BERLIN. (hpd) Aktuellen Medienberichten zufolge, beendet Saudi-Arabien seine diplomatischen Beziehungen zum Iran.
Nach der gestrigen Massenexekution von 47 Menschen, unter denen sich auch der schiitische Geistliche Nimr Baker al-Nimr befand, hat sich die Lage drastisch zugespitzt. Der oberste geistliche Führer des schiitisch geführten Irans, Ajatollah Ali Chamenei, warnte das sunnitisch geführte Saudi-Arabien vor der "Rache Gottes". Al-Nimr sei ein "Märtyrer", dessen Blut zu Unrecht vergossen worden sei. Iranische Demonstranten stürmten schließlich in der Nacht auf Sonntag die saudische Botschaft und setzten sie in Brand.
Laut aktuellen Meldungen bricht Saudi-Arabien nun alle diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Alle Vertreter des Irans seien von Außenminister Adel al-Dschubeir aufgefordert worden, Saudi-Arabien innerhalb von 48 Stunden zu verlassen.
2 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Auch gestern wieder kommentierten die Nachrichten diese Vorgänge als "scheinbar religiös motiviert".
Da wird ein Prediger, der die Rechte seiner Glaubensrichtung stärken möchte, von der Staatsmacht der anderen Glaubensrichtung umgebracht und die Schutzmacht der ersten Glaubensrichtung droht mit der "Rache Gottes" - die Folge ist Randale, brennende Botschaften und ein offener Konflikt, der jetzt wohl erst einmal eskalieren wird.
Dies habe aber laut der Nachrichten - wie immer - nichts mit Religion zu tun, sondern es ginge "in Wahrheit" um territoriale Ansprüche und Machtverteilung. Als ob Religion nicht genau zu diesem Zweck erfunden worden wäre!
Es ging doch schon los mit der angeblichen Landnahme des Volkes Israel in Kanaan. Es ging um Polytheismus vs. Monotheismus. Der territoriale Spielball Kanaan wollte sich durch seinen "einzigen Gott" besser positionieren, als die militärisch überlegenen Nachbarn.
Später, als die Monotheismen sich aufspalteten, haben sie seit jeher um Territorien, um Macht und Einfluss gerungen. Stets begründet mit dem einem "Gott", der exklusiv auf der eigenen Seite agieren würde. Natürlich hätte dieses Landnahmekonzept im Polytheismus nicht funktioniert, denn dort kämpfen die eigenen Götter auf der eigenen Seite, die fremden Götter auf der feindlichen Seite. Es gab also keinen expliziten Vorteil, wenn "ein Gott" auf der eigenen Seite kämpfte. Erst im Monotheismus konnten die fanatisierten Anhänger wähnen, sie hätten den sowieso einzigen "Gott" auf ihrer Seite (Israel heißt ja übersetzt "El streitet" - es handelte sich bei El also um einen Kriegsgott).
Warum wollen dies Journalisten nicht begreifen, dass die territorialen Erweiterungsbestrebungen und der erhoffte Machtgewinn unmittelbar mit dem Zweck der Monotheismen zu tun hat? Ich sehe im Fall von Nimr al-Nimr exakt die Keimzelle eines Religionskrieges - dessen Ziel natürlich nicht ist, dass "Gott" auf seiner Wolke herniederschwebt und Rache übt, sondern - wie dies immer so war - dass sein "Bodenpersonal" sich aufgerufen fühlt, den religiösen Feind ein Stück seiner Macht zu entreißen.
Denn basierten die "echten" Religionskriege auf der Hoffnung, dass "Gott" persönlich eingreife, dann hätte es wohl nie einen Religionskrieg gegeben, denn "Gott" soll unbestätigten Meldungen nach noch nie irgendwo erschienen sein.
Nein, wir müssen das auch in der öffentlichen und politischen Darstellung endlich begreifen, dass die ursprüngliche Religion sich genau solche Anlässe sucht, in denen sie mit "Gott" als Argumentationsfigur Randale machen kann. Man kann natürlich auch sagen, dass die weltliche Führung sich der Religion bedient, um das ungebildete Volk zu motivieren, gegen den "Gottesfeind" vorzugehen - zumindest bis "Gott" selbst mit den bösen Buben aufräumt. Aber das ist nur eine andere Ausdrucksweise des identischen Vorgangs. Oder will jemand behaupten, in Gottesstaaten gäbe es auch nur ansatzweise eine Trennung von Staat und Religion?
Thomas Göring am Permanenter Link
Da mag Religion immer wieder mit noch so viel Zwang & Blutvergießen verbunden sein - DAS Mantra aller religiös konditionierten Gehirne lautet seit je her unverdrossen (und starr allen kritischen Argumenten oder Ei
Dementsprechende religionsbeschönigende Aussagen kommen mir (i.d.R.) wie eine Art von Reflex - nämlich so wie eine automatische Reaktion - vor, also wie etwas (zumeist) in früher Kindheit Angelerntes & Verinnerlichtes: als ein Ausdruck von individualgeschichtlich frühzeitiger und (v.a. west-)deutschlandweit flächendeckender Geistesdressur...
P.S.: Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang auch erhellend, einmal genauer dem Umstand nachzugehen, dass ab/seit 1945 in (West-)Deutschland & Österreich die bis dahin massiv in die Bevölkerung hinein-propagierte Naziideologie gezielt & systematisch durch unermüdliche Bekenntnisse zum Christentum hinwegzureinigen (so als ob Letzteres mit Ersterer überhaupt gar nichts zu tun habe).
Ist es nicht so, dass systematische Agitation & Propaganda & Missionierung durchaus langanhaltende Konsequenzen haben, also noch nach Jahrzehnten ihre entsprechenden Spuren hinterlassen - und im Falle ihres Weiterwirkens obendrein auch die geistige (hier: religiöse) Saat für noch Kommendes bzw. Zukünftiges sind?