BERLIN. (hpd) Die Nachrichten- und Medienwebsite "Inverse" veröffentlichte am 8. November einen kurzen Videoclip, in dem die Evolution eines menschlichen Gesichts über einen Zeitraum von sechs Millionen Jahre im Zeitraffer dargestellt wird. In sozialen Netzwerken sorgt das Video für internationales Aufsehen. Eine Aufklärung.
Nach nur vier Tagen konnte das etwa einminütige Video circa 30.000.000 Aufrufe und 200.000 "Gefällt mir"-Angaben auf Facebook verzeichnen. Mehr als 500.000 mal wurde es bereits geteilt. Die Reaktionen fallen entsprechend heftig aus. Kontrovers wird die Frage diskutiert, ob es überhaupt eine Evolution der menschlichen Spezies gab. Kreationistische Statements erhalten dabei erschreckend viel Zuspruch in den sozialen Medien.
Viele Kommentare drehen sich zudem um den "modernen" Menschen, der am Ende der Entwicklungsgeschichte im Videoclip dargestellt wird. Warum ausgerechnet ein weißer, alter Mann am Ende der menschlichen Evolution steht, wird – neben den überwiegend unsachlichen Beiträgen – teils kritisch hinterfragt.
Die Herkunft des Videos kann diese Frage klären.
Der Mann am Ende des Videos scheint also der Paläontologe und Anthropologe John Gurche zu sein. Der kurze Videoclip ist aus dem Trailer zu seinem 2013 erschienenen Buch "Shaping Humanity" entnommen, das im Verlag der Yale University herausgebracht wurde.
9 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Warum ausgerechnet ein weißer, alter Mann am Ende der menschlichen Evolution steht, wird – neben den überwiegend unsachlichen Beiträgen – teils kritisch hinterfragt."
Man stelle sich vor, am Ende der Entwicklungsreihe stünde im Video ein Schwarzer! Welcher Aufruhr unter den Gutmenschen! "Das geht ja mal gar nicht, dass man mit dem Video suggeriert, nur die Schwarzen würden von Affen abstammen. Das ist doch diskriminierend."
Oder wo bleiben die FrauenrechtlerInnen, die sich beschweren, warum es am Ende ausgerechnet ein Mann ist! Haben Frauen sich nicht auch entwickelt? Was ist mit Asiaten, nativen Amerikanern...? Man könnte das endlos auf dieser Ebene diskutieren, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
Ich finde den Clip gut, weil sich darin John Gurche quasi selbst "bezichtigt" vom "Affen abzustammen", wie Kreationisten das gerne formulieren. Und wenn Gurche als Fachwissenschaftler sich damit "abgefunden" hat, dass er durch Evolution dem Tierreich entstammt - also ein Tier ist - dann sollte dies anderen auch gelingen.
Ich finde das äußerst charmant und eindringlich: "Ich entstamme der Natur, dann ihr auch!"
Little Louis am Permanenter Link
@ B.K zu folgendem Satz:
"...Welcher Aufruhr unter den Gutmenschen! .."
Lieber B.K. , bitte nicht allzu populistisch- polemisch übertreiben und das Kind nicht mit dem Bad ausschütten.
Schließlich ist jedem vernünftigen Menschen klar, dass es TATSÄCHLICH reale Diskriminierungen gab und (zumindest teilweise oder abgeschwächt) auch heute noch gibt. Auch das sollte man nicht klein reden. Hätte meine Generation (ü.60) da nich jahrzehntelang geackert, müsste mich meine Frau heute noch um Erlaubnis bitten,bevor sie für sich ein Konte eröffnen dürfte.
Und dass im gelobten transatlantischen Vorbildsland bis Mitte der 60ger Jahre noch eine faktische(!) Halbsklaverei oder zumindst Apartheit herrschte, wird wohl kaum jemand bestreiten wollen. Ich bin keineswegs
"antiwestlich oder "antiamerikanisch", denn die politischen oder ideologischen Trennlinie verlaufen schon länger nicht zwischen, sondern quer durch die (politischen) "Nationen"
Und dass bei Abstammungs- und "Rassefragen" (ja, ich schreibe dieses Wort, den es ist "Biologie") der Teufel los ist, war ja besonders alldahier aber auch sonstwo schon immer so. Also im Westen nichts Neues und kein Grund zu größerer Aufregung. Insbesondere da HIER religiös-fundamentale Kreationisten immer noch eine relativ kleine Minderheit sind.(Obwohl ich nah eines Nests wohne)
Schließlich gibt es zur Zeit weit wichtigere Anlässe, sich gewaltig aufzuregen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Tut mir leid, wenn ich hier missverstanden wurde. Es ist nur so, dass ich diese "wir machen es ja allen Recht"-Attitüde nicht mehr hören kann. Man kann es nicht allen Recht machen. Selbst wenn Mr.
