Säkulare Buskampagne – Tag 19: Konstanz

"Eine Gefahr für Leib und Leben"

Mitunter machen die Ordungsbehörden der Buskampagne zu schaffen. Oft wird argumentiert, der Bus sei mit seinen 12 Tonnen zu schwer. Ein Argument, das an anderer Stelle nicht unbedingt zu gelten scheint. Auch in Konstanz konnte die Versammlung nicht wie geplant stattfinden, Kreativität war gefragt.

Buskampagne

Von Karlsruhe aus ging es 228 Kilometer Richtung Bodensee, an den südlichsten Punkt der Tour. Ursprünglich hatte David Farago, technischer Leiter der Buskampagne, den Busstandplatz auf dem Konzilplatz am Wasser angemeldet. Nachdem die Ordnungsbehörden zweieinhalb Wochen nichts von sich hatten hören lassen, hatten sie jetzt verlauten lassen, dass dort die Feuerwehrzufahrt für die zeitgleich stattfindende Internationale Bodenseewoche sei und der Bus deshalb dort nicht stehen könne. Als Ausweichplatz genehmigte die Stadt die Versammlung auf dem Augustinerplatz, der mit dem Auto nur durch eine Schranke erreicht werden kann. Um sie zu öffnen benötigt man eine Magnetkarte, die man zuerst auf dem Bürgeramt abholen muss. Farago hielt die Zufahrt allerdings für zu schmal, als dass der große rote Doppeldecker sie passieren könnte. Und es gab noch ein ganz anderes Problem: Der Augustinerplatz war ausgestorben – im Gegensatz zum Rest der Stadt, die vor Menschen nur so wimmelte. Ein denkbar schlechter Ort zum Demonstrieren also. Doch die Behörden blieben hart. Auch eine Spontandemonstration wollte die Polizei nicht genehmigen.

Also musste das Team kreativ werden und umdisponieren. Busfahrerin Sabrina parkte das Fahrzeug auf dem Busparkplatz am See und das Kampagnen-Team besuchte zu Fuß, ausgestattet mit Transparenten und Infomaterial, das Bodenseefest. Ein Foto mit der Imperia, der freizügig gekleideten Kurtisane, die Kaiser und Papst in den Händen hält und damit die Lust als die eigentliche Macht verkörpert, durfte natürlich nicht fehlen. Schließlich ist sie – obwohl zu Beginn umstritten – mittlerweile zum Wahrzeichen der Stadt aufgestiegen. Auch Chris Paulson schlug sein musikalisches Lager in Sichtweite der sich langsam über dem Wasser drehenden Statue auf.

Foto: © Maximilian Steinhaus
Foto: © Maximilian Steinhaus

Ähnlich seltsam wie in Konstanz hatten sich auch schon die Behörden in Heidelberg verhalten: Am Montag, als der Bus die Neckar-Stadt besuchte, war ursprünglich der Bismarckplatz vorgesehen, der Ort, an dem sämtliche Busse halten und abfahren. Am vorausgehenden Freitag gegen 9.30 Uhr meldete sich dann erstmals eine Dame vom Ordnungsamt: "Das geht nicht", war das erste, was sie sagte. Sie sei zwei Wochen im Urlaub gewesen und die Versammlungsanmeldung sei wohl irgendwie durchgerutscht. Der Bus stelle "eine Gefahr für Leib und Leben" dar, wenn man ihn weglasse, könne man nochmal über den Bismarckplatz reden. Schwierig, eine Versammlung ohne das zentrale Kundgebungsmittel abzuhalten. Als Alternative nannte die Behördenmitarbeiterin den Universitätsplatz, der lange nicht so frequentiert ist. Den Rathausplatz wollte sie ebenfalls nicht gelten lassen, dafür sei der Bus zu schwer. Dass dort täglich Lieferverkehr ein- und ausfährt und sogar auf dem Google-Satellitenbild große Übertragungswagen der Rundfunkanstalten zu sehen sind, beeindruckte sie wenig. Und sie stellte ein Ultimatum: Bis 11.20 Uhr wollte sie eine Bestätigung, "sonst findet die Versammlung nicht statt". Mit anwaltlicher Hilfe konnte schließlich der Kompromiss gefunden werden, dass der Bus ganz vorne an der Fußgängerzone stehen konnte, die Außenbestuhlung eines Cafés musste weichen. Auch wenn er recht eingekeilt zwischen Bäumen stand, konnten die Passanten so auf der Hauptachse durch die Universitätsstadt doch noch den "Kirchenstaat? Nein danke."-Bus zu Gesicht bekommen.