Bisher hat es nur das Amtsgericht Köln in die bundesweite Presse geschafft, weil die neuen Termine dort innerhalb weniger Stunden bereits wieder ausgebucht waren. Doch nicht nur Köln macht seinen Bürgern den Kirchenaustritt schwer. In über 30 deutschen Städten muss man eigenen Recherchen zufolge lange auf einen Termin warten.
Immer mehr Menschen in Polen kehren der katholischen Kirche den Rücken. Anders als in Deutschland zählt jedoch niemand offiziell mit, wie viele Menschen jährlich austreten. Um die Apostat:innen sichtbar zu machen, haben drei linke Politiker:innen daher einen digitalen "Apostasiezähler" eingerichtet.
Kirchenaustrittstermine seien derzeit "schneller ausgebucht als ein Konzert der Toten Hosen", schrieb der Düsseldorfer Aufklärungsdienst Anfang März in einem offenen Brief an das Amtsgericht Düsseldorf. Nun reagierte das Gericht auf die Kritik der Interessenvertretung religionsfreier Menschen und stellte eine Beschleunigung des Verfahrens in Aussicht.
In Düsseldorf ist es sehr schwierig geworden, die Kirche zu verlassen. Termine für einen Kirchenaustritt können beim Amtsgericht zwar online reserviert werden, aber wegen des Andrangs muss man mehrere Monate auf eine Möglichkeit warten. Jeder neue Monat, der freigeschaltet wird, ist innerhalb weniger Stunden komplett ausgebucht.
Schon wieder sind im Gerichtsbezirk Köln sämtliche Kirchenaustrittstermine für Monate vergeben. Die am 1. März freigeschalteten zusätzlichen 1.500 Termine für den Monat Mai waren bereits am selben Tag ausgebucht.
Die Stadt Köln erlebt einen beispiellosen Exodus von Gläubigen, befeuert vom geheimniskrämerischen Umgang des umstrittenen Kardinals Rainer Maria Woelki mit einem Gutachten zum Kindesmissbrauch im Bistum. Obwohl die Stadt die Anzahl an Terminen für den Kirchenaustritt seit Januar mehr als verdoppelt hat, rauchte vergangenen Freitag der Terminvergabeserver ab – wegen zu großen Interesses.
Auch Corona konnte den Schwund der Kirchen 2020 nicht bremsen. Dies belegen erste Zahlen aus den Großstädten München und Augsburg. Demnach sank zwar die Zahl der Kirchenaustritte gegenüber dem Rekordjahr 2019, weil die Standesämter beziehungsweise Amtsgerichte kürzer geöffnet hatten als sonst. Andererseits nahm aber die Sterblichkeit wegen Corona vor allem bei älteren Menschen zu, die bekanntlich besonders häufig noch der Kirche angehören.
Jedes Jahr Mitte Jänner gibt die katholische Kirche Österreichs die Zahlen des Vorjahres und des Vor-Vorjahres bekannt. Dabei gibt es eine verwirrende Kombination von aktuellen und veralteten Daten, die auch die Medien, die darüber berichten, durcheinanderbringt. Der Versuch, die Zahlen grafisch darzustellen, gerät regelmäßig zum Desaster. Die mangelnde Sorgfalt und Korrektheit dabei werfen ein schlechtes Licht auf eine bundesweit tätige Organisation mit dreistelligem Millionenbudget.
Wer jetzt seinen Willen bekundet, aus der Kirche austreten zu wollen, kann sich später darauf berufen! Dies verdeutlicht die Kunstaktion "11. Gebot" mit ihrer aktuellen Kampagne "Ich muss mal dringend austreten!" Dass die Standesämter und Amtsgerichte mit der hohen Zahl der Kirchenaustrittswilligen überlastet sind, "darf nicht zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger ausgelegt werden!"
Wer in Nordrhein-Westfalen aus der Kirche austreten will, hat es derzeit nicht leicht. Bei einigen Amtsgerichten gibt es die nächsten freien Termine frühestens im März.
2019 traten so viele Menschen aus der katholischen Kirche in der Schweiz aus wie nie zuvor. Neben dem ungebrochenen Trend zum Kirchenaustritt bei Jüngeren, treten nun auch immer mehr ältere Menschen aus der Kirche aus.
In der Evangelischen Kirche in Deutschland wird darüber diskutiert, Rabatte bei der Kirchensteuer zu gewähren. Insbesondere jüngere Menschen sollen so vom Austritt aus der Kirche abgehalten werden.
Das hatten sich die Kirchentagsbetreiber der katholischen sowie der evangelischen Kirche wohl etwas anders vorgestellt: Im Jahre 2019 unserer Zeitrechnung traten im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen genau 120.188 Menschen aus den beiden großen Kirchen aus. 2018 hatten bereits 88.510 Menschen der katholischen und evangelischen Kirche den Rücken gekehrt. Dies entspricht einer Zunahme der Kirchenaustritte in NRW um über 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Beide Kirchen verlieren in Deutschland rasant an Mitgliedern. Dass sich dieser Trend wohl fortsetzen wird, zeigt eine Umfrage der Tagespost: Denn ein nicht unerheblicher Teil der Schäfchen denkt laut über das Austreten nach. Außerdem ist fast die Hälfte der Bundesbürger – und auch der Katholiken – der Meinung, dass sich Institutionen wie die katholische Kirche an den Zeitgeist anpassen sollten.
Anfang der Woche hat die Deutsche Bischofskonferenz den Bericht "Zahlen und Fakten 2019/20" veröffentlicht, aus dem für 2019 ein deutliches Plus bei den Kirchensteuereinnahmen hervorgeht. Auch die evangelische Kirche vermeldet trotz schwindender Mitgliederzahlen steigende Einnahmen.