84 Prozent der Deutschen vertreten die Auffassung, Politikerinnen und Politiker sollten "weltanschaulich neutral entscheiden", 76 Prozent stimmen der Überzeugung zu, dass sich ethisch-moralische Entscheidungen "auf Vernunft und Mitgefühl" stützen sollten, "nicht auf göttliche Gebote". Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die im Auftrag der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) die Einstellungen der Bevölkerung zum Themenkomplex "Staat – Gesellschaft – Weltanschauung" untersucht hat.
Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten liefert die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland zuverlässig empirische Daten und Statistiken zu allen Aspekten, die mit dem namensgebenden Thema zu tun haben. Das Jubiläum und der Geburtstag ihres Leiters Carsten Frerk wurden am Wochenende im Rahmen einer festlichen Tagung in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin begangen, zu der namhafte säkulare und konfessionelle Vertreter angereist waren.
Im September 2025 veröffentlichte die römisch-katholische Kirche in Österreich ihre Zahlen fürs Vorjahr. Während die evangelischen Kirchen bereits im Frühjahr von einer Rekordzahl an Austritten berichteten, ging die Anzahl der katholischen Austritte zum zweiten Mal gegenüber dem Vorjahr zurück. Die anderen Kennzahlen geben jedoch keinen Anlass zur Freude seitens der Religionsgesellschaft, auch wenn einige Medienberichte diesen Anschein erwecken könnten.
In den letzten 20 Jahren haben sich die weltanschaulichen Verhältnisse rasant verändert: Deutschland gilt inzwischen als "säkulares Land". Doch was heißt das – und was folgt daraus? Hiermit beschäftigt sich eine hochkarätig besetzte Tagung, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) am 25. Oktober in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin stattfindet.
Die Frage nach den Feiertagen sorgt in Deutschland regelmäßig für Diskussionen. Arbeitgeber klagen über zu viele arbeitsfreie Tage, Arbeitnehmer hingegen hätten gern mehr. Bayern liegt dabei traditionell vorne: In den katholisch geprägten Regionen werden 13 gesetzliche Feiertage begangen – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Jetzt sorgt der bayerische Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Bernhard Stiedl für Aufsehen: Er will den 15. August, Mariä Himmelfahrt, in ganz Bayern zum Feiertag machen.
Seit Jahren wird das vermeintliche Hauptmotiv für den Kirchenaustritt wie ein Mantra wiederholt: die Kirchensteuer. Sie gilt vielen als Symbol für eine überholte Institution, als finanzielle Belastung oder als bürokratische Zumutung. Doch eine neue repräsentative Umfrage zeigt: Diese Erklärung greift viel zu kurz. Der schwindende Rückhalt der Kirchen in der Bevölkerung lässt sich nicht allein monetär begründen. Die Zahlen dokumentieren einen tiefgreifenden kulturellen und gesellschaftlichen Wandel.
Am 10. Juni 2025 fand in Konstanz ein Vortrag mit dem Titel "Säkularität als Werte stiftende und Kultur prägende Identität der modernen Gesellschaft – Warum wir mehr sind als nur ‚nicht-religiös‘" statt. Der Vortrag zeigte, dass der Verzicht auf Religion kein Mangel ist, sondern notwendige Voraussetzung für eine eigenständige Grundlage weltanschaulicher Orientierung – Vernunft, Wissenschaft und Humanismus.
Der Glaube verliert in Deutschland zusehends an Bedeutung. Immer mehr Menschen – jünger und ältere – gestalten ihr Leben unabhängig von religiösen Vorstellungen. Diese Entwicklung bestätigt erneut die aktuelle, repräsentative Trendstudie "Jugend in Deutschland". Ihre Ergebnisse bestätigen die Tendenz, die sich bereits bei ähnlich gelagerten Untersuchungen zeigte.
Der katholischen Kirche laufen in den meisten Ländern der Welt die Gläubigen davon. Gründe dafür sind der Umgang der Kirche mit sexualisierter Gewalt durch Priester, aber auch die starre Haltung der Kirche zu Familienplanung, Abtreibung, Sterbehilfe oder LGBTQIA+. Im Geburtsland des Papstes, dem als katholisch bekannten Argentinien, leben mittlerweile knapp 20 Prozent religionsfreie Menschen. Ähnlich sieht es in Argentiniens Nachbarland Uruguay und anderen südamerikanischen Ländern aus.
Was passiert eigentlich genau, wenn eine Religion "untergeht"? Ist anhaltender Mitgliederverlust ein Anzeichen für den kommenden Untergang? Oder eher der Bedeutungsverlust im öffentlichen Leben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Titelthema der MIZ 2/23.
Der Religionswissenschaftler Dr. Stefan Schröder von der Universität Bayreuth ist morgen zu Gast im Humanistischen Campus, einer Online-Vortragsreihe des HVD Bayern. Bekannt wurde Schröder im säkularen Umfeld durch seine Studie "Freigeistige Organisationen in Deutschland".
Dass Religion an Einfluss verliert, zeigt sich in Deutschland daran, dass mittlerweile weniger als die Hälfte der Bevölkerung einer der beiden großen christlichen Kirchen angehört. Dieser gesellschaftliche Prozess hat viele Facetten und wird seit der Aufklärung von einem philosophischen Diskurs begleitet. Andreas Becke hat sich die wichtigsten an dieser Debatte beteiligten Denker vorgenommen und ihre Positionen in einem Buch zusammengefasst.
Die Säkularisierung hat neuen religionssoziologischen Forschungen zufolge in den vergangenen zehn Jahren auch in bisher ausgeprägt christlichen Staaten rapide zugenommen.
Ein Bundespräsident sollte alle Bürgerinnen und Bürger repräsentieren, doch Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Eröffnung des Ökumenischen Kirchentags als "engagierter Christ", der sich parteiisch auf die Seite der Kirchen stellt und die zunehmende Religionsabstinenz in der Bevölkerung als Gefahr begreift. "Dies lässt Zweifel an Steinmeiers Eignung für das höchste Staatsamt aufkommen", meint der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Michael Schmidt-Salomon.
Was genau unter der Trennung von Staat und Religion zu verstehen und warum diese so ungemein wichtig ist, ist vielen Menschen nicht ganz klar. Folgende Übersicht soll dabei Abhilfe schaffen. Laizismus reicht de facto nämlich tief in ganz unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens und in entsprechende Institutionen hinein. Eine Einordnung von Constantin Huber.