Brasilien: Richter ließ schwulen Netflix-Jesus löschen

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Die Jesus-Satire einer brasilianischen Comedy-Truppe beim Streamingdienst Netflix hatte christliche Gemüter erschüttert. Es folgten fast so viele Gerichtsurteile, wie das fliegende Spaghettimonster nudelige Anhängsel hat, so dass die meisten auf Netflix nachsehen, ob der Kurzfilm um einen womöglich homosexuellen Jesus gerade mit richterlichem OK online oder gelöscht worden ist.

Wie der hpd berichtete, hatte der brasilianische Netflix-Kurzfilm "A Primeira Tentação de Cristo" (Die erste Versuchung Christi) der Comedy-Truppe Porta Dos Fundos ("Hintertür") für reichlich Aufregung in christlichen Wohnzimmern gesorgt. Ein zunächst eingeschaltetes Gericht entschied, dass die Satire im Netflix-Programm bleiben dürfe.

Nach einer umfangreichen christlichen Petition und sogar einem Brandanschlag auf das Büro der Comedy-Truppe, entschied der als nächstes mit einer Entscheidung betraute Richter Benedicto Abicair sich für die Zensur. Netflix musste den Kurzfilm löschen. Abicair begründet seine Entscheidung damit, dass die Löschung von Vorteil sowohl für die christliche Gemeinschaft als auch die überwiegend christliche Gesellschaft Brasiliens sei.

Was christliche Hardliner freute, sehen andere kritisch bis humorig. So ließ O Globo die Attacke auf Porta Dos Fundos beleuchten und als Angriff auf den Humor einordnen und stellte die Frage, warum der volltrunkene Jesus des vorjährigen Filmes nicht annähernd die Aufregung hervorrief wie der potentiell homosexuelle Jesus des aktuellen Weihnachtskurzfilmes.

Journalistas Livres verschafften Einblicke in die Veröffentlichungen Richter Abicairs, der sich zur anwaltlichen Bekleidung ebenso äußerte wie zu der von Hunden und schwitzigen Flugzeugpassagieren und sich für Wohngeld für Richter einsetzte, weil diese ein schwieriges und aufopferndes Leben führen.

Nicht zu vergessen waren auch die Fragen, die El País aufwarf. Immerhin weiß ja tatsächlich niemand, was Jesus während seiner 40 Tage in der Wüste mit wem getrieben hat und wie jemand etwas gegen einen liebenden Jesus haben könne.

Zuletzt hatte der Obsterste Gerichtshof in Brasilien gegen die Zensur entschieden und das Verbot des Filmes aufgehoben. Gerichtspräsident José Antonio Dias Toffoli begründete seine Entscheidung damit, dass Satire kaum die Macht habe, den in Brasilien verwurzelten Glauben zu erschüttern.

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