Im spanischen Ceuta hat jetzt das Umhertragen einer Statuette für die Entlassung eines hochrangigen Würdenträgers gesorgt. Es war der elefantenköpfige Hindu-Gott Ganesha, der seinem Kollegen Jahwe vom Christentum einen Besuch abstattete: ein äffchengroßes, bunt verziertes Götterabbild, das auf einem kleinen Thron getragen wurde, durch Ceuta hin zur "Kirche der Heiligen Maria von Afrika" und dort auch hinein. In der Kirche empfing man den Gott der Weisheit und der Künste standesgemäß mit ein wenig Chorgesang, Weisheit und Künste können ja eigentlich nie schaden, Musik auch nicht – sollte man meinen. Allerdings hat eine verletzliche Seele doch aufgeschrien: der Bischof von Cadiz und Ceuta, Rafael Zornoza Boy.
Gemäß eigener Verlautbarung hat der arme Kerl tiefe Schmerzen erlitten, und andere Jahwe-Fans mit ihm – oft hat das Glauben an Götter ja gar nicht den Effekt, Leute in ihrem Leben zu stärken, sondern dauernd tut ihnen etwas weh. Weil andere Leute vielleicht etwas anderes glauben, oder gar nichts glauben, oder schon die Frage nach dem Glauben ihnen wumpe ist. Da haben die Gläubigen dann Aua, eine Art Phantomschmerz ist das, so groß ist ihr Mitgefühl mit den anderen, verlorenen Seelen.
Was also tun in einer solchen Welt voller Leid? Als Bischof weiß man sich zu helfen. Denn man hat ja eine vielfältig verwendbare Gebrauchsanweisung für die Glaubenspraxis, Bibel genannt. Sie erzählt, was zu tun ist: Wenn jemand sich in unangemessener Weise um Weisheit bemüht, gibt’s Platzverweis, und zwar forever. Die einen naschen vom Baum der Erkenntnis. Die anderen lassen den Gott der elefantösen Bildung in alte christliche Gemäuer. Das sind strukturell vergleichbare Taten. Es muss also jemand fliegen. Die Hindus kann man ja leider nicht aus der Kirche kicken. Also hat der Bischof wenigstens ganz jemand anderen gefeuert – den zuständigen Generalvikar Juan José Mateos. Zeigefinger vom Himmel, Theaterdonner – und raus bist du. Rolemodel Jahwe. Der Adam und Eva erschafft, ihnen Neugier mitgibt, ihnen einen mysteriösen Baum hinstellt – um sich dann darüber aufzuregen, wenn passiert, was passieren muss. Fiese Type, und vielleicht im Endeffekt auch gar nicht so schlau wie immer getan wird. Kein Wunder, dass ein kleiner, kluger Elefant Panik auslöst unter seinen treuesten Verehrern.
Interessant ist bei all dem die Frage, was der arme, nun geschasste Herr Mateos denn hätte tun sollen, um seinen Rauswurf zu verhindern? Hätte es genügt, sich mit dem Ausruf "Du sollst keine Götter haben neben mir!" auf den (übrigens biologisch abbaubaren) Ganesha zu stürzen? Hätte er sich in ein Handgemenge begeben müssen mit den feierwütigen Hindus? Was hätte Jesus getan?
"Hej, hallo Elefantenmann, komm doch rein." Hätte der wohl gesagt. Vermuten wir einfach mal. Wobei das natürlich Spekulation bleibt. Eines ist klar: Jesus wäre auf gar keinen Fall entlassen worden. Wie aber sichert sich nun der nächste Generalvikar ab? Vielleicht zieht er Inspiration aus seiner Umgebung und baut einen großen, tüchtigen Zaun um seine Kirche. Es ist ja Ceuta, eine der beiden spanischen Exklaven in Nordafrika. Somit EU-Gebiet. Hier muss man nur an die Stadtgrenzen gehen, um zu sehen, wie das christliche Abendland einen erfolgreichen Abwehrkampf gegen zudringliche Elemente führt.
9 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Der Grenzzaun von Ceuta: https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzzaun_bei_Ceuta
Stefan Dewald am Permanenter Link
Hier gibt's Mimimi: http://www.kath.net/news/60751
Und da: https://www.domradio.de/themen/weltkirche/2017-08-30/hindu-feier-katholischer-kirche-sorgt-fuer-skandal-ceuta
Klaus Bernd am Permanenter Link
Soviel zur "Ökumene". Da hat so ein mickriger Generalvikar wohl seine Kompetenzen überschätzt.
Übrigens, der historische Jesus ist schon längst entlassen ! :-)
Das hat schon Paulus besorgt. Heute herrscht der Jesus, den Ratzinger sich für seine 3 voluminösen Bände aus den Fingern gezutzelt hat.
Wolfgang am Permanenter Link
Dummheit und Angst oder auch umgekehrt kehren in der Welt umher und kein Ende ist abzusehen. Oder war das Karneval??
Hans Trutnau am Permanenter Link
Glauben ist mir "wumpe". Herrlich (Fraulich). Steht sogar im Duden.
Gerade noch rechtzeitig gesehen, dass die blöde Autokorrektur hier aus wumpe Wimpern machte.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Auf meinem Monitor sitzt ein kleiner Ganesha aus Messing. Kann es sein, dass er mich plötzlich angrinst?
Tobias Seyb am Permanenter Link
Autsch - da tut mir auch was weh. Nicht dass ich dem Katholizismus den geringsten Wert zuschreiben würde, aber was hat ein Hindugötze in einer katholischen Kirche verloren?
Wenn hier nicht wichtige Informationen fehlen, wird die Beliebigkeit immer größer.
Kay Krause am Permanenter Link
Obwohl ich an seine Existenz nicht glaube, stelle ich mir den persönlich existierenden katholischen Gott auf Wolke Nr.7 sitzend, die Welt von oben betrachtend vor, täglich 24 Stunden damit beschäftigt, den Kopf zu sch
Und hätte die katholische Kirche bereits zu Jesus' Lebzeiten existiert, so hätte man ihn dort natürlich nicht "entlassen" müssen/können. Nein, man hätte ihn -als Juden - gar nicht erst "hineingelassen"!
Markus Schiele am Permanenter Link
Oh Boy!