Seit Jahren segelt das Schiff immer wieder zu Ländern, in denen Frauen eine Abtreibung verboten ist. Stets im Blickpunkt der Öffentlichkeit, um das Frauenrecht auf selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch ins Bewusstsein zu bringen: Das Abtreibungsschiff ist nun auf Einladung mehrerer lokaler Frauenrechtsvereinigungen in Lateinamerika (Guatemala), um Frauen dort einen Schwangerschaftsabbruch in internationalen Gewässern zu ermöglichen.
Gemeinsam mit der bekannten holländischen Ärztin und Abtreibungsaktivistin Rebecca Gomperts ist diesmal auch der österreichische Gynäkologe DDr. Christian Fiala mit an Bord. Er leitet das Gynmed Ambulatorium in Wien und Salzburg, seine Reiseschilderungen kann man bald live auf Facebook miterleben.
Christlichen Fundamentalismus kann Frauen töten
"Ich unterstütze diese wichtige aber nicht ganz ungefährliche Aktion, weil in Südamerika Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft immer noch nach den Gesetzen der ehemaligen Europäischen Kolonialmächte gerichtet werden. Während in den meisten westlichen Ländern eine demokratische Selbstbestimmung die katholische Bevormundung mit großem Aufwand auf ein zivilisiertes Maß zurückgedrängt werden konnte, bringt dieses überholte und menschenverachtende Weltbild dort immer noch viele Frauen in Lebensgefahr, weil sie zu illegalen und damit gefährlichen Schwangerschaftsabbrüchen gezwungen werden, so wie früher auch bei uns", sagt Fiala.
Gesetze der ehemaligen Kolonialmächte
In Guatemala sind Schwangerschaftsabbrüche verboten, so wie dies früher in Europa der Fall war und heute noch in fast allen ehemals kolonialisierten Ländern des Südens der Fall ist. Doch ungewollte Schwangerschaften lassen sich nicht durch ein Verbot der Abtreibung lösen: Jedes Jahr werden geschätzte 21 Millionen illegale und medizinisch gefährliche Schwangerschaftsabbrüche mit teils schweren Folgen für die Gesundheit und das Überleben von Frauen durchgeführt. Deshalb ist es das Ziel der spektakulären Protest-Aktion:
- die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs auch in Guatemala, so wie dies in Europa bereits vor 50 Jahren gemacht wurde,als Menschenrecht zu etablieren
- In den Schulen Aufklärung in den Unterricht einführen
- Zugang zu Verhütungsmitteln für die Bevölkerung schaffen
- Zugang zu Abtreibung nach medizinischen Standards ermöglichen
Ein Schiff erregt Aufsehen
Mit dem Schiff fahren Frauen 12 Meilen vor die Küste in internationale Gewässer und nehmen dort legal die Abtreibungspille. Diese medikamentöse Methode hat sich weltweit als medizinischer Standard etabliert, weil sie sehr sicher und wirksam ist. Das Schiff wird sich eine Woche in Guatemala aufhalten. Organisiert wird die Initiative von der Ärztin Rebecca Gomperts, die Frauen nach europäischen Standards berät und behandelt. Die Holländerin, die mit dem Abtreibungsschiff globale Bekanntheit erlangte, segelt seit Jahren in Länder in denen die Abtreibung verboten ist. Seit 2001 war das Schiff in Irland, Polen, Portugal, Spanien und Marokko und erregte stets großes mediales Aufsehen, und erhielt großen Zuspruch der Bevölkerung.
Women on Waves
Women on Waves ist eine niederländische non-profit-Organisation, die für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche kämpft. Sie wurde 1999 von Rebecca Gomperts gegründet. Die Organisation verfolgt das Ziel, Frauen in jenen Ländern zu helfen, in denen ihnen ein legaler und damit sicherer Abbruch verwehrt wird.
Die Hilfe wird auf einem Schiff angeboten, das mit Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch wünschen, in internationale Gewässer fährt, um die Behandlung dort legal durchzuführen.
