Die SPD weigert sich, einen offiziellen Arbeitskreis säkularer Parteimitglieder in den Reihen der Partei zuzulassen. Offizielle Arbeitskreise für Parteimitglieder christlichen oder muslimischen Glaubens gibt es dagegen in der SPD. hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg sprach hierüber mit Adrian Gillmann, Religionswissenschaftler und einer der Vorsitzenden des aktuell inoffiziellen "Sprecherkreises der Säkularen SozialdemokratInnen".
hpd: Herr Gillmann, zusammen mit Lale Akgün sind Sie einer von zwei Vorsitzenden des "Sprecherkreises der Säkularen SozialdemokratInnen", dabei dürfte sich Ihre Gruppe nach dem Willen der SPD-Führungsspitze eigentlich nicht mal so nennen. Was ist da los?
Adrian Gillmann: Wir alle sind Mitglieder der SPD und als solches Säkulare Sozialdemokrat_innen. Dass die SPD ihre Markenrechte verteidigt, verstehen wir und haben deshalb schon seit 2015, als wir noch als LaizistInnen aktiv waren, jegliches "in der SPD" vermieden sowie geben immer zu erkennen, dass wir die offizielle parteiliche Anerkennung anstreben, aber sie noch nicht haben. Über die Einrichtung eines Arbeitskreises in der Partei hat der Bundesvorstand der SPD zu entscheiden.
Was ist die Begründung der SPD-Führungsspitze, warum Sie als Säkulare keinen offiziellen Arbeitskreis bilden dürfen?
Erst einmal ist die Sachlage diese, dass die Ablehnungsentscheidung, von der oft in der Presse die Rede war, auf einen Beschluss der Partei von 2011 zurückgeht, denn damals wurde über einen laizistischen Arbeitskreis in der SPD negativ befunden. Dies lag vor allem daran, dass nicht ein Personenkreis als Gruppe im Fokus stand, sondern eine politische Agenda. Mit Konfessionsfreien wie Freidenkern hätte es wohl anders ausgesehen. Nicht umsonst haben wir uns als Säkulare 2016 neu gegründet, neue Grundsätze gegeben und wollen alle SPD-Mitglieder mit säkularer Orientierung einladen, bei uns mitzuwirken. Einen neuen Antrag hatten wir als Säkulare noch nicht gestellt und meines Wissens gab es dazu noch gar keine Entscheidungsfindung. Es ist alles im Fluss.
Eine zentrale Begründung für die Ablehnung war ja, dass sich die Partei in ihrem Programm nicht die strikte Trennung von Staat und Kirche zu eigen machen wollte. Arbeitskreise von Christ_innen und Muslim_innen sind dagegen in der SPD offiziell anerkannt. Auch hier gehe ich eigentlich davon aus, dass sich die Partei nicht deren religiöses Gedankengut zu eigen machen und es zu einer offiziellen Parteiposition machen will. Warum, denken Sie, werden Sie anders behandelt?
Es ist doch zu hoffen, dass eine Partei sich nicht einfach religiöses Gedankengut zu eigen macht und unsere "Andersbehandlung" hat für mich mehrere Gründe. Grundsätzlich rangiert Religions- und Weltanschauungspolitik ein gutes Stück hinter Kulturpolitik, was bedeutet, dass die politischen Parteien in diesem Feld ohnehin keine gute Figur abgeben, wie schon Ulrich Willems in seinem Artikel "Stiefkind Religionspolitik" gut darlegt. Anstatt hier Programme zu gestalten, ist es einfacher Lobbypolitik für Gruppen zu betreiben, die sich zusammenschließen und sagen "wir sind die Christen", "wir sind die Muslime" und die sich dann in der Partei entsprechend gruppieren. Säkulare, Konfessionsfreie und andere sind auf den ersten Blick schwerer zu fassen und, so ehrlich sollte man sein, müssen sich auch selbst mühsamer organisieren. Obwohl es weder "die Christen" noch "die Muslime" gibt, haben sich diese Gruppen traditionell besser formiert, was nichts Schlechtes ist und am Beispiel der jüdischen Sozialdemokrat_innen in der SPD sogar eine sehr erfreuliche Entwicklung darstellt.
