Seit jeher will der Mensch wissen, woher er kommt und warum alles so ist, wie es ist. Zunächst beantwortete man sich die "großen Fragen" mit Spekulationen, die zur Wahrheit wurden – ein Grundkonzept von Religionen. Wissenschaftlich betrachtet stellt sich jedoch heraus, dass all diese Überzeugungen weit von der Wahrheit entfernt sind.
Ein Freund erzählte mir kürzlich, dass er glaubt, dass die Erde vor vielen Äonen von außerirdischen Wesen besucht wurde und dass diese von Zeit zu Zeit zurückkehren, um unsere Entwicklung zu überprüfen. Als ich ihn nach den Beweisen fragte, die er zur Untermauerung dieser Schlussfolgerung heranzieht, verwies er auf Artikel, die er gelesen hatte und in denen behauptet wird, die frühen ägyptischen Baumeister hätten Fähigkeiten gezeigt, die über ihre Möglichkeiten hinausgingen. In dem Artikel hieß es, dass viele dieser Fähigkeiten auch an anderen Orten der Welt zu beobachten gewesen seien. Ich wies ihn auf die Möglichkeit hin, dass es auch andere, banalere Erklärungen geben könnte, die man untersuchen könnte, um die Wahrheit über die zufällige technologische Entwicklung herauszufinden, aber er lehnte diese Möglichkeit ab und zog es vor, zu spekulieren.
Wann immer wir uns entscheiden, an eine Behauptung zu glauben, ohne Beweise für die Wahrheit dieser Behauptung zu haben, müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass die Behauptung wahrscheinlich falsch ist. Der Mensch ist eine neugierige Spezies und immer auf der Suche nach den "Gründen", warum die Dinge so sind, wie sie sind, und wie es dazu kam, dass sie so sind. In der Vergangenheit, ohne die Vorteile der wissenschaftlichen Methodik, haben wir uns bei der Suche nach Antworten auf Spekulationen verlassen, und in einigen Fällen haben wir diese Antworten als Wahrheit akzeptiert.
Die Annahme einer Überzeugung, die lediglich auf Spekulation beruht, ist die Grundlage aller modernen Religionen und wird als Überzeugung durch Glauben bezeichnet. Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden können wir nun viele der allgemein verbreiteten Glaubenssysteme testen, die von denjenigen verwendet werden, die sich auf den Glauben verlassen, um eine Weltsicht zu entwickeln; und wenn wir dies tun, stellen wir fest, dass praktisch alle diese Glaubenssysteme weit hinter der Wahrheit zurückbleiben. Wir betrachten heute den Glauben, dass die Sonne von einem Streitwagen über den Himmel gezogen wird oder dass die Sterne Leuchtsignale unserer Vorfahren sind, mit Spott. Mit den Werkzeugen, die uns die wissenschaftliche Methodik zur Verfügung stellt, können wir erkennen, dass diese auf Glauben basierenden Ideen weit von der Wahrheit entfernt waren. Ich will damit sagen, dass keine dieser Vorstellungen der Wahrheit nahekam.
Es gab keine Religion, die das selbstreplizierende Doppelhelixmolekül Desoxyribonukleinsäure als Grundlage für das Leben vorgeschlagen hat. Die Mechanismen, die wir uns ausgedacht haben, um die Welt, wie wir sie vorgefunden haben, zu erklären, waren immer extrem vereinfachend und sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die Wahrheit hinter den tatsächlichen Mechanismen und Kräften, die das Universum, so wie wir es sehen, erschaffen haben, lag bis vor kurzem weit jenseits unserer Erkenntnismöglichkeiten. Viele Religionen erheben den Anspruch, die Wahrheit allein aufgrund ihres Glaubens zu kennen, und diese Tatsache hat den Fortschritt bei der Entdeckung der tatsächlichen Kräfte und Mechanismen, die das Universum geschaffen haben, behindert.
Wenn wir heute ein Interesse daran haben, die Wahrheit über die Ursprünge unseres Universums und darüber, wie wir entstanden sind, herauszufinden, müssen wir diese auf Spekulationen basierenden Glaubenssysteme verwerfen und darauf bestehen, dass wir jegliches Wissen, das wir als wahr akzeptieren, durch den Einsatz wissenschaftlicher Methoden erhalten. Alle auf Spekulationen basierenden Überzeugungen, einschließlich aller Glaubensvorstellungen, des Glaubens an das Übernatürliche, des Glaubens an den Besuch von Außerirdischen und aller anderen Überzeugungen, die auf reinen Spekulationen beruhen, müssen verworfen oder zumindest als unbegründete Spekulationen und wahrscheinlich grundlegend falsch anerkannt werden.
