Der amerikanische Präsident machte seine persönliche Pastorin zu seiner Mitarbeiterin. Sie soll im Wahlkampf Freikirchler motivieren, wieder Trump zu wählen.
Der amerikanische Präsident steckt bereits tief im Wahlkampf. Neben der Waffenlobby und den rechten Patrioten umgarnt Donald Trump vor allem die Millionen von Freikirchlern, die ihn bei den letzten Wahlen zu rund 80 Prozent gewählt hatten.
Nun hat der Präsident seine persönliche Pastorin und spirituelle Beraterin Paula Michelle White offiziell angestellt. Die attraktive Multimillionärin soll im Büro für Öffentlichkeitsarbeit die spirituelle Aufsicht übernehmen. Und ihre Glaubensgeschwister motivieren, Trump nächstes Jahr wieder ihre Stimme zu geben.
Pastorin White verkündet das Wohlstandsevangelium. Wie viele andere freikirchliche Prediger glaubt sie, dass Gott die Rechtgläubigen mit Reichtum und Wohlstand segnet. In Wahrheit kommt der Geldsegen aber nicht von Gott, die Millionen und Milliarden der Pastoren und ihrer Freikirchen tragen die Gläubigen zusammen.
Ihnen wird verheißen, dass jeder Dollar, den sie spenden würden, mehrfach zurückkomme. Frei nach dem kuriosen Motto: In der Bibel hat Jesus die Fische vermehrt, um die Massen zu verpflegen, weshalb soll dies nicht auch mit dem Geld funktionieren?
Doch was ist das Wohlstandsevangelium? Um das Phänomen zu verstehen, ist ein Blick zurück hilfreich.
Freikirchen sind überzeugt, dass die Bibel das authentische Wort Gottes ist. Sie weihen Gott ihr Leben und eifern seinem Fleisch gewordenen Sohn nach. Jesus ist ihr Vorbild.
Am weitesten treiben diese religiöse Vorstellung gewisse Quäker-Vereinigungen und Amishpeople in den USA. Die Gläubigen versuchen, ein Leben wie die Urchristen zu führen. Sie schotten sich ab, um nicht vom modernen, hedonistischen Lebensstil angesteckt zu werden. Manche verzichten gar auf alle technischen Errungenschaften wie Strom und andere technische Hilfsmittel.
Weniger radikale Freikirchen integrierten sich zwar in die Gesellschaft, verlangten aber von ihren Gläubigen ein Leben in Armut, geprägt von Sühne und Buße. Der Volksmund sagte, sie lebten in "Sack und Asche". Die Frauen mussten ihre Reize verstecken, bodenlange Röcke tragen und die Haare hochstecken.
Mit dem wachsenden Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg drang das süße Gift der materiellen Verführung bis in die Freikirchen. Kinder der frommen Christen rebellierten gegen die strengen Normen, der Zeitgeist nagte an den religiösen Grundfesten.
Um den Exodus zu stoppen, warfen viele Freikirchen die rigiden Verhaltensregeln über Bord. Die gleiche Bibel, aus der sie das Gebot der Armut herausgelesen hatten, musste nun Gegenargumente liefern.
Gott belohnt die Rechtgläubigen
Die Prediger und Pastoren mussten nicht lang suchen. Es gibt genügend Stellen, in denen es sinngemäß heißt, dass Rechtgläubige in der Gunst Gottes stehen und belohnt werden.
Amerikanische Pastoren und Prediger haben schließlich das Wohlstandsevangelium bis zur Perversion umgesetzt und ausgelebt. Mit moralischem Druck und Brandreden drängen sie selbst arme Gläubige zu immer neuen Spenden. Weltmeister darin waren und sind vor allem Fernseh-Prediger.
Ein Beispiel: Zu den größten Abzockern gehörte Benny Hinn von der "Mission Bible Church". Sein Neffe Costi unterstützte ihn jahrelang beim Geldeintreiben. Mit der Zeit hatte er das schmutzige Geschäft satt und packte aus.
Wörtlich sagte er: "Während Wohlstandsprediger das, was Glück zu sein scheint, verkaufen, ist es eigentlich die verdammende Ketzerei, die den Weg zur Hölle ebnet. Ist das zu stark formuliert? Nicht, wenn man das wahre Evangelium mit dem Wahnsinn vergleicht, den Wohlstandsverkünder versprechen."
Jesus sei nicht gekommen, um die Menschen schnell reich zu machen, es sei eine Beleidigung, ihn zu einem Lotterielos zu degradieren, sagte er weiter und fügte an: "Jesus starb nicht am Kreuz, um einen stetigen Strom von Bentley’s, großen Diamanten und Botox zu liefern."
Hotelsuite für 25.000 Dollar
Weiter schilderte Costi Hinn ihre gemeinsamen Missionsreisen ins Ausland. In Dubai hätten sie in Hotelsuiten logiert, die 25.000 Dollar pro Nacht gekostet hätten.
Ähnlich dreist und skrupellos geht Paula White vor, Trumps spirituelle Personaltrainerin und Mitarbeiterin. Sie behauptet, finanzieller Reichtum sei ein direktes Geschenk Gottes. Kein Wunder, ist sie mehrfache Millionärin und besitzt unter anderem eine 3,5-Millionen-Dollar-Luxuswohnung in einem Wolkenkratzer von Trump.
Zitate aus einer Rede dokumentieren das geistige Niveau und die religiösen Vorstellungen von White: "Wenn ich durchs Weiße Haus gehe, geht Gott durchs Weiße Haus. (...) Ich hatte die Befugnis, das Weiße Haus als heiligen Grund und Boden zu erklären – weil ich dort stand. Wo ich stehe, ist der Boden heilig. (...) Den Präsidenten abzulehnen, heißt Gott abzulehnen. (...) Du musst 3.500 Dollar spenden. Du musst 35.000 Dollar spenden. Du musst einen 100.000-Dollar-Scheck einsenden (...) und wenn du es nicht tust, sterben deine Träume und Chancen."
Der amerikanische Regierungssitz ist seit der Wahl von Trump nicht nur ein politisches Tollhaus geworden, sondern auch ein religiöses.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
5 Kommentare
Kommentare
annen anne Nerede am Permanenter Link
Religiöses Tollhaus: Ist das nicht ein Pleonasmus (oder eine Tautologie)?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Es kann nur noch schlimmer werden mit diesem krankhaften Selbsdarsteller.
Karol Dittel am Permanenter Link
Da hat der Dorfälteste einen Deal mit dem Schamanen des Clans, oder besser gesagt der Schamanin. Es hat also in den letzten 10, 20, 40 Tausend Jahren kaum etwas verändert *g
Roland Fakler am Permanenter Link
Dieses Volk verblödet immer mehr, dank seiner skrupellosen Moneytaristen.
Christian M. am Permanenter Link
In Bolivien ist gerade die Übergangspräsidentin Jeanine Añez eine Bibel hochhaltend und mit den Worten: "Die Bibel kehrt zurück in den Palast!" in den Präsidentensitz eingezogen.
"Keine Macht den Doofen", hieß es bei Michael Schmidt-Salomon. Wenn die Führer des amerikanischen Kontinents weiter derart ideologisch verblendet und evidenzbefreit agieren, werden sie ihre Gesellschaften gegen die Wand fahren. Vielleicht erinnert man sich ja danach an common sense, kritischen Rationalismus und allgemeine demokratische Spielregeln.