Flüchtlingsdebatte

Für ein Europa der Menschenrechte

BERLIN. (hpd) Vor dem Hintergrund der aktuellen asylpolitischen Debatte haben Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, Flüchtlingsinitiativen und Künstlern den bundesweiten Aufruf "Für ein Europa der Menschenrechte" ins Leben gerufen. Verschiedene humanistische Organisationen unterstützen die Initiative.

Der Aufruf "Für ein Europa der Menschenrechte" formuliert 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ein breit verankertes Selbstverständnis: "Asyl ist ein Menschenrecht! Solidarität und Mitgefühl gehören zu einem offenen, vielfältigen Deutschland und zu Europa." Es ist ein übergeordnetes Bekenntnis zu Solidarität und Humanität, zum Recht auf Asyl und zum Schutz von Schutzsuchenden. Die Initiatoren begreifen die Ankunft der Menschen als Chance und fordern Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben in einer offenen, menschlichen und von Vielfalt geprägten Gesellschaft.

Ziel ist es, die vielen Stimmen der Zivilgesellschaft zu bündeln, gesellschaftlich zu artikulieren und einen Gegenpol zu Rassismus und Ausgrenzung zu setzen. Im nächsten Schritt wollen die Unterzeichner möglichst viele Menschen in Deutschland dafür gewinnen, den Aufruf zu unterzeichnen und sich zu den genannten Werten zu bekennen.

"Die beteiligten Organisationen und Institutionen setzen sich zum Teil bereits seit Jahrzehnten für Flüchtlinge und gegen Rassismus ein. Solidarität und Humanität gehören zu den Grundpfeilern dieser Arbeit", sagt Sara Fremberg, Sprecherin der Initiative. "Das ehrenamtliche Engagement der vergangenen Wochen, mit dem sich Menschen in Deutschland, aber auch Österreich und Ungarn für die Ankommenden eingesetzt haben, hat uns auf überwältigende Weise gezeigt, dass wir mit dieser Überzeugung nicht alleine sind. Vielmehr handeln wir im Konsens mit großen Teilen der Gesellschaft. Diese vielen Stimmen gilt es nun zu bündeln."

Die Initiatoren laden dazu ein, den Aufruf unter www.europa-der-menschenrechte.org zu unterzeichnen. Mehr als 50 Organisationen, Künstler und Künstlerinnen sowie engagierte Einzelpersonen sind bereits dabei – darunter auch humanistische Organisationen wie der Humanistische Verband Deutschlands, die Giordano-Bruno-Stiftung, die Humanistische Union, die Evolutionären Humanisten Trier sowie der Humanistische Pressedienst. 

Erwin Kress, Vizepräsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands, sagte am Donnerstag zum Aufruf: "In einer Zeit, in der insbesondere in den sogenannten sozialen Netzwerken hasserfüllte Stimmung gegen Schutzsuchende breiten Raum einnimmt, die dann sogar in reale Gewalt auf den Straßen ausartet, müssen die anderen Stimmen ebenfalls lauter werden. Es müssen sich auch die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland deutlich und hörbar zu Wort melden, die die Not der Schutzsuchenden sehen und bereit sind, diese Menschen in unsere Gesellschaft menschenwürdig aufzunehmen."

Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen gehen die Initiatoren davon aus, dass der Aufruf noch deutlich an Unterstützern gewinnen wird. Weitere Schritte, unter anderem eine mögliche öffentliche Aktion, sind geplant und werden sich aus der Art der Beteiligung ergeben.