Humanismus – ein Erfolgsmodell

Religionsfreie Spiritualität

Um Fragen des Lebensendes, des Sterbens, ging es auch im folgenden Vortrag. Dr. Dr. Joachim Kahl, Philosoph aus Marburg, meinte gleich anfangs, Spiritualität ohne Lyrik, das gehe nicht. Konsequent trug er zu Beginn das Gedicht „Kein Gott“ von Heinz Kahlau vor, einem Brecht-Schüler. Das Gedicht erschien 1973, und seit 1983 brütet Joachim Kahl über den Text.

Das Gedicht ist die authentische Selbstdarstellung eines humanistischen Atheismus, eine ‚Innenansicht’. Ein Beispiel eines undogmatischen Atheismus, der sich nicht zu einer Anti-Haltung übersteigert. Eine weltliche Sichtweise die  zur Eigenverantwortlichkeit und Selbstbehauptung auffordert, alleine und dennoch geborgen. (Hier der komplette Text des Vortrags.)

Jugendweihe oder Konfirmation?

Die Pastorin Hilke Osterwald (Evangelischen Stiftung Alsterdorf) und Ronny Winkler, (Vizepräsident Jugendweihe Deutschland e. V.) versuchten sich ins Benehmen zu setzen, ob Jugendweihe oder Konfirmation?

Angelika Kalwass versuchte, das Gespräch in Gang zu bringen und fragte nach dem Ost-West-Unterschied. Frau Osterwald wies darauf hin, dass Menschen offensichtlich Feste bräuchten, egal ob mit Sinnstiftung oder nicht. Osterwald und Winkler bestätigten beide, dass Jugendliche sich durchaus auch anders als ihre Eltern entscheiden.

Was passiert bei diesen Jugendlichen?
Winkler: Anzeichen, dass sie eine Gemeinschaft gefunden haben, in der sie sich wohl fühlen. Beide Riten würden aber nur weniger als fünf Prozent machen.
Osterwald: Es ist in den Städten schon die Entscheidung, wer geht da mit und wer nicht.

Wie werben sie um junge Menschen und was müssen die tun?
Winkler: In Hamburg müssen die Jugendlichen zehnmal an einer Vorbereitungsgruppe teilnehmen. Das wäre in Sachsen gar nicht möglich, da ich zusammen mit nur 50 Ehrenamtlichen 1.200 Jugendliche betreue. Wir gehen eineinhalb Jahre vorher in die Schulen und stellen uns vor. Dann bieten wir Kurse an und schließlich die große Jugendweihefeier.
Osterwald: Für Protestanten ist der Konfirmandenunterricht Pflicht.

Woher kommt das „Wir-Gefühl“? / Publikumsbefragung: Wer hat Jugendweihe gemacht, wer ist konfirmiert? Halbe, halbe. / Macht der Protestantismus den Weg zur Jugendweihe leichter? / Manches scheint durchaus ähnlich zu sein? / Sind die Feiern Gruppenzwang? / Wie wichtig sind die Geschenke? So ging es mit dem Publikum durch die eigenen Lebenserfahrungen und Bekenntnisse.

Pädagogik des Kindeswohls

Was hat die Beschreibung einer Bildungskatastrophe mit dem evolutionären Humanismus zu tun? Darüber sprach Philipp Möller in einem stark biografisch geprägten Vortrag, den er mit Ausschnitten aus seinem Buch „Isch geh Schuhlhof“ garnierte. Wer ihn bei einer seinen Lesungen aus dem Buch bereits erlebt hat, kennt, was er auf der Bühne wie ein Schauspieler vortrug.

Doch trotz der Lacher aus dem Publikum gab es immer wieder auch ernsthafte Momente: Philipp Möller stellte die Frage, weshalb man zum Beispiel Kinder separiert, indem man zum Beispiel Religionsunterricht in den Schulen zulässt. Sind es doch genau die Religionen, die die Mittel geben, um andere Gruppen auszugrenzen. Auch hält er die Bildung der Kinder für keine nationale, sondern für eine soziale Frage.

Am Ende seines Vortrages wurde er dann ernster und endet mit dem Satz: „Wir müssen den Kindern beibringen, selbst zu denken.“