Ein Widerspruch zur historischen Wahrheit

Glorifizierung Martin Luthers

In der Maßlosigkeit seines Hasses fordert Luther, dass man auch “ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre”; man solle die dann obdachlosen Juden “in einen Stall tun wie die Zigeuner”, über alle Juden aber das Verbot verhängen, die großen Landstraßen zu benutzen: “Sie sollen daheim bleiben, denn sie haben nichts auf dem Land zu schaffen”, wo sie nur Wuchergeschäfte treiben würden. Man solle ihnen überhaupt nicht nur “den Wucher verbieten”, sondern “nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod, an Silber und Gold”. Die Nazis haben sich präzis an diese Devise Luthers gehalten, ebenso wie an seine weiteren Anweisungen, dass “nicht wir ihnen, sondern sie uns untertan sein sollen” und “dass man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel” und sie für uns arbeiten lasse. Jeder dürfe “mit Saudreck” auf sie werfen und sie “von sich jagen”.

Kein Wunder, dass Hitler betonte, Luther sei der größte Deutsche gewesen. Weitgehend hat ja Hitler das Anti-Juden-Programm Martin Luthers befolgt. Auch die berüchtigte antisemitische Nazi-Zeitung “Der Stürmer”, herausgegeben vom besonders fanatischen Judenhasser Julius Streicher, konnte kaum schlimmere Charakterisierungen der Juden erfinden, als sie Luther en masse geliefert hatte. Folgerichtig berief sich deshalb auch Streicher bei den Nürnberger Prozessen gegen die Naziverbrechen am 29. April 1946 auf Luther und dessen Buch “Von den Juden und ihren Lügen”: “Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch in Betracht gezogen würde”. Eine fatale, makabre Konsequenz zieht sich jedenfalls von Luther bis Hitler: “Dr. Luthers Wandel endete… in der Anordnung der Judenvertreibung, -verfolgung und -ermordung, die Adolf Hitler ca. 400 Jahre später ausführte” (H.-J. Böhm).

Prof. Dr. Hubertus Mynarek, Foto: © Evelin Frerk
Prof. Dr. Hubertus Mynarek, Foto: © Evelin Frerk

Nicht einmal im Hinblick auf das Neue Testament, das er so volkstümlich (“dem Volke aufs Maul schauend”) übersetzt hat, kann Luther als “Befreiungstheologe” bezeichnet werden. Denn die “Heilige Schrift” des Alten wie des Neuen Testaments ist für ihn von A bis Z das Wort Gottes. Luther ist diesbezüglich ein fanatischer Fundamentalist, durchaus in eine Reihe mit jenen Moslems zu stellen, die jede Sure des Korans für irrtumsfrei, von Allah geoffenbart halten, auch wenn in beiden Schriften so manche entsetzliche Grausamkeit vermeintlich von Jahwe bzw. Allah befohlen wird.

Es war doch gerade ein Verdienst besonders der protestantischen Bibelforschung seit dem Beginn der europäischen Aufklärung, dass sie praktisch Wort für Wort, Satz für Satz die Texte der Bibel als menschengemacht aufdeckte, als von Menschen fabriziert, konstruiert, manipuliert, plagiiert aufzeigte, sicherlich teilweise auch von frommen Schreibern kreiert, die sich von Gott inspiriert meinten, aber mit Sicherheit keine Offenbarung von einem Gott erhalten hatten.

Insofern ist es besonders absurd und grotesk, dass die evangelisch-lutherische Amtskirche im Widerspruch zu ihren eigenen kritischen Bibelforschern von David Friedrich Strauß bis Rudolf Bultmann den Bibelfundamentalisten Martin Luther wieder aus der Mottenkiste hervorholt und ihn seit einigen Jahren zu einer heroischen Kultfigur aufzubauen versucht, um ihn dann 2017, dem 500-Jahre-Jubiläum seines in Wirklichkeit legendären Thesenanschlags an die Wittenberger Schlosskirche, dem Volk als Mann ohne Fehl und Tadel zu präsentieren.

