Das Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Bayern wurde zum Teil von der Konfessionszugehörigkeit bestimmt. Das Wahlverhalten der Konfessionsfreien unterschied sich hierbei teilweise signifikant von dem anderer Konfessionsgruppen.
Die CSU (insgesamt 37 Prozent) wurde von Katholiken zu 42 und von Evangelischen zu 38 Prozent gewählt, während sie "nur" von 26 Prozent der Konfessionsfreien die Stimme erhielt – was aber deutlich mehr war als die 19 Prozent vor fünf Jahren. Dies ergibt sich aus einer Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter 19.512 Wählerinnen und Wählern am vergangenen Wahlsonntag in Bayern. Auch Freie Wähler (insgesamt 15,8 Prozent) wurden von Kirchenmitgliedern (18 Prozent) häufiger gewählt als von Konfessionsfreien (13 Prozent). Bei den Grünen (insgesamt 14,4 Prozent) machten 10 Prozent der Katholiken und 17 Prozent der Evangelischen ihr Kreuz, aber 21 Prozent der Konfessionsfreien. Bei SPD (insgesamt 8,4 Prozent) und FDP (insgesamt 3,0 Prozent) wichen die Anteile der diese Parteien wählenden Konfessionsfreien mit 9 und 4 Prozent kaum vom Durchschnitt ab. Die AfD (insgesamt 14,6 Prozent) erhielt von Angehörigen der beiden Kirchen wie auch von Konfessionsfreien nur knapp unterdurchschnittliche Zustimmung, dafür von Orthodoxen und Anhängern der (meist russlanddeutschen) Freikirchen besonders viele Stimmen. Gerade die bereits ansässigen Migranten wehren sich heftig gegen einen weiteren Zuzug von Ausländern, durch den sie ihre Arbeitsplätze gefährdet sehen.
Konfessionsfreie blieben leider überdurchschnittlich häufig der Wahl fern oder wählten Splitterparteien, so dass sich der auf 42 Prozent angewachsene Anteil der weder Katholischen noch Evangelischen an der Bevölkerung (2018 waren es nur 34 Prozent) kaum auswirkte. Die Ursache dürfte sein, dass sich im Wahlkampf keine der drei Ampel-Parteien erkennbar für eine klare Trennung von Staat und Kirche aussprach oder diese im Wahlkampf überhaupt thematisierte.
Dabei hätte es genug Gründe gegeben, dieses Thema aufzugreifen, zum Beispiel Söders Anordnung von 2018 zur Anbringung von Kreuzen im Eingangsbereich staatlicher Gebäude oder das riesige Ausmaß an staatlichen Subventionen für die Kirchen: So existieren beispielsweise sechs der elf katholischen Fakultäten Deutschlands an bayerischen Universitäten – zusätzlich zur katholischen Uni in Eichstätt. Sie könnten leicht zu einem einzigen Ausbildungsort zusammengelegt werden, was immense Kosten sparen würde.
Alle drei Ampel-Parteien haben somit wohl rund einen Prozentpunkt ihres Ergebnisses verschenkt. Was allerdings diesmal das Gesamtergebnis nicht nennenswert verändert hätte. Ob sie bis 2028 hinzulernen, bleibt abzuwarten. Bis dahin bleibt als kleiner Lichtblick für Säkulare, dass immerhin zwei Mitglieder des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) den Einzug in den neuen bayerischen Landtag geschafft haben.
5 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und mühsam geht die Aufklärung voran, die geistige Trägheit in den Politischen Kreisen sowie die kognitive Trägheit der Wähler verhindern eine durchgreifende Verbesserung der Lage
Helmut Lambert am Permanenter Link
Das ist sicher richtig, aber nur die eine Seite der Trägheit. Sind wir Humanisten nicht im Durchschnitt auch etwas träger im sozialen Engagement als die religiös "Durchglühren"?
Gerhard am Permanenter Link
Als säkular eingestellter Mensch beobachte ich, und informiere mich regelmäßig über die Partei 'Die Humanisten'. Deren gesamtes Programm überzeugt mich.
A.S. am Permanenter Link
Die Parteien wägen ab, wieviele religiöse Wähler sie verlieren wenn sie atheistische Positionen in ihr Wahlprogramm aufnehmen.
Es dürfte zur Zeit noch ein Nullsummenspiel sein.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Was muss noch alles passieren bis die Wähler einsehen, dass uns der Klüngel Kirche und
Politik nicht weiterbringt, sondern nur ein Zukunftsmodell OHNE jeglichen Bezug auf jegliche
Schaut euch um in der Welt, überall wo Religion das sagen hat ist Krieg und wo Religion
private Nebensache ist herrscht Friede, das muß einem doch zu denken geben.