbar nicht genügend Druck ausübt wirklich auf fachlichen Rat gestützt zu regieren.
Genauso verhält es sich mit dem Vorschlag die Zahl der Abgeordneten zu reduzieren. Die tatsächliche Gesetzgebungsarbeit wird doch sowieso in den beamteten Etagen der Ministerien gemacht. Wenn die Zahl der Abgeordneten gesenkt und deren Qualifikation verbessert würde wäre schon viel gewonnen.
Das hat allerdings eher fiktiven Charakter.
Ich bezweifle, dass sich die Nutznießer des Systems selbst überflüssig machen werden.
Frank von der Heyde am Permanenter Link
Die Welt ist eben weder eindeutig schwarz noch eindeutig weiß, sondern im Großen und Ganzen eher Grau mit nahezu unendlichen Abstufungen zwischen Schwarz und Weiß.
Ich vertrete aber nach wie vor die Auffassung: "Sprechenden Menschen kann geholfen werden!"
Michael Fischer am Permanenter Link
Das haben Sie schön gesagt!
Martin Mair am Permanenter Link
Und was ist mit dem Marktextremismus? Seltsamerweise macht die "Demokratie" ja vor dem Werkstor halt. In der Wirtschaft herrschen schon längst teilweise diktatorische Verhältnisse.
Martin Mair am Permanenter Link
Karl Poppers fataler Irrtum war es, im Vorwort der Neuauflage der "Offenen Gesellschaft und ihre Feinde" die "offene Gesellschaft" mit der Marktwirtschaft gleichzusetzen, die ja letztlich auch wied
Armin Pfahl-Traughber geht es offenbar darum, jene die die Diktatur des Geldes, des Kapitals zu Recht kritisieren pauschal als Extremisten zu diffamieren. Mittlerweile gibts zum Glück kaum noch Linke die die Sowjetunion verherrlischen, denn die ursprünglichen Sowjets (Arbeiterräte) wurden ja recht rasch entmachtet und druch den Parteiapparat kalt gestellt ...
Interessant auch dass bei Armin Pfahl-Traughber Frauen erst gar nicht vorkommen, reine Männerphantasien also?
Thomas Baader am Permanenter Link
Da bauen Sie aber einen ganz schönen Strohmann auf: "Armin Pfahl-Traughber geht es offenbar darum, jene die die Diktatur des Geldes, des Kapitals zu Recht kritisieren pauschal als Extremisten zu diffamieren"
heinz am Permanenter Link
Die Extremismustheorie beschäftigt sich damit, was "extremistische" Randgruppen täten, wenn sie denn an der Macht wären, aber überhaupt nicht damit, was real für Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten v
Die Verschärfung des Asylrechts, Waffenlieferungen an z.B. Saudi Arabien, Kriegseinsätze, Staatstrojaner, verschärfte Polizeigesetze etc. sind alle in Parlamenten beschlossen worden, die nicht mehrheitlich aus Extremisten bestanden.
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Da müssen wir doch nur eine Frage stellen um der Sache auf den Grund zu kommen:
Wem nützt all das, was die Regierungen in den letzten 30 Jahren auf den Weg gebracht haben?
Wie die von Frau Nahles° in Auftrag gegebene Studie - die man zuerst von der Bevölkerung fernhalten und dann zur Unkenntlichkeit und *Schönung* bearbeitete - aufgezeigt hat diente die Gesetzgebung dem obersten Perzentil der Bevölkerung, sprich: Denen, die Geld durch Geld verdienen.
° Aus meiner Sicht bisher die einzige Leistung der Frau Nahles, und die noch völlig unbeabsichtigt, da es schon fast eine Tradition ist.
→ https://www.welt.de/wirtschaft/article160327377/Jetzt-hat-Nahles-das-Problem-mit-dem-Armutsbericht.html
→ https://www.deutschlandfunk.de/armutsbericht-der-bundesregierung-schwindendes-vertrauen-in.2852.de.html?dram:article_id=382086
→ https://www.heise.de/tp/features/Westliche-Demokratie-ist-hohl-Reichtum-regiert-4009334.html?seite=all
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Die Zahl der Straftaten mit
- rechter Motivation nahm um 2,6 Prozent auf 23.555 zu, während
- linksmotivierte Taten um 2,2 Prozent auf 9389 Fälle zurück gingen.
[Das bedeutet: 28,5% aller Fälle waren linksmotiviert; berichtet wurde in der Presse West & Ost hauptsächlich über linksmotivierte Fälle, die nur knapp mehr als ein Viertel der Fälle ausmachten.]
Polizei und Justiz sind offenbar auf dem rechten Auge *blind*
Gerhard am Permanenter Link
Sie sollten sich die aktuellen Zahlen (2017) ansehen, insbesondere die Zahlen zur politisch motivierten Gewaltkriminalität.
Gewalttaten PMK rechts: 1130 (-33,5%)
Gewalttaten PMK links: 1967 (+15,6%)
Michael Fischer am Permanenter Link
Dann sollten wir aber auch noch die Körperverletzungen betrachten, die den größten Anteil der Gewalttaten ausmachen:
PMK rechts: 961 (2016:1.393) - 31,0 %
PMK links: 661 (2016:916) - 27,8 %
PMK religiöse Ideologie: 80 (2016:32) + 150,0%