Daniel Bax' aktuelles Buch

Gefahr von Islamfeinden – nicht von Muslimen

BONN. (hpd) Der taz-Redakteur Daniel Bax legt mit seinem Buch "Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten" eine journalistische Gesamtdarstellung zu den unterschiedlichsten Akteuren islam- und muslimenfeindlichen Wirkens vor. Dabei handelt es sich um eine informative Darstellung und Einschätzung zum Thema, die aber im Bemühen um Aufklärung gegen Ressentiments manche bedenkliche Entwicklungen und Gegebenheiten eher ausblendet.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 lässt sich auch in Deutschland eine ansteigende Abneigung gegen den Islam und die Muslime in bestimmten gesellschaftlichen Teilbereichen konstatieren. Der letzte Ausdruck damit einhergehender Stimmungen waren die Zehntausende von Teilnehmern bei Demonstrationen gegen eine behauptete "Islamisierung des Abendlands" und die Erfolge einer neuen Partei mit einschlägigen Positionen bei Wahlen. Doch sind Islam- und Muslimenfeindlichkeit nicht nur in diesen Kontexten auszumachen, worauf der Journalist Daniel Bax in seinem Buch "Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten" hinweist. Der taz-Redakteur sieht darin in seinen eigenen Worten mit Sorge, wie es den Anhängern solcher Feindbilder "gelingt, das Misstrauen gegen die Mehrheit der Muslime zu schüren, wie rechtspopulistische Parteien davon profitieren und das Klima vergiften, wie die Rechte einer religiösen Minderheit beschnitten werden und wie auch dieser Hass in Gewalt umschlagen kann" (S. 7).

Sein Buch gliedert sich in drei Teile: Nach einem kurzen Bericht über die Situation im Berliner Stadtteil Neukölln, wo entgegen eines bundesweit kursierenden Zerrbildes "eine vielfältige und engagierte Bürgergesellschaft" (S. 27) existiere, geht es zunächst um "Eine kurze Geschichte der Islamophobie" (S. 35). Dabei wirft Bax einen Blick weit in die Geschichte zurück, sieht er doch etwa in den Ausfällen Luthers gegen den Islam eine der "Wurzeln der Islamfeindlichkeit" (S. 47). Derartige geistige Traditionen reichten über die auch von Aufklärern wie Voltaire vertretenen Ressentiments bis in die Gegenwart. "Ein neues Feindbild nimmt Form an" (S.67), so der Autor, mit Samuel Huntingtons Rede von einem "Kampf der Kulturen". Ausführlich geht es auch um die einschlägige Agitation rechtspopulistischer Parteien, die damit etwa in Frankreich oder den Niederlanden hohe Wahlerfolge verbuchen konnten. Bax kritisiert in diesem Kontext ebenso das öffentliche Agieren von “Kronzeugen” (S.120), also Ex-Muslimen, die sich negativ zum Islam äußern.

Im zweiten Teil "Klischees und Konflikte" (S. 135) werden kursierende Auffassungen einer kritischen Betrachtung unterzogen, wie etwa Aussagen, wonach der Koran zu Gewalt aufrufe, der Islam eine Reformation brauche oder das Kopftuch für Unterdrückung stehe. Besonders interessant sind hier die Ausführungen zum "Aufstieg der falschen Antifaschisten" (S. 195). Dabei nehmen die Gemeinten eine Gleichsetzung von Faschismus und Islam vor, um sich so im Gewand von Aufklärung und Demokratie gegen den Glauben und die Religionsfreiheit von Muslimen zu wenden. Im dritten und letzten Teil "Wie geht der Kulturkampf weiter" (S. 207) kritisiert Bax die Auffassungen von Atheisten, die ihm hier aufgrund ihrer fehlenden Einwände gegen das Christentum und die Kirchen als "halbherzige Jakobiner" (S. 209) gelten. Der Autor problematisiert auch ausführlich die Einstellung der Kirchen und die "Verantwortung der Medien" (S. 229). Im letztgenannten Kontext wird etwa an bedenkliche Formulierungen von Titeln auch seriöser Medien wie dem "Spiegel" erinnert.

In der Gesamtschau legt der Autor eine informative Darstellung und Einschätzung der Islam- und Muslimenfeindlichkeit in gut lesbarer und strukturierter Form vor. Dadurch kann er gut belegen, dass Gefahren für eine moderne Demokratie und offene Gesellschaft von den Anhängern dieser Feindbilder ausgehen. Die journalistische Perspektive erlaubt hier Einseitigkeiten, die aus einer wissenschaftlichen Sicht problematisch sind. Denn durch sein Ansinnen, vor den bedenklichen Folgen eines Islamhass zu warnen, blendet das Buch doch allzu häufig bedenkliche Entwicklungen und Gegebenheiten in der muslimischen Community aus. Deren Kritik kann auch aufklärerisch-menschenrechtlich und muss nicht fremdenfeindlich-hetzerisch motiviert sein. Mitunter wirft Bax auch Akteure der unterschiedlichsten Richtungen in einen Topf. Gerade da, wo er den Laizisten etwa “Halbherzigkeit” vorwirft, stimmt die Kritik angesichts deren jahrzehntelanger Kritik an der fehlenden Konsequenz einer Trennung von Religion und Staat nicht.

Daniel Bax, Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten, Frankfurt/M. 2015 (Westend-Verlag), 288 S.