Island

Ausgeglaubt: Religion der Kirchensteuerrückzahlung am Ende

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Vor zwei Jahren erlebte sie einen beispiellosen Boom und bereicherte die Nachrichtenschlagzeilen weltweit. Jetzt ist die Glaubensgemeinschaft der Zuisten in Island am Ende.

Am Anfang war der Glaube an alte sumerische Götter. Ihnen zu huldigen, hatten sich im kleinen Island über dreitausend Menschen zusammen gefunden - ungefähr ein Prozent der Inselbewohner. Ihrer religiösen Erweckung voraus ging eine landesweite Debatte über die dortige Kirchensteuer, das "Sóknargjald": Auf Island zieht der Staat Geld ein und weist es derjenigen weltanschaulichen Gruppierung zu, für die der zahlende Mitbürger registriert ist. Wer sich nirgends zugehörig fühlt, zahlt trotzdem. Das Geld geht dann an staatliche Einrichtungen. Es ist dies eine Regelung, die nicht nur religionsfreien Isländern aufstößt, sondern auch vielen Datenschützern, die jeden Glauben oder Nichtglauben als Privatsache behandelt sehen wollen.

In diese doppelte Unzufriedenheit hinein entstand der Boom des Zuismus, der noch im Jahr 2014 bescheidene zwei Anhänger hatte. Diese erfreuten sich der Zusicherung, dass ihre Kirche die Weltanschauungssteuer an ihre Mitglieder zurückzahlen werde. 2015 machte diese Ankündigung die Runde in den sozialen Netzwerken. Auf Island den Glauben zu wechseln ist einfach, ein Klick auf einer staatliche Website genügt. Am Ende des Jahres waren die Zuisten zu einer der stärksten Religionsgemeinschaften des Landes geworden, ja, sie hatten nach Mitgliederanzahl sogar den Glauben an die alten nordischen Götter überflügelt. Zu Lieblingen der Medien wurden sie nebenher auch.

Wie sie ihren Glauben lebten, darüber ist nie viel bekannt geworden. Einige Neu-Zuisten, so ist überliefert, bekundeten eines Tages überraschend Interesse an einem zuistischen Gottesdienst. Daraufhin hat man gemeinsam ein paar sumerische Gedichte gelesen.

Ansonsten wehte schon bald ein starker Gegenwind: Die Finanzbehörden ließen wissen, sie würden die zurückgezahlte Glaubenssteuer als Einkommen anrechnen, also wiederum besteuern. Zudem war schon länger nicht mehr klar, wer überhaupt Repräsentant der Gemeinschaft war, zwei verschiedene Oberhirten reklamierten den Zuismus für sich. Wie die norwegische Humanistenzeitschrift Fri Tanke berichtet, hat dieser Tage nun ein Gericht auf Island entschieden: Keiner der beiden Anwärter sei als rechtmäßiger Vertreter der Vereinigung legitimiert. Und, wichtiger: Den Zuisten sei der Status als Religion abzuerkennen. Ohne eine spirituelle und theologische Heimat stehen sie nun da. Zahlen müssen sie weiter. Bjarni Jónsson, Generalsekretär des Verbands der Ethischen Humanisten auf Island (Siðmennt) hat bereits spekuliert: "Wir hoffen, dass einige von ihnen das Licht erkennen und den Weg zu uns finden."