Da kommen wir doch gleich mal zur Gretchenfrage: Wie hat es die SPD denn derzeit mit der Religion – und den Säkularen? Manche meinen, die SPD habe mit der Missachtung Ihres Kreises in einem weiteren zentralen Punkt gezeigt, dass sie ihr ursprüngliches Parteifundament verlassen hat, das sicherlich eher säkular als religiös war. Wie sehen Sie das?
Vor kurzem wollte die SPD sogar ihre historische Kommission auflösen, wobei sich zum Glück dagegen entschieden wurde. Die SPD ist also grundsätzlich im Wandel begriffen und viele hoffen auf ihre Erneuerung. Dazu sollte ein gutes Stück Besinnung auf die Geschichte der Arbeiterbewegung gehören, die mit dogmatischer wie korporierter Religion lange Zeit wenig anfangen konnte. Wilhelm Liebknecht war beispielsweise Gründungsmitglied des deutschen Freidenkerbundes. Der sogenannte "Arbeiterkaiser" August Bebel konnte zünftig gegen Christentum und Kirche vom Leder ziehen. Das alles geschah in Zeiten, als es wichtig war, sich als Arbeiterklasse zu emanzipieren sowie die obrigkeitsstaatlichen Formen von Religion zu kritisieren. Nach dem Krieg und Bad Godesberg gab es eine Art Wende, die Partei näherte sich den Kirchen an, auch aus nachvollziehbaren Gründen, es gab sogar Verlautbarungen, die SPD sei in den 70ern vor allem die Partei der Religionslehrer geworden. Allerdings hat Helmut Schmidt in seinem Buch "Religion in Verantwortung" gut beschrieben, dass die SPD ihr säkulares Erbe nicht vergessen sollte, Privilegierungen von bestimmten Religionen zu korrigieren sind und es um soziale Verantwortung, Frieden und Freiheit geht, was Säkulare wie Religiöse gleichermaßen betrifft. Das Fundament wurde in dem Sinne breiter, aber nicht zerstört.
Aus vielen Gesprächen mit SPD-Mitgliedern habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Basis wesentlich säkularer eingestellt ist als die Funktionäre der SPD. Kommt die Einstellung der Basis bei der Parteispitze nicht an oder woran liegt es, dass hier Politik gegen die Überzeugung der eigenen Mitglieder gemacht wird?
Ja, nicht nur die Basis als solche, auch die Jusos, die ASF und SPDqueer stellen oft Anträge, die ganz in unserem säkularen Sinne sind und wir haben auch Mandats- wie FunktionsträgerInnen, die uns unterstützen. Zugegeben noch nicht alle so offiziell, wie wir uns das wünschen, aber alles braucht seine Zeit. Viele kannten uns noch nicht, wollen uns jetzt näher kennenlernen, mitmachen und die Welle der Solidarität, die uns entgegen schlug, hat uns alle motiviert wie gefreut. Gewiss, es gibt noch viel Gesprächsbedarf und wir setzen einmal voraus, dass auch unsere Funktionäre sich hier helfen lassen, wenn sie sehen, wie wichtig es ist sich auch als säkulare Kraft mit zeitgemäßer Religions- und Weltanschauungspolitik zu positionieren. Wie auch wir zeigen wollen, dass es uns um eine Stärkung der Partei geht. Wir wollen zur Erneuerung der SPD beitragen.
Es ist kein Geheimnis, dass die Gruppe der Konfessionsfreien die am schnellsten wachsende weltanschauliche Gruppe in Deutschland ist. Kann es sich die SPD – insbesondere bei den derzeitigen Umfragewerten – überhaupt leisten, diese Gruppe potentieller Wähler und Mitglieder per se zu verprellen?
Das ist einer unserer Leitgedanken gewesen, gerade auch mit Blick auf andere Parteien wie kleine Parteien, die nun versuchen das säkulare Klientel im Besonderen anzusprechen, dass die SPD hier Chancen verspielen könnte, die ihr mindestens historisch zustehen sowie auch nicht verloren gehen sollten. Deshalb engagieren wir uns doch. Schließlich gibt es schon eine Partei mit einem "C" im Namen und die Sozialdemokratie sollte es sich mindestens dreimal überlegen, ob sie hier leichtfertig ihr säkulares Gestaltungspotential nicht nutzen sollte. Schließlich geht es um Programme wie Prinzipien, die Religions- und Weltanschauungspolitik als Gesellschaftspolitik mit anderen Mitteln verstehen und keine reinen Lobbyprogramme für Religiöse oder Säkulare. Wer immer kurzfristig nach Wählerstimmen schielt und nur in Legislaturperioden denkt, muss sich nicht wundern, wenn es allgemein um die Parteipolitik nicht gut steht.
