Der Suizid der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr erschüttert derzeit nicht nur Österreich. Monatelang wurde sie mit Morddrohungen konfrontiert, weil sie öffentlich über Corona aufklärte und Impfungen empfahl. Ihr Tod ist nicht zuletzt eine Folge des fahrlässigen Kuschelkurses staatlicher Institutionen mit der Querdenker-Bewegung.
Die Webseite der Arztpraxis von Lisa-Maria Kellermayr ist noch immer online. Die Praxis selbst ist seit Wochen geschlossen. Der Grund dafür ist auf der Seite der Landärztin aus Seewalchen am Attersee in Oberösterreich nachzulesen:
"Liebe Patientinnen und Patienten, seit mehr als 7 Monaten bekommen wir in unregelmässigen Abständen Morddrohungen aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene. Unter diesen widrigsten Bedingungen habe ich alles getan um eine medizinische Versorgung der mir anvertrauten Patient*innen sicherzustellen. Das hat jetzt vorerst ein Ende. Die Sicherheitskosten übersteigen den Gewinn einer Hausarztpraxis um ein Vielfaches. Bis heute habe ich mehr als 100 000 Euro in die Sicherheit des Ordinationsbetriebs gesteckt um garantieren zu können, dass sich niemand der hier Hilfe sucht dadurch in Gefahr begeben muss. Das hat nun ein vorläufiges Ende. Ich habe alles getan um dafür Unterstützung zu bekommen aber es hat nicht gereicht. Bis also ein Weg gefunden ist die Ordination sinnvoll und sicher weiterführen zu können werden die Sicherheitstüren der Ordination geschlossen bleiben. Wir sind telefonisch nicht mehr erreichbar. E-Mails können nicht beantwortet werden."
Einige Beispiele für diese Morddrohungen sind ebenfalls auf der Webseite aufgeführt. Detaillierte Folter- und Mordfantasien, die sich gegen die Ärztin und ihre Angestellten richten. Das alles, weil Kellermayr im Fernsehen und in den Sozialen Medien öffentlich über Corona und die Corona-Impfung aufklärte und Maßnahmengegner kritisierte. Unterstützung erhielt sie von Seiten offizieller Stellen wenig. Zu wenig. Man mutmaßte vielmehr, sie tue das, weil sie sich selbst in die Öffentlichkeit drängen wolle, und riet ihr, sich mit Äußerungen zurückzuhalten, um die Situation zu deeskalieren.
Kellermayr wird sich nun tatsächlich mit Äußerungen zurückhalten. Für immer. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die 36-Jährige tot in ihrer Praxis aufgefunden wurde. Ohne Fremdverschulden, heißt es von Seiten der Behörden. In Abschiedsbriefen erklärt sie, dass sie sich im Stich gelassen gefühlt habe, vor allem von der Polizei. "Ich verwünsche die Landespolizeidirektion Oberösterreich!" heißt es laut Kronen-Zeitung wörtlich.
Der Tod von Lisa-Maria Kellermayr ist tragisch. Tragisch für sie und ihre Angehörigen, weil hier völlig unnötig ein junger, engagierter Mensch gestorben ist. Tragisch jedoch vor allem, weil ihr Tod ein systematisches Versagen staatlicher Institutionen im Umgang mit militanten Impf- und Maßnahmegegnern zeigt. In Österreich ebenso wie in Deutschland und andernorts musste man während der vergangenen zwei Jahre den Eindruck gewinnen, dass von Seiten der Polizei und gelegentlich auch der Justiz ein anti-autoritärer Kuschelkurs mit der Querdenker-Bewegung gefahren wird. Während bei linken Demonstrationen der Wasserwerfer regelmäßig bereit steht und beim geringsten Verstoß gegen Auflagen Demos nicht selten rigoros aufgelöst werden, ließ die Polizei die Demonstrationen von Coronaleugnern, Maßnahmen- und Impfgegnern sowie Verschwörungstheoretikern mit Umsturzfantasien sehr häufig auch dann gewähren, wenn hierbei massiv gegen Demonstrations- und Pandemieschutzauflagen verstoßen wurde.
