„Eine Bedienungsanleitung für Skeptiker“

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Jürgen Beetz
hpd: Haben Sie die Hoffnung, dass Ihre „Trivialen Einsichten“ befolgt werden?

Jürgen Beetz: Wenig. Aber man kann es ja mal versuchen. Der Mensch ist unglaublich resistent gegen Einsicht, um nicht zu sagen: renitent. Man sieht es ja an der „Finanzkrise“ – es wird wieder gezockt wie zuvor. Und an den Schuldenbergen: 80 Milliarden Euro kommen bei uns in diesem Jahr dazu – da freuen sich unsere Kinder! Aber wenn Sie schon in einem von 100 Fällen eine Triviale Einsicht beherzigen, dann haben Sie bereits gewonnen.

hpd: Das Buch schneidet zahlreiche Themen an: Erkenntnistheorie, systemisches Denken, zwischenmenschliche Kommunikation, rückgekoppelte Schleifen und vieles mehr. Muss das nicht die Leser überfordern?

Jürgen Beetz: Schon Goethe sagte im „Faust“: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“. Der möglichen Überforderung versuche ich durch eine einfache Sprache und konkrete Beispiele zuvorzukommen. Und die (Selbst-)Ironie kommt auch nicht zu kurz. Philosophie und Naturwissenschaft treffen sich zum zweiten Anlauf in ihrer kaputten Beziehung bei mir, und ich versuche sie mit einfachen Fragen wieder zu versöhnen. Und wenn das zu Trivialen Einsichten führt, dann kann es ja nicht so kompliziert sein.

hpd: Man kann das Buch also auch lesen, ohne dauernd angestrengt nachdenken zu müssen?

Jürgen Beetz: Ja, es sind unterhaltsame und trotzdem lehrreiche Geschichten darin, zum Beispiel vom „Flachland“, dem Mond, der Evolution, künstlichen Fischen, einer Psychofalle und viele mehr. Es gibt sogar Bilder zur geistigen Entspannung.

hpd: Wenn Ihre Einsichten so trivial sind, warum hält sich kaum jemand daran?

Jürgen Beetz: Hier kommt der Werbeblock: Lesen Sie mein Buch, Kapitel 10. Dort wird diese Frage ausführlich behandelt und führt zu – Sie werden es nicht glauben – einer „Trivialen Einsicht“.

hpd: Wie können die trivialen Einsichten helfen, die drängenden Probleme unserer Zeit zu bewältigen, wie Wirtschaftskrise, globale Erwärmung…?

Jürgen Beetz: Mit großen Worten wie „bewältigen“ wäre ich vorsichtig. Aber sie helfen definitiv beim Verständnis der Mechanismen: Die Wirtschaftskrise oder die globale Erwärmung, um bei den Beispielen zu bleiben, haben viel mit Zyklischen Prozessen, Rückkopplung und Chaostheorie zu tun – alles Themen des Buches. Und meine Behauptung wie Hoffnung ist auch, dass man andere Probleme unserer Zeit mit Nachdenken, Vernunft und einfachen Einsichten behandeln kann.


hpd: Wie helfen die trivialen Einsichten im Alltag?

Jürgen Beetz: Ich spreche ja auch über zwischenmenschliche Kommunikation, die „Spiele der Erwachsenen“. Da werden Sie viele Szenen des Alltags in neuem Lichte sehen. Bei manchen Glücksspielen hilft Ihnen vielleicht die Erkenntnis, dass der Zufall kein Gedächtnis hat. Sie werden auch bei vielen Diskussionen nicht wie ein Zuschauer das Hin und Her der Argumente hilflos beobachten, sondern sich schnell ein eigenes Urteil über die plausibelste Lösung in der Mitte zwischen den Extremen bilden. Sie sehen klarer, werden ruhiger und – großes Wort! – weiser. Philosophie ist die „Liebe zur Weisheit“ – was wollen Sie mehr?!

hpd: Beherzigen Sie selbst immer alle triviale Einsichten?

Jürgen Beetz: Ich kenne viele Ärzte, die ihre Kollegen meiden, viele Apotheker, die keine Pillen nehmen. Aber so schlimm ist es nicht: Zwei oder drei Einsichten befolge ich schon – und es ist ein wunderbares Gefühl, doppelt so weise zu sein wie vorher.


hpd: Was wollten Sie uns also mit diesem Buch sagen?

Jürgen Beetz: Da muss ich leider ziemlich frech antworten: Schauen Sie rein, dann wissen Sie es! Das Buch ist eine Art Denkmal!

hpd: Denkmal?

Beetz: Denk’ mal! Oder besser zweimal. Mein kategorischer Imperativ.

hpd: Herr Beetz, wir bedanken uns für das Interview.

Das Interview führte Martin Bauer.

 

Jürgen Beetz: Denken – Nach-Denken – Handeln. Triviale Einsichten, die niemand befolgt. Aschaffenburg: Alibri 2010. 268 Seiten, kartoniert, Euro 18,50, ISBN 978-3-86569-054-8

Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.