BERLIN. (hpd) Der Humanistischer Verband Deutschlands Berlin-Brandenburg (HVD), eröffnet die JugendFEIER-Saison 2015. Bis zum 6. Juni 2015 werden 2.830 Jugendliche aus Berlin allein an einer der insgesamt vierzehn Festveranstaltungen im Friedrichstadt-Palast teilnehmen.
Dr. Bruno Osuch, der Präsident des HVD Berlin-Brandenburg, stand für ein Interview zur Verfügung: "Rolle, Bedeutung und Grössenordnung der Jugendfeier", so sagt er, "sind ist im Kontext mit Berlin zu sehen. Das ist eine Stadt, die seit Jahrzehnten, seit mehr als 100 Jahren ein Zentrum des freien Denkens, der Freigeister ist. Insofern hat auch die Jugendfeier-Tradition in Berlin eine über einhundertjährige Geschichte." Aktuell sind in Berlin mehr als 2/3 aller Menschen konfessionsfrei. "Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass so viele Jugendliche dieses Angebot wahrnehmen. Konfessionsfreie haben genau so das Bedürfnis, das Erwachsenwerden ihrer Kinder zu feiern wie Christen."
2.500 bis 3.000 Jugendliche nehmen in Berlin an den Jugend-Feiern jährlich teil. Das ist eine relativ stabile Zahl und das sind ca. 12 Prozent der Geburten des jeweiligen Jahrgangs.
Die christlichen Kirchen stellten in Berlin 2009 mit einem Volksentscheid, der für sie nicht positiv endete, die Forderung, Religionsunterricht dem Ethik-Untericht entsprechend als Wahl-Pflichtfach in den Schulunterricht einzuführen. Einen direkten Einfluss dieser eher schulpolitischen Debatte auf Jugendfeiern sieht der HVD nicht, sondern eher einen Imagegewinn für die weltlich-humanistische Kultur dieser Stadt.
Festredner waren bisher bekannte Sportler, Politiker, beispielsweise Gregor Gysi, der Schulsenator Kröger und am 25. April 2015 war es Ben Becker, dessen Tochte eine der gefeierten Teilnehmerinnen ist.
In Berlin sind es etwas mehr als zehn Prozent der meist 14-jährigen SchülerInnen der achten Klassen, die so den Übergang ins Erwachsenenleben feiern, parallel dazu etwa 3.900 Jugendliche in Brandenburg d. h. fast jede fünfte Familie in Brandenburg entscheidet sich für die humanistische Feier.
Über die Hälfte der Teilnehmenden hat am Vorbereitungsprogramm mit über 90 verschiedenen pädagogischen Kultur- und Freizeitangeboten teilgenommen, eine Teilnehmerin hat dafür den Untertitel geprägt: "Schule für Erwachsensein" und in dieser Zeit standen Fragen zu Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur sowie humanistischen Werten wie Toleranz, Verantwortung und Solidarität im Mittelpunkt.
Im Friedrichstadtpalast fand auch in diesem Jahr die Jugendfeier statt. Musik, Lightshow und Beifall, Lachen , Pfeifen - so begleitet kommen die Jugendlichen ins Parkett zu ihren Plätze in den ersten drei Reihen. Bunt und fröhlich bleibt es mehrheitlich weiter mit Gesang, fast klassischem Tanz bis Brake-Dance, Gesprächen zwischen Jungs und Mädchen, Geschwistern, Freunden und ... Eltern.
Ein push-up zur eigenen Vorbereitungszeit ist eine Video-Frequenz mit dem Thema: "Mein Zuhauses ist, wo ich weiß, dass jemand hinter mir steht", "Berlin, die coolste Stadt der Welt ist mein Zuhause", da flammt der Beifall des Publikums auf und auch als es heißt: "Kabul fehlt mir, Berlin ist mein Zuhause geworden". "Carpe Diem und viel Spaß beim Feiern!" wünscht Anna Loos, Schauspielerin und Sängerin. Der Kulturstaatssekretär Tim Renner ist über ein Video zugeschaltet, ebenso der HVD-Präsident Dr. Bruno Osuch, der sagt: "Jeder weiß, dass es auf der Welt nicht gerecht zugeht, ihr seid aufgerufen, das besser zu machen." Joko Winterfeld, Fernsehmoderator: "Träume sind wichtig, glaube an Dich!"
Die Aufregung bei den Jugendlichen flammt immer wieder auf, nämlich dann, wenn ihr Auftritt auf der Bühne im Friedrichstadt-Palast bevorsteht. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer steht an diesem Tag von dem Sitz im Parkett auf, erreicht über das Treppchen die Bühne, der Name wird aufgerufen, die Scheinwerfer leuchten gleichbleibend genau zu Dir, währest Du an diesem Tag auf dieser Bühne... Ein Freund erinnerte sich vor kurzer Zeit an seine eigene Jugendfeier: "Ich hatte eine breite knallgelbe Krawatte, meine Jacke passte nicht, sie war zu groß, die Schuhe mit feinen Ledersohlen waren zu eng..."
Eine Festrede gehört zur Jugendfeier. Der Moderator kündigt "den berühmten Schauspieler und Sänger Ben Becker" an. "Guten Morgen", die ersten zwei trockenen Worte von Ben Becker werden mit Beifall begrüßt, denn immerhin es ist inzwischen nach 12:00: "Liebe Eltern, Verwandte, Freunde – Kinder darf man mit dem heutigen Tage nicht mehr sagen. Aber, erwachsen sind wir, die hier heute feiern glücklicherweise auch noch nicht." Die Rede nimmt seinen Verlauf, begleitet, unterbrochen von Applaus nimmt er die "Piraten, Indianer und Prinzessinnen" mit zu dem kleinen Bruchpiloten in der Wüste, den Saint-Exupéry geschaffen hat und der Fragen stellt. Als letzten Satz gibt Ben Becker mit auf den Weg: "Macht was ihr wollt, aber lasst euch nicht erwischen."
Und schließlich standen fast alle an dieser Show und Feier Beteiligen auf der Bühne, tanzen, lachten, sangen mit, hüpften, streckten und verbeugten sich. Die aufgeschnappten Worte einer Mädchengruppe am Eingang vor dem Friedrichstadt Palast spiegelten sich in Bildern wieder: "Ich freue mich schon..."
Für die Jugendfeier 2016 in Berlin liegen jetzt schon Anmeldungen vor; es sind mehr als 2.300.
1 Kommentar
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Absolut schöne, säkulare Alternative zu Kommunion und Konfirmation!