Rezension einer journalistischen Betrachtung

Amerikas Oligarchen – Das Geld und die Politik

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Das Weiße Haus in Washington, D.C. (USA) ist der Amtssitz des US-Präsidenten.
Das Weiße Haus, Washington, D.C., USA

Mit "Amerikas Oligarchen. Geld, Macht und der Zerfall der Demokratie" ist ein Buch betitelt, das Julian Heissler aus journalistischer Sicht vorgelegt hat. Es macht anhand vieler Beispiele deutlich, wie stark der Einfluss des großen Geldes auf die US-Politik ist.

Bereits Aristoteles differenzierte politische Systemtypen, wobei er auf die Anzahl der Herrschenden und deren jeweilige Motive verwies. Dazu gehörte auch die Dominanz einer Elite, die nicht dem Gemeinwohl, sondern den eigenen Interessen verpflichtet war. Als Bezeichnung dafür wählte er "Oligarchie". Genau diese aus der griechischen Antike stammende Formulierung wird gegenwärtig genutzt, um neue Machtkonstellationen in den USA zu kennzeichnen. Damit ist der ansteigende Einfluss von Superreichen gemeint, welche sich um den ebenfalls superreichen Präsidenten Donald Trump versammeln. Jeff Bezos gehört ebenso dazu wie Elon Musk und Mark Zuckerberg. Ein Buchcover zeigt alle drei zusammen mit Trump. Darüber steht "Amerikas Oligarchen" als Haupt- und "Geld, Macht und der Zerfall der Demokratie" als Untertitel. Die Monographie hat Julian Heissler vorgelegt. Der Journalist war US-Korrespondent der Wirtschaftswoche. Demgemäß konnte er tiefe Einblicke in die jeweiligen Kontexte auch vor Ort gewinnen.

Buchcover

Ohne einleitende Anmerkungen springt er dabei direkt in den Haupttext. Der Aufhänger ist das finanzielle wie politische Engagement von Musk zugunsten von Trump. Bekanntlich hatte er mit mehr als 290 Millionen US-Dollar den jetzigen Präsidenten im Wahlkampf unterstützt. Dieser machte ihn dann gleich ohne Fachkenntnis und Legitimation zu einem Staatsrepräsentanten. Auch wenn sich danach ein öffentlicher Konflikt der beiden ergab, veranschaulicht dieses Beispiel doch die gemeinte Problematik. Anhand von vielen Beispielen macht Heissler über Personen deutlich, wie sehr Politik und Superreiche hier eben nicht zugunsten des Volkes zusammenarbeiten. Dazu heißt es: "Geld und Macht haben in den USA schon immer zusammengehört. Doch wenn das Geld die Macht übernimmt, dann gerät die Demokratie in Gefahr" (S. 20). Und genau auf diese Bedrohung soll in dem Buch hingewiesen werden. Dabei ist der Einfluss von Großspendern nicht nur auf die Republikaner erfolgt, auch die Demokraten haben da ihre problematischen Finanziers.

Dies veranschaulicht Heissler mit einigen Beispielen. Sein Blick richtet sich aber stärker auf die Republikaner, wobei ihm als passendes Fallbeispiel auch J. D. Vance dient. Der Blick auf seine politische Entwicklung zeigt, dass er schon früh eine starke Förderung von Superreichen erfahren hat. Dabei handelt es sich indessen nicht um ein wirklich neues Phänomen, was ein historischer Exkurs veranschaulicht. Denn: "Die enge Verbindung von Geld und Macht, sie geht (…) zurück bis in die Gründungsphase der Republik" (S. 96). Und auch dies wird anhand von Beispielen von Kapitel zu Kapitel verdeutlicht, womit man es mit einer kurzen Gegen-Geschichte zu offiziellen Vorstellungen zu tun hat. Abschließend werden noch die gescheiterten Bemühungen der letzten Jahrzehnte thematisiert, die politischen Einflüsse der Superreichen zu minimieren. Diese nehmen auch über die Medien Einfluss auf die öffentliche Meinung. Gleichwohl sehen nach einer Befragung mehr als 80 Prozent, dass hier für die Demokratie eine Gefahr bestehe.

All dies macht der Autor anhand von vielen Beispielen anschaulich und gut belegt deutlich. Er bleibt dabei in einer eher beschreibenden Darstellung verhaftet, was seinem journalistischen Selbstverständnis entsprechen mag. Aber auch in einem derartigen Buch können durchaus Deutungen vorgetragen werden, sei es hinsichtlich der Gefahrendimensionen, sei es hinsichtlich der Ursachen. Eine breitere Erörterung zu den erwähnten Problematiken findet nicht statt. Journalisten wurde so etwas nicht verboten, sie können hier sehr wohl mehr Positionierungen vornehmen. Heissler hat immerhin auch Politikwissenschaften studiert. Er ist in seiner Beschreibung durchaus differenziert, nicht nur bei dem aufmerksamen Blick auch auf die Demokraten, sondern ebenso bei Einwänden gegen mögliche stereotype Sichtweisen. So zeigen Beispiele aus der Geschichte, dass es keinen Automatismus für den Geldadel gibt, der eben nicht nur durch den Reichtum eine Wahl gewinnen kann. Daraus erwächst für die Demokratie nach entsprechendem Engagement eben auch Hoffnung auf die Zukunft.

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