Dahinter schien die Hoffnung zu stecken, dass es sich bei einem Großteil der "Corona-Spaziergänger" nur um kurzfristig verirrte Gemüter handelt, die sich schon wieder fangen würden, sobald sich die Lage entspannt. Wozu es führte, war jedoch, dass sich die Querdenker-Bewegung bestärkt sah und Auswüchse hervorbrachte, die mit rationalen Worten und anti-autoritärem Kuscheln ebenso wenig erreichbar sind wie ein plärrendes Kind in der Trotzphase, dem nicht rechtzeitig Grenzen aufgezeigt wurden.
Das Gute daran: Im kommenden Herbst werden die staatlichen Institutionen noch einmal die Gelegenheit haben, ihre bisherigen Fehler im Umgang mit der Querdenker-Bewegung zu korrigieren. Denn ohne jede Frage wird es im Herbst eine weitere große Corona-Welle geben, die Maßnahmen notwendig werden lässt. Und sei es nur die Wiedereinführung einer allgemeinen Maskenpflicht, die der gemeine Querdenker ja bereits als massiven Eingriff in seine Freiheitsrechte betrachtet. Hinzu kommen die massiv gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten in Folge des Ukrainekriegs, für die in Querdenker-Kreisen die Politik des Westens verantwortlich zu machen ist und nicht Putin, der den völkerrechtswidrigen Krieg begonnen hat. Dieser Unzufriedenheitsmischmasch wird dazu führen, dass die Querdenker-Szene erneut Zulauf erhält. Wichtig wird es sein, dass der Staat und seine Institutionen dann endlich richtig darauf reagieren.
Nicht, weil das Haben einer anderen Meinung oder das Kritisieren staatlicher Schutzmaßnahmen bestraft werden sollte, wie von Querdenkern oft lamentierend gemutmaßt. Selbstverständlich darf man weiterhin anderer Meinung sein und man darf diese sogar äußern, ohne im Gefängnis zu landen – anders als im bei Querdenkern derzeit so hoch im Kurs stehenden Russland. Doch wenn Morddrohungen ausgesprochen werden und wenn auch vor Gewalt gegen Presse und Andersdenkende nicht zurückgescheut wird – wie bei Demonstrationen oft geschehen –, dann muss sofort und unmissverständlich Schluss sein mit dem Kuschelkurs. Denn wer so weit geht, der ist nicht mehr ohne Weiteres in ein vernünftiges und gesellschaftskompatibles Denken zurückzuholen. Aufgabe des Staates muss es deshalb primär sein, die Gesellschaft vor dieser sich immer weiter radikalisierenden Szene zu schützen, in der Kellermayrs Tod übrigens als Erfolg bejubelt wird.
Jetzt geht es tatsächlich darum, die Freiheit zu schützen. Nicht die vermeintlich eingeschränkte Freiheit der Querdenker, sondern die Freiheit der vernünftig denkenden Mehrheit der Gesellschaft. Wenn ich mich nicht mehr öffentlich für den wissenschaftlichen Konsens – in welchem Bereich auch immer – aussprechen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass mein Leib und Leben bedroht werden, und ohne sicher sein zu können, dass mir staatliche Institutionen im Fall der Fälle zur Hilfe kommen, dann sieht es bald sehr düster aus. Dann wird nämlich nicht mehr die Stimme der Vernünftigen öffentlich zu hören sein, sondern nur noch das lautstarke Krakeelen von Verschwörungstheoretikern.
38 Kommentare
Kommentare
Konja am Permanenter Link
Bitte fügen Sie, wenn Sie über Suizide schreiben entsprechende Links zu Anlauf- / Hilfestellen hinzu.
z.Bsp
"TelefonSeelsorge" kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 und 116 123)
142 (Österreich, E) 147 (Österreich, KuJ)
147 (Schweiz, KuJ)
143 (Schweiz, E)
116 111 (Deutschland, KuJ)
Danke
Achim A. am Permanenter Link
Welche konkrete Hilfe für den Umgang mit Morddrohungen bzw. den Tätern hätte Lisa-Maria Kellermayr sich denn von einem Anruf bei der Telefonseelsorge versprechen können?
Wenn schon in einem Artikel, der einen Suizid erwähnt, Telefonnummern von Beratungsstellen angegeben werden, sollte auch auf die Schluss.PUNKT Beratung hingeweisen werden:
https://www.schluss-punkt.de/
Konja am Permanenter Link
Es geht.mir eher bei dabei um Mitlesende bzw. den Werther-Effekt bzw . Papagenoeffekt und Aufklärung.
