Politisch gedeckter Religionszwang in Österreich

Reichen die zwei Wochenstunden Religionsunterricht nicht, um die Volksschulkinder auf die Erstkommunion vorzubereiten? Kein Problem im tiefkatholischen Niederösterreich: auch im Rahmen des Musikunterrichts wird das notwendige Liedgut geübt. Nichtkatholische Kinder müssen "Lieber Gott, ich will heute zu Dir kommen..." miteinstudieren oder still zuhören.

Konfessionsfreie Eltern, die sich bei der Landesschulbehörde über diese gesetzeswidrige Diskriminierung ihres Kindes beschwerten, hatten jedoch die Nachsicht: weder die zuständige Bezirksschulinspektorin - die auch an einer kirchlichen Privathochschule arbeitet - noch die Landesschulbehörde sahen sich berufen, die Vorbereitungen auf die Erstkommunion außerhalb des Religionsunterrichtes einzustellen.

Ganz im Gegenteil: Landesschulratspräsident Hermann Helm hob, auf Druck katholischer Eltern, das von seiner eigenen Rechtsabteilung verhängte Verbot der religiösen Diskriminierung kurzer Hand höchstpersönlich auf. Dass religiöse Inhalte "als Teil der Lehre ausschließlich dem Religionsunterricht vorbehalten sind und bleiben" stand anschließend auch in einer Stellungnahme des Bundesministeriums für Unterricht.

In Niederösterreich, wo die christkonservative Österreichische Volkspartei die absolute Mehrheit genießt, haben jedoch öffentliche Schulen auch über den Religionsunterricht hinaus im Dienste der Kirche zu stehen. Diesmal gar auf Geheiß Erwin Prölls, des Landeshauptmanns - so die "Kronen Zeitung" am Ostersonntag.