HVD fordert gesellschaftspolitische Diskussion

Steigende Kirchenaustritte, fehlende Konsequenzen

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Kirchenaustritte bundesweit deutlich gestiegen. Die Deutsche Bischofskonferenz vermeldet, dass 216.000 Katholiken 2018 die Kirche verlassen hätten. Dies sei gegenüber 2017 ein Anstieg um 30 Prozent. Bei den Protestanten seien für das Jahr 2018 12 Prozent mehr Austritte zu verzeichnen als im Vorjahr, teilt die EKD mit.

Wegen des länderübergreifenden Zuschnitts der Bistümer und Landeskirchen sind genaue Zahlen für Rheinland-Pfalz und das Saarland schwer zu ermitteln. Die Saarbrücker Zeitung meldete aber für 2018 einen Mitgliederverlust von 10.000 Katholiken und 3.000 Protestanten allein für das Saarland. Der SWR hat einen Schwund von landesweit 20.000 Katholiken und 10.000 Protestanten für die Pfalz und Saarpfalz errechnet.

"Dieser stetige Rückgang an Kirchenmitgliedern und der damit verbundene Anstieg des Anteils Konfessionsfreier in der Gesellschaft darf nicht ohne Auswirkungen auf die gesellschaftspolitische Debatte und politische Entscheidungsprozesse bleiben", fordert der HVD Rheinland-Pfalz/Saarland. Verglichen mit ihrem zahlenmäßigen Anteil werden die nicht kirchlich gebundenen Bürgerinnen und Bürger mit ihren Anliegen bei kommunal- und landespolitischen Entscheidungen zu wenig berücksichtigt und sind in Kommissionen und öffentlich-rechtlichen Gremien unterrepräsentiert.

Zum Beispiel sollte die inzwischen fast überall gegebene Vollfinanzierung kirchlicher Kindertagesstätten kritisch überprüft werden. So sollten die Öffentlichkeit und die öffentliche Hand als Geldgeber mehr Einfluss auf die Personalauswahl und pädagogische Inhalte erhalten. Auch im Sozial- und Gesundheitswesen müsse im Interesse der Steuer- und Beitragszahler, aber auch des Personals, auf offenere institutionelle und arbeitsrechtliche Strukturen hingewirkt werden.

"Es darf für die Zukunft nicht mehr angehen, dass medizinische Fachkräfte oder Studierende im Sozialwesen am Ende ihrer Ausbildung meinen, einer Kirche beitreten zu müssen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern", so die Vorsitzende des Landesverbandes, Hedwig Toth-Schmitz, "Religionsfreiheit schützen heißt auch, die Anliegen Konfessionsfreier hinreichend zu würdigen."