(Pressekodex)
Ausführlicher hier:
https://www.telefonseelsorge.de/presse/hinweis-fuer-medialen-umgang-mit-suiziden/
Zu Erörtern inwiefern und wie erfolgreich damit Dr. Kellermayr Unterstützung hätte erhalten können oder vielleicht auch schon hat, wäre jetzt rein spekulativ.
Gegen das Hinzufügen weiterer Anlauf stellen spricht ja absolut nichts. Es wäre nur schön gewesen, wenn überhaupt Hilfestellen genannt würden.
David Z am Permanenter Link
Nein. Der Hinweis oben ist völlig korrekt. Selbstverständlich haben Morddrohungen nichts mit einem Selbstmord zu tun. Oder glauben Sie, jemand bringt sich um, weil er Angst hat, umgebracht zu werden?
Sie fallen hier genau auf das Narrativ der Autorin rein, die mit der Instrumentalisierung eines Selbstmordes versucht, eine bestimmte Personengruppe zu diffamieren.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dies ist im 3. Reich tausendfach geschehen, viele Juden haben sich für einen Suizid entschieden um dem KZ und der Gaskammer zu entkommen. Also bitte, was soll ihre
zynische Frage.
David Z am Permanenter Link
Zynisch ist hier allenfalls Ihr Versuch, Deutschland im Jahre 2022 mit dem 3. Reich und der KZ Situation zu vergleichen. Selbstverständlich ist Ihr Analogieversuch völlig abwegig.
Es gibt für gewöhnlich zwei Gründe für die Selbsttötung:
1. Eine psychische Störung mit medizinischem Hintergrund wie zB Depressionen
2. Eine rationale Entscheidung, die den Freitod erträglicher erscheinen lässt als das Weiterleben, zB aufgrund von schwerer Krankheit, Gefangenschaft, Folter, Scham.
Grund 2 liegt im gegebenen Fall offensichtlich nicht vor.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na gut, Sie wollen oder können nicht begreifen, vermutlich sind Sie noch zu jung dafür.
David Z am Permanenter Link
Das denke ich nicht. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es genau umgekehrt ist.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sehr guter Artikel von Frau Wopalensky, trifft absolut die reale Lage zu dem Thema.
David Z am Permanenter Link
"Querdenker" haben die Frau nicht getötet. Sie hat Selbstmord begangen. Warum die Autorin hier einen Zusammenhang konstruiert, bleibt ihr Geheimnis. Vermutlich politische Instrumentalisierung.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na hoffentlich werden Sie nicht einmal derartig Gemobbt das Sie keinen Ausweg mehr sehen
als Suizid, weil Ihnen niemand beisteht um dieses Mobbing zu beenden.
Manfred H. am Permanenter Link
Volle Zustimmung, Herr Baierlein.
Wenn sich die Psyche derart rational verhalten würde, wie Herr Z. meint, würde kein Mensch Selbstmord begehen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Vielen Dank für Ihre Zustimmung, nur das Wort "Selbstmord" gefällt mir nicht so recht,
David Z am Permanenter Link
Danke. Genau mein Punkt.
Manfred H. am Permanenter Link
Eine pathologische Disposition würde ich eher den üblen Hetzern attestieren.
Um mit der allgegenwärtigen Hetze im Netz einigermaßen fertig zu werden, ist vermutlich sozialer Rückhalt sehr wichtig. Vielleicht fehlte dieser Frau Kellermayr.
Die sozialen Medien verdienen ihren Namen häufig nicht und sollten besser asoziale Medien genannt werden.
Sensiblere Charaktere sollten diese lieber meiden.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Genau die richtige Sichtweise der Ereignisse, ei Her Damit Z. wird dies nie verstehen.
David Z am Permanenter Link
Wie können Sie wissen, ob das die richtige Sichtweise ist, wenn Sie die Ihre noch nicht einmal begründen können?
David Z am Permanenter Link
Selbstverständlich kann es auch andere Personen mit pathologischer Disposition geben. "Hass" oder "Hetze" würde ich jedoch nicht als Krankheit bezeichnen.
Ihre Kritik an den sozialen Medien bzw die durch das Internet verfügbare freie Kommunikation teile ich. Sie sind Segen und Fluch zugleich. Und ja, sensible Personen sollte den Bereich meiden. Oder sich selbst das nötige mentale Rüstzeug aneignen.
