Nach Missbrauchskandalen in Europa und den USA:

Katholische Kirche plant Gläubigen-Akquise in Asien

In den meisten Ländern Europas und in Teilen der USA verliert die katholische Kirche Gläubige. Neben der Realitätsferne der Kirche ist auch die jahrzehntelange Vertuschung und mangelnde Aufarbeitung der weltweiten Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger ein Grund für den Kirchenaustritt. Ihre Zukunft sieht die katholische Kirche nun auch in der Erschließung neuer Glaubensmärkte in Asien und Subsahara-Afrika.

Allein in Deutschland hat die katholische Kirchen im Jahre 2018 216.000 Mitglieder verloren. Als Gründe hat die Tagesschau – unter anderem aus einer Untersuchung des Bistums Essen – herausgearbeitet, dass die Sexualmoral der Kirche, der Umgang mit Frauen, wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen ebenso für Austritte sorgen wie die Kirchensteuer, Glaubenszweifel und die Skandale der letzten Jahre.

In den meisten anderen Ländern Europas schwindet der Anteil der katholisch Gläubigen ebenfalls. In ihnen wird die Religion besonders von jüngeren Menschen als weniger wichtig im Leben angesehen. Ähnlich sieht die Veränderung in Nordamerika, Ostasien und Australien aus. Auch dort sind es ältere Menschen, denen Religion noch wichtig ist. Junge Menschen treten seltener Kirchen bei. Länder dagegen, in denen Menschen angaben, Religion sei wichtig in ihrem Leben, liegen vor allem in Afrika, dem Mittleren Osten, Südasien und Südamerika. In Ghana und Tschad gar steigt die Anzahl der religiös Gläubigen, auch durch eine hohe Geburtenrate, an.

Wenig verwunderlich, dass die katholische Kirche versucht neue Märkte für ihren Glauben zu finden. Nach Recherchen von El País richtet sich der Blick da besonders nach Asien und Subsahara-Afrika.

Während die katholische Kirche die Zahl ihrer Mitglieder in Europa von 2010 bis 2017 nur um 0,3 Prozent steigern konnte, kamen in Asien 12,2 Prozent und im ganzen afrikanischen Kontinent gar 26,1 Prozent hinzu.

Von den insgesamt 1,3 Milliarden katholischen Menschen leben derzeit nun 48,5 Prozent im amerikanischen Kontinent, 21,8 Prozent in Europa, 17,8 Prozent auf dem afrikanischen Kontinent, 11,1 Prozent in Asien und 0,8 Prozent in Ozeanien.

Diese Zahlen sollen sich nach Willen der Kirche noch ändern. So besuchte Papst Franziskus auf Werbetour Myanmar und Bangladesch und plant laut Salzburger Nachrichten einen Japan-Besuch im November. Zudem werden zahlreiche neue Priester in Myanmar, Thailand, Togo, Vietnam, Bangladesch und vielen anderen Ländern eingesetzt und sogar Verträge mit Regierungen geschlossen. Erst letztes Jahr hatte ein Abkommen des Vatikan mit China für Aufregung gesorgt.

Eine Spaltung der chinesischen Katholik*innen, die teilweise mit Schrecken an die Verfolgung religiöser Gruppen durch die Regierung denken, wird dabei in Kauf genommen. Immerhin gehört China zu den wachsenden Wirtschaften. Bereits für das Jahr 2030 wird angenommen, dass China zum Land mit der größten Anzahl gläubiger Christen sein wird. Mit 247 Millionen Gläubigen erhofft die Kirche sich einen Ausgleich der Verluste in Europa und Südamerika, wo besonders evangelikale Gruppen Zulauf haben.

Ähnlich sehen die prognostizierten Zuwachsraten für Teile des afrikanischen Kontinents aus, wo nach Angaben des Tagesspiegel wegen der hohen Geburtenrate mit raschem Zuwachs der christlichen Bevölkerung gerechnet wird.