Die in Paramaribo, dem ehemaligen Holländisch-Guyana geborene Ärztin hat Medizin und Kunst studiert, eine Nautik-Schule besucht, ist mit Greenpeace auf der Rainbow Warrior II zur See gefahren und hat einen Roman geschrieben. 1999 hat sie dann die Organisation "Women on Waves" gegründet. In Ergänzung dazu hat Dr. Gomperts auch die Organisation Women on Web ins Leben gerufen, welche die Medikamente für einen medikamentösen Abbruch weltweit an Frauen in allen Länder verschickt, in denen der Abbruch verboten ist. Vor kurzem erregte die Aktion internationale Aufmerksamkeit als eine Drohne die Abtreibungspille nach Polen und Irland flog.
Abtreibungsverbot tötet Frauen
47.000 Frauen sterben jährlich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) an laienhaft durchgeführten Abtreibungen, weil die Frauen in einem Land leben, in welchem dieser verboten ist. Die Abtreibungspille wurde von der WHO auf die Liste der essentiellen Medikamente gesetzt. Jedes Jahr entscheiden sich weltweit etwa 43 Millionen Frauen aller Länder, Kulturen und Religionen, ihre Schwangerschaft zu beenden. 21 Millionen dieser Abtreibungen finden laut WHO unter illegalen und lebensgefährlichen Bedingungen statt.
16 Kommentare
Kommentare
Carmen Frieger am Permanenter Link
Und schon gibt es diese Meldung: http://www.berliner-zeitung.de/panorama/-women-on-waves--niederlaendisches--abtreibungsschiff--soll-guatemala-verlassen-25799984
Stefan Dewald am Permanenter Link
Damit es nie vergessen wird, dass Totalverbote Schaden anrichten: https://www.amnesty.de/2014/9/25/abtreibungsverbot-el-salvador-fuehrt-zum-tod-hunderter-frauen-und-maedchen
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ob in Österreich ein Schwangerschaftsabbruch legal ist, kann durchaus angezweifelt werden.
Grundsätzlich ist Schwangerschaftsabbruch verboten (StGB §96). Bis zum Ende des dritten Monats ist er unter bestimmten Bedingungen "nicht strafbar" (StGB §97).
"Nicht strafbar" heißt aber nicht "erlaubt". Derselbe begriff "nicht strafbar" wird auch im §4 des Verwaltungsstrafgesetzes für unter-14-jährige verwendet. Und niemand wird behaupten, dass unter-14-jährige Gesetze brechen dürften. Oder gar ein Recht darauf hätten, Körperverletzungen oder Morde zu begehen. Sie werden nur nicht von der Justiz bestraft.
Für Notwehr hingegen, die nach unserer Rechtsauffassung erlaubt ist, und auf die man unter gewissen Voraussetzungen sogar ein Recht hat, verwendet der Gesetzgeber den Ausdruck "nicht rechtswidrig" (StGB §3). Das ist etwas Anderes.
Fazit bis hierher: Abtreibung ist in Österreich ein Gesetzesbruch.
Kurioserweise heißt es in Punkt drei des StGB §97, dass niemand "wegen der Durchführung eines straflosen Schwangerschaftsabbruchs oder der Mitwirkung daran ... in welcher Art immer benachteiligt werden" darf. Das spricht wieder eher gegen eine Gesetzwidrigkeit.
Ganz sicher aber ist Abtreibung in Österreich kein Recht der Frau, auf dessen Durchführung sie einen Anspruch hätte. Ein Arzt hat nämlich das Recht, die Mitwirkung an einer Abtreibung zu verweigern (§97 StGB 2+3). Wenn die Frau eine Abtreibung wünscht, aber keinen Arzt findet, der sie durchführt, (und wenn keine medizinische Indikation besteht), dann ist sie verpflichtet, ihr Kind auszutragen.
Wie Herr Purkarthofer darauf kommt, den Schwangerschaftsabbruch als "etabliertes Menschenrecht" zu bezeichnen, ist mir schleierhaft. Er ist in Österreich ganz sicher kein Menschenrecht, in Deutschland auch nicht.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Kein männliches Wesen sollte sich anmaßen, dass Abtreibungsrecht der Frauen infrage zu stellen oder auch nur im Ansatz zu kritisieren.
Und das ist gut so !!!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Bolz!
Erstens: Ich lasse mir sicher nicht aufgrund meines Geschlechts meine Meinungsfreiheit einschränken.
Zweitens: Ich lasse mich sicher nicht davon abhalten, für die Rechte der Ungeborenen einzutreten.