David Z am Permanenter Link
Von Mobbing steht im Artikel nichts. Dort ist die Rede von Drohbriefen.
Wollen Sie behaupten, dass der Erhalt von Drohbriefen rational betrachtet einen schlimmeren Zustand darstellt als der Tod?
Assunta Tammelleo am Permanenter Link
Sehr geehrte Damen und Herren,
diesen sog. Kommentar habe ich soeben gelesen. Und leider komme ich wohl heute Abend nicht mehr dazu, diesen Kommentar aus meiner Sicht angemessen zu kommentieren. Die Betonung liegt auf "angemessen". Denn ob der Qualität dessen, was da veröffentlicht worden ist, komme ich aus dem Kopfschütteln aktuell nicht hinaus. Das ist zum einen einfach schlecht geschrieben. Das alleine ist schon bedauerlich genug. Aus meiner Sicht. Aber: es ist auch einfach logisch falsch, noch dazu. Wie gesagt, ich werde morgen dazu was schreiben. Vielleicht erreiche ich wen...
Assunta Tammelleo
Vorsitzende des bfg münchen
Kuratorin der Giordano Bruno Stiftung
Florian am Permanenter Link
Danke für den Kommentar, Frau Wopalensky.
Ich stimme weitestgehend zu, finde es allerdings schon bedenklich, wenn Querulanten nicht mehr als solche genannt werden, sondern stattdessen ein von ihnen, zu Propagandazwecken, ausgesuchter Begriff gleich zehnfach im Text übernommen wird. Ich würde so einen Begriff nur so wenig wie nötig übernehmen und dann den Widerspruch zu dem tatsächlich gezeigten Verhalten aufzeigen.
Wer mit Nazis marschiert oder sich einem gewaltbereiten oder hetzenden Milieu anschließt und demgegenüber dann rechtfertigt, dass es doch egal sei, wer mit ihnen marschiert und dass es doch um eine gemeinsame Sache ginge, gegen die sie antreten, vertritt offensichtlich die Einstellung: Hauptsache dagegen und mit dem Kopf durch die Wand! - Was wiederum typisch für Querulanten ist!
David Z am Permanenter Link
Ich halte den Artikel für ziemlich daneben. Selbstverständlich haben Morddrohungen nichts mit einem Selbstmord zu tun. Oder glaubt die Autorin, jemand bringt sich um, weil er Angst hat, umgebracht zu werden?
Was die Autorin hier aus meiner Sicht versucht, ist die Kreierung eines bestimmten Narrativs, das mithilfe der politischen Instrumentalisierung eines Selbstmordes versucht, eine bestimmte Personengruppe zu diffamieren.
Verstärkt wird dieser Eindruck durch ihre merkwürdig verschrobene Wahrnehmung einer angeblichen Ungleichbehandung zw linken Demos und Querdenker Demos zugunsten letzterer.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ich habe selbst schon erlebt, wie auf linke Demonstranten eingeprügelt wurde von der Polizei
und auf der anderen Seite rechte Demonstranten eine erfrischende Dusche über deren Köpf
David Z am Permanenter Link
Anekdoten sind unerheblich.
Fakt ist:
1. Linke und Rechte Demos beinhalten regelmässig Gewaltsituationen, es ist deshalb nur logisch, dass die Polizei hier ihr Gewaltmonopol durchsetzt, je nach Situation.
2. Die Polizei fährt seit Jahren die Strategie der Deeskalation und lässt im Zuge dessen vieles, selbst Gewaltsituationen, durchgehen.
3. Auf Demos gegen die Corona Massnahmen kam es niemals zu Ausschreitungen, die an das Niveau herkämen, das man gelegentlich auf linken Demos festellt.
4. Dennoch wurde auf den "Corona" Demos diverse Male seitens der Polizei herzhaft und unverhältnissmässig zugepackt. Bildmaterial gibt es zu genüge.
5. Das herzhafte Zupacken der Polizei ist bei alten Omas und Familien einfacher als bei einer Schlachtlinie des schwarzen Blocks.
6. Zahlreiche Demos gegen die Corona Massnahmen wurden untersagt während andere Demos erlaubt wurden, obwohl Abstands- und Maskenpflicht dort nicht minder eingehalten wurden.