Schließlich sind wir so wie wir sind, wenn wir auf die Welt kommen - gut, von Michael Jackson abgesehen... :-) Daran ist nichts Erhabenes und nichts Verdammenswertes. Erst, wenn wir dies verstanden haben, gibt es Gleichheit ohne Gleichmacherei. Und sich über eine spezifische Erscheinungsform eines Menschen wo auch immer zu echauffieren, klingt nur fortschrittlich, ist aber im Kopf ein Rückschritt, da dieses Denken entweder in die Apartheit oder in die Uniformität führt. Beides wünsche ich mir nicht.
Sollen wir uns jetzt aufregen, wenn Superman nicht von einer Schwarzafrikanerin gespielt wird? Oder die Königin von Saba nicht von einem schlaksigen Chinesen? Nein, wir sollten lernen, dass Menschen so sind wie sie sind, und nicht in der konkreten Erscheinung eines Menschen automatisch einen Angriff auf oder eine Diskriminierung gegen alle anderen sehen.
Ich könnte mich auch herabgesetzt fühlen, weil ich z.B. keinen Bart trage. "Ich fühle mich durch den Clip nicht repräsentiert, denn er übergeht die Interessen der Bartlosen..." Das ist doch Bullshit.
Frau Merkel ist Bundeskanzlerin. Ich werde sie stets nur für ihre Politik kritisieren, nie deswegen, weil sie eine Frau ist oder furchtbar langweilig geschnittene Jacketts trägt. Hier fängt nämlich die wahre Emanzipation an: Wenn wir völlig vergessen, wie der biologische Hintergrund eines Menschen oder sein persönlicher Geschmack ist, wie seine Herkunft oder sein bisheriger Werdegang war. Für mich zählt die Tat, der Gedanke, die Bedeutung für die Zukunft.
Ich habe dies schon immer so gehandhabt und ich bin sehr gut damit gefahren. Ich habe mir z.B. von Mitarbeitern bei der Einstellung nie Zeugnisse zeigen lassen. Ich wollte wissen, wie sie sich jetzt anstellen. Das sagt mehr aus, als Herkunft, Ethnie oder sonstige Äußerlichkeiten.
Deshalb widern mich Diskussionen, die ich aus Florian Chefais dürren Worten herauszulesen glaubte, an. Ich hoffe, dass ich mich jetzt einigermaßen verständlich machen konnte. Es ist ein sehr komplexes Thema, bei dem man leicht falsch verstanden werden kann.
Little Louis am Permanenter Link
@ B.K.am 12.11. um 19:05
Danke für die Antwort. Alles klar und weitgehende Zustimmung.
Mich beginnt nur die Anti- gender- Hysterie vor allem nationalkonservativer Kreise allmählich etwas zu nerven, obwohl die Kritik an hirnloser politischer Korrektheit ( die ja auch besonders in Kirchenkreisen beheimatet ist) -
- natürlich berechtigt ist.
Little Louis am Permanenter Link
Nachtrag :
Der neue "Beirat" für den " islamischen Religionsunterricht in Baden Württemberg" regt mich weit mehr auf.
Von Michael Rux und seinem AK "Laizisten in der SPD" ist nichts zu hören.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Es wäre ein äußerst geringer Aufwand gewesen, am Ende mit split-screen-Technik mehrere Menschen parallel darzustellen.
HFRudolph am Permanenter Link
Wo denn am Ende? Es müsste dann ja auch der Neanderthaler dargestellt werden, der ja als andere Spezies gilt und der sich dann mit homo sapiens zum Hybriden kreutzte.
Ab wieviel Prozent Einmischung müssen die Speziesbezeichnungen geändert werden?…
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Wo denn am Ende?" - Ja gut, nicht ganz am Ende, sondern dort, wo die Entwicklung beim bärtigen Weißen stehenbleibt...
HFRudolph am Permanenter Link
Interessant wäre dann auch, mit welcher Haut- und Haarfarbe der Neanderthaler dargestellt wird, der ja schon an geringere Lichtverhältnisse angepasst gewesen sein könnte.