Nachdem die Bundesnetzagentur in den letzten Monaten vermehrt Störungsmeldungen von Amateurfunker:innen erhalten hatte, ist der Schuldige nun gefunden: Es handelt sich um einen hochfrequenten Wasservitalisierer, der in esoterischen Kreisen großes Ansehen genießt und sogar in Arztpraxen Anwendung findet. Dem Hersteller zufolge dient das Gerät dazu, Wasser "zu informieren beziehungsweise zu strukturieren und zu energetisieren". Die Bundesnetzagentur hat den Verkauf sowie die weitere Nutzung des Geräts nun untersagt.
Die Energiefelder des Körpers werden aktiviert!
Selbstheilungskräfte werden angesprochen!
Gesundes, hexagonales Wasser ist die Basis von Gesundheit und Wohlbefinden!
Und das alles ohne Nebenwirkungen!
Mit diesen kernigen Slogans bewirbt die deutsche Website "wasserstrukturierer.de" das Gerät der schweizer Firma "Wassermatrix AG". Der Hersteller allerdings betont, dass "keine Heilversprechungen abgegeben" würden.
Die Bundesnetzagentur hat nun festgestellt, dass die Handsonde unzulässig hohe Strahlungswerte aussendet. "Die Funkstörung betrifft den Frequenzbereich zwischen 144 bis 146 Megahertz", sagte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur dem IT-Newsportal golem.de. Auf der Website des Schweizer Herstellers ist mittlerweile, wenngleich ziemlich gut versteckt, ein Warnhinweis zu finden.
Verkauft wird der Oszillator laut Bundesnetzagentur für knackige 8.000 Euro. Die den Skeptiker:innen nahestehende Website Psiram nennt einen Preis zwischen 3.000 und 8.000 Euro. Gut 2.400 Mal wurde das Gerät der Bundesnetzagentur zufolge nach Deutschland verkauft.
Die Wassermatrix AG hat also allein auf dem deutschen Markt Millionenumsätze erzielt, indem sie eben jenen Menschen, die ihre Smartphones in Alufolie wickeln und aus gesundheitlicher Überzeugung keinen Drucker besitzen, eine Handsonde verkauft hat, die überhaupt nichts tut, außer genau das, wovor der Aluhut schützen soll: strahlen.
Der deutsche Händler wirbt auf seiner Website unter anderem mit einem Video, das vermeintliche positive Erfahrungen im ärztlichen Alltag schildert. In diesem und weiteren Werbevideos kommt immer wieder ein gewisser Arthur Tränkle zu Wort. Der Unternehmensberater verdient seit längerem an esoterischem Spielzeug und sei auch der Wassermatrix AG zuzuschreiben, so Psiram.
Bei dem Gerät handelt es sich faktisch um eine Neuauflage des von Georges Lakhovsky erfundenen Multiwellenoszillators. Lakhovsky postulierte 1937 intrazelluläre elektromagnetische Schwingungen, die er mit seiner Technik zu beeinflussen gedachte. Der russische Erfinder behauptete damals sogar, mit seinem Gerät Krebserkrankungen behandeln zu können. In den USA sind Mikrowellenoszillatoren bereits vor Jahren von der Food and Drug Administration wegen Quacksalberei verboten worden.
Selbst der Hersteller fordert auf der Website "den Einsatz des gesunden Menschenverstandes". Sollten Sie mal nach der Definition des Begriffs "postironisch" gefragt werden: Das ist sie. Wenn Ihnen demnächst also jemand einen Schluck "hexagonales Wasser" anbietet, sollten Sie zu ihrer eigenen Sicherheit schnellstens die Flucht ergreifen, bevor ihr "gesunder Menschenverstand" noch wegoszilliert wird.
8 Kommentare
Kommentare
David Z am Permanenter Link
"... und sogar in Arztpraxen Anwendung findet."
Laien dürfen Schwachsinn glauben. Aber von einem Profi muss man mehr erwarten dürfen. Wie kann es sein, dass diese Ärzte nicht ihre Zulassung verlieren?
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Die gleiche Frage gilt auch für Homöopathie-Ärzte/innen. Und die Antwort ist wie immer: Irgendein Entscheidungsträger/in verdient direkt oder indirekt daran.
Giordano Bruno am Permanenter Link
Scharlatanen Humbug!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hexagonales Wasser ist natürlich Quatsch. Nur tetraedrisches Wasser wirkt. Meine Erfindung. Läuft.
Rudolf H. am Permanenter Link
Hexagonales Wasser kann an einem heißen Sommertag in Whisky oder Cola Wunder wirken. Man kann es einfach in einem Gefrierfach herstellen, die meisten Menschen nennen es Eis.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Da haben Sie den feinen S/ Unterschied \S nicht bemerkt.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
So einen Quatsch zu verbieten wäre Aufgabe des Verbraucherschutzministeriums. Die Liste der sinnlosen Sachen könnte sogar deutlich erweitert werden. Ich kann akzeptieren, dass z.B.
M.S. am Permanenter Link
In Deutschland ist halt Quacksalberei nicht verboten. Aber zumindest das Stören der Amateurfunker kann sanktioniert werden. Kreative Idee :)