7. Juristisch wurde seitens des Staats mit allen Optionen gespielt, um die Demos zu unterdrücken. In einigen Fällen mussten sogar übergeordnete Gerichte die Untersagung der Demos aufheben.
Davon abgesehen: warum sollte der Staat grade jene Demonstranten zuvorkommend behandeln, die gegen ihn heftig und wütend demonstrieren, gegen die der Staat selbst verbal krass aufgerüstet hat mit zum Teil entmenschlichenden Worten, die glatt aus unserer dunklesten Geschichte kommen könnten? Warum sollte der Staat ausgerechnet dann zuvorkommemdes Verhalten zeigen?
Kurzum: Eine Ungleichbehandlung ist folglich nicht zu erkennen. Diese Behauptung ist offensichtlich völlig wirr, merken Sie das wirklich nicht?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Waren Sie dabei, als man in Berlin den Demonstranten der rechten Szene bei 30 Grad im Schatten eine kühlende Brise mit dem Wasserwerfer zuteil werden lies und in einer Seitengasse den Gegendemonstranten die Gummiknüpp
Das in unserer Polizei auch eine schwelende Rechtsgesinnung in den 80zigern geherrscht hat
war unbestritten, eine derartige Haltung gegenüber der bedrohten Ärztin sehe ich da schon.
Jedenfalls wurde von Seiten der Justiz und der Exekutive nichts wesentlich unternommen,
um eine Deeskalation zu unterbinden, was dann schließlich zum Suizid der Ärztin führte, da
sich diese von den Behörden in Stich gelassen fühlte und keinen Ausweg aus der Situation mehr sah. Das Sie ohne jegliche Empathie dieses Ereignis bewerten zeigt Ihre mangelnde Fähigkeit sich in andere Menschen und deren Nöte zu versetzen.
David Z am Permanenter Link
Ich verstehe nicht, warum Sie hier mit Anekdoten und dann noch aus der fernen Vergangenheit kommen. Nochmal, Anekdoten sind kein Argument.
Und dass in unserer Polizei "in den 80gern unbestritten eine schwehlende Rechtsgesinnung geherrscht hat" ist eine reine Behauptung, die zudem nichts mit dem hier beschriebenen Fall zu tun hat.
Was im Fall oben seitens der Behörden nicht unternommen wurde, können Sie nicht wissen. Wir leben in einem funktionierenden Rechtsstaat und es ist daher selbstverständlich nur vernünftig, zunächst anzunehmen, dass alles in seinen geregelten Bahnen verlief anstatt sofort eine Verschwörungstheorie aufzubauen. Drohbriefe und Morddrohungen erhalten heutzutage - leider - viele Menschen, von Politikern wie der heftig umstrittene Lauterbach über Trans/Gender-Kritiker bis hin zu Islam-Kritikern, ohne dass den Behörden hier Nachlässigkeit vorgeworfen werden müsste bzw die betroffenen Personen den Freitod vorziehen würden. Im Gegenteil, vielfach ist sogar eine Überreaktion der Behörden erkennbar wie kürzlich in Hamburg, wo das Wort "Pimmel" zu einer SEK Hausdurchsuchung führte.
Nur weil sich jemand "von den Behörden im Stich gelassen fühlt", heisst das nicht, dass die Behörden jemand tatsächlich im Stich gelassen haben geschweige denn von Kritikern der Corona Massnahmen unterwandert wären.
Nur weil jemand, Drohbriefe erhält, heisst das nicht, dass ein Drohbriefschreiber oder eine vermeintlich nicht aktiv gewordene Strafverfolgungsbehörde die Ursache für eine Selbsttötung sind.
Mir die Empathie abzusprechen, ist ziemlich unredlich, Herr Baierlein. Wo ist Ihre Empathie gegenüber denjenigen, die sie hier willkürlich diffamieren? Wo bleibt Ihre Empathie denjenigen gegenüber, denen Sie ohne Beweise mit nur auf Gefühlen aufbauender Gesinnungsethik den tragischen Tod der Frau ankreidenden wollen?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Was Sie als Anekdoten bezeichnen war in den Sechzigern und Achtzigern knallharte Wirklichkeit, aber davon haben Sie vermutlich keine Ahnung. Sie verteidigen lieber die Täter
Versuchen Sie doch einmal sich in die Menschen zu versetzen, welche gegen die Zerstörung
der Umwelt ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben und dafür nur Prügel bekamen.