Der in Wirklichkeit psychisch kranke Luther, von Halluzinationen, Geistererscheinungen, Psychosen und “Versuchungen des Satans” getrieben und gepeinigt, war trotzdem felsenfest, eben fanatisch- fundamentalistisch überzeugt, dass seine Bücher “auf klare und deutliche Beweise der Heiligen Schrift gegründet” seien, wie er das in einem Brief gegenüber Kaiser Karl V. behauptet hat. Kein Wunder, dass der narzisstisch-egoistisch in sich selbst Verliebte, oft von Größenwahn Getriebene auch seine makabersten Ideen für gottgegeben und bibelkonform hielt, z.B. sein Gottesbild, das Bild eines mit allen Facetten unglaublicher Grausamkeit ausgestatteten Gottes, der sich noch dazu eine horrende Prädestination ausgedacht hatte, derzufolge Gott als von nichts abhängiger, durch nichts beeinflussbarer Monarch und Souverän seit Ewigkeit einige Menschen für den Himmel, den Rest für die Hölle vorherbestimmt habe, und das absolut ohne Rücksicht auf ihre guten oder bösen Taten; z.B. seine die Gläubigen zu Sklaven erniedrigende Staatsidee, wonach der Staat der “Vollstrecker der Strafgerichte Gottes” an den Untertanen sei; z.B. seine Idee der Obrigkeit, der in jedem Fall und stets Folge zu leisten sei: “Dass die Obrigkeit böse und unrecht ist, entschuldigt keine Zusammenrottung noch Aufruhr. Denn die Bosheit zu strafen, das gebührt nicht einem jeglichen, sondern der weltlichen Obrigkeit, die das Schwert führt”. Z.B. die Idee der Philosophie und der Vernunft als Hure, die sich wegen ihrer vermeintlich permanenten Fehlleistungen und Irrtümer in allen Fällen der biblisch bezeugten Offenbarung unterzuordnen habe.

Der in der aktuellen Propaganda der evangelischen Amtskirche und der Medien als Held und Befreiungstheologe Apostrophierte war in Wirklichkeit oft servil und kriecherisch. Selbst dem Papst, den Luther doch als “den letzten und mächtigsten Antichrist” bezeichnet hatte, sandte der “Reformator” noch mancherlei Zeichen der Bereitschaft zum Widerruf seiner Thesen. Sogar ein Jahr nach seinem sog. Thesenanschlag versprach er dem Hl. Vater unterwürfigsten Gehorsam: “Deshalb, allerheiligster Vater, falle ich Deiner Heiligkeit zu Füßen und ergebe mich Dir mit allem, was ich bin und habe. Mache lebendig, töte, rufe, widerrufe, billige, missbillige, wie es Dir gefällt. Deine Stimme werde ich als die Stimme Christi anerkennen, der in Dir regiert und redet. Wenn ich den Tod verdient habe, so werde ich mich nicht weigern zu sterben… Gott erhalte Dich auch in Ewigkeit, Amen”.

Noch mehr als dem Papst lieferte sich Luther den Landesfürsten aus, die ihm ja Schutz und Asyl geboten hatten. Von Rom machte er sich endlich frei, aber zu welchem Preis: Er ersetzte die dem Papst hörige Kirche einfach durch eine dem jeweiligen Landesfürsten hörige Kirche, womit die Freiheit des protestantischen Christen sofort wieder zurückgenommen ward: “Ein Christenmensch ist ein freyer Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan”!

Kein Wunder, dass der wirklich einzige Revolutionär aus religiösem Enthusiasmus in der gesamten deutschen Geschichte, Thomas Müntzer, der in seinem Kampf für die ausgebeuteten, unterdrückten Bauern standhaft blieb und folgerichtig von den “Herren” hingerichtet wurde, den “Befreiungstheologen” und “Revolutionär” Luther glasklar durchschaute: “Bruder Leisetritt”, “Bruder Sanftleben” und “Bruder Mastschwein” pflegte er ihn zu nennen.

Man braucht sich aber nicht zu wundern, wenn allen Demaskierungen des Mythos Luther zum Trotz unser Staat mit einem evangelischen Pfarrer als Bundespräsidenten und einer evangelischen Pfarrerstochter als Bundeskanzlerin an der Spitze sowie einer Menge evangelischer Theologen und Ex-Theologen als Bundestagsabgeordneten den Propagandafeldzug der Kirche für das Lutherjahr 2017 mit allen Mitteln finanzieller wie anderer Art massiv unterstützen wird.

P.S.: Die zahlreichen hier angeführten Zitate sind belegt und verifiziert in Mynareks Buch: “Luther ohne Mythos. Das Böse im Reformator”, 3. Auflage 2013 im Ahriman Verlag Freiburg. Das hier Ausgeführte ist übrigens nur ein kleiner Ausschnitt aus den in diesem Buch aufgedeckten Schattenseiten in Charakter, Reden und Handlungsweisen Martin Luthers.