Geburtstag - Liebe – zeitlebens ein zarter Vogel

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Max Kruse, Foto © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Zwei Werke von Max Kruse begleiteten in den vergangenen Wochen meine Wege. Beide erzählen von der Liebe. Eines davon, mit 108 Seiten gebunden im Reclam-Format, ist eher "Büchlein" zu nennen, fügt und schmeichelt sich immer wieder in meine Hände. Ich blättere auf und lese Lyrik: "Mein Herz beginnt zu schweben. Liebesgedichte".

Ja, Max Kruse, dem Kinder und ganze Generationen von Freunden der Abenteuer des Urmels und weiterer sprechender Lebewesen gefolgt sind, schreibt schon immer Lyrik und Erzählungen. 2013 ist dieser Band mit 67 Liebesgedichten erschienen. Liebe der Menschen zueinander, Leidenschaft, Lüge, Vernunft oder sich dieser zu widersetzen, Traum und Vergänglichkeit sind Themen.

Max Kruse, auch als Poet ein Erzähler, nimmt mich mit in imaginäre Zeiten, führt an reale Orte dieser Welt, lässt mich in meine Erinnerungen sinken - ich lasse mich ein. Mit seinen Männer-Worten bin ich plötzlich in meiner Biografie und erfreut in den Gedanken, diese mag der, mein Freund auch mit mir erlebt, gefühlt oder gedacht haben.

Nun, das Büchlein war mein Wegbegleiter und nicht nur in meiner Tasche, es lag mal hier, es lag mal da. Einen Freund sehe ich darin lesen, er hinterlässt zur Markierung, Lesezeichen und gleich auf dem ersten steht: "Schöne Lyrik für Männer" (Seiten 50, 88-89, 69 .. -.)

Das Buch hat ein Vorwort von Erich Jooß, selbst Autor. Die frühen Kindergedichte von Max Kruse könnten sich mit den Versen von Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz ... messen, dennoch seien sie zu kurz gekommen, denn der Autor probiere – anders als thematisch eindimensionale Kollegen - für sich in der Literatur immer wieder neue Rollen aus. Und mit leichter Hand fügt Jooß exemplarisch einen Strauß des Könnens für diese aktuellen Liebesgedichte zusammen: Max Kruse beherrscht das Fragmentarische; Leichtigkeit, die die leisen, gebrochenen Töne liebt; leichtfüßige, oft ins Absurde hinüber spielende Phantasie, das Schwebende, Klangmalerische.

Liebe ist keine Frage des Alters

Konstantin Wecker sagt dazu: "Ein kostbares kleines Buch: Es wird Zeit, den Lyriker Max Kruse zu entdecken." Und: "... reimen Sie, Herr Kruse, Sie können das so gut."

 

 

2011, also zwei Jahre früher als die Liebesgedichte, erschien von Max Kruse eine Erzählung: "Das silberne Einhorn - Eine Geschichte vom Wünschen". Zu der Jooß schreibt: "Hier zeigt sich seine Liebe zu den kleinen Dingen, zu den einfachen Sätzen. Max Kruse gibt seinen Figuren lieber Rätsel mit auf den Weg als fertige Lösungen ihrer Probleme."

Ja, das Silberne Einhorn ... "Eine Geschichte vom Wünschen“ – gerne erzähle ich nun von dem traurigen König, der eine Tochter hat. Die Geschichte beginnt Max Kruse mit der Fee und später stellt er seine Protagonisten vor: Die Prinzessin, das silberne Einhorn, dessen Hufe blitzen, dessen Fell silberweiß leuchtet und dessen Ohren beim Lauschen vorgebeugt sind, solange es frei ist. Gefahr scheint zu drohen - über dem Einhorn pendelt immer wieder ein schwarzer Rabe. Die Geschichte nimmt ihren Lauf: Der König, der Müllers-Junge, die Müllerin sind Figuren – und mutig gehen sie, die Prínzessin voran, Fluch und Verwünschung aufzuheben. Das silbrige Einhorn, die Fabelfigur – ich bräuchte es eigentlich nicht zu sagen – ist klug wissend, bündelt alles und Max Kruse lässt ihm in der der Geschichte trabend seinen Weg: "Es flüstert, ich komme wann immer ihr mich ruft. Aber nur wenn ich es will. Seine dunklen Augen glänzen."

Nachklapp: "Warum bist Du gekommen", fragt die Prinzessin das silberne Einhorn. "Dein Herz hat mich gerufen". "Was euch Menschen so kostbar macht ist die Sterblichkeit."

Am 19. November 1921 wurde Max Kruse geboren. Mit dem heutigen Geburtstag beginnt sein 92. Lebensjahr. Max Kruse wird viele Glückwünsche entgegen nehmen und ich bin sicher, er wird heute wie jeden Trag an seinem Arbeitsplatz sitzen, um zu schreiben. Wir wünschen ihm Gesundheit und weitere Schaffenskraft.

Evelin Frerk
für die hpd Redaktion, Mitglieder vom hpd-e.V. u. a.

 

Max Kruse, Mein Herz beginnt zu schweben, Liebesgedichte, ISBN 978-3-85179-243-0, erschienen 2013

Max Kruse, Das silberne Einhorn - Eine Geschichte vom Wünschen, ISBN 978-3-85179-156-3, erschienen 2011

beide Bücher erschienen im Thiele Verlag in der Thiele & Brandstätter Verlag GmbH München und Wien

Denen, die über die Fragmente der Lyrik hinaus Zusammenhänge zur Biografie von Max Kruse erfahren wollen, bietet die Autobiografie "Ein Epochen-Gemälde" viele Informationen. Max Kruse teilt sie in drei Abschnitte: 'Die Versunkene Zeit' stellt die Familie vor und führt zurück in die Herkunft der Eltern. Bei seiner Geburt 1921 war seine Mutter Käthe Kruse, später zärtlich 'Käthchen' genannt, 38 Jahre alt. Der Vater Carl Max Kruse, 68 Jahre, wurde von ihm als meist schweigende "Sagengestalt" wahrgenommen. Die Brüder, das Eselchen, die erste Liebe, bildende Kunst... schon vom Kinderleben an schwingt hedonistischer Lebensgenuss mit bis (fast) zur letzten der 586 Seiten.

Max Kruse, Im Wandel der Zeit – Wie ich wurde, was ich bin, Thienemann, ISBN 978 3 522 201 20 9, 589 Seiten.