Natürlich kann man die Evolution nicht beweisen, indem man versucht, die Schöpfung zu widerlegen, und das versucht auch niemand. Das Ziel wissenschaftlicher Forschung ist die Entdeckung der Wahrheit, und wenn uns diese Suche zu Gott führt, dann ist es eben so. Aber das tut sie nicht. Sicherlich nicht zu dem Gott und der jungen Erde, wie sie im Alten Testament beschrieben sind, und sicherlich nicht zur Eucharistie mit Transsubstantiation, Himmelfahrt, Jungfrauengeburt usw. des Neuen Testaments. Evolution und Schöpfung, wie sie von Theisten verstanden werden, schließen sich eigentlich nicht gegenseitig aus, und man könnte argumentieren, dass das Chaos ein Werkzeug Gottes sein könnte, wenn ein solches Wesen existiert. Aber zu behaupten, dass Gott überhaupt existiert, bedeutet, mit einer Schlussfolgerung zu beginnen und sich dann zurückzuarbeiten. Eine Untersuchung mit einer Schlussfolgerung zu beginnen und dann diese Schlussfolgerung zu rechtfertigen, indem man nach möglichen Beweisen sucht, ist ein fehlerhafter Prozess, der nicht zuverlässig zur Wahrheit führen wird.
Die Wissenschaft ist keine Überzeugung und keine Doktrin, sie ist einfach eine Methode zur Entdeckung der Wahrheit über verschiedene Prozesse, einschließlich der Funktionsweise des Universums. Die Wissenschaft kann keine Erkenntnisse über Dinge liefern, die außerhalb des Untersuchungsrahmens liegen, und eine gute wissenschaftliche Untersuchung, die sich auf empirische Beweise stützt, versucht auch nicht, dies zu tun.
Übersetzte Übernahme mit freundlicher Genehmigung aus dem Newsletter von Atheist Republic.
14 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nur so, wie beschrieben führt der Weg zur Wahrheitssuche, alles andere ist reine Spekulation mit Machtanspruch und dem Unvermögen (oder Unwillen) die Realität anzuerkennen.
dem empfehle ich das Buch von Bernd Vowinkel mit dem Titel WISSEN STATT GLAUBEN
darin wird wissenschaftlich erklärt wie die Erde entstanden ist und wohin ihr Weg geht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Warum nur wird in Atheistenkreisen, die die Wissenschaft zu verteidigen suchen, so oft über "Beweise für die Wahrheit" gesprochen oder "von der Wahrheit entfernt" bzw.
Um der alleinigen Wahrheit, wie sie in den angeblich 'heiligen' Büchern der Religionen steht und von Letzteren regelmäßig reklamiert wird, etwas Substanzielles, nämlich >die eine< bewiesene Wahrheit, entgegenzusetzen?
WTF - geschenkt!
Michael Fischer am Permanenter Link
Tja, warum nur - ob das wohl mit dem kritischen Rationalismus und Hans Albert zusammenhängen mag?
"Als Vorreiter und Vertreter des Kritischen Rationalismus steht Hans Albert für eine wissenschaftliche Denkweise, die sich durch die ständige kritische und empirische Prüfung von Theorien auszeichnet, um eine Annäherung an die Wahrheit zu erlangen."
https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/pressemitteilungen/2021/februar/hans-albert-wird-100/
Hans Trutnau am Permanenter Link
Tja, der/die Verfasser der PM der Uni Mannheim wurden da wohl von Karl Popper oder einigen seiner Anhänger (kaum aber Hans Albert) getriggert, die da alle von einer Annäherung an die (oder gar Erreichbarkeit der) Wahr
Die "Wahrheitsnähe" und ihre angebliche Messbarkeit wird immer wieder gerne kolportiert (m.E. in der Tat, um zu 'beweisen', dass die religiösen 'Wahrheiten' falsch sind). Sie (die Wahrheitsnähe) ist allerdings nur eine ganz billige Illusion - gar eine *Fiktion*, wie der entsprechende Wikipedia-Eintrag aussagt! Science reicht mir vollkommen, ganz ohne Fiction.
