BERLIN. (hpd) Dem mauretanische Blogger Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir droht die Hinrichtung. Reporter ohne Grenzen erinnerte gestern daran, dass sich im Falle des verurteilten saudischen Bloggers Raif Badawi weltweit Protest erhob, über das Schicksal von Mkhaitir jedoch kaum etwas bekannt sei.
Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir schrieb im Dezember 2013 in seinem Blog, dass bereits der Religionsgründer Mohammed mit zweierlei Mass gemessen hat. Er versuchte zu zeigen, welche Rolle die Religion in der sozialen Hierarchie und Diskriminierung zwischen den sozialen Schichten spielt.
Als Reaktion darauf kam es zu Demonstrationen, bei der Rufe "Tod dem Blogger" laut wurden. Seine kritischen Worte wurden als Blasphemie gegen den Propheten verstanden, denn er beschreibe Mohammad als einen ungerechten Mann, der seinen Stamm gegenüber den anderen bevorzugte.
Am 2. Januar 2014 wurde Mohamed Cheikh verhaftet und am 24. Dezember nach einer kurzen Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt. Im Gerichtssaal und noch vor dem Richterspruch sprach er das islamische Glaubensbekenntnis (Shahada) um deutlich zu machen, dass sich zum Islam bekennt. Er erklärte dem Gericht, dass es nicht seine Absicht war, den Propheten zu kritisieren und entschuldigte sich auch für das, was er schrieb. Trotzdem wurde die Todesstrafe verhängt. Presseberichten zufolge verlor der Blogger das Bewusstsein, nachdem das Urteil verlesen wurde.
Im Februar sagte sein Anwalt dem mauretanischen Fernsehen, dass der Zustand seines Mandanten sehr schlecht und er in Einzelhaft verlegt worden sei. Er bestätigte auch, gefoltert worden zu sein.
Der Independent fragt: "Millions of people around the world rallied to the support of Raif Badawi; who will care for a poor young man in Mauritania? He will be executed for blasphemy – by those who insist that Isis does not represent Islam." (Millionen von Menschen auf der ganzen Welt halfen Raif Badawi; wer aber setzt sich für den armen jungen Mann in Mauretanien ein? Er soll wegen Blasphemie sterben - wo sind jetzt die, die sagen, dass 'ISIS' nicht der Islam sei?)
Wenn sich die internationale Gemeinschaft jetzt nicht stark macht, sei das Leben des jungen Mannes bald gewaltsam beendet.
Die IHEU (International Humanist and Ethical Union) berichtete im Januar 2015 über den Fall.
10 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Wann reisen Frau Kaddor, Frau Hübsch und Herr Mazyek nach Mauretanien, um den dortigen Behörden zu erklären, dass der Islam die Religion des Friedens ist?
Ich verstehe nicht, warum die Speerspitzen der europäischen Islamverteidigung - Motto: "Religion hat nichts mit Religion zu tun!" - nicht längst eine umfassende Pilgerreise in alle totalitären islamischen Regime unternommen haben, um den offenbar dummen Imamen dort die einzig wahre Interpretation des Korans zu vermitteln.
Solange dies nicht geschieht (über die "Erfolgsaussichten" dieser Aufklärungsreise brauchen wir nicht zu streiten), sind fortschrittliche Denker, wie Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir in Lebensgefahr.
Also sollten Frau Kaddor, Frau Hübsch und Herr Mazyek die Reise besser nicht antreten - es sei denn, sie verträten dort eine andere Meinung zum Islam als sie hier in Talkshows von sich geben.
Ich fürchte, solange niemand unmittelbar mit einem Koran erschlagen wird, hat Gewalt gegen Menschen nie etwas mit Religion zu tun. Brechreiz, wenn ich daran denke...
Thea Schweri am Permanenter Link
Ich würde mich sehr gerne für Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir einsetzen, aber wie???
