BBC-Film über Mubarak Bala:

Was es kosten kann, Atheist zu sein

Seit April 2020 befindet sich der Präsident der Humanistischen Vereinigung in Nigeria, Mubarak Bala, in seinem Heimatland in Haft. 24 Jahre Gefangenschaft soll er dort für vermeintliche Blasphemie verbüßen. Ein englischsprachiger Kurzfilm beleuchtet die Hintergründe und lässt ihm nahestehende Menschen wie seine Ehefrau und seinen Anwalt zu Wort kommen. Eine herzzerreißende Dokumentation fassungslos machender Ungerechtigkeit und eines kaum verständlichen Heldenmutes.

Für angeblich den islamischen Propheten Mohammed herabwürdigende Beiträge im Sozialen Netzwerk Facebook war der nigerianische Atheist und Präsident der Humanistischen Vereinigung in Nigeria, Mubarak Bala, angezeigt worden. Im muslimisch geprägten Norden Nigerias, im Bundesstaat Kano, fiel dies auf fruchtbaren Boden und mündete in die Verhaftung des Atheisten. Im Jahr 2021, nach 15 Monaten in Haft, wurde schließlich Anklage erhoben und Mubarak Bala zu 24 Jahren Haft verurteilt. Verhaftung und Urteil hatten weltweit für Erschütterung und Proteste gesorgt. Humanists International, Amnesty International, die deutsche Bundesregierung und unzählige weitere Organisationen und Privatpersonen hatten sich für eine Freilassung Balas ausgesprochen. Bisher erfolglos.

Umso wichtiger ist es daher, nicht zu vergessen, dass Mubarak Bala noch immer für ein vermeintliches Verbrechen, das keines sein kann, im Gefängnis ist.

Der englischsprachige BBC-Kurzfilm "The cost of being an atheist" ist dabei eine große Unterstützung. Beleuchten die Journalistin Yemisi Adegoke und ihr Team doch die Hintergründe, schauen in den Gerichtssaal und lassen auch andere nigerianische Atheist*innen zu Wort kommen.

Adegoke geht im knapp halbstündigen Beitrag dahin, wo es wehtut. So interviewt sie Layin Masallin Bilal, den Mann, der Mubarak Bala wegen seiner Facebook-Beiträge nach Paragraph 10 des dortigen Strafgesetzbuches angezeigt und ins Gefängnis gebracht hat. Zu den Posts befragt erklärt er, dass es ihm völlig unmöglich sei, sie einfach zu ignorieren und den Computer auszumachen. Blasphemie schmerze und ließe ihn nicht mehr schlafen. Für viele Menschen sei die Angelegenheit gar wichtiger als die eigenen Mütter und Väter, sodass sie, angestachelt durch Balas Kommentare, womöglich das Recht in die eigenen Hände nähmen. Balas Beiträge hätten also das Zeug dazu, die öffentliche Ordnung zu gefährden.

Im Gerichtssaal und im Gespräch mit Balas Anwalt sowie Balas Ehefrau Amina Ahmed zeigt die Journalistin die Enttäuschung auf. Während zunächst alle auf baldige Freilassung gehofft hatten, da eine Klage nicht zulässig gewesen wäre, wenn die Facebook-Einträge außerhalb des Bundesstaates Kano verfasst worden wären, wurden durch Balas Schuldbekenntnis – aus besonderem Mut oder Zermürbung – alle Hoffnungen zerstört. Die Verurteilung zu 24 Jahren Haft schockierte dennoch und ließ den Anwalt und besonders die Ehefrau verzweifelt zurück. Das gemeinsame Kind Balas und Ahmeds war bei der Verhaftung erst wenige Wochen alt und soll wegen vermeintlich beleidigter Propheten ohne seinen Vater aufwachsen.

Adegoke befragt auch andere Atheist*innen, unter ihnen auch Leo Igwe von der Humanistischen Vereinigung in Nigeria, zu ihren Gedanken zum Fall Mubarak Bala, ihrem Sicherheitsgefühl in Nigeria und ihren Zusammenhalt.

Wenig tröstlich schließt die Journalistin ihren Beitrag mit der Feststellung, dass sie zu Bala zwar nicht vorgelassen wurde, es ihm jedoch den Umständen entsprechend gut ginge.

Der Film ist auf der Videoplattform Youtube zu sehen und dürfte alle im Kampf gegen Anti-Blasphemiegesetze bestärken.

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