Hans Albert selber bestreitet eine solche (valide, irgendwie beweisbare) Messbarkeit einer Wahrheitsnähe übrigens vehement (mir gegenüber in einem Telefonat) und drückt dies in dem bekannten Fossati-Interview in einem sauberen Konjunktiv aus (in: Aufklärung und Kritik 2/2002, S. 15): "Erkenntnisfortschritte [...], die uns *vielleicht* der Wahrheit etwas näher bringen" (*fett* von mir).
Ich stimme dem zu und halte mich lieber an den Popper-Schüler Alan Musgrave und seine für mich wichtigsten zwei Bücher (vgl.: https://hpd.de/artikel/alan-musgrave-weltliche-predigten-14831; und dort für das 2. Buch auch das Fazit lesen - ich gebe aber unumwunden zu, das ist ein Haufen Holz...).
Wir sollten die Wahrheitsnähe zeitnah zu den Akten legen, d.h. zumindest nicht mehr davon wie in der von dir zit. PM fabulieren - es hätte der PM sehr gut zu Gesicht gestanden, auf den letzten Halbsatz ganz einfach (und dazu völlig problemlos!) zu verzichten.
Andernfalls wird dem Krit. Rationalismus etwas unterstellt bzw. abverlangt, was er gar nicht leisten *kann* und m.E. auch nicht will. Was die eingangs genannten Kolportagen da verzapfen, läuft, frank und frei gesagt, auf eine dogmatische Letztbegründung hinaus.
Dagegen verwahre ich mich mit Hans Albert.
Michael Fischer am Permanenter Link
Ich sehe das anders.
Erstens ist die angebliche Messbarkeit heutzutage ein Strohmann-Argument. Das behauptet m.W. niemand mehr.
Zweitens gibt es jede Menge Sachverhalte, die sich nicht messen lassen, aber trotzdem wahr sind.
Über die Ursprünge unseres Universums und darüber, wie wir entstanden sind, gibt es jede Menge Geschichten, aber nur eine ist wahr, während die anderen alle Erfindungen sind. Je mehr dieser Geschichten als falsch aussortiert werden, um so mehr nähere ich mich logischerweise der einen wahren an. Habe ich alle Märchen aussortiert, bleibt die Wahrheit übrig.
Schade, dass Du Hans Albert nicht zu seiner Einstellung gegenüber dem Wahrheitsbegriff an sich befragt hast.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Du kannst das gerne anders sehen, Michael; es wird deswegen nicht weniger widersprüchlich.
Denn auch wenn alle anderen "Geschichten als falsch aussortiert" wurden, heißt das beileibe nicht, dass die (vermeintlich!) letzte Geschichte die Wahrheit darstellt...
Und wieso "schade"? Ich *habe* ihn doch befragt ("mir gegenüber in einem Telefonat") und ihn darüber hinaus aus einem bekannten Interview zitiert.
Hans Albert gesteht selbstverständlich ein, dass eine Wahrheit i.S. einer Realität (eines "Dings an sich") gibt (wie wohl jeder Realist oder Rationalist), aber er sagt nicht, dass wir diese erkennen oder auch nur die Nähe zu ihr messen können. Er drückt das mit dem zitierten *vielleicht* in dem Interview aus - statt mit einem Indikativ wie das HAI.
Schade ist, dass du offenbar selektiv liest.
Michael Fischer am Permanenter Link
Also die Passage aus dem Fossati hätte ich gerne etwas weniger rudimentär gehabt, denn dieses Fragment sagt überhaupt nichts aus: "Erkenntnisfortschritte [...], die uns *vielleicht* der Wahrheit etwas näher brin
Auch im Wikipedia-Artikel über Hans Albert kommt das Wort "vielleicht" vor, es ergibt sich aber im Kontext eine völlig andere Schlussfolgerung:
"Somit kann stets versucht werden, ... eine jede Theorie einer Erprobung zu unterziehen – sie an der Realität scheitern oder sich bewähren zu lassen und somit der Wahrheit vielleicht ein Stück näher zu kommen (Poppers Falsifikationsprinzip). Der Wahrheit unserer Erkenntnisse lässt sich durch eine kritische Prüfung an der realen Welt wohl eher näher kommen, als es mit dogmatischen Behauptungen möglich ist.
...
Nichts kann als vollkommen wahr erkannt und mit absoluter Gewissheit gewusst werden. Aber deshalb die Idee einer möglicherweise (extramental) existierenden Wahrheit, der man näher kommen kann, ohne dies aber jemals mit letzter Gewissheit erkennen und wissen zu können, aufzugeben, kommt einer geöffneten „Schranke“ gleich, die dazu auffordert, den Weg des Relativismus und/oder Subjektivismus zu betreten ..."