Wolf Domke am Permanenter Link
Was kann man für Mkhaitir tun? Wer weiß Rat? Spenden? Briefe schreiben? Welche Organisationen könnten sich hier engagieren???
David am Permanenter Link
Wenn religiöser Fundamentalismus ein Problem ist, dann sind die Fundamente einer Religion ein Problem.
Die Apologeten sind, leider, ganz klar Teil des Problems. Es reicht nicht, einfach zu behaupten, "schlagt sie!" bedeutet "streichelt sie!", aber gleichzeitig die Vollkommenheit der Schriften lobpreisen, eine Person aus dem Frühmittelalter als absolutes Rollenvorbild zelebrieren und dabei die Fundamentalisten fröhlich als unislamisch bezeichnen.
Der Islam müsste sich eigentlich ganz neu erfinden. Aber wie soll das gehen, wenn der Quran sich selbst als das letzte und unfehlbare Wort Gottes versteht und selbst den Hadithen elementare Bedeutung beigemessen wird?
Den Glauben verbieten kann man den Menschen freilich nicht. Aber wenn man ehrlich ist, dürfte man diese Religion in keinster Weise fördern. Man könnte hoffen, dass die Ideen, die der Islam mitbringt, mit der Zeit verdunsten.
Wir machen zzt leider genau das Gegenteil. Und sind auch noch stolz drauf.
Noncredist am Permanenter Link
>> He will be executed for blasphemy – by those who insist that Isis does not represent Islam. <<
Er wird von denjenigen Exekutiert, welche ständig darauf bestehen, dass die ISIS nicht den Islam repräsentiert.
Weil in vielen islamischen Ländern die Kritik an (der eigenen) Religion zum Synonym für "Beleidigung des Prophetens" geworden ist? Und deshalb agiert man *identisch* wie der "unislamische" Repräsentant? Ja, wahnsinnig überzeugend.
Weshalb agiert der Prophet denn nicht selbst, wenn er sich so offenbar "beleidigt" fühlt?
Es ist leider Tatsache, dass man sich *nur* anhand "überlieferter Wahrheiten" irgendwelcher archaischer Schreiber zu einer solchen inhumanen Tat *berechtigt* fühlt. Dieses Recht stammt eben von ganz ganz oben. Wie will man da noch mit Vernunft argumentieren können? Menschenrechte - auch die Meinungsfreiheit - sind für diese Leute einfach den göttlichen Gesetzen untergeordnet :(
Gaaaaaanz anders als die IS.
Marc Boettenberg am Permanenter Link
https://www.change.org/p/signez-nombreux-et-faites-signer-pour-sauver-la-vie-d-un-d%C3%A9tenu-d-opinion/u/9948361
Astridka am Permanenter Link
Ich versuche seit dem 14. August in meinen regelmäßigen Freitagsposts zu Raif Badawi auf das Schicksal von Mohamed Cheikh aufmerksam zu machen.
lemondedekitchi.blogspot.de
Luka Takoa am Permanenter Link
Freiheit für Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir!
Blasphemie ist ein Menschenrecht.
Schluss mit der Säuberungs-Ideologie und der Gewalt gegen Atheisten.
Luka Takoa, www.facebook.com/Luka.Takoa
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mich überkommt Brechreiz.
Die externe Politik schweigt wg. der 'inneren Angelegenheit'.
Schauderhaft.
David am Permanenter Link
ach ja, was zu Mauretanien noch erwähnenswert ist:
Es handelt sich um eines der Länder, in denen immer noch faktisch traditionelle Sklaverei existiert - ein tragischer Sachverhalt, der mMn aufgrund der gesichtslosen Anonymität des Sachverhalts viel zu selten Erwähnung findet.
Dass im Zusammenhang mit Sklaverei der Islam auch eine entscheidende Rolle spielte und immer noch spielt, ist gesellschaftlich, grade von der betroffenen Religionsgemeinschaft, noch nicht annähernd ausreichend aufgearbeitet.