Der Weser-Kurier sprach mit Hamed Abdel-Samad über das jüngste Burka-Urteil, islamistischen Terrorismus und das Erbe des arabischen Frühlings.
Abdel-Samad begrüßt das Urteil des EGMR: "Sein Gesicht zu zeigen, ist extrem wichtig für die Kommunikation, damit jeder weiß, wer sein Gegenüber ist. Das Tragen der Burka ist ja eine klare Botschaft der Trägerin an die Gesellschaft: Ich will mit euch nichts zu tun haben." Damit stimmt er der Einschätzung zu, die Emel Zeynelabidin in einem hpd-Interview äußerte.
Zum Erstarken des Islamismus sagt er: "Der Extremismus blüht immer auf den Trümmern von gescheiterten Staaten. Die Ideologie, die dahintersteckt, ist allerdings uralt. Es ist die Ideologie der religiösen Befreiung, so wie der Faschismus die Ideologie der nationalen Befreiung war."
Abdel-Samad sieht die Entwicklung im Nahen Osten mit großer Sorge. Die ISIS und die Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten sind für ihn erst der Anfang "einer Schlacht von apokalyptischen Dimensionen." "Das größte Problem droht, wenn Saudi-Arabien auseinanderfällt. Dort gibt es einen unheimlichen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten. Der Terror, den man woanders unterstützt hat, kommt nun zurück. Und all die Panzer und Flugzeuge, die der Westen geschickt hat, um die Region zu stabilisieren, wirken wie eine gefährliche Zeitbombe." Und diese Konstellation ist für Abdel-Samad kein Hinrgespinst, sondern er hält sie für sehr wahrscheinlich, "weil nichts mehr stabil ist."