Sie selbst sind seit Ihrem 16ten Lebensjahr Mitglied in der SPD. Hand aufs Herz: Wie oft hatten Sie als Säkularer Sozi schon Lust die Brocken hinzuschmeißen?
Nie, denn obwohl ich oft mit der eigenen Partei haderte, zumal ich immer ein Gegner einer "forever GroKo" war, mit HartzIV unzufrieden gewesen bin und auch die innerparteiliche Ignoranz einem ab und an viel abverlangt, haben die positiven Erlebnisse immer überwogen. Schließlich habe ich alle Säkularen Sozis immer im ureigensten Sinne solidarisch erlebt, der Teamgeist ist enorm, in der Partei wirken wundervolle Menschen, die auch nicht einfach aufgeben und wer Gegenwind in einem gewissen Maß nicht auch als Rückenwind versteht, hat im Politischen nichts verloren.
Wie wird es jetzt mit den "Säkularen Sozialdemokrat_innen" weitergehen?
Auf unserem Bundestreffen im März in Hannover haben wir uns ein Aktionsprogramm gegeben und beschlossen, heiter weiterzumachen. Wir wollen jetzt die vielen Interessenten miteinbinden, Veranstaltungen wie Aktionen durchführen, unter anderem am alternativen Kirchentag in Dortmund und am Humanistentag in Hamburg Präsenz zeigen. Besonders Lale Akgün hat viele weitere Auftritte geplant, wir werden hoffentlich weitere Gruppen gründen und bleiben bezüglich der innerparteilichen Anerkennung gesprächsbereit. Die Zukunft ist offen und die Eule fliegt!
26 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich wünsche den säkularen SPDlern alles Gute.
Was ich nicht verstehen kann (als einst glühendem Verehrer der SPD) ist, warum sich die SPD so sträubt, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Die Gesellschaft säkularisiert sich ganz von selbst. Das macht das absurde Festhalten an den Konzernen der Geisterbeschwörer umso unverständlicher. Religion als Organisation ist ein Auslaufmodell. Mögen manche noch eine Zeitlang einem Privatglaube frönen. Eine Rückkehr zu gottesstaatlichen Zuständen ist eher nicht zu erwarten.
Sicher wird in diesen Zeiten der Zusammenhalt innerhalb der immer noch stinkreichen Konzerne wichtiger, deren Lobbyarbeit sicher um vieles aggressiver. Aber gerade die SPD, die sich für das Sozialwesen stark macht (machen sollte!), hätte doch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den "C"-Parteien, die das "christlich" quasi in ihrer Partei-DNS eingebrannt haben. Der Versuch der Sozialdemokratisierung der CDU durch Angela Merkel scheint ja jetzt von Annagreat Trump-Knarrenbauer wieder in Richtung eines christlicheren Weltverständnisses zurückgedreht zu werden.
Wenn nicht jetzt, wann dann will die SPD ihre Chance ergreifen und sich programmatisch von CDU/CSU abzusetzen? Demnächst gibt es weniger als 50% potentielle Wähler, um die sich schon die Christdemokraten, die Grünen, die AfD (Nein, lieber Thomas Strobl, das ist nicht die Abkürzung für "Atheisten für Deutschland") und andere kloppen.
Gerade in diesen Tagen könnte die SPD die vielen Versäumnisse oder Fehlentscheidungen der Politik in Bezug auf religiöses Gebaren thematisieren und sie würde auf offene Ohren der Bevölkerung stoßen. Staatsleistungen, Sterbehilfe, 219a, 116, 1631d BGB, Vertuschung von Missbrauch, 3. Weg im Arbeitsrecht, etc. pp. - um nur einige der Themen anzureißen. Der Kuschelkurs zur CDU, um an der Macht zu bleiben, ist aus meiner Sicht der falsche Weg.
Wer sich an ein sinkendes Schiff kettet, muss sich nicht wundern, wenn ihm bald das Wasser bis zum Hals steht...
Hans Trutnau am Permanenter Link
"warum sich die SPD so sträubt" - weil die Partei insbesondere bis in ihre Spitzenpositionen religionitisch durchseucht ist?!
