"Mein Bauch gehört mir!"

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Alle Fotos: © Florian Chefai

SAARBRÜCKEN. (hpd) In Saarbrücken fand erneut eine Kundgebung christlicher Abtreibungsgegner statt. Diesmal kam es jedoch zu einem breiten Protest. Ein Bündnis stellte sich gegen die Einschränkung der Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte von Frauen.

Kerzenflammen schienen in der Abenddämmerung und selbst aus der Ferne konnte man schon den Gebets- und Demonstrationszug hören. Circa 150 Abtreibungsgegner zogen am vergangenen Dienstag durch die Saarbrücker Innenstadt und versammelten sich zu einer "Sühnekundgebung gegen die Abtreibung", um allen Kindern der Stadt Saarbrücken zu gedenken, die "wegen Abtreibung nicht weiterleben durften". Dazu aufgerufen hatte das Aktionskomitee „Christen für das Leben" in Saarbrücken sowie die "Aktion Leben e. V.". Der Aufruf wurde von der "Priesterbruderschaft St. Pius X." unterstützt.

Wo inhaltliche Argumente fehlten, arbeitete man mit Emotion und Suggestion. "Abtreibung = Mord" und "Mami, gib mir die Chance zu leben!" konnte man beispielsweise auf Schildern lesen, die zum großen Teil von Kindern getragen wurden. In einem Redebeitrag verurteilte die Schauspielerin Inge M. Thürkauf Schwangerschaftsabbrüche, kritisierte die Gottlosigkeit der Gesellschaft und warb für eine christliche Moral. Dies geschah jedoch nicht ungestört.

Für sexuelle Selbstbestimmung und Frauenrechte traten circa 100 Personen den christlichen Fundamentalisten und deren Positionen lautstark entgegen. Max Engel von der neuen "Queer Allianz" in Saarbrücken rief wenige Tage zuvor zum Gegenprotest auf, an dem sich unter anderem die Frauen-Gender-Bibliothek Saar und die gbs-Hochschulgruppe Saar beteiligten. "Ziel unserer Teilnahme an der Gegendemo soll es sein, den hart erkämpften Status quo gegen religiöse Fundamentalisten zu verteidigen und zu zeigen, dass in Saarbrücken kein Platz für religiöse Hardliner ist!", erklärte ein Mitglied der gbs-Hochschulgruppe.

Um dem eigenen Protest Ausdruck zu verleihen, hatte man zuvor gemeinsam Schilder und Banner gebastelt. Darauf war etwa "Mein Körper gehört mir!" oder "Frauenrechte sind Menschenrechte!" zu lesen. Während der Kundgebung wurde zudem Informationsmaterial verteilt.

Mit der Gegendemonstration wurde ein deutliches Zeichen an all jene gesetzt, welche die Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte von Frauen einschränken und unzeitgemäße Moralvorstellungen durchsetzen möchten.

Florian Chefai