Bei allem Verständnis für Ihre Einstellung, welche ich als Opportunistisch erachte, kann es in Konflikten nicht zwei Seiten geben welche richtig handeln.
David Z am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein,
Ich versuche es einmal anders, über die Gemeinsamkeiten: Wir sind beide der Meinung, dass der Tod der Frau tragisch ist und dass es schön wäre, wenn sie noch lebte. Wir sind ferner beide der Meinung, dass Straftaten ermittelt, aufgedeckt und verfolgt werden müssen. Das ist doch schonmal eine solide Basis, soviel kann uns daher eigentlich gar nicht trennen.
Was uns trennt, ist die Bewertung des Falls. Sie wie auch die Autorin glauben, dass hier eine Straftat vorliegt und die Täter nicht nur die Drohbriefschreiber selbst sind, sondern im Grunde pauschal eine ganze Personengruppe, sowie dass es eine Verschwörung seitens der Behörden gibt, die gemeinsame Sache mit den Corona- Massnahmegegner machen. Meine Position ist: Das können wir weder wissen noch ist diese Annahme in irgendeiner Weise plausibel bzw gerechtfertigt. Zu Ihren weiteren Anmerkungen gebe ich folgendes zu bedenken:
1. Was Sie glauben, in den 60gern und 80gern als Wirklichkeit wahrgenommen zu haben, mag wahr oder unwahr sein. Für den Sachverhalt oben ist dies jedoch in beiden Fällen unerheblich.
2. Sie sind mit Schuldzuweisungen sehr schnell bei der Hand. Jetzt benutzten Sie sogar das Wort "Täter". Es erscheint mir daher notwendig, Sie auf folgende Selbstverständlichkeiten hinzuweisen: Wir leben zum Glück in einem Rechsstaats. In einem Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Täter ist jemand dann, wenn er nach Auswertung der Beweislage rechtskräftig für schuldig befunden und verurteilt wurde.
3. Ich verteidige hier keine "Täter" sondern die Grundsätze unseres Rechtssystems.
4. Ich komme mir dabei nicht "klug" vor, sondern ich fühle vielmehr eine gewisse Traurigkeit, dass diese Verteidigung hier anscheinend tatsächlich notwendig ist.
5. Was haben jetzt auf einmal Umweltaktivisten mit dem Fall zu tun?
6. Sie halten die Unschuldsvermutung also für "opportunistisch"? Das will ich Ihnen nicht glauben.
7. Selbstverständlich kann es Konflikte geben, in denen beide Seiten jeweils "richtig" handeln. Jede Partei kann gute Gründe haben für ihr Handeln, auch wenn sie konträr zueinander stehen. Dilemma Situationen sind eine Variante davon. Aber was hat das mit dem Fall oben zu tun?
8. Ihr nachgereichter Kommentar ist interessant. Ich kann allerdings nicht erkennen, in wie weit er meiner Position widerspricht, geschweige denn, was er mit dem Fall oben zu tun hat.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Werter Herr Z,
natürlich hat mein Kommentar über die Zeit nach 1945 nichts mit dem Thema zu tun, aber
meine Denkungsart ist immer in Zusammenhängen, wobei oft das eine Ursache für das andere ist.
Wenn ihnen Tränengas in die Augen gesprüht werde und ein Gummiknüppel auf den Rüchen
landet, dann werden auch Sie dies als Wirklichkeit wahrnehmen.
Wenn ich von Tätern spreche, so meine ich Leute, deren Gesinnung auf Randale gebürstet ist.
Ich bin der Meinung, das derartige Menschen, welche andere mit grausamen Morddrohungen
drohen, keine Verteidigung von Ihnen benötigen, dafür gibt es Anwälte.
Bei Punkt 6. habe ich mich in der Wortwahl vergriffen.
7.Das jede Partei seine Gründe hat ist richtig, es kommt nur darauf an mit welchen Mitteln man diese verteidigt.
8.Dies sollte nur ein für Sie persönlicher Hinweis sein, weshalb ich mich für eine bessere Welt im Sinne von Humanität engagiere, Sie müssen mir nicht sagen daß dies mit dem vorliegenden Fall nichts zu tun hat, damit beleidigen Sie meine Intelligenz und ignorieren meine Lebenserfahrungen.