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Nein, lieber Hans Trutnau, es ist nicht die Schere im Kopf, sondern taktisches Verhalten.
Jetzt sind wir mal gespannt. Der SPD-Vorstand hat ja nicht endgültig entschieden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Na dann eben Rücksichtnahme.
Ist eh wurscht; wird m.E. nix draus.
Denn für die derzeitige kreuz-hörige SPD-Spitze sind, denke ich, Säkularisten nix anderes als Laizisten. Wetten, dass?
Hans Strohschein am Permanenter Link
Wenn man nicht immer wieder wie hier und vielen anderen Kommentaren diesen völlig inkomperenten, unsachlichen, realitätsfernen und polemischen Mist hinsichtlich Kirchen und Religion lesen würde, dann würde man sich vi
Kay Krause am Permanenter Link
Herr Strohschein, Ihre pro-religiöse und antisäkulare Hass- Kanonade könnte man einfach unkommentiert so stehen lassen, denn sie ist ein Auslaufmodell.
Herr Strohschein, ich vermisse in Ihren Kommentaren die Sachlichkeit, den Bezug auf irgend etwas Bestimmtes. Sie VER-urteilen pauschal.
WAS ist für Sie inkompetent?
WAS ist für Sie unsachlich?
Was ist für Sie realitätsfern?
WAS ist für Sie polemisch?
Bitte nennen sie für jedes ein Beispiel!
Auch ich (und mit mir sicherlich manch anderer hpd-Leser) würden uns gerne mit Ihnen auseinandersetzen, aber Sie lassen es gar nicht zu, da Sie selbst keine sachlichen Argumente vorbringen. Da ist von vornherein die Barriere eines kirchlich-indoktrinierten Christen, welche jegliche Kritik an Ihrem heiligen Kirchengebäude nicht zuläßt!
Und darum möchte ich ihnen auch nicht auf die Schulter klopfen, sondern ziehe mich in meine "selbstverliebte Filterblase" zurück!
Hans Strohschein am Permanenter Link
Herr Krause, die von Ihnen so bezeichnete "pro-religiöse und antisäkuläre Hass-Kanonade" ist schlichtweg eine Reaktion auf all die "Hass-Kanonaden", denen man sich als Christ hier in vielen Kommen
Schauen Sie nur einmal in die im Vergleich zu anderen Äußerungen auf hpd.de noch harmlosen Kommentare des Herrn Kammermeier an gleicher Stelle. Kirche ist für ihn ein "Konzern der Geisterbeschwörer", vergleichbar mit "UFO-Clubs oder Gespenstervereinen". Allein auf diese Äußerungen treffen die Attribute "inkompetent, unsachlich, realitätsfern und polemisch" zu. Oder Herrn Kammermeiers Äußerung, Kirchen seinen Konzerne, die "die Gesellschaft aussaugen können", ist genauso daneben.
Dass es in der Geschichte der Kirche und auch in der Gegenwart vieles gibt, dessen man sich als Christ schämen muss (z.B. der Missbrauchsskandal der kath. Kirche), ist völlig richtig, aber die Kirche dann allgemein als "Kinder-Ficker-Verein" zu bezeichnen ist unterste Schublade. Denn die Kirchen mit ihren unzähligen ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitern, die sich für die Menschen und die Gesellschaft vor Ort und weltweit engagieren, sind mehr als dieses elende Häuflein fehlgeleiterter Priester.
Es geht darum, die Kirche und vor allem die vielen Kirchengemeinden unvoreingenommen in ihrer Leistung für die Gesellschaft wahrzunehmen und nicht durch die Brille einer grundsätzlich antikirchlichen Ideologie. Deshalb schauen Sie doch einfach z. B. mal auf die Homepage meiner evangelischen Heimatgemeinde (http://www.ev-kirche-broich-saarn.de/index.php/startseite.html) und verschaffen sich einen kleinen Einblick in das vielfältige und positive Leben einer ganz normalen Kirchengemeinde.
Im Kern unserer Diskussion geht es aber um etwas Grundsätzlicheres, nämlich um die Frage, ob es ausreicht, den Menschen als rationales Wesen zu definieren. Dazu zitiere ich aus einem Kommentar auf hpd.de von Antonia Rumpf vom 29.9.2018, den Sie auch kennen, da Sie darauf geantwortet haben.
