Brasilien

Bolsonaros Corona-Ignoranz gefährdet uns alle

Brasiliens Präsident hat schon seit Beginn der Corona-Pandemie die Gefahr von Covid-19 heruntergespielt. Seine Ablehnung von Schutzmaßnahmen, der rege Austausch von Gesundheitsministern und der Mangel an einer landesweiten Bekämpfungsstrategie sorgen für vermeidbare Infektionen und Todesfälle. Und sie geben dem Virus die Möglichkeit zu mutieren und selbst bereits geimpfte Menschen wieder zu gefährden.

Knapp zwölf Millionen Corona-Infektionen und fast 300.000 Tote hat Brasilien nun schon zu beklagen. Die einzigen, die das kaum zu stören scheint, sind die diversen im Land wütenden Virusvarianten – und den Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro. Betten auf Intensivstationen sind knapp, es droht der Kollaps und die Impfrate ist gering. Dazu kommt die Gefahr durch weitere Mutationen des Virus.

Im Spiegel-Interview erklärt der Biologe Lucas Ferrante, der am Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia arbeitet, dem Nationalen Institut für Amazonasforschung, was es damit auf sich hat und warum alle Menschen weltweit betroffen sein könnten: Je mehr Menschen vom Erreger befallen werden, desto höher auch die Chance, dass sich Mutanten entwickeln, die zum Beispiel ansteckender sind oder gegen die aktuell existierende Impfungen nicht wirken. Da bereits Menschen gleichzeitig positiv auf die brasilianische und die britische Variante getestet wurden, drohen zudem Kreuzungen.

Virusmutanten und -kreuzungen könnten bei ihrer Reise um die Welt womöglich sogar bereits geimpfte Menschen infizieren und töten. Die Verhinderung von Infektionen ist also für alle Menschen wichtig.

Die Politik Bolsonaros jedoch zeugt nicht nur von Ignoranz gegenüber den Warnungen seiner und anderer weltweit arbeitender Forscher:innen. Ferrante wird seit Veröffentlichung der Informationen sogar bedroht, nachdem die Regierung seine persönlichen Daten im Institut abgefragt hatte.

Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken lehnt Bolsonaro öffentlich ab, die Impfrate liegt bei gerade einmal fünf Prozent und stockt weiterhin, da Bolsonaro vor der Impfung mit der Ankündigung von unsinnigen Nebenwirkungen warnt und zudem zu wenig Impfdosen bestellt wurden. Mit Marcelo Queiroga, einem Kardiologen, wird der Posten des Gesundheitsministers zum vierten Mal seit Beginn der Pandemie besetzt. Während der frühere Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta noch mit Hilfe einiger Gouverneur:innen Ausgangs- und Kontaktsperren durchsetzte, verharmlosten seine Nachfolger das Virus.

Ob Queiroga Willen und Macht hat, die Hürden Bolsonaros zu überwinden und Brasilianer:innen sowie die Welt vor weiteren Varianten von Covid-19 zu schützen, bleibt abzuwarten. Aktuell scheinen in Brasilien vor allem Geld und andere Ressourcen in das Ausheben von Gräbern und den Einkauf von unwirksamen Medikamenten zu fließen.

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