Drittens: Wie ist das mit Frauen, die sich für das Lebensrecht von Ungeborenen einsetzen? Dürfen die Ihrer Meinung nach Abtreibung kritisieren? Oder halten Sie die nicht für "aufgeklärt, klug und weitsichtig"?
Viertens: Wie gesagt: Ein Recht auf Abtreibung gibt es in Österreich de jure nicht. Sie sollten es deshalb korrekterweise auch nicht so nennen.
Fünftens: Diese Seite macht reichlich vom Recht Gebrauch, ungefragt von außen die Kirche zu kritisieren. Es ist gut, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo Sie das dürfen. Analog darf auch ich als Unbeteiligter die Abtreibungspraxis kritisieren. (Was ich zwar grundsätzlich mache, aber notabene nicht in meinem ursprünglichen Posting)
Rainer Bolz am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Schönecker.
Frauen müssen und können nur für sich selbst entscheiden, unabhängig von mehr oder weniger klaren Gesetzestexten.
Die Freiheit der Frauen steht immer an erster Stelle, so hat meine Mutter schon vor vielen Jahren entschieden. Zum Glück gab es auch damals kluge und weitsichtige Ärzte die ihr geholfen haben.
Und das war gut so.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Bolz!
Zunächst: Frauen, die Abtreibungen kritisieren, können hoffentlich auch selbstverständlich eine Demonstration anmelden und durchführen.
Zur Sache:
Für mich steht an erster Stelle nicht die Freiheit - sei es die der Frauen oder der Männer - sondern das Leben. Das Recht auf Leben mag zwar nicht das höchste Gut sein, aber es ist das fundamentalste, weil alle anderen Güter und Rechte von ihm abhängen.
Und damit sind wir bei den Fragen, auf die jede sachliche Abtreibungsdebatte hinausläuft:
1) Was ist Leben?
2) Was ist ein Lebewesen?
3) Was ist ein Mensch? (Genauer: Was macht ein Lebewesen zu einem Menschen?)
4) Woher kommt bzw. wer verleiht das Recht auf Leben?
Wenn sich herausstellen sollte, dass ein Embryo ein Mensch mit Recht auf Leben ist, dann kommt als fünfte Frage dazu:
5) Gibt es ein Ausmaß an Leid, das es rechtfertigt, einen unschuldigen Menschen zu töten?
Diese Fragen sind überraschend schwer zu beantworten. Jedenfalls kenne ich keine allgemein verbindliche Antwort. Genetiker, Mediziner und Juristen werden recht unterschiedliche Ansatzpunkte und entsprechend recht unterschiedliche Antworten haben.
Ich vertrete den einfachen Standpunkt: Solange wir nicht einwandfrei wissen, dass der Embryo KEIN Mensch ist, dürfen wir ihn nicht töten (lassen). Auch die Mutter darf das nicht. Genauso, wie sie es nach der Geburt nicht darf.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Kurz und knapp, die o. a. Ausführungen muß jede Frau für sich beantworten. Und noch einmal, nur die Frauen, dazu benötigen sie keine Bevormundung von wem auch immer.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Wenn eine Frau überlegt, ihr neugeborenes Kind zu töten (was ja ab und zu wirklich geschieht) - benötigt sie dann auch "keine Bevormundung von wem auch immer"?
Zu Ihrer letzten Anmerkung: Es gibt betroffene Frauen, die Ihrer Aussage widersprechen. Auch die sollten Sie ernst nehmen.
Rainer Bolz am Permanenter Link
S.g. Herr Schönecker,
Sie sollten den Unterschied zwischen einem Biologischen Zellhaufen und einem neugeborenem Kind kennen.
Kinder benötigen bis zum Ende ihrer Ausbildung ca. 300.000.- oder mehr.
Diese finanziellen Mittel kann nicht jeder aufbringen.
Warum sponsert denn die Kirche nicht im vollen Umpfang?
Gerade Alleinerziehende Mütter geraten ganz schnell in prekäre Situationen, dann ist es weitsichtig und sinnvoll einen Schwangerschaftsabbruch rechtzeitig vorzunehmen.
Glücklicherweise haben viele Frauen das erkannt.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Bolz,
"Sie sollten den Unterschied zwischen einem Biologischen Zellhaufen und einem neugeborenem Kind kennen."