„Die Epoche der Aufklärung ist mehrere Jahrhunderte her, trotzdem ist die Mehrheit der Menschen global gesehen gläubig/spirituell/religiös. Man kann nun entweder davon ausgehen, dass diese Menschen alle ein bisschen dämlich sind, oder davon, dass naturwissenschaftliches und religiöses Denken völlig unterschiedliche Sphären des Lebens und der Weltanschauung abdecken und deshalb nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen. Ein Beispiel: Für die meisten Christ*innen heute erklärt die Evolutionstheorie, wie die Welt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) entstanden ist, während die Schöpfungsberichte in der Bibel Erklärungen anbieten, warum sie entstanden ist.
Meiner Meinung nach hat Frau Rumpf Recht mit ihrer Aussage, dass Naturwissenschaft und religiöses Denken (sprich Glaube) sich nicht ausschließen, sondern in notwendiger Weise ergänzen müssen. Eben, weil der Mensch nicht auf Ratio allein reduziert werden darf, sondern ein viel komplexeres Wesen ist mit Geist, Leib und Seele.
Kirche, Glaube und Religion sind deshalb keine Auslaufmodelle, sondern werden immer Bestandteil menschlicher Existenz bleiben. Die Fragen nach dem Woher, Wozu, Wohin, also nach dem grundsätzlichen Sinn menschlichen Lebens - auch in seiner Transzendenz - also im Bezug zu einer höheren Wirklichkeit, werden immer zum Menschsein substantiell dazu gehören.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Schauen Sie nur einmal in die im Vergleich zu anderen Äußerungen auf hpd.de noch harmlosen Kommentare des Herrn Kammermeier an gleicher Stelle.
Die Kirchen halten meines Wissens nach noch immer am Konzept eines "heiligen" Geists fest. Dieser wird in sogenannten "heiligen" Messen beschworen. Was ist also falsch an der Aussage, Kirchen seien Konzerne der Geisterbeschwörer? Meine in Jahrzehnten gewachsene Kompetenz reicht aus, um das beurteilen zu können. Ich finde es außerordentlich nett von mir, wenn ich die Glaubenskonzerne als Vereine weiter in unserer Mitte sehen will. Warten wir ab, ob der Klerus dann noch bereit ist, "Gutes zu tun".
"Oder Herrn Kammermeiers Äußerung, Kirchen seinen Konzerne, die "die Gesellschaft aussaugen können", ist genauso daneben."
Sie finden es daneben, wenn ich darauf hinweise, dass die Amtskirchen systematisch die Gesellschaft durch Staatsleistungen (die Art. 140 GG zuwiderlaufen) in Milliardenhöhe aussaugen? Ich finde das geldgierige Verhalten der Kirchen daneben und Ihren offenbar von Unwissenheit geprägten Kommentar dazu ebenfalls.
"[...] Denn die Kirchen mit ihren unzähligen ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitern, die sich für die Menschen und die Gesellschaft vor Ort und weltweit engagieren, sind mehr als dieses elende Häuflein fehlgeleiterter Priester."
Zum einen greife ich nicht die unterste Etage der Kirchen an. Dort findet genug Ausbeutung durch den Klerus statt. Mir geht es um den ideologischen Überbau und die mafiösen Strukturen in der Konzernführung. Zum anderen handelt es sich bei missbrauchenden Priestern nicht um ein "elendes Häuflein", sondern um ein systemisches Problem der Kirchen. Wer derart krude sexualmoralische Vorstellungen entwickelt wie speziell die katholische Kirche, der zieht Menschen mit kruden sexualmoralischen Vorstellungen an wie ein Magnet. Die Parallelwelt, in der Kirche stattfindet, befördert dies, die lasche "Gerichtsbarkeit" der Kirchen, das Vertuschen und "Unter-sich-bleiben" befördern dieses Verhalten. Daher kommt es dort weit überproportional im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Gruppen vor.
"Im Kern unserer Diskussion geht es aber um etwas Grundsätzlicheres, nämlich um die Frage, ob es ausreicht, den Menschen als rationales Wesen zu definieren. [...] Meiner Meinung nach hat Frau Rumpf Recht mit ihrer Aussage, dass Naturwissenschaft und religiöses Denken (sprich Glaube) sich nicht ausschließen, sondern in notwendiger Weise ergänzen müssen. Eben, weil der Mensch nicht auf Ratio allein reduziert werden darf, sondern ein viel komplexeres Wesen ist mit Geist, Leib und Seele."
