Outing von "Top Homos" in Uganda

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Ugandas Boulevardblatt "Rolling Stone"

KAMPALA. (hpd) Das ugandische Boulevardmagazin „Rolling Stone“, das in keinem Zusammenhang mit dem amerikanischen Musikjournal steht, outete in reißerischer Manier 100 Lesben und Schwule, deren Bilder teilweise aus dem Internetportal Facebook übernommen wurden. Auch zum Mord wird aufgerufen: „Hängt sie! Sie sind hinter unseren Kindern her!“

Über diesen Mordaufruf und weitere Outingkampagnen, die Lesben und Schwule stigmatisieren, berichten der amerikanische Blog Box Turtle Bulletin sowie Gay Uganda. Laut diesen Berichten sind die Opfer dieser Kampagnen nicht nur vermeintliche Lesben und Schwule, sondern auch Unterstützer. Weitere Outings sind angekündigt.

Es ist ein weiterer trauriger Höhepunkt einer von rechten Christen initiierten Hetzkampagne gegen Lesben und Schwule in Uganda, über den im hpd schon berichtet wurde. 2009 schockierte das Land mit einem dem Entwurf eines Anti-Homosexuellengesetzes: Geschlechtsverkehr mit unter 18-jährigen sollte mit dem Tode bestraft werden. Menschen, die Homosexuelle unterstützen, wurden mit einer siebenjährigen Freiheitsstrafe bedroht. Das Perfideste aber war: Der Gesetzentwurf sollte die Bürger zwingen, Homosexuelle innerhalb von 24 Stunden anzuzeigen, ansonsten machten sie sich selbst strafbar. Es ist wohl den westlichen Ländern zu verdanken, dass dieser Gesetzentwurf nie offizielles Gesetz wurde.

Dennoch ist Uganda eines der homosexuellenfeindlichsten Länder der Welt, was in weiten Teilen dem Prediger und selbsternannten AIDS-Aktivisten Martin Ssempa geschuldet sein dürfte. Die Fernsehshow Vanguard zeigte ihn in seinem Beitrag Missionaries of Hate bei seinen hysterisch anmutenden Auftritten, in denen er bizarre Sexvideos zeigt und behauptet, Koprophilie sei eine gebräuchliche Sexualpraktik unter Schwulen: „Eat Da Poo Poo“. Im Fernsehbeitrag werden aber auch Menschen auf der Straße und Politiker gezeigt, die drakonische Strafen wie Hinrichtung befürworten, selbst bei ihren eigenen Kindern. Es kommen ebenso die Unterstützer die Kampagne zu Wort: Es sind US-amerikanische Evangelikale, der hpd berichtete.

Let Us Live in Peace - Lasst uns in Frieden leben!

„Rolling Stone“ zitiert auch Martin Ssempa, wie im Box Turtle Bulletin berichtet wird und übt in der Outing-Liste ebenfalls Druck auf Journalisten wie zum Beispiel die amerikanische Staatsbürgerin Katherine Roubos aus, die laut „Rolling Stone“ auf Wunsch von Martin Ssempa des Landes verwiesen wurde. Ob dies nun stimmt oder wie Vieles schlicht unwahr sei, mag Box Turtle Bulletin nicht beurteilen, erklärt aber die Hintergründe. Katherine Roubos arbeitete als Journalistin bei der größten und angesehensten Tageszeitung von Uganda, dem „Daily Mirror“, und schrieb dort über die Pressekonferenz einer Gruppe, die sich für die Rechte von sexuellen Minderheiten in Uganda einsetzt. Diese berichtete über die Lage von sexuellen Minderheiten, HIV-Prävention und forderte schließlich: „Lasst uns in Frieden leben!“ Inwieweit Martin Ssempa tatsächlich hinter der letzten Outing-Kampagne steht, wird die Zukunft zeigen.

Wie man im katholischen Nachrichtenportal kath.net lesen kann, bedankt sich Martin Ssempa jedenfalls beim Papst für seine strikte Ablehnung von Kondomen. Es ist nicht bekannt, ob er sich auch bei der katholischen Kirche dafür bedankt, dass sie Homosexualität mit Pädophilie in Verbindung bringt und gleichfalls behauptet, Homosexualität sei unnatürlich und schädlich für die Gesellschaft, denn genau das sind die Behauptungen, die Ssemapa wieder und wieder bemüht.
 

Tobias Trapp