Ihren ersten beiden Abschnitten muss ich zustimmen, wir sollten mehr die Gemeinsamkeiten erkennen anstatt zu spalten, verzeihen sie einem alten Mann, das ihn die vorliegenden
Ereignisse derartig erschüttert haben, da mich diese an so manche Erlebnisse in meinem Leben erinnerten.
David Z am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein,
Vielen Dank für die weiteren Erläuterung und Empfehlungen. Deschner habe ich gelesen und teile seine Positionen grösstenteils. Ein wirklich wichtiges Buch.
Ich schätze Sie und Ihre Beiträge sehr, geben Sie mir doch die Möglichkeit zur Reflektion. Und ich teile auch Ihre emotionale Sichtweise auf den Fall. Morddrohungen gegen einen Menschen, der sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzt. Wo sind wir nur hingekommen.
Mein Gedanke ging nur einen Schritt weiter. Ich bin lediglich der Meinung dahingehend, dass diese emotionale Bewertung uns nicht zu ähnlich irrationalem Verhalten verleiten sollte, indem wir diese Personen a) für einen Suizid direkt verantwortlich machen, b) eine ganze Gruppe von Menschen pauschal damit in Verbindung bringen, c) den Ermittlungsbehörden fröhlich versagen und rechte Gesinnung unterstellen und d) einen Suizud damit politisch instrumentalisieren. Diese 4 Punkte sehe ich im Artikel, daher meine Wortmeldung.
Kurzum mein Vorschlag: Kants kategorischer Imperativ. Für eine eine bessere Welt.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Lieber Herr Z, so können wir kommunizieren, Missverständnisse entstehen weil man nicht in den Kopf eines anderen Menschen schauen kann und dessen Gedankengänge einen verborgen bleiben und in einem kurzen Kommentar auc
Was den Kantschen' Imperativ betrifft, so ist auch dieser nicht der Weisheit letzter Schluß.
In Richtung einer besseren Welt hat mir persönlich das Buch von Thomas Ebersberg mit dem Titel < Abkehr vom Absoluten > eine mögliche Perspektive vermittelt.
Dessen Weltanschauung für eine mögliche, bessere Zukunft ist überzeugend dargelegt.
Leider werden wir beide vermutlich dies nicht mehr erleben, wir können nur unsere Kraft und Kreativität dafür einsetzen, dass dies Realität wird.
Sollten Sie dieses Buch gelesen haben, wäre ich für ein Gespräch darüber dankbar.
Falls Sie weiterhin eines von meinen 3 Büchern gelesen haben, bin ich in Neuendettelsau für Sie zu erreichen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dazu noch ein paar Bemerkungen werter Herr Z, die Auswirkungen von Adolf Hitlers Größenwahn musste ich noch am eigenen Leib verspüren, als Jahrgang 1946 herrschte noch
Vielleicht können Sie nachvollziehen, dass ich auch keinerlei Empathie für den Überfall Putins auf sein Nachbarvolk in der Ukraine empfinden kann. Der Aggressor ist m.M.n. immer der Schuldige am Leid der anderen, wer da Verständnis signalisiert, bestätigt den Täter in seinem Verhalten.
Was die Gräueltaten der Kirchen betrifft, so können Sie darüber in meinen und vielen andern Büchern lesen, z.B. die Kriminalgeschichte des Christentums von K.H.Deschner in 10 Bänden.
Das nur als Anregung gedacht.
Ich bin mir bewusst, dass die Welt nicht schwarz oder Weis ist, sondern Bunt, aber Recht und Unrecht sind m.E. klar zu trennen, nur so ist ein positives Weltbild und ein Fortschritt, sowie
klare Einsichten möglich. Die Welt ist Polar und nicht einschichtig, alles hat einen Gegenpol
und das ist gut so, so kann man immer abwägen was ist richtig, was ist falsch.
Was nützt der Erde, was schadet ihr.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dazu noch ein paar Bemerkungen;
Jeder Mensch hat das Recht auf eigene Meinung und kann diese auch öffentlich kundtun.
Jede Meinung, auch wenn diese konträr zur eigenen Meinung ist, sollte, nein müsste mit
nachvollziehbaren und belegbaren Argumenten dargelegt werden um Diskurs fähig zu sein.