Gläubige neigen dazu, irrational zu sein. Schon allein aus diesem Grund sind wir nicht alle rationale Wesen. Früher hatten die Menschen versucht, sich die Welt zu erklären und einen Grund für ihr Dasein zu finden. Das mündete in der Erfindung von Geistern und Dämonen, die die Geschicke der Welt lenken/beeinflussen. Diese wurden zu Göttern umfunktioniert, bis ein kleine Schar verzweifelter Hebräer auf den fatalen Gedanken kam, es gäbe nur einen "Gott" - nämlich den ihren - und alle anderen seien Götzen und falsche Götter. Wegen dieser mosaischen Unterscheidung entstand die Voraussetzung für Religionskriege. Gleichzeitig wurde das fehlerhafte Wissen um die Welt dogmatisiert, der Forschung entzogen.
Heute haben wir uns gegen Religionen (in wesentlichen Teilen der Welt) die Freiheit zur freien Forschung erkämpft. Und schon zeigte sich, dass gerade unter dem Anspruch der Welterklärung die Religionen nur den blühenden Unsinn der Bronzezeit tradiert haben. Zwischen Wissenschaft und Religion klafft also eine immer größer werdende Lücke, die zu schließen die Wissenschaft keinen Anlass sieht und die Religion unnachgiebig ist und z.B. an der Schöpfungslehre festhält. Entgegen des biblischen Aberglaubens gibt es nämlich keinen Grund unseres Dasein, außer dem, dass unsere Eltern im Bett ein vergnügliche Stunde verbrachten.
"Kirche, Glaube und Religion sind deshalb keine Auslaufmodelle, sondern werden immer Bestandteil menschlicher Existenz bleiben."
Das ist ein Wunschglaube, der der Hoffnung nach dem Jüngsten Tag in nichts nachsteht.
"Die Fragen nach dem Woher, Wozu, Wohin, also nach dem grundsätzlichen Sinn menschlichen Lebens - auch in seiner Transzendenz - also im Bezug zu einer höheren Wirklichkeit, werden immer zum Menschsein substantiell dazu gehören."
Da irren Sie so gewaltiglich wie die Bibel. Aufgeklärte Menschen wissen es längst besser. Nur indoktrinierte Schäfchen hängen noch in dieser Filterblase fest und weigern sich standhaft, die Realität anzuerkennen. Doch da bin ich optimistisch. Das wächst sich aus. Die jungen Menschen wollen heute mit einer deutlichen Mehrheit mit den menschenverachtenden Gruselgeschichten aus der Bronzezeit nichts mehr zu tun haben...
Hans Strohschein am Permanenter Link
Es tut mir leid, Herr Kammermeier,
Also muss ich Ihre Wortwahl "Konzern der Geisterbeschwörer" wohl doch in die Kategorie "Versuch einer blöden Verarsche - nicht so ganz gelungen" einordnen. Bleiben Sie doch wenigstens ehrlich! Wenn Sie verarschen wollen, dann tun Sie es halt, aber versuchen Sie im Nachhinein nicht, dem Ganzen noch einen sachlichen Touch zu geben. Einen schönen Abend beim Gläserrücken!
Hans Strohschein am Permanenter Link
“Früher hatten die Menschen versucht, sich die Welt zu erklären und einen Grund für ihr Dasein zu finden. Das mündete in der Erfindung von Geistern und Dämonen, die die Geschicke der Welt lenken/beeinflussen.
Interessant! Entdecke ich hier Worte eines puren Antisemitismus?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Interessant! Entdecke ich hier Worte eines puren Antisemitismus?"
Da ich auch das antisemitische Christentum (judenfeindlich von Jesus (z.B. Joh 8,44), Paulus, Augustinus und Luther bis heute) aus tatsächlichen Gründen ablehne, geht dieser Vorwurf genauso ins Leere, wie ihr im Kommentar darüber gedroschenes Stroh. Aber ich kenne das zur Genüge von Ihresgleichen. Wer keine Argumente hat, vermeidet sie.
Typisch auch Ihr Vorwurf, ich hätte etwas mit Antisemitismus zu tun. Das ist jedoch eine religiöse Erfindung, die in der Dualität der Monotheismen begründet liegt (s. das 1. Gebot). Da ich die Monotheismen gerade wegen ihres Dualismus ablehne, werde ich mich kaum mit derart menschenverachtenden Vorstellungen gemein machen. Sie sollten mal Fachliteratur zum Thema lesen. Müssen Sie aber nicht, Sie können weiterhin Ihre für jeden leicht durchschaubaren Glaubenssätze posten...