Die Forderung im letzten Satz ist unmißverständlich - die Idee einer Wahrheitsannäherung soll beibehalten werden. Ob da jetzt irgendetwas meßbar ist oder nicht, scheint für Albert sekundär zu sein.
Von daher verstehe ich Deine Kritik an diesem Artikel nicht. Denn die Autoren haben nichts anderes getan als sich an diese Forderung zu halten.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Michael, du scheinst es wissen zu wollen, weißt es aber nicht (und interpretierst auch einzelne Sätze / Satzbestandteile falsch; dazu evtl. später mehr, ich möchte nicht alles doppelt schreiben).
SIGIFY?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nur soviel noch dazu.
Das konjunktive "vielleicht" ist in den beiden Aussagen
>vielleicht der Wahrheit etwas näher< und
>der Wahrheit vielleicht ein Stück näher<
*identisch*!
Und hierzu:
>Nichts kann als vollkommen wahr erkannt und mit absoluter Gewissheit gewusst werden. Aber deshalb die Idee einer möglicherweise (extramental) existierenden Wahrheit, der man näher kommen kann, ohne dies aber jemals mit letzter Gewissheit erkennen und wissen zu können, aufzugeben, kommt einer geöffneten „Schranke“ gleich, die dazu auffordert, den Weg des Relativismus und/oder Subjektivismus zu betreten ..."
Die Forderung im letzten Satz ist unmißverständlich - die Idee einer Wahrheitsannäherung soll beibehalten werden.<
Ein klares NEIN. Nicht die Wahrheitsannäherung, sondern die Idee einer "möglicherweise (extramental) existierenden Wahrheit" sollte nicht aufgegeben werden. Das "näher kommen" steht in einem eingeschobenen Nebensatz, auf den sich das folgende "aufzugeben" *nicht* bezieht! Außerdem folgt in dem Nebensatz dem "näher kommen", das gerade eben dieses nicht mit "letzter Gewissheit" erkennbar ist. Von der Semantik ist dies klar.
Aber wir sollten dies hier nicht weiter doppelt gemoppelt erörtern, sondern über unseren anderen Kanal. Ich hasse Redundanzen.
A.S. am Permanenter Link
Der oder die Verfasser dieses Textes haben in der Wissenschaftsfrage schon recht, aber geht es bei Religion um Wissenschaft? Geht es um die Illusion von Wissenschaft? Geht es um etwas ganz anderes?
Religion postuliert. Friß oder stirb. Religion als Weltanschauung wird uns mit den klassischen Methoden der Indoktrination ins Hirn gehämmert: Wiederholung, Wiederholung und noch mehr Wiederholung.
Als eine Art von Wissenschaft hat Religion längst ausgedient, da sich die Religion dem wissenschaftlichen Prozeß verweigert.
Ich sehe die Funktion der Religionen darin, dass die staatsnahen Priesterschaften das Volk im Sinne der Herrschenden indoktrinieren, getarnt als "Gottesdienst", getarnt mit schein-wissenschaftlichem Flair. Religion wird dem Volke indoktriniert, mit Religion wird das Volk manipuliert.
Die staatsfernen Priesterschaften kochen ihr eigenes Süppchen, indoktrinieren und manipuliern ihre Gläubigen so wie es ihnen gefällt bzw. die Gläubigen gefallen lassen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ihr Kommentar beinhaltet die Forderung, dass das Studium von Religion keine Berechtigung
mehr hat als Studienfach anerkannt zu werden.
erfundenes Konstruckt zur Unterdrückung der Bevölkerung im jeweiligen Land.
A.S. am Permanenter Link
Ich stimme Ihnen zu. Alles konstruiert/erfunden von Religionsführern.
Warum trauen sich die Mainstream-Säkularen nicht, das klar auszusprechen? Haben die die Hosen voll angesichts des möglichen Vorwurfs, "antimuslimische Rassisten" zu sein?
Es gibt so viele Beispiele von christlichen Sekten, die völlig aus dem Ruder gelaufen sind (Colonia Dignidad, Sonnentempler, Davidianer). Da reihen sich die muslimischen Sekten nahtlos ein.
In diesem Sinne:
Die Götter wurden einst erfunden, von Priestern.
Den Menschen hat man Angst vor den Göttern gemacht und sie wurden ins Bockshorn gejagt. Von Priestern.