Eine Morddrohung mangels vernünftiger Argumente ist keine Meinung sondern Hetze, dieser
sollte mit aller demokratischer Macht entgegengetreten werden und nicht als "andere" Meinung angesehen werden, sowie keinerlei Schutz oder Vernachlässigung von Seiten der Justiz erhalten.
In dem dargelegten Fall der Ärztin sehe ich ein Versagen der Exekutive und ein stillschweigendes Verständnis für den radikalen Mob.
Wehret den Anfängen!!!!
David Z am Permanenter Link
Hier muss ich teilweise widersprechen. Ja, Morddrohungen stellen selbstverständlich einen Straftatbestand dar. Hier gibt es keinen Dissens in unserer Gesellschaft.
Dann sagen Sie, dass Meinungen, um diskursfähig zu sein, "mit nachvollziehbaren und belegbaren Argumenten dargelegt werden" sollten. Gleichzeitig basiert ihre eigene Bewertung jedoch allein auf Spekulation und Vorverurteiung.
Wie passt das zusammen? Woher wollen Sie wissen, dass die Exekutive versagt hat? Wie kann ein "radikaler Mob" als pauschale Gruppe und undefiniertes Kollektiv die Morddrohungen gutheissen, wenn diese Drohungen noch nicht mal öffentlich stattfanden?
Ja, währet den Anfängen. Da bin ich bei Ihnen. Aber bitte mit den Mitteln des Rechtstaats, der Vernunft und der Logik und nicht mit der gleichen Irrationalität derer, denen man zurecht Irrationalität vorwirft.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dass mich der Vorfall in Österreich emotional berührt hat ist meiner Einstellung zu Menschen,
welche sich für das Allgemeinwohl einsetzen geschuldet.
Als Emphatischer Mensch kann ich nachvollziehen wie sich diese, in die Enge gedrängte
Frau gefühlt hat und keinen anderen Ausweg mehr sah als diesen Finalen.
Wenn Sie andere Fakten für deren Suizid kennen, wäre ich für einen belegbaren Grund dankbar, ansonsten kann ich nichts anderes annehmen als die permanente Bedrohung der
Person, welche ein sensibler Mensch nicht lange erträgt.
Es kann und darf nicht angehen, das dies ungestraft bleibt, da dies sonst nur andere
Gruppen, wie z.B. Querdenker, Spaziergänger, Impfgegner, u.s.w. nur animiert radikaler vorzugehen.
Meinungsfreiheit, welche ich befürworte, hat seine Grenzen dann, wenn diese Leben kostet.
Das bedeutet eigentlich nichts anderes als das was auch Sie fordern, nämlich das eingreifen des Rechtsstaates mit angemessenen Rechtsmitteln.
Es müssen auch Ermittlungen erfolgen, wer alles an diesen Vorgängen mit Morddrohungen
beteiligt war und diese nicht im Sande verlaufen um Wiederholungen zu vermeiden.
David Z am Permanenter Link
Ja, das beschreibt auch meine Position - mit einer kleinen Ausnahme.
Die Ursache für Suizid ist für gewöhnlich eine pathologische Disposition oder eine wirklich aussergewöhnliche Extremsituation. Der Erhalt von Morddrohungen ist sicher belastend und verstörend, aber keine aussergewöhnliche Extremsituation und damit keine Ursache, sich selbst zu töten. Warum? Weil man sich als lebenswilliger Mensch dieser Situation jederzeit entziehen kann (im Gegensatz zum Foltergefängnis zB) und weil wir viele Menschen kennen, die ebenfalls Drohbriefe erhalten, sich aber nicht umbrigen.
Ich kann die Ursache für den Suizid daher nicht in den Morddrohungen sehen, sondern muss ihn in einer pathologischen Veranlagung verorten. Ich würde zudem auch nicht behaupten wollen, dass die genannten Gruppen pauschal alle radikal sind und Aktionen wie diese Drohbriefe befürworten.
Eine Morddrohung ist kein Mord. Es sind zwei Straftatbestände. Ich will aber zugestehen, dass die belastende Situation Rund um Corona und Drohbriefe indirekt mit zur pathologischen Suizid-Entscheidung beigetragen haben könnten bzw sie begünstigt hat.
Peter am Permanenter Link
Das Mobbing via Internet kann der Auslöser sein, aber sicherlich lagen hier auch erhebliche psychische Probleme zu Grunde.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Richtig, nicht jeder Mensch ist emotional derartig stabil, dass er solchem Psychoterror lange