Hans Strohschein am Permanenter Link
Ah, ich verstehe! Wenn die Juden Jesus und Paulus ihre eigene Religion kritisieren, ist das antisemitisch.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ah, ich verstehe! Wenn die Juden Jesus und Paulus ihre eigene Religion kritisieren, ist das antisemitisch.
Sie wollen es nicht verstehen und entblößen sich in einer Tour. Ist das Bestandteil Ihrer Leidensphilosophie? Jesus und Paulus haben also ihre Religion "kritisiert"? Wenn Jesus den Teufel als den Vater der Juden propagiert, dann ist das Kritik? Selbiges mit Paulus. Sämtliche Kirchenlehrer danach haben sich auf diese Stellen bezogen, wenn sie (besonders übel Augustinus und Luther, aber auch genügend andere) über die Juden herzogen und in Pogromen vernichten wollten. In den später erfundenen "Jesus-Worten" gab es die Häresie vom Judentum längst und man hat sich "Munition" geschaffen, um die antisemitische Grundhaltung zu begründen. Das ist doch sowas von leicht durchschaubar, dass man schon religiös verpeilt sein muss, um es nicht zu begreifen.
Und ja, im Monotheismus liegt die Wurzel allen religiösen Übels. Sie sollen mal Jan Assmann lesen (Die mosaische Unterscheidung). Sie können auch einfach die Bibel lesen - ach, was sage ich, die Zehn Gebote reichen völlig aus. Was sagen denn die ersten drei Gebote? Unser "Gott" ist der einzige und jeder, der das nicht genauso sieht, ist des Todes - denn unser Gott mag das gar nicht gut leiden, wenn andere Menschen andere oder keine Götter haben. Hier liegt die Wurzel des Übels. Und trotzdem soll es Leute geben, die halten die Zehn Gebote für die Blaupause der Menschenrechte. Da könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen vor Lachen...
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Naturwissenschaft und religiöses Denken" MÜSSEN sich ergänzen?
Eher friert die Hölle zu.
Aber die Kinderficker-Dreckssekte tut doch auch Gutes? Wie der GröFaZ?
WTF, heul doch!
Hans Strohschein am Permanenter Link
Entschuldigen Sie bitte, Herr Trutnau, ich kenne ihre gebrauchten Abkürzungen nicht und verstehe deshalb Ihren Kommentar nicht. Glauben Sie etwa, dass es eine Hölle gibt?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Google hilft ^^.
libertador am Permanenter Link
Sie können sich auch jetzt mit den bedenkenswerten Argumenten ausseinandersetzen. Warum lassen Sie sich davon abhalten, nur weil mancher auf dieser Plattform, wo nahezu jeder kommentieren kann, polemisch u.ä.
Diese Einschätzung sollte sich nicht an dem Erkennen guter Argumente hindern, die für sich stehen können. Sie habe ja manche Argumente schon als bedenkenswert erkannt. Also haben Sie Mut sich Ihres Verstandes zu bedienen und lassen Sie sich nicht von anderen davon abhalten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"... bestärkt mich das in der Gewissheit, beim “Konzern der Geisterbeschwörer“ im zwar nicht fehlerfreien, aber doch bei weitem besseren Verein zu sein."
Der Meinung dürfen sie gerne sein. Kein ernstzunehmender Humanist bestreitet die Gedankenfreiheit, auch die zu unsinnigen Gedanken. Sie dürfen auch an UFOs glauben, an Gespenster oder eben Geister im Weltraum.
Kirchen sind leider Konzerne, die der Politik derart penetrant auf dem Schoß herumreiten, dass sie die Gesellschaft aussaugen können. Kirchen müssen lernen, dass sie eine Privatmeinung über die Welt vertreten, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. Sie sollten auch auf politischer Ebene von Status eines Großkonzerns auf die eines Vereins verschoben werden.
Vereine per se sind ja nichts Schlechtes. Viele säkulare Gruppen sind so organisiert. Nur würde das verdeutlichen, dass Kirchen eben nur eine Sondermeinung vertreten und für Menschen mit ähnlicher Sondermeinung ein Sammelbecken darstellen. So, wie es UFO-Clubs oder Gespenstervereine gibt.