Und da die Priester noch nicht ausgestorben sind, erfinden sie heute noch die Götter weiter und jagen die Menschen auch weiterhin ins Bockshorn.
Mit schönen Grüßen an die Opfer von sexuellem und militärischem Missbrauch durch religiöse Führer!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"... aber geht es bei Religion um Wissenschaft?"
.
Deutlich am Begriff der "Theologie" zu erkennen. Natürlich begann die Theologie in ihrem Selbstverständnis als Wissenschaft. Bis zu den Bibelforschern, den Zeugen Jehovas, hat man die Bibel als Geschichtswerk wörtlich genommen - unabhängig der Frage, ob dies Gottes Wort oder "nur" von ihm inspiriert sei. Daher der ständige Kampf gegen die Wissenschaft, die für alle Erklärungen der Bibel validere Erklärungen fand. Dass sich die Theologie inzwischen meilenweit von dieser wörtlichen Interpretation entfernt hat, müsste zur Konsequenz führen, sich nicht mehr als "-logie" zu bezeichnen, sondern als "Bibelkreis" oder "Gottesfanclub". Doch damit würde jede Legitimation wegfallen, hierfür staatliche Mittel zu beanspruchen oder Schüler damit zu langweilen.
Es geht also um einen Transformationsprozess, den Religion - wegen ihrer Dogmatik und Halsstarrigkeit - nicht hinbekommt, anders als moderne Wissenschaft, die sich der Erkenntnistheorie "unterwarf", weil nur die die Chance birgt, die Realität korrekter abzubilden und sich ihr so stückweise anzunähern.
Da sich der Mensch an evolutionär bedingt (HADD und ToM) in gewissem Sinn irrational verhält (weil empirische Forschung in der Wildnis lebensgefährlich und glaubensbasiertes Wegrennen gesünder für die Arterhaltung sein kann), sind bestimmte "spiritistische" Auswüchse normal. Wissen (oder früher fast ausschließlich Glauben) wird nämlich auch immer unter dem Aspekt der Nützlichkeit für das eigene Leben bewertet/benutzt.
Dies ist schön in der Zeit um 1969 zu sehen. Der Mensch landete auf dem Mond. Das setzten viele gleich mit der berühmt-berüchtigten "Eroberung des Weltalls". Zum einen spotteten die Sowjets, man habe dort oben keinen Gott getroffen. Man musste auch nicht die Hartschale um die Erde (das "Firmament") durchstoßen, um zum Mond zu gelangen, die noch in der Bibel beschrieben ist. So erlitt der religiöse "Gott" eine schwere Schlappe, aber einige (damals sehr viele - siehe die ca. 65 Millionen verkauften Bücher von Däniken) Esoteriker wandelten sich in (wie ich sie gerne nenne) Technoteriker, die nun in Däniken und Konsorten die neuen Theologen sahen, die jetzt "Technologen" waren, d.h. die Gott zum Alien machten, den Thronwagen Hesekiels zum Raumschiff etc. Denn: Die Eroberung des Weltraums schien den Menschen nun möglich und dann musste dies auch umgekehrt möglich sein (UFOs) oder möglich gewesen sein (Paläoseti = Däniken et. al.).
Wir haben einfach zwei "Seelen" in unserer Brust: Die Neugier nach wirklichem (vorläufigem) Wissen und die Sehnsucht nach esoterischer oder technoterischer Welterklärung, die das eigene Ego kitzelt und einem eine Bedeutung beimisst, die niemand von uns hat: Wichtig für Überwesen aus Himmel oder Weltraum zu sein.
Es wird also darum gehen, wie wir diese Sehnsucht zivilisatorisch kanalisieren, ohne dass es "staatstragende" Religionen gibt, die Steuergelder konsumieren und in die Gesetzgebung und andere Belange hineinreden. Ein Wildwuchs dieser esoterischen Neigungen erleben wir aktuell durch Corona. Krude Verschwörungsmythen, Desinformation und rechtes Gedanken"gut" mischen sich zu einer ungesunden Melange, die Gesellschaften, ja, die Familien spaltet. Krisen jeder Art (Umwelt, Flüchtlinge etc.) werden immer wieder solche Spaltungen hervorrufen, sodass wir in der Tat nach einer Art Esoterikkanalisierung suchen sollten, die in eine moderne und offene Gesellschaft passt...
David Z am Permanenter Link
Der Mensch braucht Antworten. Er ist per Evolution so ausgelegt. Ohne seine Umwelt mit Prämissen zu versehen, ist ein Überleben nicht möglich.