BERLIN. (hpd) Die Lage der Flüchtlinge im Norden Syriens spitzt sich immer mehr zu. In Anbetracht des bald ausbrechenden Regens und der zu erwartenden Kälte besteht die Gefahr von Seuchen und Massenerkrankungen.
Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani hat deshalb die militärische Unterstützung der Kurden im Kampf gegen die islamistischen IS-Truppen verteidigt. Eine pazifistische Position sei seiner Meinung nach “verheerend, verantwortungslos und in der Konsequenz sogar verbrecherisch.” Er prangert ein Versagen der internationalen Gemeinschaft und ihrer humanitären Hilfe für die Flüchtlinge im Nordirak an. “Ich sehe auch westliche Helfer, die sich wirklich aufopferungsvoll bemühen. Aber es reicht einfach vorn und hinten nicht”, die “humanitäre Komponente und die Solidarität mit den verfolgten Christen und Jesiden” würden im Westen zwar wortreich eingeklagt, blieben aber faktisch aus.
Die islamistische IS zieht weiterhin marodierend und mordend durch den Norden Syriens. Aus mehr als 100 Dörfern wurden bisher Kurden vertrieben. Die Flüchtlingsbewegung aus dem Norden Syriens ist die Folge einer IS-Offensive gegen die Stadt Ain al-Arab an der Grenze zur Türkei. Daraufhin riefen türkisch-kurdische Politiker und Kommandeure dringend um Hilfe, um den Kurden in Syrien zu Hilfe zu eilen. Daraufhin zogen PKK-Kämpfer Richtung Süden und wurden an der Grenze zu Syrien von der türkischen Armee an der Weiterreise gehindert.
Ihnen entgegen sind allein 130.000 Kurden in den letzten sieben Tagen Richtung Türkei geflohen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf will deshalb seine Hilfe für die türkische Regierung wegen des zunehmenden Flüchtlingsandrangs noch weiter aufstocken. “Die Regierung in Ankara hatte am Samstag mitgeteilt, dass rund 45.000 Schutzsuchende über acht verschiedene Grenzübergänge ins Land gekommen seien.”
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor dreieinhalb Jahren kamen schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen in die Türkei. Nun bereiten sich das UNHCR und türkische Behörden auf Hunderttausende weitere Vertriebene vor. “Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, mahnte zu verstärkten internationalen Anstrengungen, Syrern Asyl zu gewähren und die Nachbarstaaten zu unterstützen.”
Katajun Amirpur weist in der TAZ darauf hin, dass sich weltweit Muslime gegen die IS aussprechen. Sie klagt dabei an, dass auch in der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, dass es “doch Muslime [sind], die versuchen, dem sogenannten Islamischen Staat das Handwerk zu legen. Wieso glaubt man, deutsche Muslime seien den Muslimen näher, die Jesiden und Christen verfolgen, statt denen, die ihnen zu Hilfe eilen und ihnen Unterschlupf gewähren?”