- nein, ich kenne keinen prinzipiellen Unterschied.
Ob es uns passt oder nicht: Auch Sie und ich sind biologische Zellhaufen. Ziemlich gut organisierte Zellhaufen. Aber das trifft auch für ein neugeborenes Kind zu.
Unterschiede sind: Ein neugeborenes Kind kann alleine atmen und verdauen, es kann sehen und schreien. Aber nichts davon kann mit dem recht auf Leben in Beziehung stehen.
Oder würden Sie sagen, dass ein Mensch, der blind oder taub oder stumm ist oder eine Atemhilfe benötigt, deshalb weniger Recht auf Leben hätte?
Viele leiten das Recht auf Leben von der Selbsterkenntnis ab. Der berühmte Philosoph Peter Singer spricht deshalb einem neugeborenen Kind konsequenterweise ein niedrigeres Recht auf Leben zu als einem erwachsenen Menschen. Das widerstrebt meinem Menschenbild und meinem Instinkt völlig.
Wo sehen Sie denn den Unterschied?
Die Kirche sponsert nicht in vollem Umfang, weil Menschen zunächst für sich selbst verantwortlich sein sollen. Aber ich kenne in Wien Mutter-Kind-Heime der Erzdiözese Wien für Härtefälle. Vor allem für Alleinerziehende gibt es viele Angebote.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Schönecker,
......die Kirche sponsert nicht in vollem Umfang, weil Frauen zunächst für sich selbst verantwortlich sein sollen.
Als Unendlich Frauenverachtend betrachte ich es, wenn man Frauen die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruch nehmen will.
So ist es nun einmal, - dazu kommt selbstverständlich die Argumentation von Peter Singer, die offensichtlich eine breite Mehrheit findet.
Allein erziehende Mütter sind oft genug auch Sozialfälle, immer knapp bei Kasse, keine vernünftige Ausbildung, - Schuld haben immer die anderen.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Mein Bauch gehört mir" - Ein Embryo ist aber kein Teil des Bauches. Der Bauch ist nur der Aufenthaltsort des Embryos.
Ich betrachte den Embryo als einen anderen Menschen. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau endet folglich beim Embryo.
Bei "Verantwortung" denke ich nicht nur an Verantwortung für mich selbst. Menschen sind auch füreinander verantwortlich. Dort, wo die Abhängigkeit besonders groß ist, dort ist auch die Verantwortung besonders groß.
Eine Mutter ist also besonders für ihr Kind verantwortlich. Je jünger das Kind, desto größer die Verantwortung.
Die Verantwortung des Kindsvaters, eventuell anderer Verwandter, zuletzt der Gesellschaft und des Staates, dürfen nicht vergessen werden, sind aber nicht so unmittelbar wie die der Mutter.
"Frauenverachtend" ist ein Schlagwort. Ich verachte Frauen nicht. Ich bezechne ja Sie auch nicht als kinderverachtend. Das Thema ist zu wichtig, um mit Emotionen zu spielen.
Auch die Schuldfrage habe ich nicht aufgeworfen. Bei einer Notsituation geht es darum zu helfe, nicht Schuldige zu suchen.
Das Töten eines Menschen, den man nicht einmal nach seiner Meinung fragen kann, halte ich nicht für eine Hilfe. Deshalb schließe ich diese Option kategorisch aus.
Gerhard am Permanenter Link
Es ist doch geradezu grotesk, wenn die Zeitschrift EMMA sich darüber aufregt, dass hunderttausenden Kindern jedes Jahr das Recht genommen wird, überhaupt geboren zu werden - solange es sich um ungeborene Mädchen aus I
Zitat:"Hunderttausenden Mädchen wird jedes Jahr das Recht genommen, überhaupt geboren zu werden, der Ultraschall macht’s möglich."
http://www.emma.de/artikel/indien-auch-frauen-sind-menschen-266281
Martin Mair am Permanenter Link
In Österreich war übrigens Teil der "Fristenregelung" dass auch begleitende Massnahmen zur Vermeidung von Abtreibungen gemacht werden, damit frau nach Möglichkeit erst gar nicht in die Notlage kommt zu entsc
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Super, bei der Sterbehilfe ist auch noch viel zu tun in Sachen Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Karin