Oder behaupten Sie etwa, Glaubenskonzerne basierten auf einer rationaleren Grundlage?
Dieter Bauer am Permanenter Link
Unter der Vorgabe, Belegbares, Beweise für die kruden Gaukeleien der Kleriker vorzuweisen, wird deren Fantasiegebäude wie das berühmte Kartenhaus zusammenbrechen.
Denken, nicht plappern, ist angesagt!
Ulla Wolfram am Permanenter Link
Als Mitglied im Bundessprecherkreis der Säkularen Sozis freue ich mich, dass der hpd immer wieder unsere säkularen Belange aufgreift.
Unsere "Eule" fliegt noch möglichst weit und lange. ....
Kay Krause am Permanenter Link
Je mehr ich Madame Nahles und Genossen zuhöre, umso mehr werde ich in meinem Entschluß bestätigt, die SPD vor Jahren verlassen zu haben. Und daran konnte dieser Artikel leider auch nichts ändern.
Den Wünschen für viel Erfolg der Säkularen in der SPD schließe ich mich an!
Peter Hemecker am Permanenter Link
Die Hoffnungen des Herrn Gillmann in allen Ehren. Aber Fakt ist, dass sich die SPD derzeit immer mehr mit den Kirchen einlässt.
Ärgerlich ist zudem, dass öffentliche Events, Trauerfeiern, Gedenkveranstaltungen und dergl. immer häufiger in Kirchen abgehalten werden, oder zumindest mit Gottesdiensten begleitet werden, wo dann CDU-,FDP-, Grünen- und SPD-Politiker in trauter Eintracht nebeneinander in der ersten Reihe stehen.
Kurz und gut: Es lohnt sich nicht den Bebel'schen Zeiten nachzutrauern und auf ein Umdenken der SPD zu hoffen. Wenn man die konsequente Trennung von Staat und Kirchen möchte, gibt es derzeit nur zwei Parteien: Piratenpartei und Partei der Humanisten, wobei eine Bündelung der Kräfte zu Gunsten der Piraten, die demnächst gute Chancen für den Einzug in das Europaparlament haben und in anderen Ländern wie der Tschechische Republik derzeit Spitzenreiter sind, sinnvoll ist.
Kay Krause am Permanenter Link
Peter Hemeker, geht denn noch mehr?
Peter Hemecker am Permanenter Link
#Kay Krause: Was ist mit Ihrer Frage gemeint? Sollte es sich auf den Spitzenplatz der Piraten in der Tschechischen Republik beziehen, hier die aktuelle Umfrage als Beleg:
https://twitter.com/EuropeElects/status/1114965983674949632?s=09
Der Oberbürgermeister der Hauptstadt Prag ist von der Piratenpartei. Die Tschechen sind eines der konfessionsfreisten Länder der EU (etwa 10 % Katholiken, 1 % Protestanten, darunter vermutlich auch noch viele Karteileichen). Trotzdem hat man den Kirchen nach der 'Wende' riesige vormals enteignete Kirchengüter wiedergegeben.
Vielleicht lässt sich auch damit der Erfolg der Piraten begründen. Man wählt konsequent säkular, während man in Deutschland auch als Atheist immer noch auf ein Wunder in Form einer plötzlichen Einsicht bei den traditionellen Parteien hofft.
Im Europaparlament bilden alle nationale Parteien der jeweils gleichen politischen Richtung je eine Fraktion. Wir sollten daher diejenigen Parteien unterstützen, die die Verbandelung mit den Kirchen ablehnen und nicht die, die mit ihnen pausenlos kollaborieren.
Für den Einzug ins EU-Parlament reichen 0,6 %, sodass auch die deutschen Piraten - im Gegensatz zu den Humanisten - gute Chancen auf einen Einzug haben, evtl. sogar noch auf einen zweiten Sitz (bisher 1). Eine Sperrklausel (5%-Hürde) gibt es bei dieser Wahl nicht !
Kay Krause am Permanenter Link
Peter Hemeker, nur auf Ihren Satz: "....aber Fakt ist, dass sich die SPD derzeit immer mehr mit den Kirchen einläßt..."
David See am Permanenter Link
ich finde es besser keine neue Partei zu gründen, sondern bestehende zu reformieren (unterwandern)