Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (BVMD) hat ein Positionspapier vorgelegt, das sich für ein Umdenken im Umgang mit der Homöopathie ausspricht. Das Hans-Albert-Institut bewertet das Papier als gelungenen Beitrag zur Stärkung der evidenzbasierten Medizin.
Wie die BVMD in ihrem jüngst veröffentlichten Positionspapier feststellt, gibt es keinen Grund zur Annahme, dass homöopathische Mittel über den Placebo-Effekt hinaus wirken. Aus einer wissenschaftlichen Perspektive könne die Homöopathie daher nicht als eine geeignete Therapiemethode angesehen werden. Dennoch genießt die Homöopathie weiterhin eine Sonderstellung im deutschen Gesundheitswesen und verzeichnet jährlich steigende Umsätze.
Angesichts des fehlenden Wirkungsnachweises fordert die BVMD einen faktenbasierten Umgang mit Homöopathika: Weder sollen entsprechende Behandlungen weiterhin Bestandteil des Leistungspaketes der gesetzlichen Krankenversicherung sein noch soll eine Apothekenpflicht für homöopathische Präparate gelten. Darüber hinaus wird eine transparente Abgrenzung von der Naturheilkunde sowie die Streichung der Zusatz-Weiterbildung "Homöopathie" für Ärztinnen und Ärzte aus der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer gefordert. Grundsätzlich sollte die Sonderstellung homöopathischer Mittel aufgehoben werden, da sie eine Gefährdung des Patientenwohls und eine Missachtung von Wissenschaftlichkeit und Evidenz in der Medizin darstellt.
Das Hans-Albert-Institut (HAI) begrüßt die deutliche Positionierung der BVMD, die immerhin 90.000 Medizinstudierende in Deutschland vertritt und den Zusammenschluss aller 39 medizinischen Fachschaften bildet. Schließlich ist längst hinreichend belegt, dass es sich bei der Homöopathie um eine pharmakologisch unwirksame und pseudowissenschaftliche Behandlungsmethode handelt. Angebot und Werbung für Homöopathika führen Patientinnen und Patienten in die Irre, wenn Heilungseffekte angepriesen werden, die einer kritischen Prüfung nicht standhalten. Dass Patientinnen und Patienten mit ihren Krankenkassenbeiträgen zusätzliche Kosten für die überholten Glaubensüberzeugungen Einzelner tragen, ist nicht akzeptabel.
Wie jede andere Wissenschaft muss sich die Medizin am aktuellen Forschungsstand orientieren. Therapien stützen sich auf Hypothesen, die grundsätzlich falsifizierbar sein müssen. Der bisherige Umgang mit der Homöopathie muss daher in allen betroffenen Bereichen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Welche Maßnahmen für eine solche Korrektur umgesetzt werden sollten, hat die BVMD nachvollziehbar im Sinne des Patientenwohls dargelegt.
Erstveröffentlichung auf der Webseite des Hans-Albert-Institut.
12 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Homöopathie ist das Christentum für Hypochonder.
I. Beck am Permanenter Link
Die Wahrheit muss mit Gewalt bekämpft werden.
Eine Lüge kann ganz einfach mit Beweisen/Studien widerlegt werden.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo I.Beck, das verstehe ich jetzt nicht so ganz, wieso muss die Wahrheit mit Gewalt bekämpft werden??
Emanze am Permanenter Link
Die Wahrheit muss erkämpft werden - das ist ok.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Kurz, knackig und rundherum sauber formuliert (kommt ja auch vom HAI).
Das könnte von anderer Seite auch schon mal als Sophisterei diffamiert werden.
Andreas Engmann am Permanenter Link
Au weia, hoffentlich erfährt davon nicht die Firma Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG. Sonst gibt's bestimmt wieder eine Aufforderung zur Unterlassung :-)
Hildegard Frisc... am Permanenter Link
Hat der humanistische Atheismus eine solche Ketzerverfolgung nötig?
Außerdem: Die Lehrmeinungen in der Medizin zu den verschiedenen Krankheiten wechseln doch zu häufig, als dass man der, die gerade in die "Leitlinien" Eingang gefunden hat, Glauben schenken könnte. Den Satz "Ja, damals sah man das noch ganz anders" hört man doch zu oft.
CnndrBrbr am Permanenter Link
> Hat der humanistische Atheismus eine solche Ketzerverfolgung nötig?
Das Wort Ketzer unterstellt mangelnde Glaubensfreiheit. Hier geht aber nicht um Glauben, sondern um Wirkung und Unsinn.
> Wäre die Schulmedizin nicht in so vielen Fällen frustrierend hilf- und erfolglos...
Schon wieder Unsinn. Evidenzbasiert bedeutet am Erfolg orientiert. Schulmedizin ist die maximal erfolgreiche Behandlung. Maximal heißt nicht immer. Nur so viel wie möglich. Wer mehr verspricht, ist ein Betrüger.
> Sind Wirkungen, die man sich noch nicht erklären kann, nicht vorhanden?
Nein. Aber Wirkungen, die man gesucht und nicht gefunden hat.
> Ich kann mich nur wundern, welche Wundermacht Ihr dem Glauben zutraut.
Glauben hat weltweit den höchsten Erfolg in Telekinese. Nämlich in der Kunst, Geld aus der Tasche der Gläubigen in die Tasche der Gurus zu teleportieren. Es ist legitim, sich dagegen zu wehren.
> Die Lehrmeinungen in der Medizin zu den verschiedenen Krankheiten wechseln doch zu häufig, als dass man der... Glauben schenken könnte.
Völlig falsch. Wissen, das prüf- und korrigierbar ist, ist das einzige, das Vertrauen verdient. Auch hier gilt: Die Erkenntnis ist maximal. Maximal heißt nicht total. Nur so viel wie möglich. Wer mehr verspricht, ist ein Betrüger.
Klaus Menne am Permanenter Link
Wer versteckt sich denn da unter einem Pseudonym, um den Kommentar zu zerreißen? Und warum wurde der Beitrag nicht unter der angegebenen Uhrzeit, sondern erst zusammen mit dem Verriss veröffentlicht?
Frank Nicolai am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Menne, da Sie uns hier Feigheit und Angst vor Debatten vorwerfen, nehme ich dazu Stellung:
1. Alle Kommentare werden gelesen und (per Hand) freigeschaltet. Daher kommt es immer wieder zu Verzögerungen.
2. Es ist unrichtig, dass der zweite Kommentar gemeinsam mit dem ersten veröffentlicht wurde. Das ist - siehe 1. - nicht möglich. Der zweite Kommentator konnte erst auf den ersten reagieren, als dieser online war.
3. Wir geben auch Kommentare frei, die unserer Haltung widersprechen. Das sehen Sie ja daran, dass der erste Kommentar veröffentlicht wurde (und auch der von Ihnen).
Mit freundlichen Grüßen
Frank Nicolai
Chefredakteur
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"würden nicht so viele gerade der engagiertesten Ärzte sich nach Alternativen umsehen".
Und jetzt bitte nicht die Leier auflegen, Homöopathie sei für diese RCTs nicht geeignet.
Das wäre nämlich grober Unfug, auch wenn er noch nicht strafbar ist.
Thomas R. am Permanenter Link
Homöopathie ist nicht nur keine "geeignete", sondern ÜBERHAUPT KEINE Therapiemethode!