WARSCHAU. (hpd) Papst Johannes Paul II. und seine Heiligsprechung wurden heute durch das polnische Parlament mit Beschlüssen geehrt. Doch im Vorfeld ist Streit über diese Form der Würdigung der religiösen Autorität aufgekommen. Deswegen konnte der Beschluss im Sejm nicht per Akklamation verabschiedet werden.
Die katholische Kirche bleibt Hauptthema der polnischen Medien. Nachdem das höchste kirchliche Fest – Ostern – in Polen besonders feierlich begangen wurde und gestern eine Nonne wegen Kindesmissbrauchs in die Schlagzeilen kam, ist heute “der polnische Papst” Johannes Paul II. Hauptgegenstand der Berichterstattung.
Das polnische Parlament (Sejm und Senat) verabschiedete feierliche Erklärungen zur Heiligsprechung des aus Wadowice stammenden Karol Wojtyla. In diesen wird der Papst als “große moralische Autorität” sowie als “größter aller Väter der unabhängigen Republik Polens” bezeichnet. Von den 416 im Plenarsaal des Sejm anwesenden Abgeordneten waren 380 für die Erklärung, 34 waren dagegen und 2 enthielten sich. Die zweite Kammer des Parlamentes – der Senat – verabschiedete die Erklärung per Akklamation.
Bis heute werden Würdenträger der katholischen Kirche in Polen verehrt wie Heilige. Deswegen verwundert, dass die Erklärung vom Sejm nicht einstimmig abgegeben wurde. Denn ursprünglich war eine Abstimmung per Akklamation geplant, die jedoch von der linksliberalen Partei Deine Bewegung (TR, früher: Palikot-Bewegung) sowie vom Bund der Demokratischen Linken (SLD) abgelehnt wurde. Politiker von TR, die von Janusz Palikot gegründet worden war, verwiesen auf die Trennung zwischen Kirche und Staat. Man könne und dürfe sich nicht in kirchliche Belange und Riten einmischen. Die Sejm-Marschallin Ewa Kopacz (liberalkonservative Bürgerplattform, PO) drückte ihr Bedauern darüber aus, dass es nicht zu einer allseitigen und angemessen Ehrung des Papstes und seiner Heiligsprechung gekommen war.
Übernahme von Polen-heute.